Lot Nr. 72 -


Jusepe de Ribera


Jusepe de Ribera - Alte Meister

(Játiva, Valencia 1591–1652 Neapel)
Heiliger Onophrios,
signiert und undeutlich datiert untere Mitte links: Jusepe de Ribera español/F. 163.,
Öl auf Leinwand, 99,5 x 74,8 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Alfred Robert Louis Dohme (1867–1952), Baltimore, Maryland;
dessen Auktion, Parke-Bernet, New York, 23. April 1958, Lot 38 (als „Heiliger Paulus“);
erworben durch die Lock Galleries, New York;
vermutlich Sammlung Julio Lobo (1898–1983), Havanna, Kuba;
Privatsammlung, Kanada

Literatur:
D. F. Darby, Some Cases of Mistaken Identity: A Study of Ribera’s Hermits in American Museums, in: Art in America, XXX, 1942, S. 42, Abb. 2 (als Ribera);
C. Felton, Jusepe de Ribera: a catalogue raisonné, Pittsburgh 1971, S. 333, Nr. S-2 (unter Abschnitt B, Werkstatt-Zuschreibungen);
N. Spinosa, L’opera completa del Ribera, Mailand 1978, S. 98, Nr. 44, als Spätwerk mit möglicher Werkstattbeteiligung (beurteilt auf Grundlage einer Fotografie);
. Spinosa, Ribera, Neapel 2003, S. 300, Nr. A99 (als Ribera);
N. Spinosa, Ribera, Neapel 2006, S. 300, Nr. A99 (als Ribera)

Jusepe de Ribera stellte als Einsiedler lebende Heilige wie Onophrios, Hieronymus, Antonius und Paulus von Theben wiederholt in ähnlich gestalteten Kompositionen dar: Mystische Gestalten treten unter Beigabe einiger weniger austauschbarer Attribute wie einem Totenschädel aus der Dunkelheit hervor. Das Thema gewann im frühen 17. Jahrhundert vor allem in Rom und Neapel an Beliebtheit. Ribera schuf derartige Werke, aber auch ähnliche Darstellungen mit Philosophen und Aposteln schon am Beginn seiner Laufbahn. Als in Rom in den frühen 1610er-Jahren tätiger Maler war sich der Künstler des Schaffens Caravaggios gewahr. Er eignete sich den caravaggesken Stil an und entwickelte ihn weiter. Im Jahr 1616 zog er nach Neapel.

Ribera schuf das vorliegende Werk in den 1630er-Jahren, wie die nur teilweise lesbare Datierung unten links der Mitte besagt. In dieser Phase wurde der extreme Naturalismus seiner frühen Jahre durch eine emotionalere Wiedergabe des Bildthemas abgeschwächt. Der Heilige Hieronymus im Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid, datiert aus derselben Zeit und lässt sich mit dem vorliegenden Heiligen Onophrios vergleichen. Auch die berühmte Apostel-Serie Riberas im Prado, Madrid, stammt aus dieser Periode.

Im vorliegenden Gemälde wird der heilige Onophrios mit großer Intensität und ausgeprägtem Realismus dargestellt. Der Heilige, der sich für ein Leben als Einsiedler in der Wüste entschieden hat, hält einen Stab und einen Rosenkranz in Händen, sein Blick ist im Gebet himmelwärts gerichtet. Das ergraute Haar, der graue Bart und der ausgezehrte Torso spiegeln sein hartes und entsagungsreiches Leben wider. Auf der linken Seite des Gemäldes tritt ein Totenschädel aus der Dunkelheit hervor. Es ist das typische Symbol des Einsiedlers, aus dem sich die einstige Verwechslung des heiligen Onophrios mit dem heiligen Paulus erklärt (siehe Provenienz). Mit seiner Gabe, anatomische Details mit lebendigem Pinselstrich wiederzugeben, und der wirkungsvollen Lichtführung hat Ribera hier ein Bild geschaffen, das sowohl realistisch als auch höchst spirituell ist, sodass der Protagonist beinahe wie eine Ikone erscheint.

Technische Untersuchung


Riberas Maltechnik ist höchst individuell und eindrucksvoll, was auch im vorliegenden Werk deutlich wird: In seiner Reifezeit entwickelte der Künstler eine Malweise, die auf kurzen, dünnen Pinselstrichen beruhte. Vor allem im Bereich der Gesichter laufen sie verschiedene Richtungen, einer eng an den anderen gesetzt, wodurch der Eindruck von flackerndem, vibrierendem Licht entsteht.

Im Bereich des Körpers sind die Pinselstriche breiter und länger, aber ebenfalls ganz unterschiedlich ausgerichtet. Diese Methode eignet sich besonders gut für die Wiedergabe des Inkarnats von Figuren wie diesem Heiligen, der vor einer dunklen Hintergrundkulisse erscheint.

Ribera begann seine Gemälde zumeist auf dunklem Malgrund, für den er häufig Braun und Schwarz verwendete, und malte sodann mit einer Mischung aus Bleiweiß mit Ocker und Zinnober weiter. Zuweilen wurde auch noch Schwarz beigemengt, abhängig vom Bildbereich und dem gewünschten Effekt. Schwarze Pinselstriche kommen hier zum Einsatz, um die Schatten zu verstärken und die Anatomie zu finalisieren, was hier im Bereich der Arme und der Brust zu erkennen ist.

Mittels Infrarotreflektografie lässt sich stellenweise eine flott ausgeführte schwarze Umrisszeichnung ausnehmen, die dazu diente, die Figur und den Totenschädel vom Hintergrund abzusetzen.

Wir danken Gianluca Poldi für die Durchführung der technischen Untersuchung.

25.04.2017 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 270.273,-
Schätzwert:
EUR 200.000,- bis EUR 300.000,-

Jusepe de Ribera


(Játiva, Valencia 1591–1652 Neapel)
Heiliger Onophrios,
signiert und undeutlich datiert untere Mitte links: Jusepe de Ribera español/F. 163.,
Öl auf Leinwand, 99,5 x 74,8 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Alfred Robert Louis Dohme (1867–1952), Baltimore, Maryland;
dessen Auktion, Parke-Bernet, New York, 23. April 1958, Lot 38 (als „Heiliger Paulus“);
erworben durch die Lock Galleries, New York;
vermutlich Sammlung Julio Lobo (1898–1983), Havanna, Kuba;
Privatsammlung, Kanada

Literatur:
D. F. Darby, Some Cases of Mistaken Identity: A Study of Ribera’s Hermits in American Museums, in: Art in America, XXX, 1942, S. 42, Abb. 2 (als Ribera);
C. Felton, Jusepe de Ribera: a catalogue raisonné, Pittsburgh 1971, S. 333, Nr. S-2 (unter Abschnitt B, Werkstatt-Zuschreibungen);
N. Spinosa, L’opera completa del Ribera, Mailand 1978, S. 98, Nr. 44, als Spätwerk mit möglicher Werkstattbeteiligung (beurteilt auf Grundlage einer Fotografie);
. Spinosa, Ribera, Neapel 2003, S. 300, Nr. A99 (als Ribera);
N. Spinosa, Ribera, Neapel 2006, S. 300, Nr. A99 (als Ribera)

Jusepe de Ribera stellte als Einsiedler lebende Heilige wie Onophrios, Hieronymus, Antonius und Paulus von Theben wiederholt in ähnlich gestalteten Kompositionen dar: Mystische Gestalten treten unter Beigabe einiger weniger austauschbarer Attribute wie einem Totenschädel aus der Dunkelheit hervor. Das Thema gewann im frühen 17. Jahrhundert vor allem in Rom und Neapel an Beliebtheit. Ribera schuf derartige Werke, aber auch ähnliche Darstellungen mit Philosophen und Aposteln schon am Beginn seiner Laufbahn. Als in Rom in den frühen 1610er-Jahren tätiger Maler war sich der Künstler des Schaffens Caravaggios gewahr. Er eignete sich den caravaggesken Stil an und entwickelte ihn weiter. Im Jahr 1616 zog er nach Neapel.

Ribera schuf das vorliegende Werk in den 1630er-Jahren, wie die nur teilweise lesbare Datierung unten links der Mitte besagt. In dieser Phase wurde der extreme Naturalismus seiner frühen Jahre durch eine emotionalere Wiedergabe des Bildthemas abgeschwächt. Der Heilige Hieronymus im Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid, datiert aus derselben Zeit und lässt sich mit dem vorliegenden Heiligen Onophrios vergleichen. Auch die berühmte Apostel-Serie Riberas im Prado, Madrid, stammt aus dieser Periode.

Im vorliegenden Gemälde wird der heilige Onophrios mit großer Intensität und ausgeprägtem Realismus dargestellt. Der Heilige, der sich für ein Leben als Einsiedler in der Wüste entschieden hat, hält einen Stab und einen Rosenkranz in Händen, sein Blick ist im Gebet himmelwärts gerichtet. Das ergraute Haar, der graue Bart und der ausgezehrte Torso spiegeln sein hartes und entsagungsreiches Leben wider. Auf der linken Seite des Gemäldes tritt ein Totenschädel aus der Dunkelheit hervor. Es ist das typische Symbol des Einsiedlers, aus dem sich die einstige Verwechslung des heiligen Onophrios mit dem heiligen Paulus erklärt (siehe Provenienz). Mit seiner Gabe, anatomische Details mit lebendigem Pinselstrich wiederzugeben, und der wirkungsvollen Lichtführung hat Ribera hier ein Bild geschaffen, das sowohl realistisch als auch höchst spirituell ist, sodass der Protagonist beinahe wie eine Ikone erscheint.

Technische Untersuchung


Riberas Maltechnik ist höchst individuell und eindrucksvoll, was auch im vorliegenden Werk deutlich wird: In seiner Reifezeit entwickelte der Künstler eine Malweise, die auf kurzen, dünnen Pinselstrichen beruhte. Vor allem im Bereich der Gesichter laufen sie verschiedene Richtungen, einer eng an den anderen gesetzt, wodurch der Eindruck von flackerndem, vibrierendem Licht entsteht.

Im Bereich des Körpers sind die Pinselstriche breiter und länger, aber ebenfalls ganz unterschiedlich ausgerichtet. Diese Methode eignet sich besonders gut für die Wiedergabe des Inkarnats von Figuren wie diesem Heiligen, der vor einer dunklen Hintergrundkulisse erscheint.

Ribera begann seine Gemälde zumeist auf dunklem Malgrund, für den er häufig Braun und Schwarz verwendete, und malte sodann mit einer Mischung aus Bleiweiß mit Ocker und Zinnober weiter. Zuweilen wurde auch noch Schwarz beigemengt, abhängig vom Bildbereich und dem gewünschten Effekt. Schwarze Pinselstriche kommen hier zum Einsatz, um die Schatten zu verstärken und die Anatomie zu finalisieren, was hier im Bereich der Arme und der Brust zu erkennen ist.

Mittels Infrarotreflektografie lässt sich stellenweise eine flott ausgeführte schwarze Umrisszeichnung ausnehmen, die dazu diente, die Figur und den Totenschädel vom Hintergrund abzusetzen.

Wir danken Gianluca Poldi für die Durchführung der technischen Untersuchung.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 25.04.2017 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 15.04. - 25.04.2017


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

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