Gotthard Graubner *
(Erlbach, Vogtland, 1930–2013 Neuss)
Ohne Titel, 1967/68, auf der Rückseite signiert, datiert Graubner 1967/68, Öl auf Perlon über Schaumstoff auf Leinwand, 100 x 80 cm, gerahmt
Wir danken Kitty Kemr, Nachlass Gotthard Graubner, für die freundliche Unterstützung.
Provenienz:
Sammlung Erik und Lilott Berganus, Hamburg
Privatsammlung, Florida – 1996 bei Villa Grisebach, Berlin erworben (8.6.1996, Auktion 51, Lot 505)
Farbe = Verdichtung zum Organismus = Malerei
Gotthard Graubner, Malerei, Galerie Karsten Greve, Köln 1995, S. 10
Für Gotthard Graubner ist der Lichtwert einer betont materiell verkörperten Farbe von größter Bedeutung und nicht die Brechung des realen Lichts an dinglichen Oberflächen, die für die ZERO Künstler erste Priorität hatte. Seit 1962 vollzieht sich in Graubners Werk der Schritt von der Verkörperungstendenz der Farbmaterie hin zu Bildformen, bei denen saugende Materialien, wie Schwämme, Kissen oder Lappen eine bedeutende Rolle spielen. Nicht nur mit der Steigerung der Malfläche zum Bildvolumen zeigt sich Graubners künstlerischer Wille der Farbe ihren Raum zu geben, sondern er manifestiert sich ebenso sehr in der Beschaffenheit der Farbe selbst. Um sein Ziel zu erreichen entwickelte Graubner besondere Malverfahren und Malmaterialien. Der Gebrauch von nichtindustriellen Farben und spezieller Bindemittel ermöglicht dem Künstler zum einen einen matten Farbauftrag und die Subtilität mehrerer übereinander gelagerter Farbschichten. Dieses Eigenleben der Farben ließ Graubner sein Leben lang nicht mehr los. Er experimentierte, er tunkte Schwämme in dünnflüssige Farben und presste sie aus, er malte, er presste, malte und schüttete, wartete, ließ Pigmente in dicke Materialien einsickern, beobachtete und registrierte die Veränderung bei der Überlagerung der verschiedenen Farbschichten. Aus dem instrumentellen Gebrauch des Schwammes wird eine Bildform, die das Werkzeug zum Werk macht.
Die opaken Arbeiten aus der Zeit um 1968 zählen zu Graubners experimentellen Nebelräumen.
Der Betrachter tritt in einen undurchdringlichen opaken Aggregatszustand ein, der durch die Überspannung mit Perlon in diesem Werk noch betont wird, er befindet sich faktisch im Werk und wird von der Stofflichkeit des Bildes eingehüllt, die seinen Augensinn wie ein Gemälde des Realismus beschäftigt, ohne sich als Nebel zu verkörpern oder zu konkretisieren. Die Bildkörper lösen sich aus dem malerischen Kontext heraus, sie werden zu ästhetischen Objekten die die Zweidimensionalität zugunsten einer Skulpturalität aufgeben und eine Analogie zur Körpererfahrung des Betrachters bilden.
Gotthard Graubner, Malerei, Galerie Karsten Greve, Köln 1995, S. 10 ff.
31.05.2017 - 19:00
- Erzielter Preis: **
-
EUR 122.894,-
- Schätzwert:
-
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-
Gotthard Graubner *
(Erlbach, Vogtland, 1930–2013 Neuss)
Ohne Titel, 1967/68, auf der Rückseite signiert, datiert Graubner 1967/68, Öl auf Perlon über Schaumstoff auf Leinwand, 100 x 80 cm, gerahmt
Wir danken Kitty Kemr, Nachlass Gotthard Graubner, für die freundliche Unterstützung.
Provenienz:
Sammlung Erik und Lilott Berganus, Hamburg
Privatsammlung, Florida – 1996 bei Villa Grisebach, Berlin erworben (8.6.1996, Auktion 51, Lot 505)
Farbe = Verdichtung zum Organismus = Malerei
Gotthard Graubner, Malerei, Galerie Karsten Greve, Köln 1995, S. 10
Für Gotthard Graubner ist der Lichtwert einer betont materiell verkörperten Farbe von größter Bedeutung und nicht die Brechung des realen Lichts an dinglichen Oberflächen, die für die ZERO Künstler erste Priorität hatte. Seit 1962 vollzieht sich in Graubners Werk der Schritt von der Verkörperungstendenz der Farbmaterie hin zu Bildformen, bei denen saugende Materialien, wie Schwämme, Kissen oder Lappen eine bedeutende Rolle spielen. Nicht nur mit der Steigerung der Malfläche zum Bildvolumen zeigt sich Graubners künstlerischer Wille der Farbe ihren Raum zu geben, sondern er manifestiert sich ebenso sehr in der Beschaffenheit der Farbe selbst. Um sein Ziel zu erreichen entwickelte Graubner besondere Malverfahren und Malmaterialien. Der Gebrauch von nichtindustriellen Farben und spezieller Bindemittel ermöglicht dem Künstler zum einen einen matten Farbauftrag und die Subtilität mehrerer übereinander gelagerter Farbschichten. Dieses Eigenleben der Farben ließ Graubner sein Leben lang nicht mehr los. Er experimentierte, er tunkte Schwämme in dünnflüssige Farben und presste sie aus, er malte, er presste, malte und schüttete, wartete, ließ Pigmente in dicke Materialien einsickern, beobachtete und registrierte die Veränderung bei der Überlagerung der verschiedenen Farbschichten. Aus dem instrumentellen Gebrauch des Schwammes wird eine Bildform, die das Werkzeug zum Werk macht.
Die opaken Arbeiten aus der Zeit um 1968 zählen zu Graubners experimentellen Nebelräumen.
Der Betrachter tritt in einen undurchdringlichen opaken Aggregatszustand ein, der durch die Überspannung mit Perlon in diesem Werk noch betont wird, er befindet sich faktisch im Werk und wird von der Stofflichkeit des Bildes eingehüllt, die seinen Augensinn wie ein Gemälde des Realismus beschäftigt, ohne sich als Nebel zu verkörpern oder zu konkretisieren. Die Bildkörper lösen sich aus dem malerischen Kontext heraus, sie werden zu ästhetischen Objekten die die Zweidimensionalität zugunsten einer Skulpturalität aufgeben und eine Analogie zur Körpererfahrung des Betrachters bilden.
Gotthard Graubner, Malerei, Galerie Karsten Greve, Köln 1995, S. 10 ff.
Käufer Hotline
Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at +43 1 515 60 200 |
Auktion: | Zeitgenössische Kunst I |
Auktionstyp: | Saalauktion |
Datum: | 31.05.2017 - 19:00 |
Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
Besichtigung: | 20.05. - 31.05.2017 |
** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)
Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.