Lot Nr. 359


Jacopo Fabris


Jacopo Fabris - Alte Meister

(Venedig 1689–1761 Charlottenborg)
Blick von der Piazzetta auf den Canal Grande mit der Punta della Dogana und Santa Maria della Salute in Venedig,
Öl auf Leinwand, 95,5 x 128 cm, gerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Wir danken Dario Succi, der die Zuschreibung vorgeschlagen hat.

Jacopo Fabris war nicht nur Kulissenmaler, sondern schuf auch Ansichten Venedigs und Roms. Als Bühnenmaler war Fabris hauptsächlich in Deutschland tätig: Von 1719 bis 1721 war er Hofmaler in Karlsruhe, von 1724 bis 1728 hielt er sich in Hamburg auf, und ab 1741 stand er im Dienst Friedrichs II. und arbeitete an der Berliner Oper. 1746 zog er nach Kopenhagen, wo er am Hof Friedrichs IV. von Dänemark tätig war. Danach unterrichtete er Architektur und Perspektive an der Kunstakademie von Charlottenborg; 1760 vollendete er sein Traktat über Architektur.

Da der Künstler den Großteil seines Lebens im Ausland verbrachte, ist es nachvollziehbar, dass die Mehrzahl seiner venezianischen und römischen Ansichten auf den Gemälden und Stichen anderer Künstler wie Luca Carlevarijs, Michele Marieschi, Antonio Visentini, Antonio Canal und Gaspar van Wittel beruht. Obwohl das vorliegende Gemälde mit keinem Stich der erwähnten Künstler in Zusammenhang steht, gibt es eine Ansicht wieder, derer sich auch andere venezianische Maler wie Bernardo Canal und Apollonio Facchinetti, gen. Domenichini, annahmen.

Die vorliegende Ansicht wird von einem stark erhöhten Standpunkt aus gesehen. Rechts sieht man das Kopfende der Fassade der Bibliothek nach einem Entwurf Jacopo Sansovinos von 1537, welche die Buchsammlung des Stifters der Institution, Kardinal Bessarion, aufnehmen sollte. Als Sansovino starb, war der am Molo gelegene Gebäudeflügel (der im vorliegenden Gemälde dargestellt ist) noch unvollendet; er wurde zwischen 1583 und 1588 von Vincenzo Scamozzi fertiggestellt. Die Fassade besteht aus einem im Erdgeschoss liegenden Säulengang mit dorischen Säulen, über dem im ersten Stock die mit ionischen Säulen gegliederten Fenster anschließen; darüber befindet sich die von einer Balustrade eingefasste Terasse mit Statuen mythologischer Gottheiten.

Rechts erscheint die Punta della Dogana mit der Statue der Fortuna und der monumentalen Kirche von Santa Maria della Salute, dem Meisterwerk Baldassare Longhenas, erbaut zwischen 1631 und 1687 aufgrund eines Versprechens des Senats während der Pest von 1630, die die Bevölkerung der Stadt dahinraffte. Die Kirche zeichnet sich durch einen achteckigen Grundriss aus, auf dem sich der Tambour mit der großen Kuppel erhebt, der eine Laterne aufgesetzt ist. Diese wird wiederum von einer als „Capitana da mar“ gekleideten Heiligen Jungfrau mit Kommandostab bekrönt. Im Hintergrund erkennt man den im 9. Jahrhundert gegründeten Abteikomplex samt Kirche von San Gregorio, der in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts neu errichtet wurde.

Laut Succi findet die Zuschreibung der vorliegenden Ansicht durch die für den venezianischen Künstler typischen stilistschen und technischen Merkmale Bestätigung: die sorgfältige, wenn auch nicht explizite Beschreibung des architektonischen Gefüges, dem das orchestrierte Spiel der klar umrissenen Schattenwürfe geschuldet ist; den von rosafarbenen und grauen Wolken durchzogenen und auf dekorative Wirkung angelegten Himmel; und die Figuren, die ob ihrer leuchtenden Buntheit stilistische Ähnlichkeiten mit jenen Johann Richters aufweisen, was vor allem in den abwechslungsreichen Grüppchen einfacher Bürger und eleganter Damen und Herren zum Ausdruck kommt, die sich auf der Piazzetta um die Säulen des heiligen Markus und des heiligen Theodorus scharen.

Succi datiert das vorliegende Werk um 1745–1750.

18.10.2016 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 75.000,-
Schätzwert:
EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-

Jacopo Fabris


(Venedig 1689–1761 Charlottenborg)
Blick von der Piazzetta auf den Canal Grande mit der Punta della Dogana und Santa Maria della Salute in Venedig,
Öl auf Leinwand, 95,5 x 128 cm, gerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Wir danken Dario Succi, der die Zuschreibung vorgeschlagen hat.

Jacopo Fabris war nicht nur Kulissenmaler, sondern schuf auch Ansichten Venedigs und Roms. Als Bühnenmaler war Fabris hauptsächlich in Deutschland tätig: Von 1719 bis 1721 war er Hofmaler in Karlsruhe, von 1724 bis 1728 hielt er sich in Hamburg auf, und ab 1741 stand er im Dienst Friedrichs II. und arbeitete an der Berliner Oper. 1746 zog er nach Kopenhagen, wo er am Hof Friedrichs IV. von Dänemark tätig war. Danach unterrichtete er Architektur und Perspektive an der Kunstakademie von Charlottenborg; 1760 vollendete er sein Traktat über Architektur.

Da der Künstler den Großteil seines Lebens im Ausland verbrachte, ist es nachvollziehbar, dass die Mehrzahl seiner venezianischen und römischen Ansichten auf den Gemälden und Stichen anderer Künstler wie Luca Carlevarijs, Michele Marieschi, Antonio Visentini, Antonio Canal und Gaspar van Wittel beruht. Obwohl das vorliegende Gemälde mit keinem Stich der erwähnten Künstler in Zusammenhang steht, gibt es eine Ansicht wieder, derer sich auch andere venezianische Maler wie Bernardo Canal und Apollonio Facchinetti, gen. Domenichini, annahmen.

Die vorliegende Ansicht wird von einem stark erhöhten Standpunkt aus gesehen. Rechts sieht man das Kopfende der Fassade der Bibliothek nach einem Entwurf Jacopo Sansovinos von 1537, welche die Buchsammlung des Stifters der Institution, Kardinal Bessarion, aufnehmen sollte. Als Sansovino starb, war der am Molo gelegene Gebäudeflügel (der im vorliegenden Gemälde dargestellt ist) noch unvollendet; er wurde zwischen 1583 und 1588 von Vincenzo Scamozzi fertiggestellt. Die Fassade besteht aus einem im Erdgeschoss liegenden Säulengang mit dorischen Säulen, über dem im ersten Stock die mit ionischen Säulen gegliederten Fenster anschließen; darüber befindet sich die von einer Balustrade eingefasste Terasse mit Statuen mythologischer Gottheiten.

Rechts erscheint die Punta della Dogana mit der Statue der Fortuna und der monumentalen Kirche von Santa Maria della Salute, dem Meisterwerk Baldassare Longhenas, erbaut zwischen 1631 und 1687 aufgrund eines Versprechens des Senats während der Pest von 1630, die die Bevölkerung der Stadt dahinraffte. Die Kirche zeichnet sich durch einen achteckigen Grundriss aus, auf dem sich der Tambour mit der großen Kuppel erhebt, der eine Laterne aufgesetzt ist. Diese wird wiederum von einer als „Capitana da mar“ gekleideten Heiligen Jungfrau mit Kommandostab bekrönt. Im Hintergrund erkennt man den im 9. Jahrhundert gegründeten Abteikomplex samt Kirche von San Gregorio, der in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts neu errichtet wurde.

Laut Succi findet die Zuschreibung der vorliegenden Ansicht durch die für den venezianischen Künstler typischen stilistschen und technischen Merkmale Bestätigung: die sorgfältige, wenn auch nicht explizite Beschreibung des architektonischen Gefüges, dem das orchestrierte Spiel der klar umrissenen Schattenwürfe geschuldet ist; den von rosafarbenen und grauen Wolken durchzogenen und auf dekorative Wirkung angelegten Himmel; und die Figuren, die ob ihrer leuchtenden Buntheit stilistische Ähnlichkeiten mit jenen Johann Richters aufweisen, was vor allem in den abwechslungsreichen Grüppchen einfacher Bürger und eleganter Damen und Herren zum Ausdruck kommt, die sich auf der Piazzetta um die Säulen des heiligen Markus und des heiligen Theodorus scharen.

Succi datiert das vorliegende Werk um 1745–1750.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 18.10.2016 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 08.10. - 18.10.2016


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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