Lot Nr. 8 -


Joos van Cleve Werkstatt


Joos van Cleve Werkstatt - Alte Meister

(Kleve um 1485–1540/41 Antwerpen)
Die Heilige Familie,
Öl auf Holz, 54 x 36,2 cm, gerahmt

Die Urfassung dieser Komposition van Cleves, entstanden um 1525, befindet sich heute im Currier Museum of Art, Manchester, New Hampshire (74 x 55,4 cm, Öl auf Holz, Abb. 1). Joos van Cleve schuf mehrere Fassungen dieses Themas, die im Laufe der Zeit in der Forschung als eigenhändige Versionen, Werkstattrepliken oder Arbeiten der Werkstatt mit Beteiligung des Meisters angesehen wurden. Die der vorliegenden Werkstattfassung am nächsten stehende Version befindet sich in der Eremitage in St. Petersburg (Öl auf Holz, 42,5 x 31,5 cm, Inv. Nr. 411, siehe Abb. 2).

Die Komposition zeigt eine halbfigurige Madonna mit dem auf einer Steinbrüstung stehenden Jesuskind. Links befindet sich, etwas in den Hintergrund gerückt, der heilige Josef. Die Jungfrau umarmt das Kind sichernd mit ihren kunstvoll überlängten Händen.Die hier eingefangene Pose ist die der Maria lactans, der stillenden Gottesmutter, Zeichen der Liebe Gottes zu den Menschen. Gegenüber der Urfassung des Meisters hat die Werkstatt einige Veränderungen vorgenommen: Der heilige Josef trägt einen anderen Hut, liest aber auch hier im Magnificat (Lk 1, 46–55). Er ist zurückgenommen und interagiert nicht mit Maria oder dem Kind. Die Darstellung und Positionierung Josefs entspricht seiner untergeordneten, wenn auch wichtigen Rolle innerhalb der Heiligen Familie. Auf der Brüstung steht das Jesuskind auf einer Akelei, die die himmlische Dreifältigkeit symbolisiert und so als ein Gegensatz zu der hier gezeigten trinitas terrestris, der irdischen Dreifältigkeit, gedeutet werden kann.

Das vorliegende Gemälde kann als Vorbild für zwei fast identische Versionen gedient haben, die diesem Werk sehr nahe kommen, sich aber doch in einigen signifikanten Details von ihm unterscheiden (siehe: John Hand, Joos Van Cleve: The Complete Paintings: Painting in Antwerp in the Sixteenth Century, New Haven and London 2004, S. 133, Kat. Nr. 33.3 und 33.4,; M. Friedländer, Early Netherlandish Painting, vol. IX, part I: Joos Van Cleve, Jan Provost, Joachim Patenier, Leyden 1972, Pl. 84, Kat. Nr. 66d).

Das Thema war seinerzeit äußert beliebt. In der Akademie der Bildenden Künste in Wien befindet sich eine weitere Fassung dieser Heiligen Familie, die um 1515 entstanden ist und auf der Joos van Cleve hinter Josef ein Landschaftspanorama hinzugefügt hat. In der Sammlung Friedsam im Metropolitan Museum of Art gibt es eine weitere Fassung der Heiligen Familie von van Cleve, die in die Zeit um 1513 datiert wird.

Joos van Cleve war einer der bedeutendsten Künstler Antwerpens des frühen 16. Jahrhunderts. Vermutlich stammte er aus Kleve, einer Stadt am Niederrhein, und war zunächst in der Werkstatt von Jan Joest (1455/60–1519) in Kalkar tätig. Spätestens 1511 hatte sich Joos van Cleve in Antwerpen niedergelassen, wo er Mitglied der Lukasgilde wurde. Seine anmutigen und zartfühlenden Darstellungen der Jungfrau mit Kind waren sowohl zu seinen Lebzeiten als auch bei späteren Sammlern sehr gefragt.


Zusatzabbildung:
Abb. 1–2: Fassungen der Heiligen Familie von Joos van Cleve, The Currier Museum of Art, Manchester, New Hampshire, und Eremitage, St. Petersburg

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

18.10.2016 - 18:00

Schätzwert:
EUR 120.000,- bis EUR 160.000,-

Joos van Cleve Werkstatt


(Kleve um 1485–1540/41 Antwerpen)
Die Heilige Familie,
Öl auf Holz, 54 x 36,2 cm, gerahmt

Die Urfassung dieser Komposition van Cleves, entstanden um 1525, befindet sich heute im Currier Museum of Art, Manchester, New Hampshire (74 x 55,4 cm, Öl auf Holz, Abb. 1). Joos van Cleve schuf mehrere Fassungen dieses Themas, die im Laufe der Zeit in der Forschung als eigenhändige Versionen, Werkstattrepliken oder Arbeiten der Werkstatt mit Beteiligung des Meisters angesehen wurden. Die der vorliegenden Werkstattfassung am nächsten stehende Version befindet sich in der Eremitage in St. Petersburg (Öl auf Holz, 42,5 x 31,5 cm, Inv. Nr. 411, siehe Abb. 2).

Die Komposition zeigt eine halbfigurige Madonna mit dem auf einer Steinbrüstung stehenden Jesuskind. Links befindet sich, etwas in den Hintergrund gerückt, der heilige Josef. Die Jungfrau umarmt das Kind sichernd mit ihren kunstvoll überlängten Händen.Die hier eingefangene Pose ist die der Maria lactans, der stillenden Gottesmutter, Zeichen der Liebe Gottes zu den Menschen. Gegenüber der Urfassung des Meisters hat die Werkstatt einige Veränderungen vorgenommen: Der heilige Josef trägt einen anderen Hut, liest aber auch hier im Magnificat (Lk 1, 46–55). Er ist zurückgenommen und interagiert nicht mit Maria oder dem Kind. Die Darstellung und Positionierung Josefs entspricht seiner untergeordneten, wenn auch wichtigen Rolle innerhalb der Heiligen Familie. Auf der Brüstung steht das Jesuskind auf einer Akelei, die die himmlische Dreifältigkeit symbolisiert und so als ein Gegensatz zu der hier gezeigten trinitas terrestris, der irdischen Dreifältigkeit, gedeutet werden kann.

Das vorliegende Gemälde kann als Vorbild für zwei fast identische Versionen gedient haben, die diesem Werk sehr nahe kommen, sich aber doch in einigen signifikanten Details von ihm unterscheiden (siehe: John Hand, Joos Van Cleve: The Complete Paintings: Painting in Antwerp in the Sixteenth Century, New Haven and London 2004, S. 133, Kat. Nr. 33.3 und 33.4,; M. Friedländer, Early Netherlandish Painting, vol. IX, part I: Joos Van Cleve, Jan Provost, Joachim Patenier, Leyden 1972, Pl. 84, Kat. Nr. 66d).

Das Thema war seinerzeit äußert beliebt. In der Akademie der Bildenden Künste in Wien befindet sich eine weitere Fassung dieser Heiligen Familie, die um 1515 entstanden ist und auf der Joos van Cleve hinter Josef ein Landschaftspanorama hinzugefügt hat. In der Sammlung Friedsam im Metropolitan Museum of Art gibt es eine weitere Fassung der Heiligen Familie von van Cleve, die in die Zeit um 1513 datiert wird.

Joos van Cleve war einer der bedeutendsten Künstler Antwerpens des frühen 16. Jahrhunderts. Vermutlich stammte er aus Kleve, einer Stadt am Niederrhein, und war zunächst in der Werkstatt von Jan Joest (1455/60–1519) in Kalkar tätig. Spätestens 1511 hatte sich Joos van Cleve in Antwerpen niedergelassen, wo er Mitglied der Lukasgilde wurde. Seine anmutigen und zartfühlenden Darstellungen der Jungfrau mit Kind waren sowohl zu seinen Lebzeiten als auch bei späteren Sammlern sehr gefragt.


Zusatzabbildung:
Abb. 1–2: Fassungen der Heiligen Familie von Joos van Cleve, The Currier Museum of Art, Manchester, New Hampshire, und Eremitage, St. Petersburg

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 18.10.2016 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 08.10. - 18.10.2016

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