Lot Nr. 38


Stefano Cernotto


Stefano Cernotto - Alte Meister

(Arbe/Raab um 1500–1540/41 Venedig)
Madonna mit Kind und dem heiligen Hieronymus,
Öl auf Holz, 55,6 x 74,8 cm, ungerahmt

Wir danken Mauro Lucco, der die Zuschreibung vorgeschlagen hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

Das vorliegende Gemälde, das offenbar unveröffentlicht geblieben ist, ist Lucco zufolge ein Werk des größtenteils in Venedig tätigen Dalmatiners Stefano Cernotto. Der in Vergessenheit geratene Künstler wurde kürzlich von Mauro Lucco, der viele seiner Werke zusammengetragen hat, wieder zutage gebracht (siehe M. Lucco, „Occultato nell’ombra di Bonifacio Veronese: disvelamento di Stefano Cernotto“, in: Artibus et Historiae. Papers dedicated to Peter Humfrey, Teil II, Nr. 68, 2013, S. 165–201). Obwohl Cernetto traditionell mit Bonifacio Veronese in Verbindung gebracht wurde, handelt es sich bei ihm vermutlich um einen Schüler Tizians, der die Werkstatt des Meisters wohl um 1515 verließ, um eine unabhängige künstlerische Laufbahn zu beginnen.

Die vorliegende Komposition ist dem Kanon Tizians bzw. seiner Nachfolger – u. a. Bonifacio Veronese und Palma il Vecchio – entnommen. Mehrere Heilige sind hier in einer Landschaft versammelt, als würden sie zu einem festlichen Ereignis zusammenkommen. Gemälde dieser Art setzten sich über die Geschichte hinweg, indem sie heilige Gestalten vereinen, zwischen deren Lebensgeschichten mehrere Jahrhunderte, wenn nicht gar Jahrtausende liegen. In diesem Fall ist bekannt, dass der heilige Hieronymus dreihundert Jahre nach Christus und Maria lebte.

Die Zuschreibung an Cernotto stützt sich auf eine Reihe direkter Vergleiche. Das Gesicht des Jesusknaben entspricht jenem der einst bei Sotheby’s in New York versteigerten Sacra Conversazione (siehe M. Lucco, op. cit., S. 179, Abb. 16), das Gesicht der Heiligen Jungfrau jenem der Heiligen Katharina von Alexandrien in einer Budapester Privatsammlung (siehe M. Lucco, op. cit., S. 186, Abb. 24). Die Züge des heiligen Hieronymus kehren im ersten Apostel rechts unten im Letzten Abendmahl in Treviso wieder (siehe M. Lucco, op. cit., S. 166, Abb. 1) sowie in dem ein Kohlebecken haltenden Gefängniswärter der Feuerprobe des Moses im Israel Museum in Jerusalem (siehe M. Lucco, op. cit., S. 182, Abb. 21) und im heiligen Hieronymus in der Sacra Conversazione im Ashmolean Museum in Oxford (Inv. A939), welche immer noch eine falsche Zuschreibung an Sebastiano Secante trägt. Der von Wolkenstreifen durchzogene Himmel gleicht jenem der Auffindung des Mosesknaben in der Akademie der bildenden Künste in Wien (siehe M. Lucco, op. cit., S. 173, Abb. 9). Die Komposition ist mit jener der ehemals in der Sammlung Leuchtenburg in München und heute in Sankt Petersburg aufbewahrten Sacra Conversazione vergleichbar (siehe M. Lucco, op. cit., S. 197, Abb. 37), die als das Hauptwerk des Künstlers gelten kann. Auch das vorliegende Gemälde nimmt, was die Qualität betrifft, einen hohen Rang im Werkkorpus Cernottos ein. Aufgrund der stilistischen Nähe zum Sankt Petersburger Bild ist eine Entstehungszeit um 1528–1530 wahrscheinlich.

18.10.2016 - 18:00

Schätzwert:
EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-

Stefano Cernotto


(Arbe/Raab um 1500–1540/41 Venedig)
Madonna mit Kind und dem heiligen Hieronymus,
Öl auf Holz, 55,6 x 74,8 cm, ungerahmt

Wir danken Mauro Lucco, der die Zuschreibung vorgeschlagen hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

Das vorliegende Gemälde, das offenbar unveröffentlicht geblieben ist, ist Lucco zufolge ein Werk des größtenteils in Venedig tätigen Dalmatiners Stefano Cernotto. Der in Vergessenheit geratene Künstler wurde kürzlich von Mauro Lucco, der viele seiner Werke zusammengetragen hat, wieder zutage gebracht (siehe M. Lucco, „Occultato nell’ombra di Bonifacio Veronese: disvelamento di Stefano Cernotto“, in: Artibus et Historiae. Papers dedicated to Peter Humfrey, Teil II, Nr. 68, 2013, S. 165–201). Obwohl Cernetto traditionell mit Bonifacio Veronese in Verbindung gebracht wurde, handelt es sich bei ihm vermutlich um einen Schüler Tizians, der die Werkstatt des Meisters wohl um 1515 verließ, um eine unabhängige künstlerische Laufbahn zu beginnen.

Die vorliegende Komposition ist dem Kanon Tizians bzw. seiner Nachfolger – u. a. Bonifacio Veronese und Palma il Vecchio – entnommen. Mehrere Heilige sind hier in einer Landschaft versammelt, als würden sie zu einem festlichen Ereignis zusammenkommen. Gemälde dieser Art setzten sich über die Geschichte hinweg, indem sie heilige Gestalten vereinen, zwischen deren Lebensgeschichten mehrere Jahrhunderte, wenn nicht gar Jahrtausende liegen. In diesem Fall ist bekannt, dass der heilige Hieronymus dreihundert Jahre nach Christus und Maria lebte.

Die Zuschreibung an Cernotto stützt sich auf eine Reihe direkter Vergleiche. Das Gesicht des Jesusknaben entspricht jenem der einst bei Sotheby’s in New York versteigerten Sacra Conversazione (siehe M. Lucco, op. cit., S. 179, Abb. 16), das Gesicht der Heiligen Jungfrau jenem der Heiligen Katharina von Alexandrien in einer Budapester Privatsammlung (siehe M. Lucco, op. cit., S. 186, Abb. 24). Die Züge des heiligen Hieronymus kehren im ersten Apostel rechts unten im Letzten Abendmahl in Treviso wieder (siehe M. Lucco, op. cit., S. 166, Abb. 1) sowie in dem ein Kohlebecken haltenden Gefängniswärter der Feuerprobe des Moses im Israel Museum in Jerusalem (siehe M. Lucco, op. cit., S. 182, Abb. 21) und im heiligen Hieronymus in der Sacra Conversazione im Ashmolean Museum in Oxford (Inv. A939), welche immer noch eine falsche Zuschreibung an Sebastiano Secante trägt. Der von Wolkenstreifen durchzogene Himmel gleicht jenem der Auffindung des Mosesknaben in der Akademie der bildenden Künste in Wien (siehe M. Lucco, op. cit., S. 173, Abb. 9). Die Komposition ist mit jener der ehemals in der Sammlung Leuchtenburg in München und heute in Sankt Petersburg aufbewahrten Sacra Conversazione vergleichbar (siehe M. Lucco, op. cit., S. 197, Abb. 37), die als das Hauptwerk des Künstlers gelten kann. Auch das vorliegende Gemälde nimmt, was die Qualität betrifft, einen hohen Rang im Werkkorpus Cernottos ein. Aufgrund der stilistischen Nähe zum Sankt Petersburger Bild ist eine Entstehungszeit um 1528–1530 wahrscheinlich.


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+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 18.10.2016 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 08.10. - 18.10.2016

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