Lot Nr. 122


Francesco Guardi


Francesco Guardi - Alte Meister

(Venedig 1712–1793)
Capriccio-Landschaft mit Lagune im Mondschein,
Öl auf Leinwand, 20 x 27 cm, gerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Dieses kleinformatige, unveröffentlichte Leinwandbild gehört zur Sammlung der Capriccio-Bilder des venezianischen Künstlers Francesco Guardi. Zu sehen ist eine Landschaft bei Nacht – ein ausgesprochen seltenes Motiv bei Guardi. Hohe Bäume säumen die Szene zur Linken, während auf dem schmalen Streifen Land in der vorderen Bildmitte eine Fischerfamilie bei einer Hütte zu sehen ist. Im Hintergrund gibt es mehrere Segelboote sowie eine Gruppe von Häusern mit einem hohen Turm am rechten Rand. Der niedrig stehende Mond bildet den Mittelpunkt: hinter einem leichten Schleier aus Wolken nimmt er eine zentrale Position in dem Bild ein und ist zudem die einzige Lichtquelle darin.

Francesco Guardi entstammte einer adligen Familie aus Trient. Seine Ausbildung begann in Venedig, in der Werkstatt seines älteren Bruders Antonio, die er in den 1760er Jahren nach dem Tod Antonios erbte. Zu jener Zeit war es auch – Francesco war bereits ein erfahrener Künstler –, da er seine ersten Anläufe als vedutista unternahm. Die Inspiration dafür holte er sich wohl aus den Arbeiten seines berühmten Landsmanns Canaletto. Aber auch Geschichten malte er, den Alltag in Venedig, Porträts, Blumen sowie imaginäre Landschaften und Capricci. Die letzten zwei Genres konzipierte er oft in Gruppen, womit er den dekorativen Geschmack der damaligen Zeit traf. So sind sie in den typischen Innenräumen Pietro Longhis wiederzufinden, aber auch in verschiedenen anderen Darstellungen venezianischer salotti der damaligen Zeit. Guardis Capricci-Produktionen waren größtenteils kleinformatig und zeichneten sich durch eine gewisse Improvisation aus, wobei reale Elemente in fantastischen Kontexten erschienen. Ihre Produktion umspannte zwar Guardis gesamte Schaffenszeit, doch ab den 1770er Jahren intensivierte sich die Produktion. In seinen späteren Jahren bevorzugte er den imaginären Eskapismus dieser Kompositionen gegenüber der dokumentarischen Natur der genuinen Veduta. Die Vorbilder für seine Arbeiten in diesem Stil finden sich primär in seinen Vorgängern, etwa in seinem Bruder Antonio, in Marco Ricci, Luca Carlevarjs, Michele Marieschi und in Canaletto. In Ergänzung zu ihren Leistungen führte Guardi seine eigene idiomatisch-stilistische Lesart ein, die von einer schwungvollen, fließenden Pinselführung gekennzeichnet war. Das vorliegende nächtliche Capriccio zeigt dies deutlich; in ihm wirken sämtliche Elemente wie rasch skizziert, mit einer flinken Farbgebung beherrscht von Blau- und Grüntönen, die im Gesamtbild eine einzigartig vorromantische, gemütvolle Atmosphäre schaffen.

1973 veröffentlichte Antonio Morassi ein Bild mit dem Titel Paesaggio campestre con grandi alberi e un lago (siehe: A. Morassi, Guardi. I disegni, Mailand 1984, Bd. III, Kat. 651 und Abb. 626). Dieses Gemälde (das zu einer Privatsammlung in Providence, Rhode Island, gehört) und das hier vorliegende unveröffentlichte Werk entsprechen einander in den landschaftlichen Details wie in der Staffage. Jedoch ist das erstere mit 302 x 464 cm deutlich größer als das letztere und damit ist es nicht sicher, ob es als Vorarbeit zu diesem kleinen Ölgemälde oder als Recordo nach dessen ungewöhnlicher Komposition entstand. Auf der Rückseite des Bildes befindet sich eine weitere Studie für Drei Putten, die Morassi mit zwei anderen Puttendarstellungen und diese wiederum mit einer Rokoko-Deckenmalerei in Verbindung setzt, die er in Guardis letztes aktives Jahrzehnt datiert (siehe: A. Morassi, op. cit., Kat. Nr. 456 und 457). Dementsprechend kann das vorliegende Gemälde, so wie die idyllische Landschaftszeichnung, wohl in die 1780er Jahre datiert werden.

18.10.2016 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 50.000,-
Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Francesco Guardi


(Venedig 1712–1793)
Capriccio-Landschaft mit Lagune im Mondschein,
Öl auf Leinwand, 20 x 27 cm, gerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Dieses kleinformatige, unveröffentlichte Leinwandbild gehört zur Sammlung der Capriccio-Bilder des venezianischen Künstlers Francesco Guardi. Zu sehen ist eine Landschaft bei Nacht – ein ausgesprochen seltenes Motiv bei Guardi. Hohe Bäume säumen die Szene zur Linken, während auf dem schmalen Streifen Land in der vorderen Bildmitte eine Fischerfamilie bei einer Hütte zu sehen ist. Im Hintergrund gibt es mehrere Segelboote sowie eine Gruppe von Häusern mit einem hohen Turm am rechten Rand. Der niedrig stehende Mond bildet den Mittelpunkt: hinter einem leichten Schleier aus Wolken nimmt er eine zentrale Position in dem Bild ein und ist zudem die einzige Lichtquelle darin.

Francesco Guardi entstammte einer adligen Familie aus Trient. Seine Ausbildung begann in Venedig, in der Werkstatt seines älteren Bruders Antonio, die er in den 1760er Jahren nach dem Tod Antonios erbte. Zu jener Zeit war es auch – Francesco war bereits ein erfahrener Künstler –, da er seine ersten Anläufe als vedutista unternahm. Die Inspiration dafür holte er sich wohl aus den Arbeiten seines berühmten Landsmanns Canaletto. Aber auch Geschichten malte er, den Alltag in Venedig, Porträts, Blumen sowie imaginäre Landschaften und Capricci. Die letzten zwei Genres konzipierte er oft in Gruppen, womit er den dekorativen Geschmack der damaligen Zeit traf. So sind sie in den typischen Innenräumen Pietro Longhis wiederzufinden, aber auch in verschiedenen anderen Darstellungen venezianischer salotti der damaligen Zeit. Guardis Capricci-Produktionen waren größtenteils kleinformatig und zeichneten sich durch eine gewisse Improvisation aus, wobei reale Elemente in fantastischen Kontexten erschienen. Ihre Produktion umspannte zwar Guardis gesamte Schaffenszeit, doch ab den 1770er Jahren intensivierte sich die Produktion. In seinen späteren Jahren bevorzugte er den imaginären Eskapismus dieser Kompositionen gegenüber der dokumentarischen Natur der genuinen Veduta. Die Vorbilder für seine Arbeiten in diesem Stil finden sich primär in seinen Vorgängern, etwa in seinem Bruder Antonio, in Marco Ricci, Luca Carlevarjs, Michele Marieschi und in Canaletto. In Ergänzung zu ihren Leistungen führte Guardi seine eigene idiomatisch-stilistische Lesart ein, die von einer schwungvollen, fließenden Pinselführung gekennzeichnet war. Das vorliegende nächtliche Capriccio zeigt dies deutlich; in ihm wirken sämtliche Elemente wie rasch skizziert, mit einer flinken Farbgebung beherrscht von Blau- und Grüntönen, die im Gesamtbild eine einzigartig vorromantische, gemütvolle Atmosphäre schaffen.

1973 veröffentlichte Antonio Morassi ein Bild mit dem Titel Paesaggio campestre con grandi alberi e un lago (siehe: A. Morassi, Guardi. I disegni, Mailand 1984, Bd. III, Kat. 651 und Abb. 626). Dieses Gemälde (das zu einer Privatsammlung in Providence, Rhode Island, gehört) und das hier vorliegende unveröffentlichte Werk entsprechen einander in den landschaftlichen Details wie in der Staffage. Jedoch ist das erstere mit 302 x 464 cm deutlich größer als das letztere und damit ist es nicht sicher, ob es als Vorarbeit zu diesem kleinen Ölgemälde oder als Recordo nach dessen ungewöhnlicher Komposition entstand. Auf der Rückseite des Bildes befindet sich eine weitere Studie für Drei Putten, die Morassi mit zwei anderen Puttendarstellungen und diese wiederum mit einer Rokoko-Deckenmalerei in Verbindung setzt, die er in Guardis letztes aktives Jahrzehnt datiert (siehe: A. Morassi, op. cit., Kat. Nr. 456 und 457). Dementsprechend kann das vorliegende Gemälde, so wie die idyllische Landschaftszeichnung, wohl in die 1780er Jahre datiert werden.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 18.10.2016 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 08.10. - 18.10.2016


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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