(Amersfoort 1653–1736 Rom)
Ideale Flusslandschaft,
Öl auf Leinwand, 51 x 105 cm, gerahmt

Provenienz:
Galerie Leasarte, Mailand;
Privatsammlung, Rom

Ausgestellt:
Paesaggi, Vedute e Architetture del Grand Tour: itinerario turistico-culturale del ’700, Rom 22. April – 15. Mai 1988 und Mailand 10. Juni – 10. Juli 1988, S. 30, Ill. 12 (als Gaspar van Wittel).

Literatur:
Paesaggi, Vedute e Architetture del Grand Tour: itinerario turistico-culturale del ’700, Ausstellungskatalog, Rom – Mailand 1988, S. 30, Ill. 12 (als Gaspar van Wittel);
G. Briganti, L. Laureati, L. Trezzani (Hg.), Gaspar van Wittel, Mailand 1996, S. 293-294, Ill. 451 (als Gaspar van Wittel)

Wir danken Laura Laureati für die Bestätigung der Eigenhändigkeit nach Begutachtung des Gemäldes im Original.

Die vorliegende Komposition zeigt eine Stadt in einem Tal, das nach rechts leicht zu einem im Vordergrund verlaufenden Fluss abfällt, während links davon ein großer Fels aufragt, der das Ensemble wie ein Flügel umschließt. Die kleinen Figuren, die denen aus dem Spätwerk des Künstlers ähneln, bewegen sich auf der Straße auf das Flussufer und einen Fischer zu. Obwohl Gaspar van Wittel von Kunsthistorikern als Vorläufer der italienischen Vedutismo-Schule des 18. Jahrhunderts gesehen wird, deren bekanntester Vertreter Canaletto ist, weiß man im Grunde nur sehr wenig über diesen Künstler. Anhand seiner Stadtansichten lassen sich jedoch seine Reisen durch Italien an der Schwelle vom 17. zum 18. Jahrhundert nachvollziehen. Viele dieser Städte sind nicht mehr wiederzuerkennen oder haben sich stark verändert; die Bilder zeigen, wie sich die Orte den Augen der ersten Reisenden auf der Grand Tour darboten.

Van Wittel war ein holländischer Maler und Zeichner mit Tätigkeitsschwerpunkt in Italien. Nach seiner Ausbildung in der Werkstatt von Matthias Withoos in Amersfoort brach er im Alter von zwanzig Jahren nach Rom auf, wo er erstmals 1675 nachweisbar ist. Später wurde er unter dem Namen Vanvitelli bekannt, doch zunächst begann er seine Laufbahn unter dem Ingenieur Cornelius Meyer, für den er Vermessungszeichnungen am Tiber anfertigte. Ebendiese Arbeit sollte den Grundstein für seine spätere Produktion italienischer Ansichten legen, die sich durch eine besondere Liebe zum Detail sowie einen deskriptiven, klaren Aufbau nach dem Vorbild der nordeuropäischen Landschaftsmalerei auszeichnen. Van Wittels ideale Landschaften sind heute eher weniger bekannt. Viele von ihnen entstanden erst in der letzten Schaffensphase des Malers – besonders die kleineren Gouachen und Zeichnungen. Weit weniger Bilder wurden wie das hier vorliegende in Öl gemalt.

Das Gemälde findet sich in der aktualisierten Ausgabe der Monographie Brigantis von 1966 wieder (s. G. Briganti, L. Laureati, L. Trezzani (Hg.), Gaspar van Wittel, S. 293-294, Ill. 451) und ist um 1735 datiert.