Lot Nr. 106 -


Gérard de Lairesse zugeschrieben


Gérard de Lairesse zugeschrieben - Alte Meister

(Liège 1641–1711 Amsterdam)
Herse erwartet die Ankunft Merkurs,
Öl auf Leinwand, 67,3 x 83,3 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Saul P. Steinberg, Christie’s, 15. April 2008, Los 332;
Timothy Whealon Inc., New York, Nr. 87 (laut rückseitigem Aufkleber);
Privatsammlung, New York

Gérard de Lairesse (1640–1711) wurde von Zeitgenossen und Kunstliebhabern des 18. Jahrhunderts als „holländischer Raffael“ und „holländischer Poussin“ gefeiert. Er war im 17. Jahrhundert einer der bekanntesten akademischen Maler Hollands. Der Künstler wurde von seinem Vater Renier de Lairesse und von Betholet Flémal in seiner Geburtsstatt Liège ausgebildet. Als Lairesse 1665 in Amsterdam eintraf, fühlte er sich zu Rembrandts Spätstil hingezogen und wandte sich in der Folge zum Teil von der klassischen italienischen Tradition, in der er schon früh geschult worden war, ab. Er stattete Rembrandts Werkstatt häufig Besuche ab; in der Sammlung Lehman im Metropolitan Museum of Art befindet sich ein von Rembrandt gemaltes Porträt Lairesse’. Trotz des Rembrandt’schen Einflusses behielten jedoch die klassischen Ideale der französischen Akademie über kurz oder lang Oberhand in seiner stilistischen Entwicklung. Als höchst erfolgreicher Künstler wurde Lairesse mit der Ausstattung zahlreicher öffentlicher Gebäude und privater Paläste beauftragt, von denen sich einige im Besitz von Prinz Wilhelm III. von Oranien befanden und die er mit mythologischen und historischen Szenen dekorierte. Viele dieser Großaufträge führte Lairesse mit der Hilfe des Landschaftsmalers Jan Glauber (1646–1726?) aus, dessen Stärken in der Darstellung arkadischer Szenen in der Tradition Dughets lagen.

Lairesse’ Malstil fand durch unzählige Druckgrafiken seiner Kompositionen Verbreitung, die er selbst herausbrachte. Lairesse erblindete tragischerweise im Jahr 1690, was aber seiner tonangebenden Rolle bei der Herausbildung des holländischen Geschmacks keinen Abbruch tat. Er hielt regelmäßig Vorträge über Kunsttheorie und -praxis, die noch vor seinem Tod in zwei Bänden zusammengefasst wurden: Grondlegging der Teekenkunst („Grundlagen der Zeichenkunst“, 1701) und Het Groot Schilderboek („Das große Buch der Malerei“, 1707). Auch wenn Lairesse’ Vorstellungen auf älteren Richtlinien französischer akademischer Kunst beruhen mochten, büßten sie ihren Einfluss auch im 18. Jahrhundert nicht ein, und die Bücher des Künstlers wurden immer wieder übersetzt und neu aufgelegt.

Von dem vorliegenden Gemälde glaubte man ursprünglich, es würde die von Putten umringte Venus darstellen. Doch Alain Roy hat darauf hingewiesen, dass es sich vielmehr um Herse handelt, die die Ankunft Merkurs erwartet (schriftliche Mitteilung, Juni 2000). In dieser Begebenheit nach Ovids Metamorphosen (2, 708–832) kehren drei Schwestern von einem zu Ehren Minervas gegebenen Fest nach Hause, geweihte Körbe auf dem Kopf tragend. Merkur erblickte sie und verliebte sich sofort in Herse, das schönste der drei Mädchen. Aus Eifersucht auf ihre Schwester versuchte Aglauros Merkur davon abzuhalten, ins Schlafgemach Herses vorzudringen. Er berührte sie mit seinem Zauberstab, und sie wurde zu schwarzem Stein, der die Farbe ihrer Gedanken widerspiegelte. Das vorliegende Gemälde zeigt einen weniger dramatischen Moment der Geschichte, als Herse, von Amoretten umgeben, in ihrer Kammer auf den Geliebten wartet.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

18.10.2016 - 18:00

Schätzwert:
EUR 25.000,- bis EUR 35.000,-

Gérard de Lairesse zugeschrieben


(Liège 1641–1711 Amsterdam)
Herse erwartet die Ankunft Merkurs,
Öl auf Leinwand, 67,3 x 83,3 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Saul P. Steinberg, Christie’s, 15. April 2008, Los 332;
Timothy Whealon Inc., New York, Nr. 87 (laut rückseitigem Aufkleber);
Privatsammlung, New York

Gérard de Lairesse (1640–1711) wurde von Zeitgenossen und Kunstliebhabern des 18. Jahrhunderts als „holländischer Raffael“ und „holländischer Poussin“ gefeiert. Er war im 17. Jahrhundert einer der bekanntesten akademischen Maler Hollands. Der Künstler wurde von seinem Vater Renier de Lairesse und von Betholet Flémal in seiner Geburtsstatt Liège ausgebildet. Als Lairesse 1665 in Amsterdam eintraf, fühlte er sich zu Rembrandts Spätstil hingezogen und wandte sich in der Folge zum Teil von der klassischen italienischen Tradition, in der er schon früh geschult worden war, ab. Er stattete Rembrandts Werkstatt häufig Besuche ab; in der Sammlung Lehman im Metropolitan Museum of Art befindet sich ein von Rembrandt gemaltes Porträt Lairesse’. Trotz des Rembrandt’schen Einflusses behielten jedoch die klassischen Ideale der französischen Akademie über kurz oder lang Oberhand in seiner stilistischen Entwicklung. Als höchst erfolgreicher Künstler wurde Lairesse mit der Ausstattung zahlreicher öffentlicher Gebäude und privater Paläste beauftragt, von denen sich einige im Besitz von Prinz Wilhelm III. von Oranien befanden und die er mit mythologischen und historischen Szenen dekorierte. Viele dieser Großaufträge führte Lairesse mit der Hilfe des Landschaftsmalers Jan Glauber (1646–1726?) aus, dessen Stärken in der Darstellung arkadischer Szenen in der Tradition Dughets lagen.

Lairesse’ Malstil fand durch unzählige Druckgrafiken seiner Kompositionen Verbreitung, die er selbst herausbrachte. Lairesse erblindete tragischerweise im Jahr 1690, was aber seiner tonangebenden Rolle bei der Herausbildung des holländischen Geschmacks keinen Abbruch tat. Er hielt regelmäßig Vorträge über Kunsttheorie und -praxis, die noch vor seinem Tod in zwei Bänden zusammengefasst wurden: Grondlegging der Teekenkunst („Grundlagen der Zeichenkunst“, 1701) und Het Groot Schilderboek („Das große Buch der Malerei“, 1707). Auch wenn Lairesse’ Vorstellungen auf älteren Richtlinien französischer akademischer Kunst beruhen mochten, büßten sie ihren Einfluss auch im 18. Jahrhundert nicht ein, und die Bücher des Künstlers wurden immer wieder übersetzt und neu aufgelegt.

Von dem vorliegenden Gemälde glaubte man ursprünglich, es würde die von Putten umringte Venus darstellen. Doch Alain Roy hat darauf hingewiesen, dass es sich vielmehr um Herse handelt, die die Ankunft Merkurs erwartet (schriftliche Mitteilung, Juni 2000). In dieser Begebenheit nach Ovids Metamorphosen (2, 708–832) kehren drei Schwestern von einem zu Ehren Minervas gegebenen Fest nach Hause, geweihte Körbe auf dem Kopf tragend. Merkur erblickte sie und verliebte sich sofort in Herse, das schönste der drei Mädchen. Aus Eifersucht auf ihre Schwester versuchte Aglauros Merkur davon abzuhalten, ins Schlafgemach Herses vorzudringen. Er berührte sie mit seinem Zauberstab, und sie wurde zu schwarzem Stein, der die Farbe ihrer Gedanken widerspiegelte. Das vorliegende Gemälde zeigt einen weniger dramatischen Moment der Geschichte, als Herse, von Amoretten umgeben, in ihrer Kammer auf den Geliebten wartet.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 18.10.2016 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 08.10. - 18.10.2016

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