Lot Nr. 92


Gioacchino Assereto


Gioacchino Assereto - Alte Meister

(Genua 1600–1650)
Der gefesselte Prometheus,
Öl auf Leinwand, 119,5 x 143 cm, gerahmt

Provenienz:

Europäische Privatsammlung

Wir bedanken uns bei Anna Orlando für die Zuschreibung des Gemäldes und ihre Hilfe bei der Katalogisierung.

Das Gemälde stellt eine Szene aus der klassischen Mythologie dar. Der Sohn des Titanen Iapetus, Prometheus, hat es gewagt, Zeus herauszufordern und den Göttern das Feuer zu nehmen, um es den Menschen zu bringen. Der Herrscher des Olymps dachte sich daraufhin eine grausame Bestrafung für ihn aus. Prometheus wurde an einen Felsen gekettet und von einem Adler gequält, der mit grausamer Regelmäßigkeit jeden Tag ein Stück von Prometheus‘ Leber verspeiste. Aus mythologischer Sicht wurde diese Erzählung als eine Anspielung auf Jesus verstanden, der den Menschen durch sein Leiden am Kreuz das Heil brachte. Prometheus und Jesus stehen hier für die Erlösung des Menschen von der Tyrannei.

Assereto war ein Künstler des „Widerspruchs“, wie es Luigi Salerno in Bezug auf eine Reihe anderer Künstler des 17. Jahrhunderts formulierte (Salerno, 1970). Sein erster Biograf, Raffaele Soprani (1674, S. 167 und 171) nannte den Maler aus Genua „geistreich“ und „düster“; die „Phantasie seiner kapriziösen Gedanken“ sei „furchterregend“ (ebd., S. 168). Es überrascht daher kaum, dass von diesem Sujet gleich mehrere Versionen existieren.

Die vorliegende Komposition ist vergleichbar mit dem Bild im Musée de la Chartreuse im französischen Douai (83 x 69,5 cm, Inv. 134), bei dem die Halbfigur zurückgebeugt, sich windend und schreiend, gefangen im Moment des Leids abgebildet ist. Dieser physische Schmerz findet sich außerdem in zwei weiteren, identischen Brustbildern des Prometheus wieder, die sich so sehr ähneln, dass Anna Orlando 2005 zunächst glaubte, es handle sich um ein und dasselbe Gemälde. Eines davon wurde formal Carl Loth zugeschrieben, als es auf einer Auktion auftauchte (Sotheby’s, London, 11. Juli 2002, Lot 191, 129,5 x 96,3 cm), während das andere, das Teil einer Turiner Sammlung war, Giovanni Battista Langetti zugeordnet wurde (109 x 86,5 cm; siehe: S. Gianuzzi Savelli, in: Il male, Ausstellungskatalog, Turin 2005, S. 326, Nr. 64). Orlandos Vermutung über die Identität der beiden Bilder wird von T. Zennaro aufgegriffen, die sie wiederum nicht für eigenhändige Werke hält (s. T. Zennaro, Gioacchino Assereto (1600-1650) e i pittori della sua scuola, Soncino 2011, Kat. B26, S. 597-598, zum Sotheby’s-Bild und E16 zu dem Bild aus Turin).

Zwei weitere, ebenfalls sehr ähnliche Versionen zeigen die Figur des Prometheus, die in diagonaler Ausrichtung die gesamte Vertikale der Leinwand einnimmt. Diese Versionen gehören zur Koelliker-Sammlung in Mailand, die auf der Finarte-Auktion am 31. Mai 2000 (Lot 40) mit korrekter Zuschreibung durch Daniele Benati auftauchte, dazu eine weitere, ebenfalls sehr ähnliche, jedoch nicht identische, die auf einer Cambi-Auktion in Genua im April/Mai 2005 verkauft wurde, wie T. Zennaro kürzlich anmerkte (s. T. Zennaro, op. cit., Kat. A116, S. 410-411). Beide Werke stehen in enger Verbindung mit dem Von Apollo gehäuteten Marsyas, einer reifen Arbeit Asseretos in Vorbereitung auf die Fresken des Palazzo Ayrolo Negrone in Genua von 1644 (s. Soprani, 1674, S. 170-171). Das vorliegende Werk ist vergleichbar mit allen diesen Arbeiten und als bedeutende Ergänzung zu Asseratos Œuvre einzuschätzen. Ein zentraler Bestandteil dieses üppigen Gesamtwerks des Künstlers entstand unter dem Einfluss von Ribera. Zeitlich ist es in die reiferen Jahre des Malers einzuordnen, etwa zwischen 1640 und 1650.

18.10.2016 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 125.000,-
Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 50.000,-

Gioacchino Assereto


(Genua 1600–1650)
Der gefesselte Prometheus,
Öl auf Leinwand, 119,5 x 143 cm, gerahmt

Provenienz:

Europäische Privatsammlung

Wir bedanken uns bei Anna Orlando für die Zuschreibung des Gemäldes und ihre Hilfe bei der Katalogisierung.

Das Gemälde stellt eine Szene aus der klassischen Mythologie dar. Der Sohn des Titanen Iapetus, Prometheus, hat es gewagt, Zeus herauszufordern und den Göttern das Feuer zu nehmen, um es den Menschen zu bringen. Der Herrscher des Olymps dachte sich daraufhin eine grausame Bestrafung für ihn aus. Prometheus wurde an einen Felsen gekettet und von einem Adler gequält, der mit grausamer Regelmäßigkeit jeden Tag ein Stück von Prometheus‘ Leber verspeiste. Aus mythologischer Sicht wurde diese Erzählung als eine Anspielung auf Jesus verstanden, der den Menschen durch sein Leiden am Kreuz das Heil brachte. Prometheus und Jesus stehen hier für die Erlösung des Menschen von der Tyrannei.

Assereto war ein Künstler des „Widerspruchs“, wie es Luigi Salerno in Bezug auf eine Reihe anderer Künstler des 17. Jahrhunderts formulierte (Salerno, 1970). Sein erster Biograf, Raffaele Soprani (1674, S. 167 und 171) nannte den Maler aus Genua „geistreich“ und „düster“; die „Phantasie seiner kapriziösen Gedanken“ sei „furchterregend“ (ebd., S. 168). Es überrascht daher kaum, dass von diesem Sujet gleich mehrere Versionen existieren.

Die vorliegende Komposition ist vergleichbar mit dem Bild im Musée de la Chartreuse im französischen Douai (83 x 69,5 cm, Inv. 134), bei dem die Halbfigur zurückgebeugt, sich windend und schreiend, gefangen im Moment des Leids abgebildet ist. Dieser physische Schmerz findet sich außerdem in zwei weiteren, identischen Brustbildern des Prometheus wieder, die sich so sehr ähneln, dass Anna Orlando 2005 zunächst glaubte, es handle sich um ein und dasselbe Gemälde. Eines davon wurde formal Carl Loth zugeschrieben, als es auf einer Auktion auftauchte (Sotheby’s, London, 11. Juli 2002, Lot 191, 129,5 x 96,3 cm), während das andere, das Teil einer Turiner Sammlung war, Giovanni Battista Langetti zugeordnet wurde (109 x 86,5 cm; siehe: S. Gianuzzi Savelli, in: Il male, Ausstellungskatalog, Turin 2005, S. 326, Nr. 64). Orlandos Vermutung über die Identität der beiden Bilder wird von T. Zennaro aufgegriffen, die sie wiederum nicht für eigenhändige Werke hält (s. T. Zennaro, Gioacchino Assereto (1600-1650) e i pittori della sua scuola, Soncino 2011, Kat. B26, S. 597-598, zum Sotheby’s-Bild und E16 zu dem Bild aus Turin).

Zwei weitere, ebenfalls sehr ähnliche Versionen zeigen die Figur des Prometheus, die in diagonaler Ausrichtung die gesamte Vertikale der Leinwand einnimmt. Diese Versionen gehören zur Koelliker-Sammlung in Mailand, die auf der Finarte-Auktion am 31. Mai 2000 (Lot 40) mit korrekter Zuschreibung durch Daniele Benati auftauchte, dazu eine weitere, ebenfalls sehr ähnliche, jedoch nicht identische, die auf einer Cambi-Auktion in Genua im April/Mai 2005 verkauft wurde, wie T. Zennaro kürzlich anmerkte (s. T. Zennaro, op. cit., Kat. A116, S. 410-411). Beide Werke stehen in enger Verbindung mit dem Von Apollo gehäuteten Marsyas, einer reifen Arbeit Asseretos in Vorbereitung auf die Fresken des Palazzo Ayrolo Negrone in Genua von 1644 (s. Soprani, 1674, S. 170-171). Das vorliegende Werk ist vergleichbar mit allen diesen Arbeiten und als bedeutende Ergänzung zu Asseratos Œuvre einzuschätzen. Ein zentraler Bestandteil dieses üppigen Gesamtwerks des Künstlers entstand unter dem Einfluss von Ribera. Zeitlich ist es in die reiferen Jahre des Malers einzuordnen, etwa zwischen 1640 und 1650.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 18.10.2016 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 08.10. - 18.10.2016


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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