Lot Nr. 108


Alessandro Piazza


Alessandro Piazza - Alte Meister

(aktiv 1665–1727)
Der Possesso von Clemens XI.,
Öl auf Leinwand, 150 x 180 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Rom

Wir bedanken uns bei Maria Celeste Cola für die Bestätigung der Zuschreibung auf der Grundlage einer hochaufgelösten Digitalfotografie.

Das vorliegende Gemälde zeigt die Zeremonie des Possesso von Clemens XI., ehemals Kardinal Giovanni Francesco Albani, der am 23. November 1700 zum Papst gewählt wurde. Zu sehen ist der Umritt des Papstes vom Petersdom, wo die Krönung stattfand, zur Lateranbasilika, seiner Titularkirche. Der Prozessionsweg, bekannt als Via Sacra oder Via Papalis, führte vom Petersdom über die Engelsburg und die Piazza Navona an den wichtigsten Stätten des antiken Rom vorbei, darunter das Kapitol, das Forum und der Konstantinsbogen. Über den Caelius erreichte der Papst die Lateranbasilika.
Das Gemälde zeigt die letzte Station auf dem Weg: die Ankunft an der Basilika, gefolgt vom sogenannten Introitus, dem Empfang des Papstes. Das Bild ist eine der wenigen malerischen Darstellungen dieser Zeremonie, da das Gros der Dokumentation dazu in Schriftform oder in Form von Stichen vorliegt.

Die Zeremonie des Possesso, die an die antiken römischen Triumphzüge erinnert, stellte im damaligen Rom ein prachtvolles Großereignis dar. Ihre politische Bedeutung lag in der Betonung der päpstlichen Souveränität. Die Stadt wurde mit Bögen aus Gips oder Pappmaché geschmückt, Geschäfte mit Girlanden aus Früchten, Blumen und Süßigkeiten für die Kinder dekoriert und Säulengänge von Kirchen mit Tapisserien und Kunstwerken behangen. Die namhaftesten Maler, Bildhauer und Architekten arbeiteten an der Ausschmückung der Stadt mit. An der Prozession selbst nahmen Magistrate, Senatoren, die Schweizergarde, Kardinäle im Purpurornat sowie Botschafter teil, begleitet vom päpstlichen Zeremonienmeister. Der Papst selbst ritt dabei auf einem weißen Pferd.

Es gibt einen Stich mit Erläuterung zu diesem Ereignis: “Nuovo disegno dell’ordine tenuto nella solenne cavalcata dal palazzo Vaticano alla basilica Lateranense per il possesso preso da nostro signore papa Clemente XI” (s. M. Fagiolo, Corpus delle feste a Roma, Bd. II, Il Settecento e L’Ottocento, Rom 1997, S. 6, Ill. 4).

Das vorliegende Gemälde stellt die Ankunft des Papstes vor der Lateranbasilika dar. Der Papst reitet auf seinem weißen Pferd in Begleitung des gesamten päpstlichen Hofes, der Kardinäle und Senatoren, des Präfekten der Stadt, der Adligen, Botschafter und Diener. Eine Gesandtschaft erwartet den Papst am Eingang zur Basilika, wo dieser den Papstsitz übernimmt. Die Darstellung gibt das historische Geschehen auf einzigartige Weise und mit vielen Details wieder und ähnelt anderen Gemälden desselben Künstlers.

1702 malte Piazza zwei Bilder, in denen er eine Mission des Kardinals Carlo Barberini nach Neapel festhielt; beide Gemälde wurden in die Barberini-Sammlung des Museo di Roma integriert (s. Bollettino dei Musei Comunali di Roma, Anno VI, 1959, S. 53). Eines davon, das die Rückkehr des Kardinals zum Quirinal zeigt, trägt die Unterschrift ‘Alessandro / Piazza F.’ 1710 wurde ein anderes wichtiges, ebenfalls signiertes Werk von Francesco Maria Ruspoli in Auftrag gegeben, das das Regiment Ruspolis auf der Piazza Santi Apostoli zeigt (s. M. C. Cola, Palazzo Valentini a Roma. La committenza Zambeccari, Boncompagni, Bonelli tra Cinquecento e Settecento, Rom 2012, S. 149 u. 151, Ill. 128; M. C. Cola, Francesco Maria Ruspoli mecenate e collezionista (1672-1731), in: Cultura nell’età delle Legazioni, Hg. v. F. Cazzola, R. Varese, Atti del convegno di studio, Florenz 2005, S. 507-530). In der Atmosphäre und in den Figuren und Farben spiegelt sich immer wieder dieselbe Liebe zum Detail und zur historischen Genauigkeit wider.

Alessandro Piazza ist in Venedig zwischen 1691 und 1700 nachgewiesen (s. T. Pignatti, La Fraglia dei Pittori di Venezia, in: Bollettino dei Musei Civici Veneziani, 10, 1965, S. 16-39; S. 33; G. Nicoletti, Per la storia dell’arte: lista di nomi di artisti tolta dai libri di Tanse o Luminarie della Fraglia dei pittori, in Ateneo Veneto, November – Dezember 1890, S. 28). Eines von mehreren Bildern zum Leben des Francesco Morosini (1688 zum Dogen gewählt; Cl. I Nr. 1378, Cl. I Nr. 1379, Cl. I Nr. 1380, Cl. I Nr. 1381, Cl. I Nr. 1382, Cl. I Nr. 1383, Cl. I Nr. 1384), Die Rückkehr Francesco Morosinis aus der Levante (Cl. I Nr. 1381) im Correr-Museum in Venedig, trägt eine Signatur auf einer Flagge unweit der Bildmitte: Ale / san / dro Pia / zza / F. Ein Bild von Alessandro Piazza ist als in Rom kurz nach 1697 vollendet nachgewiesen (s. F. H. Taylor, Karneval in Venedig, in News bulletin and calendar – Worcester Art Museum, Bd. XXII, Nr. 4, 1957, S. 23). Vier Ansichten Venedigs aus den Jahren 1700 und 1702 werden heute im Kunstmuseum zu Worcester aufbewahrt (Nr. 1956.78, 1956.77, 1956.79, 1956.80).

Jüngste Studien belegen, dass der Künstler nach seinem Aufenthalt in Venedig im Jahr 1700 in Rom war, wo er neben der Pfarrkirche Santo Stefano del Cacco wohnte (s. R. Carloni, Parrocchia di Santo Stefano del Cacco, in: Artisti e Artigiani a Roma, II, dagli Stati delle Anime del 1700, 1725, 1750, 1775, hg. v. E. Debenedetti, in: Studi sul Settecento Romano, 21, Rom 2005, S. 423-425, Nr. 20).

18.10.2016 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 161.600,-
Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-

Alessandro Piazza


(aktiv 1665–1727)
Der Possesso von Clemens XI.,
Öl auf Leinwand, 150 x 180 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Rom

Wir bedanken uns bei Maria Celeste Cola für die Bestätigung der Zuschreibung auf der Grundlage einer hochaufgelösten Digitalfotografie.

Das vorliegende Gemälde zeigt die Zeremonie des Possesso von Clemens XI., ehemals Kardinal Giovanni Francesco Albani, der am 23. November 1700 zum Papst gewählt wurde. Zu sehen ist der Umritt des Papstes vom Petersdom, wo die Krönung stattfand, zur Lateranbasilika, seiner Titularkirche. Der Prozessionsweg, bekannt als Via Sacra oder Via Papalis, führte vom Petersdom über die Engelsburg und die Piazza Navona an den wichtigsten Stätten des antiken Rom vorbei, darunter das Kapitol, das Forum und der Konstantinsbogen. Über den Caelius erreichte der Papst die Lateranbasilika.
Das Gemälde zeigt die letzte Station auf dem Weg: die Ankunft an der Basilika, gefolgt vom sogenannten Introitus, dem Empfang des Papstes. Das Bild ist eine der wenigen malerischen Darstellungen dieser Zeremonie, da das Gros der Dokumentation dazu in Schriftform oder in Form von Stichen vorliegt.

Die Zeremonie des Possesso, die an die antiken römischen Triumphzüge erinnert, stellte im damaligen Rom ein prachtvolles Großereignis dar. Ihre politische Bedeutung lag in der Betonung der päpstlichen Souveränität. Die Stadt wurde mit Bögen aus Gips oder Pappmaché geschmückt, Geschäfte mit Girlanden aus Früchten, Blumen und Süßigkeiten für die Kinder dekoriert und Säulengänge von Kirchen mit Tapisserien und Kunstwerken behangen. Die namhaftesten Maler, Bildhauer und Architekten arbeiteten an der Ausschmückung der Stadt mit. An der Prozession selbst nahmen Magistrate, Senatoren, die Schweizergarde, Kardinäle im Purpurornat sowie Botschafter teil, begleitet vom päpstlichen Zeremonienmeister. Der Papst selbst ritt dabei auf einem weißen Pferd.

Es gibt einen Stich mit Erläuterung zu diesem Ereignis: “Nuovo disegno dell’ordine tenuto nella solenne cavalcata dal palazzo Vaticano alla basilica Lateranense per il possesso preso da nostro signore papa Clemente XI” (s. M. Fagiolo, Corpus delle feste a Roma, Bd. II, Il Settecento e L’Ottocento, Rom 1997, S. 6, Ill. 4).

Das vorliegende Gemälde stellt die Ankunft des Papstes vor der Lateranbasilika dar. Der Papst reitet auf seinem weißen Pferd in Begleitung des gesamten päpstlichen Hofes, der Kardinäle und Senatoren, des Präfekten der Stadt, der Adligen, Botschafter und Diener. Eine Gesandtschaft erwartet den Papst am Eingang zur Basilika, wo dieser den Papstsitz übernimmt. Die Darstellung gibt das historische Geschehen auf einzigartige Weise und mit vielen Details wieder und ähnelt anderen Gemälden desselben Künstlers.

1702 malte Piazza zwei Bilder, in denen er eine Mission des Kardinals Carlo Barberini nach Neapel festhielt; beide Gemälde wurden in die Barberini-Sammlung des Museo di Roma integriert (s. Bollettino dei Musei Comunali di Roma, Anno VI, 1959, S. 53). Eines davon, das die Rückkehr des Kardinals zum Quirinal zeigt, trägt die Unterschrift ‘Alessandro / Piazza F.’ 1710 wurde ein anderes wichtiges, ebenfalls signiertes Werk von Francesco Maria Ruspoli in Auftrag gegeben, das das Regiment Ruspolis auf der Piazza Santi Apostoli zeigt (s. M. C. Cola, Palazzo Valentini a Roma. La committenza Zambeccari, Boncompagni, Bonelli tra Cinquecento e Settecento, Rom 2012, S. 149 u. 151, Ill. 128; M. C. Cola, Francesco Maria Ruspoli mecenate e collezionista (1672-1731), in: Cultura nell’età delle Legazioni, Hg. v. F. Cazzola, R. Varese, Atti del convegno di studio, Florenz 2005, S. 507-530). In der Atmosphäre und in den Figuren und Farben spiegelt sich immer wieder dieselbe Liebe zum Detail und zur historischen Genauigkeit wider.

Alessandro Piazza ist in Venedig zwischen 1691 und 1700 nachgewiesen (s. T. Pignatti, La Fraglia dei Pittori di Venezia, in: Bollettino dei Musei Civici Veneziani, 10, 1965, S. 16-39; S. 33; G. Nicoletti, Per la storia dell’arte: lista di nomi di artisti tolta dai libri di Tanse o Luminarie della Fraglia dei pittori, in Ateneo Veneto, November – Dezember 1890, S. 28). Eines von mehreren Bildern zum Leben des Francesco Morosini (1688 zum Dogen gewählt; Cl. I Nr. 1378, Cl. I Nr. 1379, Cl. I Nr. 1380, Cl. I Nr. 1381, Cl. I Nr. 1382, Cl. I Nr. 1383, Cl. I Nr. 1384), Die Rückkehr Francesco Morosinis aus der Levante (Cl. I Nr. 1381) im Correr-Museum in Venedig, trägt eine Signatur auf einer Flagge unweit der Bildmitte: Ale / san / dro Pia / zza / F. Ein Bild von Alessandro Piazza ist als in Rom kurz nach 1697 vollendet nachgewiesen (s. F. H. Taylor, Karneval in Venedig, in News bulletin and calendar – Worcester Art Museum, Bd. XXII, Nr. 4, 1957, S. 23). Vier Ansichten Venedigs aus den Jahren 1700 und 1702 werden heute im Kunstmuseum zu Worcester aufbewahrt (Nr. 1956.78, 1956.77, 1956.79, 1956.80).

Jüngste Studien belegen, dass der Künstler nach seinem Aufenthalt in Venedig im Jahr 1700 in Rom war, wo er neben der Pfarrkirche Santo Stefano del Cacco wohnte (s. R. Carloni, Parrocchia di Santo Stefano del Cacco, in: Artisti e Artigiani a Roma, II, dagli Stati delle Anime del 1700, 1725, 1750, 1775, hg. v. E. Debenedetti, in: Studi sul Settecento Romano, 21, Rom 2005, S. 423-425, Nr. 20).


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 18.10.2016 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 08.10. - 18.10.2016


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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