(Santa Croce, Bergamo 1480/1485 – nach 1556 Venedig)
Die Heilige Familie mit der heiligen Maria Magdalena,
Öl auf Leinwand, 141 x 205 cm, gerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Wir danken Vilmos Tátrai, der die Zuschreibung auf Grundlage einer hochaufgelösten Digitalfotografie bestätigt hat.

Das vorliegende Gemälde einer Heiligen Familie mit Maria Magdalena ist ein bedeutendes Beispiel aus dem Werkkorpus Girolamo da Santacroces. Die Bildmitte nimmt die Madonna ein, die ein typisch rosafarbenes Kleid und einen blauen Mantel trägt. In der Linken hält sie ein Buch, mit der Rechten hebt sie den Mantel, um den Blick auf das Jesuskind freizugeben. Dessen Kopf ruht auf einem Kissen; das Tuch, auf dem er gebettet ist, sanft hochhebend, sieht der Knabe zärtlich zu Maria hin. Der hl. Josef mit Stab rechts neben Maria richtet seinen Blick auf das Kind; die im Profil dargestellte Heilige faltet die Hände zum Gebet. Die Figuren sitzen auf einem mit Gras bewachsenen Felsgrund, auf dem sich im linken Vordergrund ein braunes und ein weißes Kaninchen als Symbole der dualen menschlichen und göttlichen Natur Christi tummeln. Im Hintergrund erscheint eine offene grüne Hügellandschaft mit Türmen und einem kleinen Dorf mit See dahinter. Am Horizont ragen blaue Berge auf, der Himmel ist von zahlreichen Wolken durchzogen.

Girolamo da Santa Croce stammte aus einem Dorf bei Bergamo, nach dem er auch benannt ist. Er wurde im letzten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts in der Werkstatt Gentile Bellinis in Venedig ausgebildet. 1507 vermachte ihm Gentile Bellini die Hälfte seiner Zeichnungen mit orientalischen Figuren, die er davor leihweise Bernardino Pinturicchio überlassen hatte. Girolamo setzte seine Arbeit in der Werkstatt unter Bellinis Bruder Giovanni fort, der zusammen mit anderen venezianischen Künstlern wie Cima da Conegliano, Carpaccio und Palma il Vecchio großen Einfluss auf Girolamos Malerei nahm. Girolamo war im Gebiet der Lagunenstadt tätig, wo er vor allem Andachtsbilder, Altargemälde und Flügelaltäre schuf, darunter auch das vorliegende Bild. Aufgrund seiner Ausmaße war es wohl für ein öffentliches Gebäude bestimmt gewesen. Auch bei Auftraggebern in Dalmatien und Istrien war Girolamo als Maler gefragt.