Bacchanal mit feiernder und musizierender Gesellschaft,
Öl auf Leinwand, 142 x 217 cm, gerahmt

Die vorliegende Komposition ist in einer weiteren Variante bekannt, die als Werk Gregorio Pretis publiziert wurde und am 4. Oktober 2006 im Dorotheum als Lot 16 zur Versteigerung gelangte (Meistbot 100.000) (vgl. Gregorio Preti da Taverna a Roma, 1603-1672, hg. von C. Carlino, Aust.-Kat., Reggio Calabria 2003, S. 114, Abb. 33).

Obwohl mindestens so qualitätvoll wie jene andere Fassung, stammt das vorliegende Gemälde von anderer Hand und konnte bislang keinem Künstler überzeugend zugeordnet werden. Nicola Spinosa wies auf ein Festmahl hin, dass er als Gegenstück identifiziert, und dass sich mit einer traditionellen Zuschreibung an “Peter Paul Rubens in der Art von Luca Giordano” in einer neapolitanischen Privatsammlung befindet (Öl auf Leinwand, 143 x 220 cm, siehe Abb.1).

Eine Zuschreibung an den jungen Jan van Bijlert ist vorgeschlagen worden. Dessen Frühwerk in Italien ist weitestgehend unerforscht, und wenige Werke dieser Zeit sind dokumentiert. Es finden sich viele Parallelen zu späteren Kompositionen Bijlerts, wobei das vorliegende Gemälde stilistisch durchaus auch den Werken anderer nordeuropäischer Künstler ähnelt, die sich zu Beginn des 17. Jahrhunderts in Rom aufhielten. Eine Bijlert zugeschriebene Zeichnung (Bacchus unter den Bentvueghel, 1623, Museum Boymans-Van Beuningen, Rotterdam), könnte zur Absicherung einer solchen Zuweisung zitiert werden, wobei der bacchantische Charakter nordeuropäischer Künstlertreffen in Rom offenbar bereits genug Anlass zu vielfacher Auseinandersetzung mit dem Bild- Thema eines Trinkgelages gab. The Bentvueghels were naturalistic painters with a reputation for rowdiness, excessive drinking, defiance of the proponents of “academic” art, and even armed fights. They made sacrilegious references to Christian practices, such as baptism and communion. These artists depicted themselves and their rowdy activities as well as other genre subjects in a variety of ways. The setting was often a tavern, and loose women could be included. In some works, as in life, conventions from religious paintings and other serious genres were parodied, and classically robed figures romped among those in contemporary dress’ (vgl.: E. Umberger, Velázquez and Naturalism I: Interpreting ‘Los Borrachos’, in: Anthropology and Aesthetics, 24/Autumn 1993, S. 21–43).

Angesichts des Selbstverständnisses der Bentvueghels und durch die Kentniss des Charakters ihrer Treffen könnte möglicherweise auch die Tatsache erklärt werden, dass es drei Gemälde in ähnlichem Format und mit ähnlichem Thema gibt, die sich stilistisch sehr ähneln und offenbar zeitgleich entstanden. So ist vorgeschlagen worden, es handele sich bei dem vorliegenden Gemälde, dem Werk in Neapel und dem als Preti publizierten Festmahl um die Ergebnisse eines künstlerischen Wettstreits innerhalb der Künstlergemeinschaft.

Ferner sollte darauf verwiesen werden, dass gewisse Parallelen zwischen dem vorliegenden Gemälde und Velazquez berühmten Bacchanal bestehen (Los Borrachos, 1628-1629, Museo del Prado, Madrid). Velaszquesz Beschäftigung mit dem Thema ist wohl einem ab 1620 gesteigerten künstlerischen Austausch zwischen Madrid und Rom und einer großen Popularität des Themas in der ewigen Stadt geschuldet (siehe zu der Frage der Inspiration Velazquez’s durch das Vorbild der Bentvueghels E. Umberger, op. cit., S. 30-31).