Lot Nr. 513


Gino Severini *


Gino Severini * - Klassische Moderne

(Cortona/Arezzo 1883–1966 Paris)
Sortie Nord - Sud, um 1913, signiert G. Severini, Gouache, Pastell und Kreide auf braunem hartem Papier auf Karton kaschiert, 45 x 35 cm, Ausstellungsrahmen, (AR)

Fotozertifikat von Gina Severini Franchina, Rom, 26. Juni 1974
Fotozertifikat mit dem Stempel des Archivio Gino Severini, Rom, Archiv-Nr. 88

Wir danken Frau Romana Severini Brunori für die freundlich zur Verfügung gestellten Informationen über das vorliegende Werk.

Provenienz:
Galerie Zak, Paris
Sammlung Stephen Mazoh, New York
Sammlung Earl Leopold Stendhal (1888-1966), Hollywood
Kaufmann, Kalifornien
Auktion Christie‘s, New York, 7. November 1979, Lot 26
Galleria La Medusa, Rom; M. Knoedler & Co., Inc, New York (auf der Rückseite Klebezettel)
Sammlung Molina, Pavia
Privatsammlung, Mailand
Galleria Fonte D‘Abisso, Mailand
Europäische Privatsammlung

Ausstellung:
Christies´s, Impressionist and Modern Drawings and Watercolors, New York, 7. November 1979, Lot 26 mit Abb.
Mailand, Galleria Fonte D’Abisso, Archivi futuristi, 7. April - 14. Juli 1990, Ausst.-Kat. S. 165, 186 Nr. 135 mit Abb. (auf der Rückseite Klebezettel)
Neapel, Palazzo Reale, 18. Juli - 31. Oktober 1996, Futurismo e meridione, Ausst.-Kat., S. 165, Nr. A. 1,5, mit Abb.
Mailand Fondazione Stellline, Wunderkammer. Meraviglie d’arte in una stanza moderna, Juni - Juli 1999, Ausst.-Kat. Nr. 63 mit Abb.

Literatur:
Daniela Fonti, Gino Severini. Catalogo ragionato, Mondadori, Mailand 1988, S. 155, Nr. 159 mit Abb.

Der Futurismus, ein italienisches Phänomen, begründete sich – dem Schriftsteller Filippo Marinetti sei Dank – 1909 zunächst als literarische Bewegung, aus der schließlich die erste künstlerische Avantgarde des Landes hervorging.
Die Erfahrung der Weltkriege, wissenschaftliche Errungenschaften und der technische Fortschritt trugen das Ihre dazu bei, dass eine Zeit großer Umbrüche, gesellschaftlichen, kulturellen und künstlerischen Wandels losbrach, vom dem sich typische futuristische Prinzipien wie Gleichzeitigkeit, gegenseitige Durchdringung oder Dynamik direkt ableiteten. In einer Welt, die junge Menschen vor die Entscheidung zwischen Alt und Neu stellte, beschlossen die Futuristen – bestärkt von einem frischen, positivistischen Glauben an den Fortschritt – der Vergangenheit den Kampf anzusagen und die Idee einer dynamischen und modernen Gegenwart voranzutreiben. Marinetti schuf den Futurismus offensichtlich als Italiens Antwort auf die künstlerischen Erfahrungen Frankreichs; aus diesem Grund veröffentlichte er 1909 ein „Manifsto del Futurismo“ wohl auch in der Pariser Zeitung „Le Figaro“. Und die erste wichtige Ausstellung der Gruppe sollte 1912 ebenfalls in Paris, in der Galerie Bernheim-Jeune, stattfinden.
Dass die Bewegung zu so großem Erfolg kam, hatte sie Marinetti, seiner außergewöhnlichen Hartnäckigkeit und seinen finanziellen Mitteln zu verdanken. Ein Jahr später unterzeichneten fünf bekannte Künstler das „Manifesto della Pittura Futurista“. Es verkündete unter anderem die Abkehr von der traditionellen Perspektive Albertis und Brunelleschis zugunsten einer neuen Sicht, die auf der Gleichzeitigkeit verschiedener Blickpunkte basiert. Ziel war es, der altertümlichen statischen Kunst eine neue, dynamische Art zu malen gegenüberzustellen, die das Gefühl von Geschwindigkeit und Bewegung zu transportieren vermochte und den Beobachter mitten ins Geschehen setzte.

Im Dorotheum kommt nun ein wunderschönes futuristisches Werk des hervorragenden Malers Gino Severini zur Auktion.

Als Schüler Giacomo Ballas was Severini zweifelsohne rücksichtsvoller und weniger provokant als seine Künstlerkollegen.
Er begann 1900 seine Karriere als Maler und zog 1906 nach Paris, wo er mit den führenden Vertretern der französischen Avantgarde, darunter Dufy, Valadon und dessen Sohn, Utrillo, den kubistischen Malern Braque und Pablo Picasso sowie dem Schriftsteller Guillaume Apollinaire in Kontakt kam. Er wurde stark vom Pointillismus (einer Technik, die in der Applikation kontrastierender Farbpunkte nach den wissenschaftlichen Prinzipien der Optik besteht) beeinflusst, und verwendete diese Technik auch in seinem eigenen, persönlichen Ansatz, indem er sie mit futurischen Prinzipien kombinierte.

Obwohl er damals erklärte, sich seinen französischen Kollegen näher zu fühlen, teilte er nichtsdestotrotz in den Jahren 1912 und 1913 ein Thema mit der Gruppe um Marinetti: das taumelnde Gefühl der Geschwindigkeit. Innerhalb einiger Monate arbeitete er an einer Reihe von Gemälden und Zeichnungen, die eine neue, gleichzeitige und beschleunigte Stadtansicht darstellten, die vom Chaos der Busse, Straßenbahnen, Signale und Werbungsplakate gekennzeichnet ist. Dies ist ebenfalls im vorliegenden Werk, Sortie Nord – Sud (ca. 1913), sichtbar, wo sich Lichtstrahlen mit der Bewegung dynamischer Figuren und dem flüchtigen Erscheinen der Wörter Sortie, Nord und Sud, die offenbar von den Pariser U-Bahnstationen inspiriert wurden, vermischen.

Wie in den meisten seiner Werke ist auch in dem Vorliegenden die Absicht sichtbar, Bewegung und Dynamik darzustellen, was in einer milden, lyrischen Art und Weise erzielt wird. Ein reger Austausch mit den französischen Avantgarden führte ihn offensichtlich zu einem erkennbaren Stil, der von einer fröhlicheren, heitereren Farbpalette und einer dynamischen, allerdings nicht gewaltigen Komposition charakterisiert ist.

Aus einer bedeutenden Privatsammlung

Experte: Alessandro Rizzi Alessandro Rizzi
+39-02-303 52 41

alessandro.rizzi@dorotheum.it

24.11.2015 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 369.000,-
Schätzwert:
EUR 300.000,- bis EUR 400.000,-

Gino Severini *


(Cortona/Arezzo 1883–1966 Paris)
Sortie Nord - Sud, um 1913, signiert G. Severini, Gouache, Pastell und Kreide auf braunem hartem Papier auf Karton kaschiert, 45 x 35 cm, Ausstellungsrahmen, (AR)

Fotozertifikat von Gina Severini Franchina, Rom, 26. Juni 1974
Fotozertifikat mit dem Stempel des Archivio Gino Severini, Rom, Archiv-Nr. 88

Wir danken Frau Romana Severini Brunori für die freundlich zur Verfügung gestellten Informationen über das vorliegende Werk.

Provenienz:
Galerie Zak, Paris
Sammlung Stephen Mazoh, New York
Sammlung Earl Leopold Stendhal (1888-1966), Hollywood
Kaufmann, Kalifornien
Auktion Christie‘s, New York, 7. November 1979, Lot 26
Galleria La Medusa, Rom; M. Knoedler & Co., Inc, New York (auf der Rückseite Klebezettel)
Sammlung Molina, Pavia
Privatsammlung, Mailand
Galleria Fonte D‘Abisso, Mailand
Europäische Privatsammlung

Ausstellung:
Christies´s, Impressionist and Modern Drawings and Watercolors, New York, 7. November 1979, Lot 26 mit Abb.
Mailand, Galleria Fonte D’Abisso, Archivi futuristi, 7. April - 14. Juli 1990, Ausst.-Kat. S. 165, 186 Nr. 135 mit Abb. (auf der Rückseite Klebezettel)
Neapel, Palazzo Reale, 18. Juli - 31. Oktober 1996, Futurismo e meridione, Ausst.-Kat., S. 165, Nr. A. 1,5, mit Abb.
Mailand Fondazione Stellline, Wunderkammer. Meraviglie d’arte in una stanza moderna, Juni - Juli 1999, Ausst.-Kat. Nr. 63 mit Abb.

Literatur:
Daniela Fonti, Gino Severini. Catalogo ragionato, Mondadori, Mailand 1988, S. 155, Nr. 159 mit Abb.

Der Futurismus, ein italienisches Phänomen, begründete sich – dem Schriftsteller Filippo Marinetti sei Dank – 1909 zunächst als literarische Bewegung, aus der schließlich die erste künstlerische Avantgarde des Landes hervorging.
Die Erfahrung der Weltkriege, wissenschaftliche Errungenschaften und der technische Fortschritt trugen das Ihre dazu bei, dass eine Zeit großer Umbrüche, gesellschaftlichen, kulturellen und künstlerischen Wandels losbrach, vom dem sich typische futuristische Prinzipien wie Gleichzeitigkeit, gegenseitige Durchdringung oder Dynamik direkt ableiteten. In einer Welt, die junge Menschen vor die Entscheidung zwischen Alt und Neu stellte, beschlossen die Futuristen – bestärkt von einem frischen, positivistischen Glauben an den Fortschritt – der Vergangenheit den Kampf anzusagen und die Idee einer dynamischen und modernen Gegenwart voranzutreiben. Marinetti schuf den Futurismus offensichtlich als Italiens Antwort auf die künstlerischen Erfahrungen Frankreichs; aus diesem Grund veröffentlichte er 1909 ein „Manifsto del Futurismo“ wohl auch in der Pariser Zeitung „Le Figaro“. Und die erste wichtige Ausstellung der Gruppe sollte 1912 ebenfalls in Paris, in der Galerie Bernheim-Jeune, stattfinden.
Dass die Bewegung zu so großem Erfolg kam, hatte sie Marinetti, seiner außergewöhnlichen Hartnäckigkeit und seinen finanziellen Mitteln zu verdanken. Ein Jahr später unterzeichneten fünf bekannte Künstler das „Manifesto della Pittura Futurista“. Es verkündete unter anderem die Abkehr von der traditionellen Perspektive Albertis und Brunelleschis zugunsten einer neuen Sicht, die auf der Gleichzeitigkeit verschiedener Blickpunkte basiert. Ziel war es, der altertümlichen statischen Kunst eine neue, dynamische Art zu malen gegenüberzustellen, die das Gefühl von Geschwindigkeit und Bewegung zu transportieren vermochte und den Beobachter mitten ins Geschehen setzte.

Im Dorotheum kommt nun ein wunderschönes futuristisches Werk des hervorragenden Malers Gino Severini zur Auktion.

Als Schüler Giacomo Ballas was Severini zweifelsohne rücksichtsvoller und weniger provokant als seine Künstlerkollegen.
Er begann 1900 seine Karriere als Maler und zog 1906 nach Paris, wo er mit den führenden Vertretern der französischen Avantgarde, darunter Dufy, Valadon und dessen Sohn, Utrillo, den kubistischen Malern Braque und Pablo Picasso sowie dem Schriftsteller Guillaume Apollinaire in Kontakt kam. Er wurde stark vom Pointillismus (einer Technik, die in der Applikation kontrastierender Farbpunkte nach den wissenschaftlichen Prinzipien der Optik besteht) beeinflusst, und verwendete diese Technik auch in seinem eigenen, persönlichen Ansatz, indem er sie mit futurischen Prinzipien kombinierte.

Obwohl er damals erklärte, sich seinen französischen Kollegen näher zu fühlen, teilte er nichtsdestotrotz in den Jahren 1912 und 1913 ein Thema mit der Gruppe um Marinetti: das taumelnde Gefühl der Geschwindigkeit. Innerhalb einiger Monate arbeitete er an einer Reihe von Gemälden und Zeichnungen, die eine neue, gleichzeitige und beschleunigte Stadtansicht darstellten, die vom Chaos der Busse, Straßenbahnen, Signale und Werbungsplakate gekennzeichnet ist. Dies ist ebenfalls im vorliegenden Werk, Sortie Nord – Sud (ca. 1913), sichtbar, wo sich Lichtstrahlen mit der Bewegung dynamischer Figuren und dem flüchtigen Erscheinen der Wörter Sortie, Nord und Sud, die offenbar von den Pariser U-Bahnstationen inspiriert wurden, vermischen.

Wie in den meisten seiner Werke ist auch in dem Vorliegenden die Absicht sichtbar, Bewegung und Dynamik darzustellen, was in einer milden, lyrischen Art und Weise erzielt wird. Ein reger Austausch mit den französischen Avantgarden führte ihn offensichtlich zu einem erkennbaren Stil, der von einer fröhlicheren, heitereren Farbpalette und einer dynamischen, allerdings nicht gewaltigen Komposition charakterisiert ist.

Aus einer bedeutenden Privatsammlung

Experte: Alessandro Rizzi Alessandro Rizzi
+39-02-303 52 41

alessandro.rizzi@dorotheum.it


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Klassische Moderne
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 24.11.2015 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.11. - 24.11.2015


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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