Lot Nr. 729 #


Maria Lassnig *


Maria Lassnig * - Zeitgenössische Kunst, Teil 1

(Kappel, Kärnten, 1919–2014 Wien)
„Zwei Figuren“, 1962, signiert M. Lassnig, Öl auf Leinwand, 75 x 100 cm, gerahmt, (K)

Video ansehen: Contemporary Art | November 2015 | Austrian and German Artists

Dieses Werk wird im folgenden Werkkatalog erscheinen.

Provenienz:
Galerie Ulysses, Wien,
Wiener Sammlung

…Es ist sicher, ich male und zeichne nicht den „Gegenstand“ Körper (wenn dann gab es Ausnahmen wie bei meinem amerikanischen Realismus oder jetzt bei den dramatischen Bildern)- sondern ich male Empfindungen vom Körper. Eine Empfindung ist genauso möglich oder unmöglich herzeigbar auf einer Fläche wie zum Beispiel ein Ton. Möglicher ist dies schon bei einer Berührung, weil sie örtlich begrenzter auszumachen ist.
Ist ein Gedanke herzeigbar, abzuziehen wie eine Haut? Die Empfindung zu orten ist schon schwer (jeder Arzt weiß das)-dass man an die Wirklichkeit anstößt.
Dann hat man den Wunsch, diese Orte, die ja eine gewisse Ausdehnung haben, zu umgrenzen, sie einzuschließen (ich nannte es immer „Wolken umzäunen“), so wird eine Form daraus. Wie ich schon längst sagte, sind diese Orte zeitlich da, verschwinden, tauchen wo anders auf, da ist nur möglich, eine Resultierende dazwischen zu finden und diese Resultierende ist dann das meist Willkürliche an dieser Anstrengung. Aber die Willkür ist zugleich die Freiheit und Freude des Kunstausübenden. Bei der Verbindung der Orte mit Linien (oder auch weniger gezielt mit Flächen) entsteht eine Form.
Nun hat alles eine Form: eine Wolke, auch ein Strich hat seine Dicke, Länge, Druckkraft, seine Glätte oder Struppigkeit, also seine Form, und ebenso jeder Fleck, Schmutz oder Farbfleck hat seine Struktur.- Bei der Wahl sollte der Künstler wohl keine Wahl der Ratio haben, sondern etwas wählen MÜSSEN. Es gibt Dinge, die keine Sprache haben, nicht vorkommen sprachlich. Manche sprechen dann vom Geheimnis oder wie Kant es nennt: das „Unvorstellbare“ ist auch das „Unnennbare“.Aber das trifft mich hier eigentlich nicht, ich benenne ja: Knie, Wange, Hüftpunkt etc. und stelle es mehr real oder mehr abstrakt dar.
Nur wie, das ist die Wahl, also ist meine Wahl das Geheimnis und nicht dasselbe zu wählen wie vorher, sondern etwas anderes, immer etwas anderes. An der Veränderlichkeit die Statik, die Dauer zu finden ist eine Herausforderung der Kunst. Ich kann also besser die Möglichkeit der Umsetzung beschreiben als die Umsetzung selbst. Die Verschiedenheit der Umsetzung IST die Umsetzung,
Maria Lassnig, Körperbilder, Katalog: Museum Moderner Kunst Kärnten, Klagenfurt 2006

Ich kann nur auf weißen Leinwänden beginnen. Eine bereits bemalte Leinwand übermalen, das heißt auf ihr zu beginnen, hat etwas klebriges, ich würde wie in einem Sumpf drinnen stecken bleiben:
Ich kann an nichts anknüpfen. Der Malschlamm hat zuviel Zufälliges. Mein Ansatz, mein Ausgangspunkt ist geheimnisvoll genug, daß ich ihn entwirren, verdeutlichen muß.
Maria Lassnig, 1960, Tagebuchaufzeichnungen

Expertin: Mag. Elke Königseder Mag. Elke Königseder
+43-1-515 60-358

elke.koenigseder@dorotheum.at

25.11.2015 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 341.202,-
Schätzwert:
EUR 130.000,- bis EUR 180.000,-

Maria Lassnig *


(Kappel, Kärnten, 1919–2014 Wien)
„Zwei Figuren“, 1962, signiert M. Lassnig, Öl auf Leinwand, 75 x 100 cm, gerahmt, (K)

Video ansehen: Contemporary Art | November 2015 | Austrian and German Artists

Dieses Werk wird im folgenden Werkkatalog erscheinen.

Provenienz:
Galerie Ulysses, Wien,
Wiener Sammlung

…Es ist sicher, ich male und zeichne nicht den „Gegenstand“ Körper (wenn dann gab es Ausnahmen wie bei meinem amerikanischen Realismus oder jetzt bei den dramatischen Bildern)- sondern ich male Empfindungen vom Körper. Eine Empfindung ist genauso möglich oder unmöglich herzeigbar auf einer Fläche wie zum Beispiel ein Ton. Möglicher ist dies schon bei einer Berührung, weil sie örtlich begrenzter auszumachen ist.
Ist ein Gedanke herzeigbar, abzuziehen wie eine Haut? Die Empfindung zu orten ist schon schwer (jeder Arzt weiß das)-dass man an die Wirklichkeit anstößt.
Dann hat man den Wunsch, diese Orte, die ja eine gewisse Ausdehnung haben, zu umgrenzen, sie einzuschließen (ich nannte es immer „Wolken umzäunen“), so wird eine Form daraus. Wie ich schon längst sagte, sind diese Orte zeitlich da, verschwinden, tauchen wo anders auf, da ist nur möglich, eine Resultierende dazwischen zu finden und diese Resultierende ist dann das meist Willkürliche an dieser Anstrengung. Aber die Willkür ist zugleich die Freiheit und Freude des Kunstausübenden. Bei der Verbindung der Orte mit Linien (oder auch weniger gezielt mit Flächen) entsteht eine Form.
Nun hat alles eine Form: eine Wolke, auch ein Strich hat seine Dicke, Länge, Druckkraft, seine Glätte oder Struppigkeit, also seine Form, und ebenso jeder Fleck, Schmutz oder Farbfleck hat seine Struktur.- Bei der Wahl sollte der Künstler wohl keine Wahl der Ratio haben, sondern etwas wählen MÜSSEN. Es gibt Dinge, die keine Sprache haben, nicht vorkommen sprachlich. Manche sprechen dann vom Geheimnis oder wie Kant es nennt: das „Unvorstellbare“ ist auch das „Unnennbare“.Aber das trifft mich hier eigentlich nicht, ich benenne ja: Knie, Wange, Hüftpunkt etc. und stelle es mehr real oder mehr abstrakt dar.
Nur wie, das ist die Wahl, also ist meine Wahl das Geheimnis und nicht dasselbe zu wählen wie vorher, sondern etwas anderes, immer etwas anderes. An der Veränderlichkeit die Statik, die Dauer zu finden ist eine Herausforderung der Kunst. Ich kann also besser die Möglichkeit der Umsetzung beschreiben als die Umsetzung selbst. Die Verschiedenheit der Umsetzung IST die Umsetzung,
Maria Lassnig, Körperbilder, Katalog: Museum Moderner Kunst Kärnten, Klagenfurt 2006

Ich kann nur auf weißen Leinwänden beginnen. Eine bereits bemalte Leinwand übermalen, das heißt auf ihr zu beginnen, hat etwas klebriges, ich würde wie in einem Sumpf drinnen stecken bleiben:
Ich kann an nichts anknüpfen. Der Malschlamm hat zuviel Zufälliges. Mein Ansatz, mein Ausgangspunkt ist geheimnisvoll genug, daß ich ihn entwirren, verdeutlichen muß.
Maria Lassnig, 1960, Tagebuchaufzeichnungen

Expertin: Mag. Elke Königseder Mag. Elke Königseder
+43-1-515 60-358

elke.koenigseder@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst, Teil 1
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 25.11.2015 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.11. - 25.11.2015


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

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