Niederländische Schule, um 1535
Die Heilige Familie mit Papagei,
Öl auf Holz, 79 x 118,5 cm, gerahmt
Literatur:
N. Dacos, Roma Quanta Fuit. Tre pittori fiamminghi nella Domus Aurea, Rom 2001, S. 6, 59–61, 122, Nr. 21 /22; Abb. 73/74, als Lambert Sustris;
N. Dacos, Roma Quanta Fuit. Tre pittori fiamminghi nella Domus Aurea, Rom 2004, S. 114–117, 194, Abb. S. 115;
N. Dacos, Lambert Sustris e Jan van Scorel in Arte Veneta, 56, 2000, S. 39–51, als Lambert Sustris
Das vorliegende Gemälde ist von außerordentlich hoher Qualität und hat mehrere Kunsthistoriker dazu bewogen, eine haltbare Zuschreibung dafür zu suchen.
Die Komposition der Hautgruppe des vorliegenden Gemäldes kehrt in einer Reihe uns bekannter Werke wieder und geht laut Molly Fairies (Verfasserin einer Dissertation über Jan van Scorel aus dem Jahr 1972) auf einen verlorenen Prototyp des gefeierten Künstlers Jan van Scorel (1495–1562) zurück. Molly Faries vermutet, dass es sich bei diesem verlorenen Vorbild um einen Flügel des Altars in der Mariakerk in Utrecht gehandelt haben könnte. Der Altar findet bei Karel van Mander (1548–1606) Erwähnung, der auch auf dessen Zerstörung während des Bildersturms hinweist. Von den anderen bekannten Fassungen befand sich eine in der Sammlung Wetzlar in Amsterdam (mit einer früheren Zuschreibung an Jan Cornelisz. Vermeyen [um 1504–1559]); eine weitere (mit einer Zuschreibung an Herman Posthumus [1512–1566]) wird im Museo Nazionale d’Abruzzo in L’Aquila aufbewahrt.
Molly Fairies beurteilt die vorliegende Fassung als früheste der Gruppe (datierbar um 1530–1535) und als jene von höchster Qualität. Das Gemälde ist das einzige im Querformat und beinhaltet im Hintergrund eine weite, detailreich ausgeführte Landschaft. Des Weiteren bemerkt Fairies, dass die antiken Gebäude im Hintergrund eine Kenntnis des Motivschatzes voraussetzen, den van Scorel in Form seiner Skizzenbücher von seinem Italienaufenthalt nach Utrecht mitgebracht hatte, und dass die Figuren im Mittelgrund auch in Werken van Scorels in Erscheinung treten. Die Haltung des heiligen Josef mit dem in die Hand gestützten Kopf, der sich über einen antiken Grabaltar beugt, wurde zweifellos von Raffaels und Giulio Romanos Gemälde Die Heilige Familie unter der Eiche von 1518–1820, heute im Prado, Madrid, angeregt (siehe Abb. 1).
Nicole Dacos schreibt das vorliegende Gemälde Lambert Sustris (um 1515–1591) mit dem Argument zu, dass es sich um das früheste erhaltene Werk handelt, das in die frühen 1530er-Jahre zu datieren ist, bevor der Künstler im Winter 1535/36 nach Rom ging. David Freedberg und Egbert Haverkamp-Begeman, die beide das Gemälde im Original geprüft haben, haben es als eindeutiges Frühwerk Maerten van Heemskercks (1498–1566) identifiziert. Rainald Grosshans hingegen, der das Bild um 1535–1540 datiert, schlägt eine versuchsweise Zuschreibung an Herman Posthumus vor und verweist dabei auf die Nähe zu Posthumus’ Landschaft mit antiken Ruinen von 1536 in der Sammlung Liechtenstein in Wien.
Molly Fairies und Rainald Grosshans haben ihre Einschätzungen brieflich übermittelt (auf Anfrage verfügbar), während David Freedberg und Egbert Haverkamp-Begeman ihre Beurteilungen mündlich kommuniziert haben.
Eine Untersuchung mittels Infrarotreflektografie zeigt eine umfangreiche Unterzeichnung sowie zahlreiche Pentimente vor allem im Gesicht des Jesuskinds, in der Kopfbedeckung der Jungfrau, in der Fingerhaltung des heiligen Josef sowie in den skulpturierten Köpfen an der rechten Seite des Grabaltars. Dies wäre als Hinweis zu werten, dass es sich bei dem vorliegenden Werk vielmehr um eine Originalkomposition handelt als um eine Kopie.
Zusatzabbildung:
Raffael und Giulio Romano, Heilige Familie unter der Eiche, Prado, Madrid
© Museo Nacional del Prado, Madrid
Experte: Damian Brenninkmeyer
Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403
old.masters@dorotheum.com
18.10.2016 - 18:00
- Erzielter Preis: **
-
EUR 377.253,-
- Schätzwert:
-
EUR 120.000,- bis EUR 160.000,-
Niederländische Schule, um 1535
Die Heilige Familie mit Papagei,
Öl auf Holz, 79 x 118,5 cm, gerahmt
Literatur:
N. Dacos, Roma Quanta Fuit. Tre pittori fiamminghi nella Domus Aurea, Rom 2001, S. 6, 59–61, 122, Nr. 21 /22; Abb. 73/74, als Lambert Sustris;
N. Dacos, Roma Quanta Fuit. Tre pittori fiamminghi nella Domus Aurea, Rom 2004, S. 114–117, 194, Abb. S. 115;
N. Dacos, Lambert Sustris e Jan van Scorel in Arte Veneta, 56, 2000, S. 39–51, als Lambert Sustris
Das vorliegende Gemälde ist von außerordentlich hoher Qualität und hat mehrere Kunsthistoriker dazu bewogen, eine haltbare Zuschreibung dafür zu suchen.
Die Komposition der Hautgruppe des vorliegenden Gemäldes kehrt in einer Reihe uns bekannter Werke wieder und geht laut Molly Fairies (Verfasserin einer Dissertation über Jan van Scorel aus dem Jahr 1972) auf einen verlorenen Prototyp des gefeierten Künstlers Jan van Scorel (1495–1562) zurück. Molly Faries vermutet, dass es sich bei diesem verlorenen Vorbild um einen Flügel des Altars in der Mariakerk in Utrecht gehandelt haben könnte. Der Altar findet bei Karel van Mander (1548–1606) Erwähnung, der auch auf dessen Zerstörung während des Bildersturms hinweist. Von den anderen bekannten Fassungen befand sich eine in der Sammlung Wetzlar in Amsterdam (mit einer früheren Zuschreibung an Jan Cornelisz. Vermeyen [um 1504–1559]); eine weitere (mit einer Zuschreibung an Herman Posthumus [1512–1566]) wird im Museo Nazionale d’Abruzzo in L’Aquila aufbewahrt.
Molly Fairies beurteilt die vorliegende Fassung als früheste der Gruppe (datierbar um 1530–1535) und als jene von höchster Qualität. Das Gemälde ist das einzige im Querformat und beinhaltet im Hintergrund eine weite, detailreich ausgeführte Landschaft. Des Weiteren bemerkt Fairies, dass die antiken Gebäude im Hintergrund eine Kenntnis des Motivschatzes voraussetzen, den van Scorel in Form seiner Skizzenbücher von seinem Italienaufenthalt nach Utrecht mitgebracht hatte, und dass die Figuren im Mittelgrund auch in Werken van Scorels in Erscheinung treten. Die Haltung des heiligen Josef mit dem in die Hand gestützten Kopf, der sich über einen antiken Grabaltar beugt, wurde zweifellos von Raffaels und Giulio Romanos Gemälde Die Heilige Familie unter der Eiche von 1518–1820, heute im Prado, Madrid, angeregt (siehe Abb. 1).
Nicole Dacos schreibt das vorliegende Gemälde Lambert Sustris (um 1515–1591) mit dem Argument zu, dass es sich um das früheste erhaltene Werk handelt, das in die frühen 1530er-Jahre zu datieren ist, bevor der Künstler im Winter 1535/36 nach Rom ging. David Freedberg und Egbert Haverkamp-Begeman, die beide das Gemälde im Original geprüft haben, haben es als eindeutiges Frühwerk Maerten van Heemskercks (1498–1566) identifiziert. Rainald Grosshans hingegen, der das Bild um 1535–1540 datiert, schlägt eine versuchsweise Zuschreibung an Herman Posthumus vor und verweist dabei auf die Nähe zu Posthumus’ Landschaft mit antiken Ruinen von 1536 in der Sammlung Liechtenstein in Wien.
Molly Fairies und Rainald Grosshans haben ihre Einschätzungen brieflich übermittelt (auf Anfrage verfügbar), während David Freedberg und Egbert Haverkamp-Begeman ihre Beurteilungen mündlich kommuniziert haben.
Eine Untersuchung mittels Infrarotreflektografie zeigt eine umfangreiche Unterzeichnung sowie zahlreiche Pentimente vor allem im Gesicht des Jesuskinds, in der Kopfbedeckung der Jungfrau, in der Fingerhaltung des heiligen Josef sowie in den skulpturierten Köpfen an der rechten Seite des Grabaltars. Dies wäre als Hinweis zu werten, dass es sich bei dem vorliegenden Werk vielmehr um eine Originalkomposition handelt als um eine Kopie.
Zusatzabbildung:
Raffael und Giulio Romano, Heilige Familie unter der Eiche, Prado, Madrid
© Museo Nacional del Prado, Madrid
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Auktion: | Alte Meister |
Auktionstyp: | Saalauktion |
Datum: | 18.10.2016 - 18:00 |
Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
Besichtigung: | 08.10. - 18.10.2016 |
** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)
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