Lot Nr. 117


Michele Marieschi


Michele Marieschi - Alte Meister

(Venedig 1710–1744)
Der Campo Santi Giovanni e Paolo in Venedig mit der Westfassade der Kirche und der Scuola di San Marco,
Öl auf Leinwand, 62 x 97,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Galerie Delius Giese, London, 1939;
dort erworben durch die Sammlung Gordon Turner, London, 1939;
Sammlung Château de la Mormaire, Frankreich, spätestens 1951;
Weitergabe im Erbgang;
Auktion, Sotheby’s, New York, 27. Januar 2006, Lot 320 (als Michele Marieschi);
Auktion, Hampel, München, 4. Juli 2008, Lot 2009;
Europäische Privatsammlung

Eine spätere Fassung der vorliegenden Ansicht Michele Marieschis wurde von Toledano publiziert (siehe R. Toledano, Marieschi. L’Opera Completa, Mailand 1995, S. 93, Nr. V. 27.a; und F. Montecuccoli degli Erri/F. Pedrocco, Marieschi, Mailand 1999, S. 309, Nr. 87).

Im Jahr 1741 hat Marieschi dieselbe Darstellung des Campo Santi Giovanni e Paolo für seine in Venedig erschienene Ansichtensammlung Magnificentiores selectioresque Urbis Venetiorum prospectus gestochen. Der zweite Zustand des Kupferstichs trägt die Nummer 15 (die Abzüge des ersten Zustands wurden nicht gebunden).

Die Komposition des vorliegenden Gemäldes ist von einer Bildfindung Canalettos angeregt, die in der National Gallery of Art, Washington, aufbewahrt wird (siehe W. G. Constable, überarbeitet von J. G. Links, Canaletto, Oxford 1989, Nr. 307, datiert um 1731/1732).

In der eingangs erwähnten späteren Fassung des Bildthemas sowie im Kupferstich findet sich gegenüber Canalettos Version eine Veränderung: Die Kirchenfassade von Santi Giovanni e Paolo erscheint perspektivisch verzerrt als Dreiviertelansicht, sodass das Gebäude beinahe frontal und daher umfassender zu sehen ist. In dieser Hinsicht ist das vorliegende Gemälde die getreueste Nachempfindung von Canalettos Vorlage. Es folgt ihr jedoch nicht nur in der Perspektive, sondern auch in der Farbgebung, die kühler, glatter und klassizistischer scheint als in anderen Werken Marieschis. Trotz des Bestrebens des Künstlers, Canalettos koloristischer Eleganz nachzueifern, was möglicherweise auf den Wunsch eines Auftraggebers zurückzuführen ist, zeigt sich die für Marieschi charakteristische starke Pastosität etwa in den Hausfassaden links, im Sockel der Reiterstatue Bartolomeo Colleonis und in den vom Ufer heraufführenden Stufen. Angesichts der stilistischen und kompositorischen Treue zum Werk Canalettos ist das Gemälde in die mittlere Schaffensphase von Michele Marieschis kurzer künstlerischer Laufbahn – zwischen 1733 und 1735 – zu datieren, unmittelbar vor den für Schulenburg ausgeführten Aufträgen. Toledano hat die Zuschreibung an den Künstler nach Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original bestätigt und darauf hingewiesen, dass er für die Ausführung der Hintergrundarchitektur einen Werkstattmitarbeiter hinzugezogen haben könnte. Das vorliegende Gemälde ist mit der später publizierten Fassung vergleichbar, die Toledano in das Jahr 1738 datiert (siehe ebd., Nr. V.27.a).

Charles Beddington hat für das vorliegende Gemälde eine alternative Zuschreibung an Francesco Albotto (Venedig 1721–1757) vorgeschlagen.

25.04.2017 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 344.600,-
Schätzwert:
EUR 300.000,- bis EUR 400.000,-

Michele Marieschi


(Venedig 1710–1744)
Der Campo Santi Giovanni e Paolo in Venedig mit der Westfassade der Kirche und der Scuola di San Marco,
Öl auf Leinwand, 62 x 97,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Galerie Delius Giese, London, 1939;
dort erworben durch die Sammlung Gordon Turner, London, 1939;
Sammlung Château de la Mormaire, Frankreich, spätestens 1951;
Weitergabe im Erbgang;
Auktion, Sotheby’s, New York, 27. Januar 2006, Lot 320 (als Michele Marieschi);
Auktion, Hampel, München, 4. Juli 2008, Lot 2009;
Europäische Privatsammlung

Eine spätere Fassung der vorliegenden Ansicht Michele Marieschis wurde von Toledano publiziert (siehe R. Toledano, Marieschi. L’Opera Completa, Mailand 1995, S. 93, Nr. V. 27.a; und F. Montecuccoli degli Erri/F. Pedrocco, Marieschi, Mailand 1999, S. 309, Nr. 87).

Im Jahr 1741 hat Marieschi dieselbe Darstellung des Campo Santi Giovanni e Paolo für seine in Venedig erschienene Ansichtensammlung Magnificentiores selectioresque Urbis Venetiorum prospectus gestochen. Der zweite Zustand des Kupferstichs trägt die Nummer 15 (die Abzüge des ersten Zustands wurden nicht gebunden).

Die Komposition des vorliegenden Gemäldes ist von einer Bildfindung Canalettos angeregt, die in der National Gallery of Art, Washington, aufbewahrt wird (siehe W. G. Constable, überarbeitet von J. G. Links, Canaletto, Oxford 1989, Nr. 307, datiert um 1731/1732).

In der eingangs erwähnten späteren Fassung des Bildthemas sowie im Kupferstich findet sich gegenüber Canalettos Version eine Veränderung: Die Kirchenfassade von Santi Giovanni e Paolo erscheint perspektivisch verzerrt als Dreiviertelansicht, sodass das Gebäude beinahe frontal und daher umfassender zu sehen ist. In dieser Hinsicht ist das vorliegende Gemälde die getreueste Nachempfindung von Canalettos Vorlage. Es folgt ihr jedoch nicht nur in der Perspektive, sondern auch in der Farbgebung, die kühler, glatter und klassizistischer scheint als in anderen Werken Marieschis. Trotz des Bestrebens des Künstlers, Canalettos koloristischer Eleganz nachzueifern, was möglicherweise auf den Wunsch eines Auftraggebers zurückzuführen ist, zeigt sich die für Marieschi charakteristische starke Pastosität etwa in den Hausfassaden links, im Sockel der Reiterstatue Bartolomeo Colleonis und in den vom Ufer heraufführenden Stufen. Angesichts der stilistischen und kompositorischen Treue zum Werk Canalettos ist das Gemälde in die mittlere Schaffensphase von Michele Marieschis kurzer künstlerischer Laufbahn – zwischen 1733 und 1735 – zu datieren, unmittelbar vor den für Schulenburg ausgeführten Aufträgen. Toledano hat die Zuschreibung an den Künstler nach Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original bestätigt und darauf hingewiesen, dass er für die Ausführung der Hintergrundarchitektur einen Werkstattmitarbeiter hinzugezogen haben könnte. Das vorliegende Gemälde ist mit der später publizierten Fassung vergleichbar, die Toledano in das Jahr 1738 datiert (siehe ebd., Nr. V.27.a).

Charles Beddington hat für das vorliegende Gemälde eine alternative Zuschreibung an Francesco Albotto (Venedig 1721–1757) vorgeschlagen.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 25.04.2017 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 15.04. - 25.04.2017


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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