Lot Nr. 202


Neri di Bicci


Neri di Bicci - Alte Meister

(Florenz 1418/1420 – 1492)
Madonna mit Kind und Engeln,
Tempera und Goldgrund auf Holz, 59,5 x 42,5 cm, gerahmt

Provenienz:

Sammlung Ercole Canessa (1868-1929), New York – Paris;
dessen Auktion, American Art Association, New York, 25-26 Januar 1924, Lot 164;
dort erworben von James W. Oliver;
Durand Ruel, Paris, 1952;
Evan M. Evans, New York;
Victor D. Spark, New York, 1961 und 1967;
Auktion, Sotheby’s, Parke-Bernet, New York, 14. Januar 1988, Los 58 (als Neri di Bicci);
uropäische Privatsammlung

Dieses kleine Andachtsbild einer Madonna mit Kind und Engeln ist ein typisches Werk Neri di Biccis. Die als Halbfigur dargestellte Jungfrau hält ihren Sohn umfasst, der ihre Hand liebkost. Ihr Gesichtsausdruck ist nahezu feierlich, während jener des Kleinkindes lieblicher und naturalistischer dargestellt ist. Im Hintergrund beten zwei Engel. Die dekorativen Elemente – der Goldbesatz des Gewandes der Madonna, das Kissen, auf dem Christus sitzt, die zarten Prägungen in den Heiligenscheinen und die von den Sternen und Wolken ausgehenden und sich über den ganzen Himmel ausbreitenden goldenen Strahlen – erinnern an gotische Tafeln des Trecento. Kostbare Details wie diese sind charakteristisch für Neri di Biccis eleganten Stil.

Neri di Bicci war der dritte und letzte Vertreter einer Künstlerfamilie, die ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts eine vielbeschäftigte Werkstatt in Florenz unterhielt. Sein Vater Bicci di Lorenzo (1373–1452) und sein Großvater Lorenzo di Bicci (1350–1427) waren bereits vor ihm erfolgreiche Maler gewesen. Neri wurde 1434 Mitglied der Compagnia di San Luca und begann seine Laufbahn als Gehilfe seines Vaters. Nach Bicci di Lorenzos Tod 1452 etablierte er sich als unabhängiger Künstler und führte ein Tagebuch, das die Jahre zwischen 1453 und 1475 sowohl in beruflicher als auch in privater Hinsicht dokumentiert. Dieser Bericht, genannt Le Ricordanze, enthält wichtige Aufzeichnungen zur Tätigkeit einer vielseitigen und produktiven Werkstatt des Quattrocento und ist das umfassendste erhaltene Originaldokument seiner Art. Dank dieses Tagebuchs wissen wir, dass Neri di Bicci nicht nur Maler war, sondern auch Entwürfe für Skulpturen und Stoffe lieferte und mit Holzschnitzern zusammenarbeitete; er bemalte Tafeln für Truhen (cassoni) und war zuweilen auch als Architekt tätig. In seiner Werkstatt sind über die Jahre eine Reihe talentierter Künstler dokumentiert, darunter Cosimo Rosselli, Giusto d’Andrea und Francesco Botticini.

Die Werke Neri di Biccis folgen den aus dem frühen 15. Jahrhundert stammenden Vorbildern seines Vaters, nehmen jedoch auch Anregungen von fortschrittlicheren Künstlern seiner eigenen Generation wie Fra Angelico, Domenico Veneziano, Filippo Lippi und Andrea del Castagno auf. Der traditionelle Stil und Andachtsgeist seiner Gemälde sicherte ihm laufend Aufträge aus dem Florentiner Bürgertum und kirchlicher Einrichtungen. Auch im ländlichen Raum haben sich viele seiner Werke an den Originalplätzen erhalten.

Die Datierung von Neri di Biccis Gemälden gestaltet sich als sehr schwierig, da sein Stil seine gesamte Schaffenszeit hindurch nahezu unverändert blieb. Sein Tagebuch liefert jedoch wertvolle Hinweise zu einigen Aufträgen. Die vorliegende Madonna mit Kind lässt sich aufgrund dessen mit einem datierten Werk Neris vergleichen: Der Gesichtstypus und das Gewand der Jungfrau mit dem weißen Schleier, dem goldbesetzten Kleid und der Spange kehren in dem Altarbild mit einer Himmelfahrt Mariä im Puschkin-Museum in Moskau wieder, das 1464/65 entstand.

18.10.2016 - 18:00

Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-

Neri di Bicci


(Florenz 1418/1420 – 1492)
Madonna mit Kind und Engeln,
Tempera und Goldgrund auf Holz, 59,5 x 42,5 cm, gerahmt

Provenienz:

Sammlung Ercole Canessa (1868-1929), New York – Paris;
dessen Auktion, American Art Association, New York, 25-26 Januar 1924, Lot 164;
dort erworben von James W. Oliver;
Durand Ruel, Paris, 1952;
Evan M. Evans, New York;
Victor D. Spark, New York, 1961 und 1967;
Auktion, Sotheby’s, Parke-Bernet, New York, 14. Januar 1988, Los 58 (als Neri di Bicci);
uropäische Privatsammlung

Dieses kleine Andachtsbild einer Madonna mit Kind und Engeln ist ein typisches Werk Neri di Biccis. Die als Halbfigur dargestellte Jungfrau hält ihren Sohn umfasst, der ihre Hand liebkost. Ihr Gesichtsausdruck ist nahezu feierlich, während jener des Kleinkindes lieblicher und naturalistischer dargestellt ist. Im Hintergrund beten zwei Engel. Die dekorativen Elemente – der Goldbesatz des Gewandes der Madonna, das Kissen, auf dem Christus sitzt, die zarten Prägungen in den Heiligenscheinen und die von den Sternen und Wolken ausgehenden und sich über den ganzen Himmel ausbreitenden goldenen Strahlen – erinnern an gotische Tafeln des Trecento. Kostbare Details wie diese sind charakteristisch für Neri di Biccis eleganten Stil.

Neri di Bicci war der dritte und letzte Vertreter einer Künstlerfamilie, die ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts eine vielbeschäftigte Werkstatt in Florenz unterhielt. Sein Vater Bicci di Lorenzo (1373–1452) und sein Großvater Lorenzo di Bicci (1350–1427) waren bereits vor ihm erfolgreiche Maler gewesen. Neri wurde 1434 Mitglied der Compagnia di San Luca und begann seine Laufbahn als Gehilfe seines Vaters. Nach Bicci di Lorenzos Tod 1452 etablierte er sich als unabhängiger Künstler und führte ein Tagebuch, das die Jahre zwischen 1453 und 1475 sowohl in beruflicher als auch in privater Hinsicht dokumentiert. Dieser Bericht, genannt Le Ricordanze, enthält wichtige Aufzeichnungen zur Tätigkeit einer vielseitigen und produktiven Werkstatt des Quattrocento und ist das umfassendste erhaltene Originaldokument seiner Art. Dank dieses Tagebuchs wissen wir, dass Neri di Bicci nicht nur Maler war, sondern auch Entwürfe für Skulpturen und Stoffe lieferte und mit Holzschnitzern zusammenarbeitete; er bemalte Tafeln für Truhen (cassoni) und war zuweilen auch als Architekt tätig. In seiner Werkstatt sind über die Jahre eine Reihe talentierter Künstler dokumentiert, darunter Cosimo Rosselli, Giusto d’Andrea und Francesco Botticini.

Die Werke Neri di Biccis folgen den aus dem frühen 15. Jahrhundert stammenden Vorbildern seines Vaters, nehmen jedoch auch Anregungen von fortschrittlicheren Künstlern seiner eigenen Generation wie Fra Angelico, Domenico Veneziano, Filippo Lippi und Andrea del Castagno auf. Der traditionelle Stil und Andachtsgeist seiner Gemälde sicherte ihm laufend Aufträge aus dem Florentiner Bürgertum und kirchlicher Einrichtungen. Auch im ländlichen Raum haben sich viele seiner Werke an den Originalplätzen erhalten.

Die Datierung von Neri di Biccis Gemälden gestaltet sich als sehr schwierig, da sein Stil seine gesamte Schaffenszeit hindurch nahezu unverändert blieb. Sein Tagebuch liefert jedoch wertvolle Hinweise zu einigen Aufträgen. Die vorliegende Madonna mit Kind lässt sich aufgrund dessen mit einem datierten Werk Neris vergleichen: Der Gesichtstypus und das Gewand der Jungfrau mit dem weißen Schleier, dem goldbesetzten Kleid und der Spange kehren in dem Altarbild mit einer Himmelfahrt Mariä im Puschkin-Museum in Moskau wieder, das 1464/65 entstand.


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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 18.10.2016 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 08.10. - 18.10.2016

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