(tätig in der Toskana 1480–1500)
Madonna mit Kind und Engel,
Tempera auf Holz, Tondo, 85,5 cm, ungerahmt

Provenienz:

Leasarte, Mailand (laut rückseitigem Aufkleber)
Privatsammlung, Piemont

Das vorliegende Gemälde ist in der Fototeca Zeri (Inv. 13650) als Werk des Maestro di Marradi verzeichnet.

Der Tondo zeigt die sitzende Madonna mit dem Jesuskind auf dem Knie, dessen Fuß sie liebevoll mit der Linken umschließt, während sie in der Rechten eine Blume hält. Das stehende Kind ist nach vorn geneigt, die rechte Hand im Segensgestus erhoben; in der linken hält es einen Distelfink als Anspielung auf die Passion. Beide Figuren sind einem seitlich knienden Engel zugewendet, der Blumen darbringt. Oben ist die Szene von einem roten Vorhang eingefasst. Im Hintergrund öffnet sich hinter einer marmornen Trennwand der Blick auf eine Seenlandschaft.

Der Meister von Marradi schuf in der Toskana im späten 15. und frühen 16. Jahrhundert Altarbilder, Tondi, verzierte Truhen (forzieri) und kleinformatige Andachtsbilder. Der Künstler ist nach einem beachtlichen Werkkorpus benannt, der sich in der Kirche von San Lorenzo in Marradi in der Provinz Florenz befindet, dort, wo der Appenin die Toskana von der Emilia Romagna trennt. Ursprünglich befand sich der namengebende Werkkorpus in der nahegelegenen Klosterkirche Santa Reparata in Salto in Badia del Borgo. Er umfasst fünf Altargemälde, von denen das bedeutendste mit der Titularheiligen der Abtei aus dem Jahr 1498 stammt. Das jüngste Werk dieser Gruppe, eine Jungfrau mit Kind auf einem Thron in Montefiridolfi, kann mit Sicherheit in das Jahr 1513 datiert werden.

Im letzten Jahrhundert haben mehrere Wissenschaftler versucht, diesen anonymen Maler mit einer bestimmten Künstlerpersönlichkeit in Verbindung zu bringen. Unter ihnen haben Roberto Longhi und Wilhelm Suida verschiedene Namen vorgeschlagen. Es war jedoch Federico Zeri, der in den 1960er-Jahren auf Grundlage der umfassenden Werkgruppe den immer noch allgemein anerkannten Namen prägte. Der Bologneser Kunsthistoriker identifizierte den Künstler als einen Nachfolger aus dem Umkreis von Domenico Ghirlandaio, der sowohl in Florenz als auch im Umland, etwa in Marradi, tätig war. Im Werk des Künstlers spiegelt sich der Einfluss von Zeitgenossen wie Botticelli, Filippino Lippi und Perugino wider – so auch im vorliegenden Gemälde, in dem sich eine große kompositorische Strenge mit einem zarten Linienspiel verbindet. Dies zeigt sich in den anmutigen Gesichtern und in den Draperien sowie zum Teil auch im durchsichtigen Schleier der Jungfrau.