Lot Nr. 771


Cornelius Kolig *


Cornelius Kolig * - Zeitgenössische Kunst I

(Vorderberg, Kärnten 1942 geb.)
„verweilen statt verreisen“, 1990, Koffer mit aufgeklapptem Deckel, gegossenem Aluminium-Schriftzug und flackernder Kerze (ewiges Licht), monogrammiert, datiert C. K. 90, Aluminiumguss, Bienenwachs, Glühbirne, Kunststoff, Aluminiumkoffer (offener Deckel), 200 x 180 x 10 cm

Ausgestellt und in Farbe abgebildet:
Cornelius Kolig das Paradies, Essl Museum Kunst der Gegenwart, Klosterneuburg 2009, S. 127
Cornelius Kolig, Das Paradies - Die Bedienungsanleitung, Ritter Verlag, 2013, S. 368

Provenienz:
Privatsammlung, Wien - direkt vom Künstler

cornelius kolig
hermann nitsch

cornelius kolig, belastet oder ausgezeichnet durch die tatsache, der enkel von anton kolig zu sein, ist in eine andere künstlerische problematik als sein großvater hineingestellt.
ihn faszinierte von anfang an das technische, das technologische, aber auch die breite sinnlichkeit des aktionistischen. interessant ist, dass bei kolig die auseinandersetzung mit körpersekreten, urin und stuhlgang mit technologischen apparaten verbunden wird.
noch kant unterschied streng und wertend zwischen gerüchen. es gab die wohlgerüche der apollinischen, der geistigen, der erlösungssphäre, die ästhetisch und ethisch gewertet wurden. im gegensatz dazu standen die gerüche des unterleblichen, des körperlichen, des gestanks, der fäulnis, des stuhlgangs. erst durch baudelaire, e. a. poe, den naturalismus und später den expressionismus wurden die sogenannten verpönten gerüche in die dichtung eingeführt, man sprach von einer misthaufenperspektive. mir geht es in meiner arbeit immer darum, mit meiner kunst die totale sinnlichkeit bis in die abgründe des tragischen, der krankheit, des todes zu begreifen und zu empfinden.
kolig stellte sich eine ähnliche aufgabe. ein analytisch-sinnlicher zugriff ließ ihn bis zu den tabus zurückgehen. er rüttelte subtil an den tabus unserer zivilisation und erziehung. ein grotesker aufwand wird getrieben, das „hässliche“ wird aus seiner verdrängung gerissen, für die ästhetik, für die form bewusst gemacht.
auch die religiösen tabus werden von ihm ständig berührt und mit dem sexuellen und „unappetitlichen“ in verbindung gebracht. ritual und kult sind ebenfalls in gewohnter weise in seine arbeit eingebunden. hier wird um eine weite neue kosmische bewusstseinsform gekämpft, die nicht mit blasphemie und schändung von heiligen bereichen und bereichen der scham zu tun hat. kolig ist für mich einer der wenigen künstler, die neben beuys und mir eine umfassende philosophie über das ganze des eins anbieten. er kämpft zäh im engstirnigen süden österreichs gegen vereinzelung und orientierungslosigkeit.
habe ich den gedanken seines „paradieses“ richtig verstanden, geht es ihm darum, die trennung zwischen immanenz und transzendenz aufzuheben. die metaphysik ist ein ständiges drängen und wirken des lebendigen in der ganzen und bedeutenden und umgebenden welt. alles ist, wie es ist, es soll durchgedrungen werden zur wirklichkeit desseins und der dadruch bewirkten erleuchtung. die metaphysik ist nicht über eine grenze von diesseits und jenseits zu begreifen, sie ist der schlechthin grundsätzliche schöpferische vorgang...
Aus der oben angeführten Literatur.

22.11.2016 - 18:00

Schätzwert:
EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-

Cornelius Kolig *


(Vorderberg, Kärnten 1942 geb.)
„verweilen statt verreisen“, 1990, Koffer mit aufgeklapptem Deckel, gegossenem Aluminium-Schriftzug und flackernder Kerze (ewiges Licht), monogrammiert, datiert C. K. 90, Aluminiumguss, Bienenwachs, Glühbirne, Kunststoff, Aluminiumkoffer (offener Deckel), 200 x 180 x 10 cm

Ausgestellt und in Farbe abgebildet:
Cornelius Kolig das Paradies, Essl Museum Kunst der Gegenwart, Klosterneuburg 2009, S. 127
Cornelius Kolig, Das Paradies - Die Bedienungsanleitung, Ritter Verlag, 2013, S. 368

Provenienz:
Privatsammlung, Wien - direkt vom Künstler

cornelius kolig
hermann nitsch

cornelius kolig, belastet oder ausgezeichnet durch die tatsache, der enkel von anton kolig zu sein, ist in eine andere künstlerische problematik als sein großvater hineingestellt.
ihn faszinierte von anfang an das technische, das technologische, aber auch die breite sinnlichkeit des aktionistischen. interessant ist, dass bei kolig die auseinandersetzung mit körpersekreten, urin und stuhlgang mit technologischen apparaten verbunden wird.
noch kant unterschied streng und wertend zwischen gerüchen. es gab die wohlgerüche der apollinischen, der geistigen, der erlösungssphäre, die ästhetisch und ethisch gewertet wurden. im gegensatz dazu standen die gerüche des unterleblichen, des körperlichen, des gestanks, der fäulnis, des stuhlgangs. erst durch baudelaire, e. a. poe, den naturalismus und später den expressionismus wurden die sogenannten verpönten gerüche in die dichtung eingeführt, man sprach von einer misthaufenperspektive. mir geht es in meiner arbeit immer darum, mit meiner kunst die totale sinnlichkeit bis in die abgründe des tragischen, der krankheit, des todes zu begreifen und zu empfinden.
kolig stellte sich eine ähnliche aufgabe. ein analytisch-sinnlicher zugriff ließ ihn bis zu den tabus zurückgehen. er rüttelte subtil an den tabus unserer zivilisation und erziehung. ein grotesker aufwand wird getrieben, das „hässliche“ wird aus seiner verdrängung gerissen, für die ästhetik, für die form bewusst gemacht.
auch die religiösen tabus werden von ihm ständig berührt und mit dem sexuellen und „unappetitlichen“ in verbindung gebracht. ritual und kult sind ebenfalls in gewohnter weise in seine arbeit eingebunden. hier wird um eine weite neue kosmische bewusstseinsform gekämpft, die nicht mit blasphemie und schändung von heiligen bereichen und bereichen der scham zu tun hat. kolig ist für mich einer der wenigen künstler, die neben beuys und mir eine umfassende philosophie über das ganze des eins anbieten. er kämpft zäh im engstirnigen süden österreichs gegen vereinzelung und orientierungslosigkeit.
habe ich den gedanken seines „paradieses“ richtig verstanden, geht es ihm darum, die trennung zwischen immanenz und transzendenz aufzuheben. die metaphysik ist ein ständiges drängen und wirken des lebendigen in der ganzen und bedeutenden und umgebenden welt. alles ist, wie es ist, es soll durchgedrungen werden zur wirklichkeit desseins und der dadruch bewirkten erleuchtung. die metaphysik ist nicht über eine grenze von diesseits und jenseits zu begreifen, sie ist der schlechthin grundsätzliche schöpferische vorgang...
Aus der oben angeführten Literatur.


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kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst I
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 22.11.2016 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 12.11. - 22.11.2016

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