Lot Nr. 24


Bartolomeo Cavarozzi


Bartolomeo Cavarozzi - Alte Meister

(Viterbo 1590–1625 Rom)
Madonna mit Kind,
Öl auf Leinwand, oval, 105 x 80 cm, gerahmt

Provenienz:
Galleria Petrella, Viterbo 1985;
Europäische Privatsammlung

Literatur:
G. Zanelli, in: Bartolomeo Cavarozzi. ‚Sacre Famiglie‘ a confronto, hrsg. von D. Sanguineti, Kat., Mailand 2005, S. 60–61, Abb. (als Bartolomeo Cavarozzi zugeschrieben)

Wir danken Gianni Papi, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach der Begutachtung im Original bestätigt hat.

Im vorliegenden Werk offenbart sich das Raffinement von Bartolomeo Cavarozzis malerischem Stil – vor allem im Umgang mit dem Inkarnat, das für die kompakte und höchst naturalistische Manier des Künstlers, die sich vor allem auch in der Darstellung des Haars der Madonna und der Kleidung des Kindes zeigt, typisch ist. Cavarozzi war einer von Caravaggios frühen Nachfolgen. Die vorliegende Komposition mit ihrer Anordnung der beiden Figuren zeichnet sich durch Naturalismus und große Intimität aus. Mutter und Kind blicken aus dem Bild heraus und beziehen den Betrachter mit ein. Dabei verströmt das Gemälde neben caravaggesker Monumentalität eine Verfeinerung, die Cavarozzis Schaffen kennzeichnet.

Papi datiert das vorliegende Werk in die letzten Schaffensjahre des Künstlers. Das Gemälde lässt sich mit der mit 1621 datierten Madonna mit Kind im Museo del Colle del Duomo in Viterbo vergleichen, insbesondere in der glatten und „klassischeren“ Behandlung des Inkarnats (siehe M. von Bernstorff, Agent und Maler als Akteure im Kunstbetrieb des frühen 17. Jahrhunderts. Giovan Battista Crescenzi und Bartolomeo Cavarozzi, München 2010, S. 49–50, Abb. 15). Das Gemälde steht auch anderen Werken Cavarozzi nahe, darunter der Heiligen Familie, die einst zur Sammlung Zerbone gehörte und sich als Leihgabe in der Galleria Nazionale di Palazzo Spinola in Genua befand (heute Privatsammlung, Turin; siehe G. Papi, in: Galleria Giamblanco – dipinti antichi: pittura italiana dal Seicento al Settecento, D. und S. Giamblanco (Hrsg.), Ausst.-Kat., S. 12–15, mit Abb.). Eine weitere eigenhändige Fassung des Zerbone-Bildes (Pinacoteca dell’Accademia Albertina di Belle Arti, Inv. 107; siehe M. von Bernstorff, op. cit., S. 53, Abb. 17) belegt den großen Erfolg dieser Komposition.

Das vorliegende Gemälde unterscheidet sich jedoch durch das Ovalformat und die Abwesenheit des hl. Josef. Das Zerbone Gemälde muss spätestens mit den 1630er-Jahren nach Genua gelangt sein, wie die Einbeziehung von Cavarozzis Bild in ein Gemälde von Giovanni Carlone (Der hl. Secundus bittet die Heilige Familie um Schutz für die Ventimiglia) im Dom von Ventimiglia bestätigt.

Papi vermutet eine wichtige Verbindung zwischen Cavarozzi und Genua (siehe G. Papi, Indagini sulla fase matura di Bartolomeo Cavarozzi, in: Arte Cristiana, 807, 2001, S. 427–438), weist jedoch auf die Schwierigkeit hin, einen Aufenthalt des Künstlers in der Stadt mit Sicherheit festzustellen; wenn es einen solchen gegeben hat, kommen dafür die Jahre nach Cavarozzis Rückkehr aus Spanien, also der Zeitraum zwischen 1619 und 1621, in Frage, da der Künstler während dieser Zeit nicht in Rom dokumentiert ist.

Die variationslose Wiederholung eines Themas stellt im Werkkorpus des Künstlers keine Seltenheit dar: Man kennt zumindest drei identische Versionen der Mystischen Vermählung der hl. Katharina. Das lässt darauf schließen, das Cavarozzi von seinen Werken Kartons anfertigte, um später die Möglichkeit zu haben, sie exakt zu reproduzieren.

Eine eigenhändige Heilige Familie wurde am 4. Dezember 2013 bei Sotheby’s in London versteigert (Los 29), und ein weiteres Beispiel der populären Heiligen Familie aus der Sammlung Zerbone befindet sich im Musée Baron-Gerard in Bayeux (siehe P. Curie, Bartolomeo Cavarozzi. Un exemple problématique de diffusion du caravagisme en France et en Espagne, in: P. F. Bertrand (Hrsg.), Nicolas Tournier et la peinture caravagesque en Italie, en France et en Espagne, internationale Konferenz [7.–9. Juni 2001], Toulouse 2003, S. 212).

19.04.2016 - 18:00

Schätzwert:
EUR 70.000,- bis EUR 90.000,-

Bartolomeo Cavarozzi


(Viterbo 1590–1625 Rom)
Madonna mit Kind,
Öl auf Leinwand, oval, 105 x 80 cm, gerahmt

Provenienz:
Galleria Petrella, Viterbo 1985;
Europäische Privatsammlung

Literatur:
G. Zanelli, in: Bartolomeo Cavarozzi. ‚Sacre Famiglie‘ a confronto, hrsg. von D. Sanguineti, Kat., Mailand 2005, S. 60–61, Abb. (als Bartolomeo Cavarozzi zugeschrieben)

Wir danken Gianni Papi, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach der Begutachtung im Original bestätigt hat.

Im vorliegenden Werk offenbart sich das Raffinement von Bartolomeo Cavarozzis malerischem Stil – vor allem im Umgang mit dem Inkarnat, das für die kompakte und höchst naturalistische Manier des Künstlers, die sich vor allem auch in der Darstellung des Haars der Madonna und der Kleidung des Kindes zeigt, typisch ist. Cavarozzi war einer von Caravaggios frühen Nachfolgen. Die vorliegende Komposition mit ihrer Anordnung der beiden Figuren zeichnet sich durch Naturalismus und große Intimität aus. Mutter und Kind blicken aus dem Bild heraus und beziehen den Betrachter mit ein. Dabei verströmt das Gemälde neben caravaggesker Monumentalität eine Verfeinerung, die Cavarozzis Schaffen kennzeichnet.

Papi datiert das vorliegende Werk in die letzten Schaffensjahre des Künstlers. Das Gemälde lässt sich mit der mit 1621 datierten Madonna mit Kind im Museo del Colle del Duomo in Viterbo vergleichen, insbesondere in der glatten und „klassischeren“ Behandlung des Inkarnats (siehe M. von Bernstorff, Agent und Maler als Akteure im Kunstbetrieb des frühen 17. Jahrhunderts. Giovan Battista Crescenzi und Bartolomeo Cavarozzi, München 2010, S. 49–50, Abb. 15). Das Gemälde steht auch anderen Werken Cavarozzi nahe, darunter der Heiligen Familie, die einst zur Sammlung Zerbone gehörte und sich als Leihgabe in der Galleria Nazionale di Palazzo Spinola in Genua befand (heute Privatsammlung, Turin; siehe G. Papi, in: Galleria Giamblanco – dipinti antichi: pittura italiana dal Seicento al Settecento, D. und S. Giamblanco (Hrsg.), Ausst.-Kat., S. 12–15, mit Abb.). Eine weitere eigenhändige Fassung des Zerbone-Bildes (Pinacoteca dell’Accademia Albertina di Belle Arti, Inv. 107; siehe M. von Bernstorff, op. cit., S. 53, Abb. 17) belegt den großen Erfolg dieser Komposition.

Das vorliegende Gemälde unterscheidet sich jedoch durch das Ovalformat und die Abwesenheit des hl. Josef. Das Zerbone Gemälde muss spätestens mit den 1630er-Jahren nach Genua gelangt sein, wie die Einbeziehung von Cavarozzis Bild in ein Gemälde von Giovanni Carlone (Der hl. Secundus bittet die Heilige Familie um Schutz für die Ventimiglia) im Dom von Ventimiglia bestätigt.

Papi vermutet eine wichtige Verbindung zwischen Cavarozzi und Genua (siehe G. Papi, Indagini sulla fase matura di Bartolomeo Cavarozzi, in: Arte Cristiana, 807, 2001, S. 427–438), weist jedoch auf die Schwierigkeit hin, einen Aufenthalt des Künstlers in der Stadt mit Sicherheit festzustellen; wenn es einen solchen gegeben hat, kommen dafür die Jahre nach Cavarozzis Rückkehr aus Spanien, also der Zeitraum zwischen 1619 und 1621, in Frage, da der Künstler während dieser Zeit nicht in Rom dokumentiert ist.

Die variationslose Wiederholung eines Themas stellt im Werkkorpus des Künstlers keine Seltenheit dar: Man kennt zumindest drei identische Versionen der Mystischen Vermählung der hl. Katharina. Das lässt darauf schließen, das Cavarozzi von seinen Werken Kartons anfertigte, um später die Möglichkeit zu haben, sie exakt zu reproduzieren.

Eine eigenhändige Heilige Familie wurde am 4. Dezember 2013 bei Sotheby’s in London versteigert (Los 29), und ein weiteres Beispiel der populären Heiligen Familie aus der Sammlung Zerbone befindet sich im Musée Baron-Gerard in Bayeux (siehe P. Curie, Bartolomeo Cavarozzi. Un exemple problématique de diffusion du caravagisme en France et en Espagne, in: P. F. Bertrand (Hrsg.), Nicolas Tournier et la peinture caravagesque en Italie, en France et en Espagne, internationale Konferenz [7.–9. Juni 2001], Toulouse 2003, S. 212).


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old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 19.04.2016 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 09.04. - 19.04.2016

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