Lot Nr. 211


Enea Salmeggia, genannt Il Talpino


Enea Salmeggia, genannt Il Talpino - Alte Meister

(Salmezza um 1570–1626 Bergamo)
Bildnis eines jungen Mannes,
Öl auf Leinwand, 186 x 107 cm, gerahmt

Wir danken Simone Facchinetti, der die Zuschreibung vorgeschlagen hat.

Das vorliegende Gemälde ist eine wichtige Ergänzung des Werkkorpus Enea Salmeggias, dessen Porträts überaus selten sind. Das vorliegende Werk lässt sich mit einer Zeichnung Salmeggias in der Biblioteca Ambrosiana in Mailand vergleichen, die als Vorstudie für ein weiteres ganzfiguriges Porträt in einem ähnlichen Interieur mit Tisch diente (siehe U. Ruggeri, Enea Salmeggia detto Talpino. Rassegna e studio dell’opera pittorica e grafica, Bergamo 1966, S. 69, Nr. 62).

Ein junger Edelmann steht in einem Interieur, in dem sich nur ein Tisch befindet, über den ein mit einer goldenen Fransenborte besetzter roter Samtteppich gelegt ist. Wartend stützt sich der Dargestellte darauf ab. Mit den zur Seite gezogenen Vorhängen hat der Maler eine Art Bühne geschaffen. Der junge Mann trägt einen Harnisch mit Armbinden. Die leichte Rüstung wird durch Stulpenhandschuhe und einen offenen Helm (bergognotta) vervollständigt, dessen Federschmuck seitlich am Boden zu liegen gekommen ist. Das Fehlen eines Wappens auf der Brustplatte weist darauf hin, dass die Rüstung für das Lanzenstechen (Tjost) innerhalb von Beschrankungen zum Einsatz kam – einem zeitgenössichen Turnierwettbewerb, der an sich nicht gewalttätig war, sondern bei dem die Teilnehmer ihre Geschicklichkeit vorführten.

Die Gesichtszüge des jungen Mannes entsprechen einer eigenwilligen Stilisierung, die sich in Salmeggias nach 1600 entstandenen Gemälden beobachten lässt. Sein frühestes bekanntes Porträt ist der Spinettspieler von 1592 (Sammlung Koelliker), mit dem sich der Künstler direkt an Sofonisba Anguissolas Ausführung desselben Themas anlehnt (siehe F. Frangi, in: Dipinti Lombardi, 2004, S. 10–12). Das Bildnis eines Edelmanns mit Buch in der Accademia Carrara, Bergamo (siehe U. Ruggeri, Enea Salmeggia, in I pittori bergamaschi dal XIII al XIX secolo, Il Cinquecento, IV, Bergamo 1978, S. 298, Kat. 18) gehört mit großer Sicherheit einer späteren Phase an und datiert aus der Zeit nach der Jahrhundertwende. Ein zum signierten und ehemals in der Sammlung Morini in Bergamo befindlichen Bildnis eines Edelmanns nahezu zeitgleich entstandenes Werk (M. C. Rodeschini, in: Il Seicento a Bergamo, 1987, S. 229, Kat. 60) ist vermutlich das bemerkenswerteste Beispiel Salmeggias in diesem Genre.

Der Dargestellte im vorliegenden Gemälde scheint idealisiert: Seine Gesichtszüge sind einem Schönheitsideal nachempfunden. Salmeggia setzt hier die in seiner Theorie dargelegten Grundsätze um, mit denen er für eine Rückkehr zur klassischen Tradition von Raffael und Leonardo bis hin zu Bernardino Luini plädierte. Aufgrund der augenscheinlich nicht naturalistischen Darstellungsweise lässt sich das vorliegende Porträt mit zeitgenössischen öffentlichen Aufträgen des Künstlers vergleichen. Auffällige Ähnlichkeiten zeigen sich vor allem mit Werken der 1620er-Jahre, etwa dem Martyrium der heiligen Agatha in Sant’Agata nel Carmine, Bergamo (1620), und dem Martyrium des heiligen. Alexander in Sant’Alessandro in Colonna, Bergamo (1623).

Quellen verzeichnen mehrere Porträts von der Hand Andrea Salmeggias, die bis dato nicht aufgefunden werden konnten. Zwei weitere Porträts von Edelmännern befanden sich im Besitz des Grafen Lupi in Bergamo; das Bildnis des Francesco Rota, Ritter des Malteserordens, war einst in der Casa Rota in Bergamo (siehe U. Ruggeri Enea Salmeggia, in: I pittori bergamaschi dal XIII al XIX secolo, Il Cinquecento, IV, Bergamo 1978, S. 334, Kat. 346, 348). Diese Informationen reichen jedoch nicht aus, um den hier Porträtierten zu identifizieren.

18.10.2016 - 18:00

Schätzwert:
EUR 15.000,- bis EUR 20.000,-

Enea Salmeggia, genannt Il Talpino


(Salmezza um 1570–1626 Bergamo)
Bildnis eines jungen Mannes,
Öl auf Leinwand, 186 x 107 cm, gerahmt

Wir danken Simone Facchinetti, der die Zuschreibung vorgeschlagen hat.

Das vorliegende Gemälde ist eine wichtige Ergänzung des Werkkorpus Enea Salmeggias, dessen Porträts überaus selten sind. Das vorliegende Werk lässt sich mit einer Zeichnung Salmeggias in der Biblioteca Ambrosiana in Mailand vergleichen, die als Vorstudie für ein weiteres ganzfiguriges Porträt in einem ähnlichen Interieur mit Tisch diente (siehe U. Ruggeri, Enea Salmeggia detto Talpino. Rassegna e studio dell’opera pittorica e grafica, Bergamo 1966, S. 69, Nr. 62).

Ein junger Edelmann steht in einem Interieur, in dem sich nur ein Tisch befindet, über den ein mit einer goldenen Fransenborte besetzter roter Samtteppich gelegt ist. Wartend stützt sich der Dargestellte darauf ab. Mit den zur Seite gezogenen Vorhängen hat der Maler eine Art Bühne geschaffen. Der junge Mann trägt einen Harnisch mit Armbinden. Die leichte Rüstung wird durch Stulpenhandschuhe und einen offenen Helm (bergognotta) vervollständigt, dessen Federschmuck seitlich am Boden zu liegen gekommen ist. Das Fehlen eines Wappens auf der Brustplatte weist darauf hin, dass die Rüstung für das Lanzenstechen (Tjost) innerhalb von Beschrankungen zum Einsatz kam – einem zeitgenössichen Turnierwettbewerb, der an sich nicht gewalttätig war, sondern bei dem die Teilnehmer ihre Geschicklichkeit vorführten.

Die Gesichtszüge des jungen Mannes entsprechen einer eigenwilligen Stilisierung, die sich in Salmeggias nach 1600 entstandenen Gemälden beobachten lässt. Sein frühestes bekanntes Porträt ist der Spinettspieler von 1592 (Sammlung Koelliker), mit dem sich der Künstler direkt an Sofonisba Anguissolas Ausführung desselben Themas anlehnt (siehe F. Frangi, in: Dipinti Lombardi, 2004, S. 10–12). Das Bildnis eines Edelmanns mit Buch in der Accademia Carrara, Bergamo (siehe U. Ruggeri, Enea Salmeggia, in I pittori bergamaschi dal XIII al XIX secolo, Il Cinquecento, IV, Bergamo 1978, S. 298, Kat. 18) gehört mit großer Sicherheit einer späteren Phase an und datiert aus der Zeit nach der Jahrhundertwende. Ein zum signierten und ehemals in der Sammlung Morini in Bergamo befindlichen Bildnis eines Edelmanns nahezu zeitgleich entstandenes Werk (M. C. Rodeschini, in: Il Seicento a Bergamo, 1987, S. 229, Kat. 60) ist vermutlich das bemerkenswerteste Beispiel Salmeggias in diesem Genre.

Der Dargestellte im vorliegenden Gemälde scheint idealisiert: Seine Gesichtszüge sind einem Schönheitsideal nachempfunden. Salmeggia setzt hier die in seiner Theorie dargelegten Grundsätze um, mit denen er für eine Rückkehr zur klassischen Tradition von Raffael und Leonardo bis hin zu Bernardino Luini plädierte. Aufgrund der augenscheinlich nicht naturalistischen Darstellungsweise lässt sich das vorliegende Porträt mit zeitgenössischen öffentlichen Aufträgen des Künstlers vergleichen. Auffällige Ähnlichkeiten zeigen sich vor allem mit Werken der 1620er-Jahre, etwa dem Martyrium der heiligen Agatha in Sant’Agata nel Carmine, Bergamo (1620), und dem Martyrium des heiligen. Alexander in Sant’Alessandro in Colonna, Bergamo (1623).

Quellen verzeichnen mehrere Porträts von der Hand Andrea Salmeggias, die bis dato nicht aufgefunden werden konnten. Zwei weitere Porträts von Edelmännern befanden sich im Besitz des Grafen Lupi in Bergamo; das Bildnis des Francesco Rota, Ritter des Malteserordens, war einst in der Casa Rota in Bergamo (siehe U. Ruggeri Enea Salmeggia, in: I pittori bergamaschi dal XIII al XIX secolo, Il Cinquecento, IV, Bergamo 1978, S. 334, Kat. 346, 348). Diese Informationen reichen jedoch nicht aus, um den hier Porträtierten zu identifizieren.


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old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 18.10.2016 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 08.10. - 18.10.2016

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