Lot Nr. 71 -


Frans Francken II. ) und Hieronymus Francken II.


Frans  Francken II. ) und Hieronymus  Francken II. - Alte Meister

(Antwerpen 1581–1642) und(Antwerpen 1578–1623)
Der reiche Prasser und der arme Lazarus,
Öl auf Holz, 47 x 78 cm, gerahmt

Wir danken Ursula Härting, die das Gemälde im Original begutachtet hat, für die Bestätigung der Eigenhändigkeit und für das Verfassen des folgenden Katalogeintrages.

„Das mir im Original bekannte Gemälde Der Reiche und der arme Lazarus entstammt der Zusammenarbeit der Brüder Hieronymus II und Frans II Francken. Frans II ist der Kabinettbildmaler, der bis heute als bedeutender Kleinfigurenmaler der Rubens-Zeit bekannt ist. Frans II, der jüngere der Brüder, wurde bereits 1605 Meister und in die Lukasgilde Antwerpens aufgenommen. Hieronymus wurde zwei Jahre später, 1607, nach einer Lehre bei seinem Onkel Ambrosius Francken I (um 1544-1618) Freimeister der Gilde. Hieronymus II steht bei ähnlichen Sujets in der kleinfigurigen Tradition seines jüngeren Bruders, in dessen Atelier er, bis zu seinem frühen Tod, wohl mitgearbeitet hat. Eine solche Zusammenarbeit in einem Atelier war üblich.

Simultan erblickt man in einzelnen Szenen das Gleichnis nach Lukas: der Reiche tafelt vor üppigen Speisen, während der hungrige Arme draußen geprügelt wird und nicht einmal Reste vom Tisch erhält. Eine Kröte am Baldachinthron des Reichen verweist auf dessen Geiz und Habgier. Noch in der Todesstunde, im Fensterbild über der Tafel, zeigt der Reiche keine Reue, er erkennt seine unsoziale, ‚himmelschreiende‘ Sünde nicht. Verbannt ins Fegefeuer, links im Bild, ruft er nach Erbarmen, jammert ohne Selbsterkenntnis. Vater Abraham, der oberhalb im Himmel Lazarus tröstet, verwehrt dem Reichen Trost und Barmherzigkeit, auch aufgrund von dessen fehlender Einsicht.

Die künstlerische Handschrift von Frans II., bereits teilweise in seiner charakteristischen Lasurtechnik, ist hier vor allem in den luxuriösen Speisen der Tafel zu erkennen, aus Artischocke, Oliven, Pasteten und einer Latwerge, einem süßen Fruchtmus, das mit Zuckerzeug dekoriert ist – aber auch in der Szene auf der Terrasse, wo ein Hund an den Wunden des Armen leckt und Diener des Reichen auf ihn einprügeln. Der Einfluss von Ambrosius I. auf Hieronymus II. lässt sich in den Physiognomien des Reichen und seinem Gegenüber erkennen, auch in der Ornamentik der Kostüme, die mehr zeichnerisch als malerisch gearbeitet sind.

Diese bühnenhafte Komposition aus dem Atelier Frans Franckens wurde sehr geschätzt, denn sie blieb gleich in mehreren Fassungen erhalten, sicherlich aus Vergnügen an luxuriöser Tafelkultur, gepaart mit biblisch-moralischer Aussage, ohne krassen Fingerzeig. Das Gemälde der beiden Brüder entstand nach pastoser Technik und Koloristik zu urteilen, den hoch toupierten Frisuren mit Haarpfeil und den Kostümen mit dichten Spitzenmanschetten, zu Ende des ersten Jahrzehnts des 17. Jahrhunderts.“

25.04.2017 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 88.757,-
Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Frans Francken II. ) und Hieronymus Francken II.


(Antwerpen 1581–1642) und(Antwerpen 1578–1623)
Der reiche Prasser und der arme Lazarus,
Öl auf Holz, 47 x 78 cm, gerahmt

Wir danken Ursula Härting, die das Gemälde im Original begutachtet hat, für die Bestätigung der Eigenhändigkeit und für das Verfassen des folgenden Katalogeintrages.

„Das mir im Original bekannte Gemälde Der Reiche und der arme Lazarus entstammt der Zusammenarbeit der Brüder Hieronymus II und Frans II Francken. Frans II ist der Kabinettbildmaler, der bis heute als bedeutender Kleinfigurenmaler der Rubens-Zeit bekannt ist. Frans II, der jüngere der Brüder, wurde bereits 1605 Meister und in die Lukasgilde Antwerpens aufgenommen. Hieronymus wurde zwei Jahre später, 1607, nach einer Lehre bei seinem Onkel Ambrosius Francken I (um 1544-1618) Freimeister der Gilde. Hieronymus II steht bei ähnlichen Sujets in der kleinfigurigen Tradition seines jüngeren Bruders, in dessen Atelier er, bis zu seinem frühen Tod, wohl mitgearbeitet hat. Eine solche Zusammenarbeit in einem Atelier war üblich.

Simultan erblickt man in einzelnen Szenen das Gleichnis nach Lukas: der Reiche tafelt vor üppigen Speisen, während der hungrige Arme draußen geprügelt wird und nicht einmal Reste vom Tisch erhält. Eine Kröte am Baldachinthron des Reichen verweist auf dessen Geiz und Habgier. Noch in der Todesstunde, im Fensterbild über der Tafel, zeigt der Reiche keine Reue, er erkennt seine unsoziale, ‚himmelschreiende‘ Sünde nicht. Verbannt ins Fegefeuer, links im Bild, ruft er nach Erbarmen, jammert ohne Selbsterkenntnis. Vater Abraham, der oberhalb im Himmel Lazarus tröstet, verwehrt dem Reichen Trost und Barmherzigkeit, auch aufgrund von dessen fehlender Einsicht.

Die künstlerische Handschrift von Frans II., bereits teilweise in seiner charakteristischen Lasurtechnik, ist hier vor allem in den luxuriösen Speisen der Tafel zu erkennen, aus Artischocke, Oliven, Pasteten und einer Latwerge, einem süßen Fruchtmus, das mit Zuckerzeug dekoriert ist – aber auch in der Szene auf der Terrasse, wo ein Hund an den Wunden des Armen leckt und Diener des Reichen auf ihn einprügeln. Der Einfluss von Ambrosius I. auf Hieronymus II. lässt sich in den Physiognomien des Reichen und seinem Gegenüber erkennen, auch in der Ornamentik der Kostüme, die mehr zeichnerisch als malerisch gearbeitet sind.

Diese bühnenhafte Komposition aus dem Atelier Frans Franckens wurde sehr geschätzt, denn sie blieb gleich in mehreren Fassungen erhalten, sicherlich aus Vergnügen an luxuriöser Tafelkultur, gepaart mit biblisch-moralischer Aussage, ohne krassen Fingerzeig. Das Gemälde der beiden Brüder entstand nach pastoser Technik und Koloristik zu urteilen, den hoch toupierten Frisuren mit Haarpfeil und den Kostümen mit dichten Spitzenmanschetten, zu Ende des ersten Jahrzehnts des 17. Jahrhunderts.“


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 25.04.2017 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 15.04. - 25.04.2017


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.

Warum bei myDOROTHEUM registrieren?

Die kostenlose Registrierung bei myDOROTHEUM ermöglicht Ihnen die komplette Nutzung folgender Funktionen:

Katalog Benachrichtigungen sobald ein neuer Auktionskatalog online ist.
Auktionstermin Erinnerung zwei Tage vor Auktionsbeginn.
Mitbieten Bieten Sie auf Ihre Lieblingsstücke und ersteigern Sie neue Meisterwerke!
Suchservice Sie suchen nach einem bestimmten Künstler oder einer bestimmten Marke? Speichern Sie Ihre Suche ab und werden Sie automatisch informiert, sobald diese in einer Auktion angeboten werden!