Lot Nr. 100


Alessandro Turchi, gen. l’Orbetto

[Saleroom Notice]
Alessandro Turchi, gen. l’Orbetto - Alte Meister

(Verona 1574–1616 Rom)
Das Abendmahl der Magdalena,
Öl auf Leinwand, 55,5 x 43 cm, gerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Wir danken Vilmos Tátrai für seinen Hinweis auf die Zuschreibung auf der Grundlage einer hochaufgelösten Digitalfotografie.

Dieses bislang unveröffentlichte Gemälde von Alessandro Turchi, genannt l‘Orbetto, ist ein zentraler Bestandteil des Œuvres dieses Künstlers. Das Bild ist eng verbunden mit einem anderen Turchi-Gemälde zu demselben Thema, das bei Sotheby‘s London am 11. Dezember 2003 versteigert wurde (Lot 18, Öl auf Kupfer, 50,5 x 37,3 cm).

Turchi war als junger Mann nach Rom gezogen und erlag dort schnell den klassizistischen Einflüssen von Künstlern wie Domenichino und Annibale Carracci, übernahm aber auch die von Caravaggio so geschätzte dramatische Lichtgestaltung: Mancini beschreibt Turchis Stil treffend als „morbido e caravaggesco insieme“ („sanft und caravaggesk zugleich“). Eine ganze Reihe großformatiger Altarbilder von Turchi haben bis heute überdauert, viele von ihnen in situ, d. h. an den Orten, für die sie ursprünglich bestimmt waren. Turchis weiche und sorgsame Modellierung eignete sich besonders für harte Untergründe und kleinformatige Gemälde. Nachdem er von seinem Veroneser Kollegen Felice Brusasorci in die Malerei auf Schiefer eingeführt worden war, bevorzugte Turchi ebendieses Material als Untergrund für seine Nachtszenen (siehe etwa die Gemälde in der Galleria Borghese in Rom); im Kupfer hingegen fand er eine weiche Oberfläche, auf der sein gefühlvoller Einsatz der Farben zur vollen Geltung gelangte, was auch in dem hier vorliegenden Bild sichtbar wird.

Die Engel in dieser Komposition sind vergleichbar mit den Engeln in anderen Gemälden aus dem Rom der damaligen Zeit. Sie wirken wie von Fäden gehalten und weisen eine beeindruckend scharfsinnige Verkürzung auf. Die Engel in diesem Kupferbild wirken zudem ausgereifter als jene in Turchis Lünette in der Kirche Sant’Anastasia in Verona (um 1607; s. Alessandro Turchi detto l‘Orbetto 1578-1649, Ausstellungskatalog, Verona, Museo di Castelvecchio, 19. September – 19. Dezember 1999, S. 233, Kat. Nr. 79, Farbreproduktion); sie stehen jenen in Turchis Altarbild Madonna und Kind in der Glorie mit den Heiligen Franziskus und Karl Borromäus in der römischen Kirche San Salvatore in Lauro näher (um 1617 oder kurz davor; op. cit., S. 104-5, Kat. Nr. 17, Farbreproduktion).

Turchi wurde zum Principe der Accademia di San Luca in Rom ernannt, nachdem Pietro Cortonas vierjährige Amtszeit 1637 abgelaufen war, was eindeutig auf Turchis Ansehen als Künstler hinweist. Seine Vorliebe für stark figurale Kompositionen mit aufwändigen Oberflächenstrukturen änderte Turchi insgesamt zugunsten eines einfacher gehaltenen, großformatigen Stils nach dem Vorbild des Bologneser Idealismus und des norditalienischen Realismus. Nichtsdestoweniger blieb er stets stilistisch unabhängig von den großen künstlerischen Strömungen in Rom.

Zusatzabbildung:
Infrarot-Reflektogramm des vorliegenden Gemäldes

Saleroom Notice:

256 x 165 cm

18.10.2016 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 234.800,-
Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Alessandro Turchi, gen. l’Orbetto

[Saleroom Notice]

(Verona 1574–1616 Rom)
Das Abendmahl der Magdalena,
Öl auf Leinwand, 55,5 x 43 cm, gerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Wir danken Vilmos Tátrai für seinen Hinweis auf die Zuschreibung auf der Grundlage einer hochaufgelösten Digitalfotografie.

Dieses bislang unveröffentlichte Gemälde von Alessandro Turchi, genannt l‘Orbetto, ist ein zentraler Bestandteil des Œuvres dieses Künstlers. Das Bild ist eng verbunden mit einem anderen Turchi-Gemälde zu demselben Thema, das bei Sotheby‘s London am 11. Dezember 2003 versteigert wurde (Lot 18, Öl auf Kupfer, 50,5 x 37,3 cm).

Turchi war als junger Mann nach Rom gezogen und erlag dort schnell den klassizistischen Einflüssen von Künstlern wie Domenichino und Annibale Carracci, übernahm aber auch die von Caravaggio so geschätzte dramatische Lichtgestaltung: Mancini beschreibt Turchis Stil treffend als „morbido e caravaggesco insieme“ („sanft und caravaggesk zugleich“). Eine ganze Reihe großformatiger Altarbilder von Turchi haben bis heute überdauert, viele von ihnen in situ, d. h. an den Orten, für die sie ursprünglich bestimmt waren. Turchis weiche und sorgsame Modellierung eignete sich besonders für harte Untergründe und kleinformatige Gemälde. Nachdem er von seinem Veroneser Kollegen Felice Brusasorci in die Malerei auf Schiefer eingeführt worden war, bevorzugte Turchi ebendieses Material als Untergrund für seine Nachtszenen (siehe etwa die Gemälde in der Galleria Borghese in Rom); im Kupfer hingegen fand er eine weiche Oberfläche, auf der sein gefühlvoller Einsatz der Farben zur vollen Geltung gelangte, was auch in dem hier vorliegenden Bild sichtbar wird.

Die Engel in dieser Komposition sind vergleichbar mit den Engeln in anderen Gemälden aus dem Rom der damaligen Zeit. Sie wirken wie von Fäden gehalten und weisen eine beeindruckend scharfsinnige Verkürzung auf. Die Engel in diesem Kupferbild wirken zudem ausgereifter als jene in Turchis Lünette in der Kirche Sant’Anastasia in Verona (um 1607; s. Alessandro Turchi detto l‘Orbetto 1578-1649, Ausstellungskatalog, Verona, Museo di Castelvecchio, 19. September – 19. Dezember 1999, S. 233, Kat. Nr. 79, Farbreproduktion); sie stehen jenen in Turchis Altarbild Madonna und Kind in der Glorie mit den Heiligen Franziskus und Karl Borromäus in der römischen Kirche San Salvatore in Lauro näher (um 1617 oder kurz davor; op. cit., S. 104-5, Kat. Nr. 17, Farbreproduktion).

Turchi wurde zum Principe der Accademia di San Luca in Rom ernannt, nachdem Pietro Cortonas vierjährige Amtszeit 1637 abgelaufen war, was eindeutig auf Turchis Ansehen als Künstler hinweist. Seine Vorliebe für stark figurale Kompositionen mit aufwändigen Oberflächenstrukturen änderte Turchi insgesamt zugunsten eines einfacher gehaltenen, großformatigen Stils nach dem Vorbild des Bologneser Idealismus und des norditalienischen Realismus. Nichtsdestoweniger blieb er stets stilistisch unabhängig von den großen künstlerischen Strömungen in Rom.

Zusatzabbildung:
Infrarot-Reflektogramm des vorliegenden Gemäldes

Saleroom Notice:

256 x 165 cm


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 18.10.2016 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 08.10. - 18.10.2016


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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