Čís. položky 64 V


1938 Lancia Aprilia Berlina Lusso


1938 Lancia Aprilia Berlina Lusso - Historická motorová vozidla

Aus österreichischem Familienerstbesitz
Eines der fortschrittlichsten Automobile seiner Zeit
Der letzte Entwurf von Vincenzo Lancia
Startberechtigt bei der Mille Miglia


Schon 1934, als die Augusta gerade erst einmal ein Jahr alt war, begann Vincenzo Lancia mit der Entwicklung eines neuen Mittelklassewagens. Stromlinie war damals der letzte Schrei und die neue Mode machte auch vor Lancia nicht halt. Nicht ganz unbeteiligt am Design der Aprilia war ein junger Battista Farina, die Form aber gab der Windkanal des Politecnico di Torino vor. Und die war rund, fast ohne Ecken und Kanten, lediglich der große Kühler stand steil im Wind. Die Aerodynamik ging keineswegs zu Lasten der Passagiere, im Gegenteil, der Innenraum war geräumiger als in der Augusta. Unter das Blech packte Vincenzo Lancia alles, was damals all’avanguardia war. Vorne arbeitete wieder ein V4-Motor, der aus 1.352 ccm 47 PS schöpfte, die selbsttragende Karosserie kam wieder ohne B-Säulen aus, die Bremsen an der Hinterachse lagen innen, an der Vorderachse waren die Räder einzeln aufgehängt. Was nach Rennsport klang, baute Lancia in seine kleine Aprilia. In dieser Klasse war man damit über jegliche Konkurrenz erhaben.

Die Reaktion des Publikums war anfangs verhalten, man traute so viel Science Fiction nicht so recht. Erst als sich die Aprilia als problemlos erwies und bei diversen Rennstrecken zu reüssieren begann. Neben der Limousine konnte auch die Aprilia als Fahrgestell geliefert werden. Daran wussten sich alle namhaften Karosseure ihrer Zeit mit mehr oder weniger gelungenen Entwürfen zu verwirklichen. Die Produktion begann im französischen Werk, wo sie als Ardennes gebaut wurde, eher als in der italienischen Heimat. Mit Citroëns Traction Avant und Fiats 1500 hatte die Aprilia da wie dort Mitbewerber mit überlegener monetärer Potenz im Hintergrund. Vincenzo Lancia erlag am 15. Februar 1937 einem Herzinfarkt und erlebte den Produktionsbeginn seiner Aprilia in Italien nicht mehr mit. Sein Sohn Gianni führte an seiner Stelle die Geschäfte fort. 1939 folgte eine zweite Serie der Aprilia mit größerem Hubraum und optischen Retuschen. Bis 1949 blieb die Aprilia im Programm und nicht einmal der Weltkrieg konnte ihre Produktion stoppen. Nach gut 27.000 gebauten Stück endete schließlich ihre Produktion.

Ihr guter Ruf eilte den Lancias auch in den Norden über die Dolomiten hinaus. In Wien fand sich am Stubenring mit Smoliner & Kratky eine umtriebige Vertretung, die seit 1925 den gesamten deutschsprachigen Raum mit Lancias versorgte. Am 8. Oktober 1938 wurde für diese Aprilia Berlina Lusso der Typenschein mit der Nummer 33 von Smoliner & Kratky ausgestellt. Ausgeliefert wurde sie nach Lienz und dort am 5. November auf ihren ersten Besitzer zugelassen. Dabei handelte es sich um den Schwiegervater der aktuellen Besitzerin, was in anderen Worten heißt, dass sich die Aprilia seit Anbeginn, also seit bald 83 Jahren, im Familienerstbesitz befindet!

Laut mündlichen Überlieferungen soll der Schwiegervater die Aprilia auch im sportlichen Wettbewerb bewegt haben. Dass die kleinen Lancias dafür prädestiniert waren zeigen die Startlisten der zeitgenössischen Rennen. Bei der Mille Miglia etwa wimmelte es nur so von Aprilias und auch bei den Alpenfahrten waren sie alles andere als unterrepräsentiert . Rudolf Smoliner selbst pilotierte diverse Aprilias und Ardeas in den Tourenwagenklassen der frühen Nachkriegsrennen.

Der Schwiegervater behielt seine geliebte Aprilia bis ins hohe Alter und gab sie erst 2005, ein Jahr vor seinem Tod, an die nächste Generation weiter. Die machten sich erstmal daran, die ganz original erhaltene, aber in die Jahre gekommene Berlina wieder flott zu machen, wovon heute noch zahlreiche Rechnungen und Fotos zeugen. Mit dem Interieur setzte sich erst kürzlich der Autor dieser Zeilen auseinander, denn die alten Kunstlederbezüge schienen tatsächlich nur Schonbezüge zu sein. Erst unmittelbar vor dem Fotografieren wurde ein Blick darunter gewagt und 20 Minuten später waren unter großem Staunen die original erhaltenen, nahezu unberührten Sitze freigelegt und die Aprilia um eine weitere Sensation reicher. Um die Türverkleidungen darf sich der neue Besitzer kümmern, doch auch darunter schlummert noch der wunderbare, originale Stoff.

Nachdem die Aprilia nun schon knappe drei Jahre auf ihre nächste Ausfahrt wartet, wird ein Service sicherlich nicht von Nachteil sein. Die kleine Berlina wird es ihrem neuen Besitzer danken, der – unglaublich, aber wahr – der erste nach 83 Jahren sein wird, der einen anderen Namen trägt.

Chassis: 38-7872
Motor: 9623
Papiere: Österreichische Einzelgenehmigung, Unbedenklichkeitsbescheinigung von 2005

16.10.2021 - 16:00

Dosažená cena: **
EUR 35.650,-
Odhadní cena:
EUR 25.000,- do EUR 35.000,-

1938 Lancia Aprilia Berlina Lusso


Aus österreichischem Familienerstbesitz
Eines der fortschrittlichsten Automobile seiner Zeit
Der letzte Entwurf von Vincenzo Lancia
Startberechtigt bei der Mille Miglia


Schon 1934, als die Augusta gerade erst einmal ein Jahr alt war, begann Vincenzo Lancia mit der Entwicklung eines neuen Mittelklassewagens. Stromlinie war damals der letzte Schrei und die neue Mode machte auch vor Lancia nicht halt. Nicht ganz unbeteiligt am Design der Aprilia war ein junger Battista Farina, die Form aber gab der Windkanal des Politecnico di Torino vor. Und die war rund, fast ohne Ecken und Kanten, lediglich der große Kühler stand steil im Wind. Die Aerodynamik ging keineswegs zu Lasten der Passagiere, im Gegenteil, der Innenraum war geräumiger als in der Augusta. Unter das Blech packte Vincenzo Lancia alles, was damals all’avanguardia war. Vorne arbeitete wieder ein V4-Motor, der aus 1.352 ccm 47 PS schöpfte, die selbsttragende Karosserie kam wieder ohne B-Säulen aus, die Bremsen an der Hinterachse lagen innen, an der Vorderachse waren die Räder einzeln aufgehängt. Was nach Rennsport klang, baute Lancia in seine kleine Aprilia. In dieser Klasse war man damit über jegliche Konkurrenz erhaben.

Die Reaktion des Publikums war anfangs verhalten, man traute so viel Science Fiction nicht so recht. Erst als sich die Aprilia als problemlos erwies und bei diversen Rennstrecken zu reüssieren begann. Neben der Limousine konnte auch die Aprilia als Fahrgestell geliefert werden. Daran wussten sich alle namhaften Karosseure ihrer Zeit mit mehr oder weniger gelungenen Entwürfen zu verwirklichen. Die Produktion begann im französischen Werk, wo sie als Ardennes gebaut wurde, eher als in der italienischen Heimat. Mit Citroëns Traction Avant und Fiats 1500 hatte die Aprilia da wie dort Mitbewerber mit überlegener monetärer Potenz im Hintergrund. Vincenzo Lancia erlag am 15. Februar 1937 einem Herzinfarkt und erlebte den Produktionsbeginn seiner Aprilia in Italien nicht mehr mit. Sein Sohn Gianni führte an seiner Stelle die Geschäfte fort. 1939 folgte eine zweite Serie der Aprilia mit größerem Hubraum und optischen Retuschen. Bis 1949 blieb die Aprilia im Programm und nicht einmal der Weltkrieg konnte ihre Produktion stoppen. Nach gut 27.000 gebauten Stück endete schließlich ihre Produktion.

Ihr guter Ruf eilte den Lancias auch in den Norden über die Dolomiten hinaus. In Wien fand sich am Stubenring mit Smoliner & Kratky eine umtriebige Vertretung, die seit 1925 den gesamten deutschsprachigen Raum mit Lancias versorgte. Am 8. Oktober 1938 wurde für diese Aprilia Berlina Lusso der Typenschein mit der Nummer 33 von Smoliner & Kratky ausgestellt. Ausgeliefert wurde sie nach Lienz und dort am 5. November auf ihren ersten Besitzer zugelassen. Dabei handelte es sich um den Schwiegervater der aktuellen Besitzerin, was in anderen Worten heißt, dass sich die Aprilia seit Anbeginn, also seit bald 83 Jahren, im Familienerstbesitz befindet!

Laut mündlichen Überlieferungen soll der Schwiegervater die Aprilia auch im sportlichen Wettbewerb bewegt haben. Dass die kleinen Lancias dafür prädestiniert waren zeigen die Startlisten der zeitgenössischen Rennen. Bei der Mille Miglia etwa wimmelte es nur so von Aprilias und auch bei den Alpenfahrten waren sie alles andere als unterrepräsentiert . Rudolf Smoliner selbst pilotierte diverse Aprilias und Ardeas in den Tourenwagenklassen der frühen Nachkriegsrennen.

Der Schwiegervater behielt seine geliebte Aprilia bis ins hohe Alter und gab sie erst 2005, ein Jahr vor seinem Tod, an die nächste Generation weiter. Die machten sich erstmal daran, die ganz original erhaltene, aber in die Jahre gekommene Berlina wieder flott zu machen, wovon heute noch zahlreiche Rechnungen und Fotos zeugen. Mit dem Interieur setzte sich erst kürzlich der Autor dieser Zeilen auseinander, denn die alten Kunstlederbezüge schienen tatsächlich nur Schonbezüge zu sein. Erst unmittelbar vor dem Fotografieren wurde ein Blick darunter gewagt und 20 Minuten später waren unter großem Staunen die original erhaltenen, nahezu unberührten Sitze freigelegt und die Aprilia um eine weitere Sensation reicher. Um die Türverkleidungen darf sich der neue Besitzer kümmern, doch auch darunter schlummert noch der wunderbare, originale Stoff.

Nachdem die Aprilia nun schon knappe drei Jahre auf ihre nächste Ausfahrt wartet, wird ein Service sicherlich nicht von Nachteil sein. Die kleine Berlina wird es ihrem neuen Besitzer danken, der – unglaublich, aber wahr – der erste nach 83 Jahren sein wird, der einen anderen Namen trägt.

Chassis: 38-7872
Motor: 9623
Papiere: Österreichische Einzelgenehmigung, Unbedenklichkeitsbescheinigung von 2005


Horká linka kupujících Po-Pá: 10.00 - 16.00
oldtimer@dorotheum.at

+43 1 515 60 428
Aukce: Historická motorová vozidla
Typ aukce: Sálová aukce s Live bidding
Datum: 16.10.2021 - 16:00
Místo konání aukce: Messezentrum Salzburg
Prohlídka: Freitag, 15.10.2021 bis Samstag, 16.10.2021 09-18 Uhr


** Kupní cena vč. poplatku kupujícího a DPH

Není již možné podávat příkazy ke koupi přes internet. Aukce se právě připravuje resp. byla již uskutečněna.