Lot Nr. 5 -


Vittore Crivelli


Vittore Crivelli - Alte Meister

(Venedig um 1440–1501/2 Fermo)
Heilige Klara,
Tempera auf Holz, Goldgrund, 75,7 x 36,5 cm, gerahmt

Provenienz:
vermutlich San Francesco in Monte Santo, heute Potenza Picena, Macerata;
Privatsammlung, Italien;
italienischer Kunstmarkt, um 1963/64 (als Guidoccio Cozzarelli);
Privatsammlung, Italien;
dort vom heutigen Besitzer erworben

Ausgestellt:
Sarnano (Macerata), Palazzo del Popolo, Vittore Crivelli da Venezia alle Marche. Maestri del Rinascimento nell’Appennino, 21. Mai – 6. November 2011, Nr. 18

Literatur:
S. Di Provvido, in: S. Papetti (Hrsg.), Vittore Crivelli: e la pittura del suo tempo nel fermano, Mailand 1997, S. 243, Nr. 63, S. 166, Abb. LXXIV (als Vittore Crivelli);
C. Frugoni, in: Vittore Crivelli da Venezia alle Marche. Maestri del Rinascimento nell’Appennino, F. Coltrinari, A. Delpriori (Hrsg.), Ausstellungskatalog, Venedig 2011, S. 134/135, mit Abb. (als Vittore Crivelli)

Das vorliegende Gemälde ist in der Fototeca Zeri (Nr. 19444) als Werk Vittore Crivellis verzeichnet.

Das vorliegende Gemälde zeigt die heilige Klara als Dreiviertelfigur, die ihren Blick in Anbetung auf das in ihren Händen befindliche Kreuz richtet, während ihre Lippen ein Gebet zu flüstern scheinen. Die franziskanische Heilige trägt einen braun gestreiften Mantel, ein typisches Bußkleid, das von einer einfachen Holzspange zusammengehalten wird. Um ihr Haupt liegt ein schwarz-weißer Schleier als Symbol der Klausur.

Die auffälligen Gesichtszüge der Heiligen, die elegante Handhaltung und die Präzision der formgebenden Linie sind allesamt typische Elemente von Vittore Crivellis Schaffen. Der Künstler wurde um 1440 in Venedig geboren und weilte lange in Dalmatien. In den 1480er-Jahren ließ er sich dauerhaft in den Marken nieder, wohin er vermutlich auf Bitte seines ältern Burders Carlo gezogen war. Bekannt ist er für seine zahlreichen Andachtsbilder, die zumeist im Gebiet um Fermo entstanden sind.

Die vorliegende Tafel gehörte vermutlich ursprünglich zu einem Flügelaltar, der am 17. Oktober 1491 vom Prior des Klosters San Francesco in Monte Santo bei Macerata für den Hochaltar der Kirche in Auftrag gegeben worden war. Den im Zuge der Auflösung von Klöstern im Jahr 1810 in seine Bestandteile zerlegten Altar hat man mittlerweile zum Teil rekonstruiert, indem man einzelne Bildtafeln aus Museen und Privatsammlungen zusammengeführt hat. Die vorliegende Heilige Klara könnte mit dem abgebauten Flügelaltar in Zusammenhang stehen. Dafür sprechen die Behandlung des ornamentalen Goldgrunds, die Darstellung des Heiligenscheins und die sich ins Gesamtbild fügenden Ausmaße des Bildes. Das obere Register des Altargemäldes umfasste demnach wahrscheinlich neben der vorliegenden Heiligen Klara einen Heiligen Hieronymus (Fogg Art Museum, Cambridge, Massachusetts), einen Heiligen Antonius von Padua (ehemals Sammlung Platt, Englewood, New Jersey) und eine Heilige Katharina von Alexandrien (Ashmolean Museum, Oxford). Im unteren Register des Altarbildes befanden sich ganzfigurige Heilige, darunter ein Johannes der Täufer (ehemals Sammlung Serri, Camden, New Jersey) sowie drei heute im Fitzwilliam Museum, Cambridge, verwahrte Segmente mit Bonaventura, der von Engeln umgebenen Madonna mit Kind auf einem Thron und dem Heiligen Ludwig von Toulouse. Diese drei Tafeln wurden mittlerweile in einen Altaraufbau mit einer Predella eingesetzt, die möglicherweise auch ursprünglich zum Altarbild gehörte. Sie beinhaltet Darstellungen von acht Franziskanermönchen sowie der heiligen Klara – eine Wiederholung, die bei Andachtswerken aus dieser Zeit nicht ungewöhnlich ist. Somit scheint nur noch eine Heiligenfigur des unteren Registers zu fehlen. Mit großer Sicherheit handelt es sich um einen heiligen Franziskus, zumal alle übrigen Heiligen auf den Begründer des Ordens von Assisi Bezug nehmen und dieses wunderbare Altarbild für eine Franziskanerkirche beauftragt worden war. Darüber hinaus könnte der Prior von Monte Santo Crivelli mit der Ausführung eines weiteren Altarwerks betraut haben, das in Ausführung und Größe mit jenem der Euffreducci-Kapelle identisch war; es befindet sich heute im Philadelphia Museum of Art. Die auffälligen Gemeinsamkeiten zwischen dem Euffreducci-Altar und dem rekonstruierten Flügelaltar, dem die vorliegende Heilige Klara möglicherweise einmal angehörte, legen nahe, dass unser Bild tatsächlich einmal den Hochaltar von San Francesco in Monte Santo schmückte (siehe Literatur).

25.04.2017 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 136.549,-
Schätzwert:
EUR 100.000,- bis EUR 150.000,-

Vittore Crivelli


(Venedig um 1440–1501/2 Fermo)
Heilige Klara,
Tempera auf Holz, Goldgrund, 75,7 x 36,5 cm, gerahmt

Provenienz:
vermutlich San Francesco in Monte Santo, heute Potenza Picena, Macerata;
Privatsammlung, Italien;
italienischer Kunstmarkt, um 1963/64 (als Guidoccio Cozzarelli);
Privatsammlung, Italien;
dort vom heutigen Besitzer erworben

Ausgestellt:
Sarnano (Macerata), Palazzo del Popolo, Vittore Crivelli da Venezia alle Marche. Maestri del Rinascimento nell’Appennino, 21. Mai – 6. November 2011, Nr. 18

Literatur:
S. Di Provvido, in: S. Papetti (Hrsg.), Vittore Crivelli: e la pittura del suo tempo nel fermano, Mailand 1997, S. 243, Nr. 63, S. 166, Abb. LXXIV (als Vittore Crivelli);
C. Frugoni, in: Vittore Crivelli da Venezia alle Marche. Maestri del Rinascimento nell’Appennino, F. Coltrinari, A. Delpriori (Hrsg.), Ausstellungskatalog, Venedig 2011, S. 134/135, mit Abb. (als Vittore Crivelli)

Das vorliegende Gemälde ist in der Fototeca Zeri (Nr. 19444) als Werk Vittore Crivellis verzeichnet.

Das vorliegende Gemälde zeigt die heilige Klara als Dreiviertelfigur, die ihren Blick in Anbetung auf das in ihren Händen befindliche Kreuz richtet, während ihre Lippen ein Gebet zu flüstern scheinen. Die franziskanische Heilige trägt einen braun gestreiften Mantel, ein typisches Bußkleid, das von einer einfachen Holzspange zusammengehalten wird. Um ihr Haupt liegt ein schwarz-weißer Schleier als Symbol der Klausur.

Die auffälligen Gesichtszüge der Heiligen, die elegante Handhaltung und die Präzision der formgebenden Linie sind allesamt typische Elemente von Vittore Crivellis Schaffen. Der Künstler wurde um 1440 in Venedig geboren und weilte lange in Dalmatien. In den 1480er-Jahren ließ er sich dauerhaft in den Marken nieder, wohin er vermutlich auf Bitte seines ältern Burders Carlo gezogen war. Bekannt ist er für seine zahlreichen Andachtsbilder, die zumeist im Gebiet um Fermo entstanden sind.

Die vorliegende Tafel gehörte vermutlich ursprünglich zu einem Flügelaltar, der am 17. Oktober 1491 vom Prior des Klosters San Francesco in Monte Santo bei Macerata für den Hochaltar der Kirche in Auftrag gegeben worden war. Den im Zuge der Auflösung von Klöstern im Jahr 1810 in seine Bestandteile zerlegten Altar hat man mittlerweile zum Teil rekonstruiert, indem man einzelne Bildtafeln aus Museen und Privatsammlungen zusammengeführt hat. Die vorliegende Heilige Klara könnte mit dem abgebauten Flügelaltar in Zusammenhang stehen. Dafür sprechen die Behandlung des ornamentalen Goldgrunds, die Darstellung des Heiligenscheins und die sich ins Gesamtbild fügenden Ausmaße des Bildes. Das obere Register des Altargemäldes umfasste demnach wahrscheinlich neben der vorliegenden Heiligen Klara einen Heiligen Hieronymus (Fogg Art Museum, Cambridge, Massachusetts), einen Heiligen Antonius von Padua (ehemals Sammlung Platt, Englewood, New Jersey) und eine Heilige Katharina von Alexandrien (Ashmolean Museum, Oxford). Im unteren Register des Altarbildes befanden sich ganzfigurige Heilige, darunter ein Johannes der Täufer (ehemals Sammlung Serri, Camden, New Jersey) sowie drei heute im Fitzwilliam Museum, Cambridge, verwahrte Segmente mit Bonaventura, der von Engeln umgebenen Madonna mit Kind auf einem Thron und dem Heiligen Ludwig von Toulouse. Diese drei Tafeln wurden mittlerweile in einen Altaraufbau mit einer Predella eingesetzt, die möglicherweise auch ursprünglich zum Altarbild gehörte. Sie beinhaltet Darstellungen von acht Franziskanermönchen sowie der heiligen Klara – eine Wiederholung, die bei Andachtswerken aus dieser Zeit nicht ungewöhnlich ist. Somit scheint nur noch eine Heiligenfigur des unteren Registers zu fehlen. Mit großer Sicherheit handelt es sich um einen heiligen Franziskus, zumal alle übrigen Heiligen auf den Begründer des Ordens von Assisi Bezug nehmen und dieses wunderbare Altarbild für eine Franziskanerkirche beauftragt worden war. Darüber hinaus könnte der Prior von Monte Santo Crivelli mit der Ausführung eines weiteren Altarwerks betraut haben, das in Ausführung und Größe mit jenem der Euffreducci-Kapelle identisch war; es befindet sich heute im Philadelphia Museum of Art. Die auffälligen Gemeinsamkeiten zwischen dem Euffreducci-Altar und dem rekonstruierten Flügelaltar, dem die vorliegende Heilige Klara möglicherweise einmal angehörte, legen nahe, dass unser Bild tatsächlich einmal den Hochaltar von San Francesco in Monte Santo schmückte (siehe Literatur).


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 25.04.2017 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 15.04. - 25.04.2017


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

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