Lot Nr. 107


Corrado Giaquinto und Werkstatt


Corrado Giaquinto und Werkstatt - Alte Meister

(Molfetta 1703–1766 Neapel)
Kirke,
Öl auf Leinwand, 136 x 100 cm, gerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Das vorliegende Werk ist mit einem kleineren Gemälde Corrado Giaquintos mit demselben Bildthema vergleichbar, das sich in der Pinacoteca Comunale Fortunato Duranti, Montefortino (Inv. Nr. 23) befindet. Es stellt eine majestätische Frauengestalt mit einem Zauberstab dar, hinter dem eine Schlange erscheint. Zu ihrer Linken befinden sich ein Totenschädel, ein Gefäß, ein Buch und – vermutlich – eine astronomische Karte. Auf dem Gemälde in Montefortino sind dieselben Gegenstände dargestellt. Zunächst dachte man, dass es sich um eine heilige Agatha handelt, und hielt den Zauberstab für eine Klinge, als Anspielung auf das Martyrium der Heiligen. Später glaubte man aufgrund eines Vergleichs mit zwei anderen in einer Privatsammlung befindlichen Werken Giaquintos in der Gestalt Medea zu erkennen. Auch eine Sibylle und eine Allegorie wurden bereits in Erwägung gezogen (siehe M. Scolaro, Corrado Giaquinto. Il cielo e la terra, Ausstellungskatalog, Argelato 2005, S. 230/231). Einige sahen in ihr auch Armida aus Torquato Tassos Das befreite Jerusalem und erklärten dies mit der Kleidung, der hoheitsvollen Körperhaltung und dem Zauberstab mit der Schlange, den man als das Böse interpretierte, das über Rinaldo hereinbrechen sollte, aus Rache, weil er sie verlassen hatte. Die glaubwürdigste Vermutung ist jedoch, dass es sich bei der Frauengestalt um Kirke aus der Odyssee handelt, zumal die ihr beigegebenen Gegenstände für böse Mächte oder vielmehr ihre Zauberkünste stehen: Da gibt es einen Mörser zum Anrühren der Zaubertränke, einen Totenkopf, eine Schlange und den Zauberstab, mit dem sie Odysseus’ Kameraden in Schweine verwandelte.

Die Entstehungszeit des Gemäldes in Montefortino ist ebenfalls umstritten. Einige glauben, dass es um die Jahrhundertmitte entstanden ist, während andere von einer früheren Periode ausgehen (siehe M. Scolaro, ebd.). In jedem Fall ist das Gemälde in die Reifezeit Corrado Giaquintos zu datieren, als sich Nachklänge von Marattis Klassizismus mit einer Neuinterpretation des Barock und einer eigenständigen Lesart der neuen Strömung des Rokoko verbanden.

Eine ähnliche Fassung des vorliegenden Gemäldes, die sich nur durch das Fehlen des Totenkopfes links unterscheidet, befand sich 2009 auf dem Kunstmarkt (Auktion, Sotheby’s, New York, 29. Januar 2009, Lot 180).

25.04.2017 - 18:00

Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Corrado Giaquinto und Werkstatt


(Molfetta 1703–1766 Neapel)
Kirke,
Öl auf Leinwand, 136 x 100 cm, gerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Das vorliegende Werk ist mit einem kleineren Gemälde Corrado Giaquintos mit demselben Bildthema vergleichbar, das sich in der Pinacoteca Comunale Fortunato Duranti, Montefortino (Inv. Nr. 23) befindet. Es stellt eine majestätische Frauengestalt mit einem Zauberstab dar, hinter dem eine Schlange erscheint. Zu ihrer Linken befinden sich ein Totenschädel, ein Gefäß, ein Buch und – vermutlich – eine astronomische Karte. Auf dem Gemälde in Montefortino sind dieselben Gegenstände dargestellt. Zunächst dachte man, dass es sich um eine heilige Agatha handelt, und hielt den Zauberstab für eine Klinge, als Anspielung auf das Martyrium der Heiligen. Später glaubte man aufgrund eines Vergleichs mit zwei anderen in einer Privatsammlung befindlichen Werken Giaquintos in der Gestalt Medea zu erkennen. Auch eine Sibylle und eine Allegorie wurden bereits in Erwägung gezogen (siehe M. Scolaro, Corrado Giaquinto. Il cielo e la terra, Ausstellungskatalog, Argelato 2005, S. 230/231). Einige sahen in ihr auch Armida aus Torquato Tassos Das befreite Jerusalem und erklärten dies mit der Kleidung, der hoheitsvollen Körperhaltung und dem Zauberstab mit der Schlange, den man als das Böse interpretierte, das über Rinaldo hereinbrechen sollte, aus Rache, weil er sie verlassen hatte. Die glaubwürdigste Vermutung ist jedoch, dass es sich bei der Frauengestalt um Kirke aus der Odyssee handelt, zumal die ihr beigegebenen Gegenstände für böse Mächte oder vielmehr ihre Zauberkünste stehen: Da gibt es einen Mörser zum Anrühren der Zaubertränke, einen Totenkopf, eine Schlange und den Zauberstab, mit dem sie Odysseus’ Kameraden in Schweine verwandelte.

Die Entstehungszeit des Gemäldes in Montefortino ist ebenfalls umstritten. Einige glauben, dass es um die Jahrhundertmitte entstanden ist, während andere von einer früheren Periode ausgehen (siehe M. Scolaro, ebd.). In jedem Fall ist das Gemälde in die Reifezeit Corrado Giaquintos zu datieren, als sich Nachklänge von Marattis Klassizismus mit einer Neuinterpretation des Barock und einer eigenständigen Lesart der neuen Strömung des Rokoko verbanden.

Eine ähnliche Fassung des vorliegenden Gemäldes, die sich nur durch das Fehlen des Totenkopfes links unterscheidet, befand sich 2009 auf dem Kunstmarkt (Auktion, Sotheby’s, New York, 29. Januar 2009, Lot 180).


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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 25.04.2017 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 15.04. - 25.04.2017

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