Luca Signorelli
(Cortona 1450–1523)
Madonna mit Kind,
Öl auf Holz, 45,5 x 32 cm, gerahmt
Provenienz:
Privatsammlung, Großbritannien, vor den 1960er-Jahren;
Privatsammlung, London
Ausstellung:
London, National Gallery, Signorelli in British Collections, 11. November 1998 – 31. Januar 1999, Nr. 20
Literatur:
T. Henry, Signorelli in British Collections, Ausstellungskatalog, London 1998, S. 24, Nr. 20, mit Abb.;
T. Henry and L. Kanter, The Complete Paintings: Luca Signorelli, London 2001 und New York 2002, S. 211/212, Nr. 71, mit Abb.;
T. Henry, The Life and Art of Luca Signorelli, New Heaven 2012, S. 226/227, Abb. 213.
Die vorliegende Madonna mit Kind Luca Signorellis wurde anlässlich der Ausstellung in London 1998 wiederentdeckt und dem Werkverzeichnis des Künstlers hinzugefügt. Obwohl das Bildformat kleiner ist als das der meisten Madonnen Signorellis, sind Komposition und Herangehensweise typisch für den Künstler. Die Figur im rechten Hintergrund ist vermutlich als hl. Christophorus zu identifizieren, der das Jesuskind über den Fluss trägt.
Wie Henry und Kanter (siehe Literatur) bemerken, lässt sich das vorliegende Werks aufgrund des Vorhandenseins von Elementen aus unterschiedlichen Schaffensphasen Signorellis zeitlich nicht geradlinig einordnen. Die Komposition ist vor allem in der Anlage der den Bildraum dominierenden Madonna eindeutig mit Werken der 1480er-Jahre in Verbindung zu bringen, etwa der Madonna mit Kind und Heiligen in der Sammlung Pallavicini-Rospigliosi in Rom und der Heiligen Familie in der National Gallery in London. Ihnen allen ist das große Interesse an einer genauen Beschreibung der Hände der Muttergottes gemeinsam; in dem Motiv der zur Brust geführten Hand ist vor allem das Londoner Bild dem vorliegenden Werk sehr ähnlich. Doch die weiche Tonalität im Gesicht und Haar der Madonna, vergleichbar der Bache-Madonna von 1507 im Metropolitan Museum of Art, New York, spricht für eine spätere Ausführung und legt eine Datierung in die frühen 1500er-Jahre nahe. Das Bild ist auch einem Wandfresko im Eingangsbereich der Capella Nova in Orvieto (1504) und einem ehemals in der Sammlung Korda befindlichen Tondo (um 1504) vergleichbar.
Technische Analyse
Die in der Infrarotreflektografie zutage tretende Unterzeichnung ist typisch für Signorellis Arbeitsweise. Sie weist zarte schwarze Konturen auf, die vermutlich von der Übertragung eines Kartons herrühren, mit schraffierten Bereichen in den Schatten (erkennbar in der rechten Hand der Madonna). Schraffuren finden sich in einigen frühen Werken Signorellis, wobei er sich für die Übertragung der Zeichnung vom Papier auf den Bildträger allgemein der Durchgriffelung bediente.
Eine besonders interessante Veränderung der Komposition zeigt sich in der Haltung des Jesuskindes, die zumindest zweimal modifiziert wurde, bis die geeignetste Form gefunden war. Ursprünglich erscheint der Körper des Kindes weiter unten platziert gewesen zu sein; dann wurde das Kind nach oben verschoben, um eine größere Intimität zwischen den beiden Köpfen zu erzielen. Als Blaupigment kam, wie die spektroskopische Untersuchung ergeben hat, Azurit zum Einsatz.
Wir danken Gianluca Poldi für die technische Untersuchung des vorliegenden Gemäldes.
Zusatzabbildung:
Infrarotreflektografie des vorliegenden Gemäldes
18.10.2016 - 18:00
- Erzielter Preis: **
-
EUR 100.000,-
- Schätzwert:
-
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-
Luca Signorelli
(Cortona 1450–1523)
Madonna mit Kind,
Öl auf Holz, 45,5 x 32 cm, gerahmt
Provenienz:
Privatsammlung, Großbritannien, vor den 1960er-Jahren;
Privatsammlung, London
Ausstellung:
London, National Gallery, Signorelli in British Collections, 11. November 1998 – 31. Januar 1999, Nr. 20
Literatur:
T. Henry, Signorelli in British Collections, Ausstellungskatalog, London 1998, S. 24, Nr. 20, mit Abb.;
T. Henry and L. Kanter, The Complete Paintings: Luca Signorelli, London 2001 und New York 2002, S. 211/212, Nr. 71, mit Abb.;
T. Henry, The Life and Art of Luca Signorelli, New Heaven 2012, S. 226/227, Abb. 213.
Die vorliegende Madonna mit Kind Luca Signorellis wurde anlässlich der Ausstellung in London 1998 wiederentdeckt und dem Werkverzeichnis des Künstlers hinzugefügt. Obwohl das Bildformat kleiner ist als das der meisten Madonnen Signorellis, sind Komposition und Herangehensweise typisch für den Künstler. Die Figur im rechten Hintergrund ist vermutlich als hl. Christophorus zu identifizieren, der das Jesuskind über den Fluss trägt.
Wie Henry und Kanter (siehe Literatur) bemerken, lässt sich das vorliegende Werks aufgrund des Vorhandenseins von Elementen aus unterschiedlichen Schaffensphasen Signorellis zeitlich nicht geradlinig einordnen. Die Komposition ist vor allem in der Anlage der den Bildraum dominierenden Madonna eindeutig mit Werken der 1480er-Jahre in Verbindung zu bringen, etwa der Madonna mit Kind und Heiligen in der Sammlung Pallavicini-Rospigliosi in Rom und der Heiligen Familie in der National Gallery in London. Ihnen allen ist das große Interesse an einer genauen Beschreibung der Hände der Muttergottes gemeinsam; in dem Motiv der zur Brust geführten Hand ist vor allem das Londoner Bild dem vorliegenden Werk sehr ähnlich. Doch die weiche Tonalität im Gesicht und Haar der Madonna, vergleichbar der Bache-Madonna von 1507 im Metropolitan Museum of Art, New York, spricht für eine spätere Ausführung und legt eine Datierung in die frühen 1500er-Jahre nahe. Das Bild ist auch einem Wandfresko im Eingangsbereich der Capella Nova in Orvieto (1504) und einem ehemals in der Sammlung Korda befindlichen Tondo (um 1504) vergleichbar.
Technische Analyse
Die in der Infrarotreflektografie zutage tretende Unterzeichnung ist typisch für Signorellis Arbeitsweise. Sie weist zarte schwarze Konturen auf, die vermutlich von der Übertragung eines Kartons herrühren, mit schraffierten Bereichen in den Schatten (erkennbar in der rechten Hand der Madonna). Schraffuren finden sich in einigen frühen Werken Signorellis, wobei er sich für die Übertragung der Zeichnung vom Papier auf den Bildträger allgemein der Durchgriffelung bediente.
Eine besonders interessante Veränderung der Komposition zeigt sich in der Haltung des Jesuskindes, die zumindest zweimal modifiziert wurde, bis die geeignetste Form gefunden war. Ursprünglich erscheint der Körper des Kindes weiter unten platziert gewesen zu sein; dann wurde das Kind nach oben verschoben, um eine größere Intimität zwischen den beiden Köpfen zu erzielen. Als Blaupigment kam, wie die spektroskopische Untersuchung ergeben hat, Azurit zum Einsatz.
Wir danken Gianluca Poldi für die technische Untersuchung des vorliegenden Gemäldes.
Zusatzabbildung:
Infrarotreflektografie des vorliegenden Gemäldes
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old.masters@dorotheum.at +43 1 515 60 403 |
Auktion: | Alte Meister |
Auktionstyp: | Saalauktion |
Datum: | 18.10.2016 - 18:00 |
Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
Besichtigung: | 08.10. - 18.10.2016 |
** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer
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