Lot Nr. 532 #


Willi Baumeister *


Willi Baumeister * - Klassische Moderne

(Stuttgart 1889–1955)
Lyrik mit Kammzug auf Blau-Grün, handsigniert, datiert baumeister 54 (geritzt), Öl, Kunstharz, Spachtelmasse auf Holzfaserplatte, 34 x 47,5 cm, ger., (PS.)

Provenienz:
Galleria del Fiore, Mailand
Studio d’Arte „La Medusa“ Rom, 1957 (Galerieaufkleber)
Pietro Campilli, Rom
Privatsammlung, Europa

Literatur:
Will Grohmann, Willi Baumeister, Leben und Werk, Köln 1963, Nr. 1629, S. 348 (mit Abb.)
Peter Beye, Felicitas Baumeister, Willi Baumeister Werkkatalog der Gemälde, Bd. II, Nr. 2090 (mit Abb.)

Ausstellung:
Galleria del Fiore, Willi Baumeister, Mailand 1955
Studio d’Arte, „La Medusa“ Rom, Ausst.-Kat. Nr. 4 (mit Abb.)

Zweifelsohne zählt Willi Baumeister als einer der wichtigsten Vertreter der abstrakten Malerei zur Avantgarde der europäischen Nachkriegszeit. Das Werk des Künstlers spiegelt in großen Teilen die Entwicklung der abstrakten Malerei in Deutschland wider. Während seine ersten Arbeiten noch ganz unter dem Einfluss der akademischen Ausbildung unter Adolf Hölzel stehen, offenbaren seine späteren Werkgruppen die fortwährende Suche nach neuen künstlerischen Ausdrucksmitteln, das Verlangen nach Abstraktion sowie das Bemühen um Autonomie von Form und Farbe.

Obwohl der Künstler gerade erst Anfang 60 war, nimmt sich dessen Spätwerk bereits wie ein Vermächtnis aus. Viele Strömungen, Entwicklungen und Ideen seines eigenen Œuvres fügte Willi Baumeister nach 1950 als Selbstreferenz in neuen Bildschöpfungen zusammen und beschritt doch gänzlich neue Wege künstlerischer Freiheit. Das Spektrum der Bildfindungen Baumeisters in seinem späteren Werk ist weit gespannt; es reicht von seinen ungegenständlichen, an Kalligraphie erinnernden „Ideogrammen“ bis hin zu ausdrucksstarken Reliefbildern; allen gemeinsam ist der zunehmende Symbolcharakter seiner Arbeiten.
Auch in dem Werk, das hier zur Auktion steht, scheinen die rötlichen Formen im unteren Teil des Bildes symbolisch zu sein, Assoziationen evozierend von natürlichen Formen oder sogar Hieroglyphen; doch letztlich widersetzen sie sich einer Entschlüsselung. In seiner Experimentierfreude vergleichbar mit seinem Zeitgenossen Max Ernst, widmet sich Willi Baumeister ebenfalls besonders intensiv der Behandlung der Oberfläche. Die autonomen, plastischen Auflagen in der vorliegenden Arbeit hat er mit Spachtelkitt appliziert, was die farbigen Bereiche bewusst matt wirken lässt, modelliert diesen reliefhaft oder durchfurcht ihn ornamental mittels der von ihm wiederholt benutzten „Kammzugtechnik“. Teilweise durch eine dunkle Kontur noch verstärkt, resultiert daraus eine einfache abstrahierte Räumlichkeit, bestehend aus optischem Vorder- und Hintergrund. Ruhe und Bewegung bedingen sich in diesem freien Formenspiel, Gegenständliches und Abstraktion vermischen sich zu einer gelungenen Symbiose.
In den azurblauen Farbabstufungen seines Malgrundes erscheint das Bild relativ hell und entspricht damit der heiteren Lebensbejahung, die Willi Baumeisters Bilder der Nachkriegsjahre bestimmt. So verwundert es kaum, dass diese farbenfrohen Kompositionen der 1950er Jahre die gefragtesten Arbeiten des Künstlers auf dem internationalen Auktionsmarkt sind.

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers
+49 211 2107747

petra.schaepers@dorotheum.de

24.11.2015 - 18:00

Schätzwert:
EUR 70.000,- bis EUR 90.000,-

Willi Baumeister *


(Stuttgart 1889–1955)
Lyrik mit Kammzug auf Blau-Grün, handsigniert, datiert baumeister 54 (geritzt), Öl, Kunstharz, Spachtelmasse auf Holzfaserplatte, 34 x 47,5 cm, ger., (PS.)

Provenienz:
Galleria del Fiore, Mailand
Studio d’Arte „La Medusa“ Rom, 1957 (Galerieaufkleber)
Pietro Campilli, Rom
Privatsammlung, Europa

Literatur:
Will Grohmann, Willi Baumeister, Leben und Werk, Köln 1963, Nr. 1629, S. 348 (mit Abb.)
Peter Beye, Felicitas Baumeister, Willi Baumeister Werkkatalog der Gemälde, Bd. II, Nr. 2090 (mit Abb.)

Ausstellung:
Galleria del Fiore, Willi Baumeister, Mailand 1955
Studio d’Arte, „La Medusa“ Rom, Ausst.-Kat. Nr. 4 (mit Abb.)

Zweifelsohne zählt Willi Baumeister als einer der wichtigsten Vertreter der abstrakten Malerei zur Avantgarde der europäischen Nachkriegszeit. Das Werk des Künstlers spiegelt in großen Teilen die Entwicklung der abstrakten Malerei in Deutschland wider. Während seine ersten Arbeiten noch ganz unter dem Einfluss der akademischen Ausbildung unter Adolf Hölzel stehen, offenbaren seine späteren Werkgruppen die fortwährende Suche nach neuen künstlerischen Ausdrucksmitteln, das Verlangen nach Abstraktion sowie das Bemühen um Autonomie von Form und Farbe.

Obwohl der Künstler gerade erst Anfang 60 war, nimmt sich dessen Spätwerk bereits wie ein Vermächtnis aus. Viele Strömungen, Entwicklungen und Ideen seines eigenen Œuvres fügte Willi Baumeister nach 1950 als Selbstreferenz in neuen Bildschöpfungen zusammen und beschritt doch gänzlich neue Wege künstlerischer Freiheit. Das Spektrum der Bildfindungen Baumeisters in seinem späteren Werk ist weit gespannt; es reicht von seinen ungegenständlichen, an Kalligraphie erinnernden „Ideogrammen“ bis hin zu ausdrucksstarken Reliefbildern; allen gemeinsam ist der zunehmende Symbolcharakter seiner Arbeiten.
Auch in dem Werk, das hier zur Auktion steht, scheinen die rötlichen Formen im unteren Teil des Bildes symbolisch zu sein, Assoziationen evozierend von natürlichen Formen oder sogar Hieroglyphen; doch letztlich widersetzen sie sich einer Entschlüsselung. In seiner Experimentierfreude vergleichbar mit seinem Zeitgenossen Max Ernst, widmet sich Willi Baumeister ebenfalls besonders intensiv der Behandlung der Oberfläche. Die autonomen, plastischen Auflagen in der vorliegenden Arbeit hat er mit Spachtelkitt appliziert, was die farbigen Bereiche bewusst matt wirken lässt, modelliert diesen reliefhaft oder durchfurcht ihn ornamental mittels der von ihm wiederholt benutzten „Kammzugtechnik“. Teilweise durch eine dunkle Kontur noch verstärkt, resultiert daraus eine einfache abstrahierte Räumlichkeit, bestehend aus optischem Vorder- und Hintergrund. Ruhe und Bewegung bedingen sich in diesem freien Formenspiel, Gegenständliches und Abstraktion vermischen sich zu einer gelungenen Symbiose.
In den azurblauen Farbabstufungen seines Malgrundes erscheint das Bild relativ hell und entspricht damit der heiteren Lebensbejahung, die Willi Baumeisters Bilder der Nachkriegsjahre bestimmt. So verwundert es kaum, dass diese farbenfrohen Kompositionen der 1950er Jahre die gefragtesten Arbeiten des Künstlers auf dem internationalen Auktionsmarkt sind.

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers
+49 211 2107747

petra.schaepers@dorotheum.de


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Klassische Moderne
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 24.11.2015 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.11. - 24.11.2015

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