(Triest 1940 geb.)
Dinamica circolare 6 B, rücks. zweimal betitelt, signiert und datiert m. apollonio 1967, Emailfarbe auf Tafel, Drehmechanismus, Dm. 100 cm

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Provenienz:
Die Künstlerin
Galleria 10 A.M. Art, Mailand
dort vom heutigen Besitzer erworben –
Europäische Privatsammlung

Ausgestellt:
Mailand, Le Nuove Tendenze. Rivelazioni di un’arte percettiva e sensoriale, costruttiva e interattiva, Galleria 10 A.M. Art, 18. Januar - 15. März 2014, Ausst.-Kat. S. 25 mit Abb., Edizione 10 A.M. Art, Mailand (Texte: Giovanni Anceschi).

Publiziert in:
Marina Apollonio. Retrospective Exhibition, Galleria 10 A.M. Art, Mailand, 10. Januar - 11. April 2015, Ausst.-Kat. S. 136, mit Abb., Edizione 10 A.M. Art, Mailand, (Texte: Joe Houston, Ugo Savardi und Bianca Maria Menichini)

Marina Apollonios rotierende Kreisscheibe Dinamica circolare 6 B ist ein optisches Erlebnis, das die Grenzen unserer Wahrnehmung auslotet und erfahrbar macht. Das bewegte Bild erzeugt ein verstärktes Pulsieren im Auge, das sich schnell zu einer hypnotischen Wirkung steigert. Selbst im Ruhezustand der Scheibe bedeutet das Muster aus schwarzen und weissen, dezentral gesetzten Kreisringen noch eine Herausforderung für die sensorischen Voraussetzungen des Betrachters.

Entstanden zur Hochzeit der Op Art verkörpert das Werk die zentralen Ideen dieser in den 1960er-Jahren international bedeutenden Kunstrichtung. Ausgehend von Untersuchungen zu optischen Phänomenen und Wahrnehmungsprinzipien wie Kontrastwirkung, Überstrahlung, Nachbild, das Gefühl räumlicher Bewegung und simultanen Farbwirkungen ging es den KünstlerInnen um eine gezielte visuelle Irritation. Die Strategien der Op Art verhindern eine Adaptierung des Auges und schalten sich zwischen das Sehen und das Verstehen.

2007 im Zuge der beginnenden Wiederentdeckung und Neubewertung der Op Art präsentierte Marina Apollonia in der großen Überblicksausstellung der Frankfurter Schirn Kunsthalle ihr Werk Spazio ad attivazione cinetica 1967-1971/2007, eine begehbare rotierenden Scheibe mit 10 Metern Durchmesser. Ihre Überlegungen dazu haben auch für das vorliegende Werk volle Gültigkeit:

„Die kreisförmige Einheit erreicht ihre innere Aktivierung durch weiße und schwarze Muster: kurvenlineare und transaxiale Strukturen, konzentrische und exzentrische Kreise, Kreisbögen sowie deren Umwandlung in proportionale Strukturen, welche sich langsam abwechseln. Diese grafische Textur bildet die Grundlage für eine Raumerfassung, die ‚hineinziehend-ausbreitend‘ zugleich und dabei ‚fließend-elastisch‘ ist. (...) Jene kreisförmige Bewegung gibt dem Offensichtlichen eine neue Dimension und führt je nach Tempo zu einem Eindruck von Distanz und Näherung, virtueller Konkavität und Konvexität sowie einer pulsierenden Strömung der Linearmassen.“
Marina Apollonio, in: Op Art, Ausst.-Kat. Schirn Kunsthalle Frankfurt, Köln, König, 2007, S. 99