(Antwerpen 1581–1642)
Krösus zeigt Solon seine Reichtümer,
signiert unten rechts: D. O... FF.,
Öl auf Kupfer, 55 x 72,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion, Dorotheum, Wien, 13. April 2011, Lot 469;
Europäische Privatsammlung

Bei dieser beeindruckenden figurenreichen Komposition handelt es sich um eine der wichtigsten Neuentdeckungen im Oeuvre Franckens. Ursula Härting, die das Bild im Original geprüft hat, ist keine weitere Fassung dieses Gemäldes bekannt, das zu den großartigsten Werken des Antwerpener Meisters zählt. Es zeigt sich darin sowohl Franckens technische Meisterschaft als auch dessen elegante Kompositionsweise. Ungeachtet des technisch ambitionierten Farbauftrags in Lasuren büßt der Künstler nie seine spontane Malweise ein, mit der er die Gesichtszüge seiner Protagonisten als eindringliche Charakterstudien umsetzt. Die künstlerische Qualität dieses Malers, der auf dem Kunstmarkt endlich die ihm gebührende Anerkennung findet, zeigt sich auch in der Verschmelzung unterschiedlicher stilistischer Einflüsse. Während der Hintergrund zur Gänze in der Tradition der Landschaftsmalerei des 16. Jahrhunderts steht, verrät die exotische Kleidung des Königs bereits die Vorlieben des aufkommenden Barocks. Francken ließ sich auch von der römischen Antike inspirieren, deren Formensprache man in der Hochrenaissance wiederentdeckt hatte. So nimmt das Prunkgefäß im linken Vordergrund auf Kupferstiche von Vredeman de Vries nach römischen Groteskendekorationen Bezug. Das prächtige Buffet mit den geschwungenen Säulen erinnert an Entwürfe Jacques Androuet du Cerceaus. Francken hat diese unterschiedlichen Einflüsse in seiner Neuinterpretation des antiken Themas der Hybris und Reue mit einem zeitgenössischen Landschaftspanorama zusammengeführt.
Der Künstler entschied sich bei dieser Illustration der Geschichte des Herodot über das Schicksal von König Krösus, dessen Hochmut ihn auf den Scheiterhaufen und an den Rand des Todes führte, für zwei Erzählebenen. Im Vordergrund zeigt der sprichwörtlich reiche Krösus dem weisen Denker Solon seine Schätze. Im Hintergrund ist Krösus auf dem Scheiterhaufen zu sehen, nachdem er von Cyrus dem Großen von Persien zum Feuertod verurteilt worden war. Krösus erinnert sich an Solons Rat und ruft dessen Namen. Nachdem er seine Reue erklärt hat, wird er von Cyrus begnadigt. Diese Wiederentdeckung, in der mehrere stilistische wie ikonografische Ebenen zusammenfinden, ist ein faszinierendes Beispiel für Franckens große malerische Begabung.