Lot Nr. 1287


Josef Selleny


Josef Selleny - Gemälde des 19. Jahrhunderts

(Wien 1824–1875)
Die Insel St. Paul im Indischen Ozean, Öl auf Leinwand, 41,5 x 56,8 cm, gerahmt, (Rei)

Vergleiche:
Friedrich von Boetticher, Malerwerke des 19. Jahrhunderts, Hofheim am Taunus, 1979, Bd. II, 2, S. 739 Nr. 14 und 44;
Österreichische Galerie Belvedere, Die Insel St. Paul im Indischen Ozean, Inv. Nr. 5432 und 3591

Josef Selleny war Zeichner, Aquarellist und Maler, studierte an der Wiener Akademie unter Thomas Ender und Franz Steinfeld sowie Anton Ritter von Perger. Er begleitete die berühmte Expedition der Fregatte Novara und kehrte mit mehr als 2000 Reiseskizzen davon zurück. Selleny beabsichtigte anhand seiner Zeichnungen der Expedition einen großartigen Gemäldezyklus mit dem Titel Charakterbilder der Erde zu schaffen, der von ihm jedoch nie realisiert wurde. Nach der Novara-Expedition begleitete Selleny Erzherzog Maximilian, Bruder des österreichischen Kaisers und späterer Kaiser von Mexiko, auf dessen Reisen nach und durch Nordafrika, auf die Kapverdischen und Kanarischen Inseln sowie nach Brasilien, wo er ebenfalls als Zeichner die Reisen dokumentierte. Selleny wirkte auch als Gartenarchitekt und schuf in dieser Tätigkeit den Plan für den Wiener Stadtpark und für den Garten des Schlosses Miramare bei Triest, dem Wohnsitz Erzherzog Maximilians.
Das Gemälde Die Insel St. Paul ist eine Ansicht von Nord-Westen auf das Eiland. Durch einen teils wolkenverhangenen Himmel fällt das Sonnenlicht von Süd-Osten her ein und strahlt partiell auf die schroffen Felsen der Vulkaninsel. Das Meer bricht sich durch starken Wind an der Westküste und formiert sich in schäumender Gischt; es wird im hinteren Teil des Bildes, in Richtung der Sonnenstrahlen optisch ruhiger bis es eine den Himmel abtrennende Horizontlinie bildet. In weiter Ferne kann man am Horizont ein Schiff erahnen. Zahlreiche Felsenpinguine bevölkern den Rand des Kraters und Seevögel die Luft.
In vollem Licht erscheint die natürliche Öffnung der Insel, die einst durch ein Absinken der nord-östlichen Kraterwand entstand. Diese Öffnung ist durch zwei schmale Landzungen beschränkt auf deren nördlicher sich ein alter, wohl von Walfängern aufgestellter Fahnenmast befindet. Das Bild zeugt von Naturgewalten, von Einsamkeit, von Hoffnung und Sehnsucht.
Die Insel St. Paul liegt etwa in der Mitte zwischen Afrika und Australien im indischen Ozean und ist vulkanischen Ursprungs. Entdeckt wurde sie bereits im 16. Jahrhundert, ihren Namen erhielt sie 1633. Nach kleineren Erkundungen in den Jahren 1842, 1844 und 1853 durch Franzosen und Engländer gelangte die Mannschaft der Novara am 19. November 1857 auf die Insel. Bis zum 6. Dezember 1857 wurde die Insel nicht nur genauestens vermessen, es wurden auch botanische, zoologische sowie geologische und geognostische Untersuchungen angestellt. Während dieser Zeit schuf Josef Selleny neben seiner kartographischen Arbeit auch zahlreiche Zeichnungen und Skizzen, dieser ihn tief beeindruckenden Landschaft.
Die Novara-Expedition (1857–59) war die erste und einzige groß angelegte Weltumsegelungsmission der Österreichischen Kriegsmarine. Die unter anderem auch von der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien vorbereitete und Fachgelehrten wie dem Geologen Ferdinand von Hochstetter und dem Zoologen Georg von Frauenfeld begleitete Forschungsreise erzielte international beachtete Resultate. Das Schiff startete am 30. April 1857 in Triest zu seiner zweijährigen Weltreise, bei der umfangreiche Forschungen in unzähligen Gebieten der Wissenschaft durchgeführt wurden. Die meereskundlichen Forschungen, insbesondere im südlichen Pazifik, revolutionierten die Ozeanographie und Hydrographie. Die mitgebrachten Sammlungen an botanischem, zoologischem und völkerkundlichem Material bereicherten die österreichischen Museen ungemein. Josef Selleny begleitete die Expedition als Zeichner zur Dokumentation. Am 26. August 1859, nachdem an 551 Tagen unter Segel 51.686 Seemeilen zurückgelegt worden waren, lief die Novara nach der Weltumrundung wieder in Triest ein.
Der Expeditionsschreiber Dr. Carl von Scherzer berichtet über Sellenys Arbeit auf der Insel St. Paul: „Endlich hat Herr Selleny vom Standpuncte des Künstlers aus den landschaftlichen Charakter der Insel von den verschiedensten Seiten aufgefasst und getreulich wiederzugeben versucht, sowie sein Pinsel auch jene Scenen nicht verschmähte, welche in das Bereich der Satyre und des Humors gehören und nicht fehlen dürfen, um vollständiges Bild von unserem 18tägigem Bivouak auf St. Paul vor dem Auge des Lesers zu entrollen.“ (Mittheilungen der kaiserlich-königlichen Geographischen Gesellschaft, II. Jahrgang, Wien 1858, S. 129)
Und Constantin von Wurzbach fügt an: „Die Insel St. Paul in der Gallerie Coburg, eine Composition von überwältigender Düsternheit, welche der Künstler in verschiedenen größeren und kleineren Bildern immer wieder gemalt hat, seine Seele hing an dieser melancholischen Landschaft mit einer geradezu unheimlichen Treue.“ (Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, Vierunddreißigster Theil, Wien 1877, S. 62-63)

Expertin: Mag. Dimitra Reimüller Mag. Dimitra Reimüller
+43-1-515 60-355

19c.paintings@dorotheum.at

21.04.2016 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 18.750,-
Schätzwert:
EUR 10.000,- bis EUR 15.000,-

Josef Selleny


(Wien 1824–1875)
Die Insel St. Paul im Indischen Ozean, Öl auf Leinwand, 41,5 x 56,8 cm, gerahmt, (Rei)

Vergleiche:
Friedrich von Boetticher, Malerwerke des 19. Jahrhunderts, Hofheim am Taunus, 1979, Bd. II, 2, S. 739 Nr. 14 und 44;
Österreichische Galerie Belvedere, Die Insel St. Paul im Indischen Ozean, Inv. Nr. 5432 und 3591

Josef Selleny war Zeichner, Aquarellist und Maler, studierte an der Wiener Akademie unter Thomas Ender und Franz Steinfeld sowie Anton Ritter von Perger. Er begleitete die berühmte Expedition der Fregatte Novara und kehrte mit mehr als 2000 Reiseskizzen davon zurück. Selleny beabsichtigte anhand seiner Zeichnungen der Expedition einen großartigen Gemäldezyklus mit dem Titel Charakterbilder der Erde zu schaffen, der von ihm jedoch nie realisiert wurde. Nach der Novara-Expedition begleitete Selleny Erzherzog Maximilian, Bruder des österreichischen Kaisers und späterer Kaiser von Mexiko, auf dessen Reisen nach und durch Nordafrika, auf die Kapverdischen und Kanarischen Inseln sowie nach Brasilien, wo er ebenfalls als Zeichner die Reisen dokumentierte. Selleny wirkte auch als Gartenarchitekt und schuf in dieser Tätigkeit den Plan für den Wiener Stadtpark und für den Garten des Schlosses Miramare bei Triest, dem Wohnsitz Erzherzog Maximilians.
Das Gemälde Die Insel St. Paul ist eine Ansicht von Nord-Westen auf das Eiland. Durch einen teils wolkenverhangenen Himmel fällt das Sonnenlicht von Süd-Osten her ein und strahlt partiell auf die schroffen Felsen der Vulkaninsel. Das Meer bricht sich durch starken Wind an der Westküste und formiert sich in schäumender Gischt; es wird im hinteren Teil des Bildes, in Richtung der Sonnenstrahlen optisch ruhiger bis es eine den Himmel abtrennende Horizontlinie bildet. In weiter Ferne kann man am Horizont ein Schiff erahnen. Zahlreiche Felsenpinguine bevölkern den Rand des Kraters und Seevögel die Luft.
In vollem Licht erscheint die natürliche Öffnung der Insel, die einst durch ein Absinken der nord-östlichen Kraterwand entstand. Diese Öffnung ist durch zwei schmale Landzungen beschränkt auf deren nördlicher sich ein alter, wohl von Walfängern aufgestellter Fahnenmast befindet. Das Bild zeugt von Naturgewalten, von Einsamkeit, von Hoffnung und Sehnsucht.
Die Insel St. Paul liegt etwa in der Mitte zwischen Afrika und Australien im indischen Ozean und ist vulkanischen Ursprungs. Entdeckt wurde sie bereits im 16. Jahrhundert, ihren Namen erhielt sie 1633. Nach kleineren Erkundungen in den Jahren 1842, 1844 und 1853 durch Franzosen und Engländer gelangte die Mannschaft der Novara am 19. November 1857 auf die Insel. Bis zum 6. Dezember 1857 wurde die Insel nicht nur genauestens vermessen, es wurden auch botanische, zoologische sowie geologische und geognostische Untersuchungen angestellt. Während dieser Zeit schuf Josef Selleny neben seiner kartographischen Arbeit auch zahlreiche Zeichnungen und Skizzen, dieser ihn tief beeindruckenden Landschaft.
Die Novara-Expedition (1857–59) war die erste und einzige groß angelegte Weltumsegelungsmission der Österreichischen Kriegsmarine. Die unter anderem auch von der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien vorbereitete und Fachgelehrten wie dem Geologen Ferdinand von Hochstetter und dem Zoologen Georg von Frauenfeld begleitete Forschungsreise erzielte international beachtete Resultate. Das Schiff startete am 30. April 1857 in Triest zu seiner zweijährigen Weltreise, bei der umfangreiche Forschungen in unzähligen Gebieten der Wissenschaft durchgeführt wurden. Die meereskundlichen Forschungen, insbesondere im südlichen Pazifik, revolutionierten die Ozeanographie und Hydrographie. Die mitgebrachten Sammlungen an botanischem, zoologischem und völkerkundlichem Material bereicherten die österreichischen Museen ungemein. Josef Selleny begleitete die Expedition als Zeichner zur Dokumentation. Am 26. August 1859, nachdem an 551 Tagen unter Segel 51.686 Seemeilen zurückgelegt worden waren, lief die Novara nach der Weltumrundung wieder in Triest ein.
Der Expeditionsschreiber Dr. Carl von Scherzer berichtet über Sellenys Arbeit auf der Insel St. Paul: „Endlich hat Herr Selleny vom Standpuncte des Künstlers aus den landschaftlichen Charakter der Insel von den verschiedensten Seiten aufgefasst und getreulich wiederzugeben versucht, sowie sein Pinsel auch jene Scenen nicht verschmähte, welche in das Bereich der Satyre und des Humors gehören und nicht fehlen dürfen, um vollständiges Bild von unserem 18tägigem Bivouak auf St. Paul vor dem Auge des Lesers zu entrollen.“ (Mittheilungen der kaiserlich-königlichen Geographischen Gesellschaft, II. Jahrgang, Wien 1858, S. 129)
Und Constantin von Wurzbach fügt an: „Die Insel St. Paul in der Gallerie Coburg, eine Composition von überwältigender Düsternheit, welche der Künstler in verschiedenen größeren und kleineren Bildern immer wieder gemalt hat, seine Seele hing an dieser melancholischen Landschaft mit einer geradezu unheimlichen Treue.“ (Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, Vierunddreißigster Theil, Wien 1877, S. 62-63)

Expertin: Mag. Dimitra Reimüller Mag. Dimitra Reimüller
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 21.04.2016 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 09.04. - 21.04.2016


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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