Lot Nr. 10


Bartolomeo Vivarini


Bartolomeo Vivarini - Alte Meister

(tätig in Venedig um 1450–1491)
Madonna mit Kind,
Tempera auf Holz, Goldgrund, 32 x 24,5 cm, gerahmt

Provenance:
Privatsammlung, Bologna, 1947;
Sammlung Salocchi, Florenz;
Europäische Privatsammlung

Von Beginn an unterschied sich Bartolomeos Stil deutlich von dem seines Bruders Antonio Vivarini. Der Künstler scheint in Padua im Umkreis von Squarcione ausgebildet worden zu sein, vermutlich in den späten 1440er-Jahren. Bartolomeo trat 1450 in Erscheinung, als er gemeinsam mit Antonio einen großen Flügelaltar für die Certosa di Bologna, einen wichtigen Auftrag, signierte (Bologna, Pinacoteca Nazionale). Während es wahrscheinlich unmöglich ist, die Hände der beiden Brüder im Bologneser Flügelaltar zu unterscheiden, wiederholt Bartolomeo im darauffolgenden Jahrzehnt den Typus der in der Mitte erscheinenden Jungfrau mit Kind in mehreren Madonnendarstellungen. Es scheint daher, dass Bartolomeo eine wesentliche, wenn nicht sogar führende Rolle bei der Ausführung derartiger Flügelaltäre spielte. Bartolomeos erstes datiertes Werk als unabhängiger Maler ist der hl. Johannes Capistranus (1459; Paris, Louvre). Danach entwickelte sich seine Malweise offenbar rasch weiter. Während der 1460er- und 1470er-Jahre war er regelmäßig mit Aufträgen in Venedig selbst, fast ausschließlich Altargemälden, beschäftigt. Ab 1464 bis in die späten 1470er-Jahre hatte Bartolomeo in Venedig großen Erfolg mit wichtigen Altären, etwa für die Certosa di S. Andrea, die Frari und SS. Giovanni e Paolo, die häufig von führenden venezianischen Familien wie den Morosini oder Correr beauftragt wurden. Daneben schuf er kleinere, aber qualitativ hochwertige Arbeiten für die scuole piccole und Pfarrkirchen. Dabei passte er das Vivarini-Altarbild der Zeit an, indem er gotische Rahmen gegen jene der Renaissance und zuweilen den Goldgrund durch einen Himmel ersetzte. Diese Entwicklung war jedoch keinesfalls konsistent, verdankte Bartolomeo seinen Erfolg zum Teil doch sicherlich seiner Anpassungsfähigkeit. Auch in den Marken und in Apulien war Bartolomeo weiterhin tätig.

Die Heiligenfiguren in Bartolomeos schönsten Altarbildern sind psychologisch eindringlicher gestaltet als die seines Bruders und zeichnen sich durch eine stark kontrastive Typologisierung aus. Obwohl ihre Wirkung eher kontemplativ als dramatisch ist, geht von ihnen dennoch eine innere Bewegtheit aus, die der Andacht, für die sie bestimmt waren, eine neue Dimension hinzufügt. Im Zeitraum um die Mitte der 1470er-Jahre, als Bartolomeo seine größten Erfolge feierte, schuf er auch eine bedeutende und höchst eigenständige Sacra Conversazione (1475; ehemals Certosa di Padua; Lussingrande, S. Antonio Abate), in der Engel und Heilige sich um die in eine Landschaft platzierte Jungfrau mit Kind scharen, mit Gott Vater darüber. Wohl aufgrund seines paduanischen Ursprungs erscheint der Stil dieses Werks linearer als jener der venezianischen Altarbilder; die Nähe zu Crivelli ist hier am größten. Während der 1480er-Jahre wurde Bartolomeos Werke dann zunehmend linearer und schematischer, und ihre Qualität nahm ab. Er erschloss sich neue Auftraggeberkreise in den kleinen Städten und Dörfern um Bergamo, die miteinander um die Pracht der Altarbilder, die sie ihm bestellten, wetteiferten.

Neben Altarbildern schuf Bartolomeo eine große Zahl von Madonnendarstellungen mit Kind, die einander nach seiner anfänglichen paduanischen Phase zumeist stark glichen. Er malte auch einige wenige kleinere Andachtsbilder, darunter die kleinformatige Sacra Conversazione (1465; Neapel, Capodimonte), in der die hl. Jungfrau auf einem Renaissancethron sitzt und sich höfische Elemente, entlehnt von Giovanni d’Alemagna und Antonio, mit paduanischen Stilmerkmalen verbinden. Aufgrund der vergleichsweise geringen Ausmaße war dieses Bild vermutlich für private Andachtszwecke gedacht.

19.04.2016 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 75.000,-
Schätzwert:
EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-

Bartolomeo Vivarini


(tätig in Venedig um 1450–1491)
Madonna mit Kind,
Tempera auf Holz, Goldgrund, 32 x 24,5 cm, gerahmt

Provenance:
Privatsammlung, Bologna, 1947;
Sammlung Salocchi, Florenz;
Europäische Privatsammlung

Von Beginn an unterschied sich Bartolomeos Stil deutlich von dem seines Bruders Antonio Vivarini. Der Künstler scheint in Padua im Umkreis von Squarcione ausgebildet worden zu sein, vermutlich in den späten 1440er-Jahren. Bartolomeo trat 1450 in Erscheinung, als er gemeinsam mit Antonio einen großen Flügelaltar für die Certosa di Bologna, einen wichtigen Auftrag, signierte (Bologna, Pinacoteca Nazionale). Während es wahrscheinlich unmöglich ist, die Hände der beiden Brüder im Bologneser Flügelaltar zu unterscheiden, wiederholt Bartolomeo im darauffolgenden Jahrzehnt den Typus der in der Mitte erscheinenden Jungfrau mit Kind in mehreren Madonnendarstellungen. Es scheint daher, dass Bartolomeo eine wesentliche, wenn nicht sogar führende Rolle bei der Ausführung derartiger Flügelaltäre spielte. Bartolomeos erstes datiertes Werk als unabhängiger Maler ist der hl. Johannes Capistranus (1459; Paris, Louvre). Danach entwickelte sich seine Malweise offenbar rasch weiter. Während der 1460er- und 1470er-Jahre war er regelmäßig mit Aufträgen in Venedig selbst, fast ausschließlich Altargemälden, beschäftigt. Ab 1464 bis in die späten 1470er-Jahre hatte Bartolomeo in Venedig großen Erfolg mit wichtigen Altären, etwa für die Certosa di S. Andrea, die Frari und SS. Giovanni e Paolo, die häufig von führenden venezianischen Familien wie den Morosini oder Correr beauftragt wurden. Daneben schuf er kleinere, aber qualitativ hochwertige Arbeiten für die scuole piccole und Pfarrkirchen. Dabei passte er das Vivarini-Altarbild der Zeit an, indem er gotische Rahmen gegen jene der Renaissance und zuweilen den Goldgrund durch einen Himmel ersetzte. Diese Entwicklung war jedoch keinesfalls konsistent, verdankte Bartolomeo seinen Erfolg zum Teil doch sicherlich seiner Anpassungsfähigkeit. Auch in den Marken und in Apulien war Bartolomeo weiterhin tätig.

Die Heiligenfiguren in Bartolomeos schönsten Altarbildern sind psychologisch eindringlicher gestaltet als die seines Bruders und zeichnen sich durch eine stark kontrastive Typologisierung aus. Obwohl ihre Wirkung eher kontemplativ als dramatisch ist, geht von ihnen dennoch eine innere Bewegtheit aus, die der Andacht, für die sie bestimmt waren, eine neue Dimension hinzufügt. Im Zeitraum um die Mitte der 1470er-Jahre, als Bartolomeo seine größten Erfolge feierte, schuf er auch eine bedeutende und höchst eigenständige Sacra Conversazione (1475; ehemals Certosa di Padua; Lussingrande, S. Antonio Abate), in der Engel und Heilige sich um die in eine Landschaft platzierte Jungfrau mit Kind scharen, mit Gott Vater darüber. Wohl aufgrund seines paduanischen Ursprungs erscheint der Stil dieses Werks linearer als jener der venezianischen Altarbilder; die Nähe zu Crivelli ist hier am größten. Während der 1480er-Jahre wurde Bartolomeos Werke dann zunehmend linearer und schematischer, und ihre Qualität nahm ab. Er erschloss sich neue Auftraggeberkreise in den kleinen Städten und Dörfern um Bergamo, die miteinander um die Pracht der Altarbilder, die sie ihm bestellten, wetteiferten.

Neben Altarbildern schuf Bartolomeo eine große Zahl von Madonnendarstellungen mit Kind, die einander nach seiner anfänglichen paduanischen Phase zumeist stark glichen. Er malte auch einige wenige kleinere Andachtsbilder, darunter die kleinformatige Sacra Conversazione (1465; Neapel, Capodimonte), in der die hl. Jungfrau auf einem Renaissancethron sitzt und sich höfische Elemente, entlehnt von Giovanni d’Alemagna und Antonio, mit paduanischen Stilmerkmalen verbinden. Aufgrund der vergleichsweise geringen Ausmaße war dieses Bild vermutlich für private Andachtszwecke gedacht.


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old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 19.04.2016 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 09.04. - 19.04.2016


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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