Johann Georg Platzer
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(St. Paul/Eppan 1704–1761 St. Michael/Eppan)
Im Atelier des Malers,
signiert unten rechts: J. G. Platzer,
Öl auf Kupfer, 47,6 x 64,5 cm, gerahmt
Provenienz:
Europäische Privatsammlung;
Privatsammlung, Bayern
Literatur:
U. Becker, in: Delikatesse der Malerei, Meisterwerke von Johann Georg Platzer, Landesmuseum Joanneum, Graz 2007, S. 140f. Nr. 35
Ausgestellt:
Landesmuseum Joanneum, Graz, Delikatesse der Malerei, Meisterwerke von Johann Georg Platzer, 2007–2008, Nr. 35
Ulrich Becker schreibt im Katalog der Grazer Ausstellung (welcher auf dem Cover einen Ausschnitt aus dem vorliegenden Gemälde zeigt) über das Bild (S. 140f.): „Thema dieses für Platzer ungewöhnlich großen Bildes ist der lebhafte Diskurs in einem Atelier. Der Maler hat seine Arbeit an einem großformatigen Gemälde, einem reich bewegten, recht freizügigen Bacchanal, unterbrochen, dabei einem älteren Besucher zuhörend. Dieser bezieht seine Argumente offenbar aus der Lektüre eines aufgeschlagenen Buches, während er auf das Gemälde zeigt, als wolle er den Schaffensprozess kritisch begleiten. Weiterhin hat sich ein vornehmes Paar eingefunden, dem sich eine ältere Frau mit schelmischem Gesichtsausdruck zuwendet. Während der Mann in prunkvollem Aufzug in der Art ganzfiguriger Porträts von Anthonis van Dyck vor allem seinen gesellschaftlichen Rang mit herrischer Pose zu unterstreichen scheint, blickt seine Gattin wie teilnahmslos aus dem Bilde. Auch ihre Erscheinung wirkt wie ein Zitat aus dem Fundus der Porträtkunst van Dycks. Im Hintergrund beschäftigen sich Schüler mit dem Modellzeichnen, während ein hämisch grinsender Farbenreiber das Treiben um seinen Herrn spöttisch zu kommentieren scheint. […] Auf die persönliche Anwesenheit im Bilde hat der Maler nicht verzichtet, freilich nicht unter den Akteuren, sondern in Form eines Doppelporträts, das nicht umsonst als einziges von allen einen reichen Zierrahmen aufweist. Über die Schulter einer Frau blickend (der Maler blieb in Wahrheit unverheiratet), führt Platzer die eigene Person in Anlehnung an das flämische Ehebildnis ein, quasi als Kommentar aus dem Hintergrund zu dieser Allegorie des Kunstdiskurses.“
Platzer zeigt in dieser Atelierszene seine außergewöhnlichen künstlerischen Fähigkeiten. Mit einer Überfülle an Details brennt er ein Feuerwerk an Ideen ab und zeigt seine Qualitäten in allen Kategorien der Malkunst. Platzers Können zeigt sich hier auch in der außergewöhnlichen Beherrschung der künstlerischen Techniken. Durch seine spezielle Behandlung des Bildträgers Kupfer erzielt er ein Kolorit, das durch subtile Nuancierung eine emailartige Oberfläche ergibt.
Noch einmal Ulrich Becker (im Vorwort zur Grazer Ausstellung, S. 7): „Der außerordentliche Wert der Malerei Platzers ist längst erkannt. Mit ihrer stupenden maltechnischen Perfektion bildet sie den denkbar schönsten Epilog einer großen kunsthistorischen Überlieferung, der flämischen Kabinettmalerei des 17. Jahrhunderts, wie sie vor allem von Antwerpen aus ungezählte Sammlungen und Museen erobert hat. In einer Zeit, als dem Rokoko auf dem Höhepunkt seiner Entfaltung bereits die strenge Tugendbotschaft des Klassizismus entgegengehalten wird, verbindet sich die gerade dem 18. Jahrhundert immer wieder bescheinigte Lebenslust und Sinnlichkeit, die joie de vivre, mit jenem aus dem Goldenen Jahrhundert der Niederlande, dem Gouden Eeuw, ererbten Kanon malerischer Belehrung. Dieses letztlich auf humanistische Wurzeln zurückgehende Vermächtnis erscheint in Platzers Kunst jedoch ironisch gebrochen, aufgehoben im Sinne Hegels, lebt damit fort als integraler Teil der künstlerischen Hinterlassenschaft im Herzen Europas.“
Experte: Dr. Alexander Strasoldo
Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403
old.masters@dorotheum.com
19.04.2016 - 18:00
- Erzielter Preis: **
-
EUR 186.000,-
- Schätzwert:
-
EUR 150.000,- bis EUR 200.000,-
Johann Georg Platzer
(St. Paul/Eppan 1704–1761 St. Michael/Eppan)
Im Atelier des Malers,
signiert unten rechts: J. G. Platzer,
Öl auf Kupfer, 47,6 x 64,5 cm, gerahmt
Provenienz:
Europäische Privatsammlung;
Privatsammlung, Bayern
Literatur:
U. Becker, in: Delikatesse der Malerei, Meisterwerke von Johann Georg Platzer, Landesmuseum Joanneum, Graz 2007, S. 140f. Nr. 35
Ausgestellt:
Landesmuseum Joanneum, Graz, Delikatesse der Malerei, Meisterwerke von Johann Georg Platzer, 2007–2008, Nr. 35
Ulrich Becker schreibt im Katalog der Grazer Ausstellung (welcher auf dem Cover einen Ausschnitt aus dem vorliegenden Gemälde zeigt) über das Bild (S. 140f.): „Thema dieses für Platzer ungewöhnlich großen Bildes ist der lebhafte Diskurs in einem Atelier. Der Maler hat seine Arbeit an einem großformatigen Gemälde, einem reich bewegten, recht freizügigen Bacchanal, unterbrochen, dabei einem älteren Besucher zuhörend. Dieser bezieht seine Argumente offenbar aus der Lektüre eines aufgeschlagenen Buches, während er auf das Gemälde zeigt, als wolle er den Schaffensprozess kritisch begleiten. Weiterhin hat sich ein vornehmes Paar eingefunden, dem sich eine ältere Frau mit schelmischem Gesichtsausdruck zuwendet. Während der Mann in prunkvollem Aufzug in der Art ganzfiguriger Porträts von Anthonis van Dyck vor allem seinen gesellschaftlichen Rang mit herrischer Pose zu unterstreichen scheint, blickt seine Gattin wie teilnahmslos aus dem Bilde. Auch ihre Erscheinung wirkt wie ein Zitat aus dem Fundus der Porträtkunst van Dycks. Im Hintergrund beschäftigen sich Schüler mit dem Modellzeichnen, während ein hämisch grinsender Farbenreiber das Treiben um seinen Herrn spöttisch zu kommentieren scheint. […] Auf die persönliche Anwesenheit im Bilde hat der Maler nicht verzichtet, freilich nicht unter den Akteuren, sondern in Form eines Doppelporträts, das nicht umsonst als einziges von allen einen reichen Zierrahmen aufweist. Über die Schulter einer Frau blickend (der Maler blieb in Wahrheit unverheiratet), führt Platzer die eigene Person in Anlehnung an das flämische Ehebildnis ein, quasi als Kommentar aus dem Hintergrund zu dieser Allegorie des Kunstdiskurses.“
Platzer zeigt in dieser Atelierszene seine außergewöhnlichen künstlerischen Fähigkeiten. Mit einer Überfülle an Details brennt er ein Feuerwerk an Ideen ab und zeigt seine Qualitäten in allen Kategorien der Malkunst. Platzers Können zeigt sich hier auch in der außergewöhnlichen Beherrschung der künstlerischen Techniken. Durch seine spezielle Behandlung des Bildträgers Kupfer erzielt er ein Kolorit, das durch subtile Nuancierung eine emailartige Oberfläche ergibt.
Noch einmal Ulrich Becker (im Vorwort zur Grazer Ausstellung, S. 7): „Der außerordentliche Wert der Malerei Platzers ist längst erkannt. Mit ihrer stupenden maltechnischen Perfektion bildet sie den denkbar schönsten Epilog einer großen kunsthistorischen Überlieferung, der flämischen Kabinettmalerei des 17. Jahrhunderts, wie sie vor allem von Antwerpen aus ungezählte Sammlungen und Museen erobert hat. In einer Zeit, als dem Rokoko auf dem Höhepunkt seiner Entfaltung bereits die strenge Tugendbotschaft des Klassizismus entgegengehalten wird, verbindet sich die gerade dem 18. Jahrhundert immer wieder bescheinigte Lebenslust und Sinnlichkeit, die joie de vivre, mit jenem aus dem Goldenen Jahrhundert der Niederlande, dem Gouden Eeuw, ererbten Kanon malerischer Belehrung. Dieses letztlich auf humanistische Wurzeln zurückgehende Vermächtnis erscheint in Platzers Kunst jedoch ironisch gebrochen, aufgehoben im Sinne Hegels, lebt damit fort als integraler Teil der künstlerischen Hinterlassenschaft im Herzen Europas.“
Experte: Dr. Alexander Strasoldo
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Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: | Alte Meister |
Auktionstyp: | Saalauktion |
Datum: | 19.04.2016 - 18:00 |
Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
Besichtigung: | 09.04. - 19.04.2016 |
** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer
Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.