Lot Nr. 719


Sigmar Polke *


Sigmar Polke * - Zeitgenössische Kunst, Teil 1

(Oels/Lower Schlesien 1942–2010 Köln)
Ohne Titel, auf der Leinwand signiert, datiert und bezeichnet S. Polke 86 III, Pigment, Lack auf Nesseltuch, 50 x 40 cm, gerahmt, (PS)

Video ansehen: Contemporary Art | November 2015 | Austrian and German Artists

Die vorliegende Arbeit wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis des Sigmar-Polke-Estate, Köln aufgenommen.

Provenienz:
Privatsammlung, Europa seit 1990

„Ich bringe Farbe und Lack an, und auf der Leinwand ziehen sie ihre eigene Bahn. […]
Das Bild bestimmt dann sein eigenes Schicksal, geht seinen eigenen Weg, etwas, was man vielleicht noch am besten mit tanzenden Tischen auf spiritistischen Sitzungen […] vergleichen kann."
Sigmar Polke (zitiert nach Groot/Heynen 1983, S. 276, in: Martin Hentschel, Die Ordnung des Heterogenen. Sigmar Polkes Werk bis 1986, Bochum 1991, S. 351)

„Es sind die Prozesse an und für sich, die mich interessieren. Das Bild ist nicht wirklich nötig. Das Unvorhersehbare erweist sich als das Interessante.“
Sigmar Polke (Erhard Klein, Farbproben – Materialversuche – Probierbilder aus den Jahren 1973-1986, Köln 1998)

In Sigmar Polkes umfangreichem Œuvre stellen seine sogenannten „Schüttbilder“, Farbproben und „Probierbilder“, mit denen sich der Künstler seit Anfang der Siebzigerjahre beschäftigte, das abstrakte Moment dar, in welchem das kalkulierte Chaos zum gestalterischen Prinzip erhoben wird.
Bei diesen Arbeiten, die wie das vorliegende Werk zumeist keine Titel tragen, gießt Sigmar Polke Kunststoffsiegellack auf den Bildträger aus Nesselstoff und dreht diesen mit unterschiedlicher Geschwindigkeit und in verschiedenen Richtungen, so dass die Lackgüsse das Bildfeld durchqueren, sich dann in Lachen, Rinnsalen und Schlieren verfestigen und Muster und Figuren bilden. Durch die Beteiligung des Zufalls an der Entstehung des Bildes wird weitgehend jede Form figurativen Eingreifens in den Farbfluss vermieden. So erlangt die Bildlichkeit eine Offenheit, in der primär die Prozesshaftigkeit der Bildgenese selbst zur Anschauung kommt. Als Ergebnis der kaum steuerbaren Farbverläufe gerieren sich die Arbeiten als rätselhaft und vieldeutig – die abstrakten Resultate erwecken unwillkürlich Assoziationen an figurative Motive und bleiben doch gänzlich undefinierbar. Polkes vorrangiges Interesse gilt nach eigenen Worten dem „Wechsel von Erkennbarkeit und Nicht-Erkennbarkeit der Motive, der Unentschiedenheit und Zweifelhaftigkeit der Situation, dem Offenbleiben“. Das Metamorphische dieses Werkkomplexes ist ebenso wenig fassbar wie es die Fließformen der Bilderscheinung bei Louis Morris, Paul Jenkins oder Jackson Pollock sind, Sigmar Polke ist in seiner Abbildung der ästhetischen Komponente des Zufalls noch konsequenter. Mit seinen abstrakten Arbeiten, den „Lack- und Schüttbildern“, schrieb Polke als „Alchimist“ unter den Malern Kunstgeschichte und bringt den Betrachter mit spielerischen, technisch simplen Mitteln dazu, sich in den Bereich der Phantasie zu begeben, in dem es manchmal keine definitive Deutung gibt.

Siehe: Anita Shah, Die Dinge sehen wie sie sind. Zu Sigmar Polkes malerischem Werk seit 1981, Weimar 2002.

Siehe: Götz Adriani (Hrsg.), Polke – Eine Retrospektive. Die Sammlungen Frieder Burda, Josef Froehlich, Reiner Speck, Ostfildern 2007.

Das gegenwärtige Werk wird im folgenden Werkverzeichnis von The Estate of Sigmar Polke, Köln, erscheinen.

Provenienz:
Privatsammlung, Europa seit 1990

„Ich trage Farbe und Lack auf, und auf den Leinwänden entscheiden sie selbst, wohin sie gehen wollen. […]

Das Bild bestimmt sein eigenes Schicksal, folgt seinem eigenen Weg auf eine Art, die vielleicht am besten als tanzende Tafeln in spiritistischen Sitzungen beschrieben werden kann […].“

Sigmar Polke (zitiert nach Groot/Heynen 1983, S. 276, in: Martin Hentschel, Die Ordnung des Heterogenen. Sigmar Polkes Werk bis 1986, Bochum 1991, S. 351)

„Ich bin instinktiv an den Prozessen selbst interessiert. Das eigentliche Bild ist nicht wirklich notwendig. Es ist das Unerwartete, das wirklich fesselt.“

Sigmar Polke (Erhard Klein, Farbproben – Materialversuche – Probierbilder aus den Jahren 1973-1986, Köln 1998)

Im umfassenden Oeuvre Sigmar Polkes stellen seine Schüttbilder, Farbproben und „Probierbilder“, mit denen sich der Künstler seit Anbeginn der 1970er Jahre befasste, den abstrakten Moment dar, in welchem berechnetes Chaos den Status eines Formprinzips erhält.
In solchen Arbeiten, die wie das vorliegende Werk ohne Titel bleiben, gießt Sigmar Polke synthetische Polymerfarbe auf einen Musselinsockel, den er in unterschiedlichen Geschwindigkeiten in diese und jene Richtung dreht, wodurch die farbigen Streifen kreuz und quer über den Stoff laufen, wo sie Muster und Figuren bilden, während sie sich in Tümpel, Rinnsale und Streifen verfestigen. Die bewusste Einbindung eines zufälligen Ereignisses im Entstehen des Bildes verhindert weitgehend jede Art von figurativer Interferenz mit dem Farbfluss, indem dem Bild Offenheit verliehen wird, in welche vorerst der natürliche Prozess der Entstehung des Bildes zur Schau gestellt wird. Dieser schwer kontrollierbare Farbstrom besprüht das Bildmuster der einzelnen Teile mit Mysterium und Zweideutigkeit: Die abstrakten Ergebnisse erzeugen ungewollte Assoziationen mit figurativen Motiven, während sie allesamt undefinierbar bleiben. Polke behauptet hauptsächlich an „Abwechslungen zwischen den wahrnehmbaren und den nicht wahrnehmbaren Eigenschaften der Motive, der Unentschlossenheit und den Zweifeln der Situation, dem Fehlen einer Lösung“ interessiert zu sein. Die metamorphe Natur dieses Kunstwerks ist so unfassbar wie die fließenden Formen, die in Kunstwerken von Louis Morris, Paul Jenkins oder Jackson Pollock erscheinen, dennoch besitzt Sigmar Polke sogar bedeutendere Strenge in seiner Schilderung der ästhetischen Komponenten des Zufalls. Als „Alchemist“ unter den Malern schrieb Polke Geschichte mit seinen abstrakten Werken, Schüttbildern, in denen er spielerisch, technisch nicht anspruchsvolle Methoden verwendete, um Betrachter zu ermutigen, sich ins Reich der Phantasie zu vertiefen – ein Reich, in dem eine bestimmte Interpretation nicht immer existiert.

Siehe: Anita Shah, Die Dinge sehen wie sie sind. Zu Sigmar Polkes malerischem Werk seit 1981, Weimar 2002.

Siehe: Götz Adriani (Hrsg.), Polke – Eine Retrospektive. Die Sammlungen Frieder Burda, Josef Froehlich, Reiner Speck, Ostfildern 2007.

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers
+49 211 2107747

petra.schaepers@dorotheum.de

25.11.2015 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 189.000,-
Schätzwert:
EUR 180.000,- bis EUR 240.000,-

Sigmar Polke *


(Oels/Lower Schlesien 1942–2010 Köln)
Ohne Titel, auf der Leinwand signiert, datiert und bezeichnet S. Polke 86 III, Pigment, Lack auf Nesseltuch, 50 x 40 cm, gerahmt, (PS)

Video ansehen: Contemporary Art | November 2015 | Austrian and German Artists

Die vorliegende Arbeit wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis des Sigmar-Polke-Estate, Köln aufgenommen.

Provenienz:
Privatsammlung, Europa seit 1990

„Ich bringe Farbe und Lack an, und auf der Leinwand ziehen sie ihre eigene Bahn. […]
Das Bild bestimmt dann sein eigenes Schicksal, geht seinen eigenen Weg, etwas, was man vielleicht noch am besten mit tanzenden Tischen auf spiritistischen Sitzungen […] vergleichen kann."
Sigmar Polke (zitiert nach Groot/Heynen 1983, S. 276, in: Martin Hentschel, Die Ordnung des Heterogenen. Sigmar Polkes Werk bis 1986, Bochum 1991, S. 351)

„Es sind die Prozesse an und für sich, die mich interessieren. Das Bild ist nicht wirklich nötig. Das Unvorhersehbare erweist sich als das Interessante.“
Sigmar Polke (Erhard Klein, Farbproben – Materialversuche – Probierbilder aus den Jahren 1973-1986, Köln 1998)

In Sigmar Polkes umfangreichem Œuvre stellen seine sogenannten „Schüttbilder“, Farbproben und „Probierbilder“, mit denen sich der Künstler seit Anfang der Siebzigerjahre beschäftigte, das abstrakte Moment dar, in welchem das kalkulierte Chaos zum gestalterischen Prinzip erhoben wird.
Bei diesen Arbeiten, die wie das vorliegende Werk zumeist keine Titel tragen, gießt Sigmar Polke Kunststoffsiegellack auf den Bildträger aus Nesselstoff und dreht diesen mit unterschiedlicher Geschwindigkeit und in verschiedenen Richtungen, so dass die Lackgüsse das Bildfeld durchqueren, sich dann in Lachen, Rinnsalen und Schlieren verfestigen und Muster und Figuren bilden. Durch die Beteiligung des Zufalls an der Entstehung des Bildes wird weitgehend jede Form figurativen Eingreifens in den Farbfluss vermieden. So erlangt die Bildlichkeit eine Offenheit, in der primär die Prozesshaftigkeit der Bildgenese selbst zur Anschauung kommt. Als Ergebnis der kaum steuerbaren Farbverläufe gerieren sich die Arbeiten als rätselhaft und vieldeutig – die abstrakten Resultate erwecken unwillkürlich Assoziationen an figurative Motive und bleiben doch gänzlich undefinierbar. Polkes vorrangiges Interesse gilt nach eigenen Worten dem „Wechsel von Erkennbarkeit und Nicht-Erkennbarkeit der Motive, der Unentschiedenheit und Zweifelhaftigkeit der Situation, dem Offenbleiben“. Das Metamorphische dieses Werkkomplexes ist ebenso wenig fassbar wie es die Fließformen der Bilderscheinung bei Louis Morris, Paul Jenkins oder Jackson Pollock sind, Sigmar Polke ist in seiner Abbildung der ästhetischen Komponente des Zufalls noch konsequenter. Mit seinen abstrakten Arbeiten, den „Lack- und Schüttbildern“, schrieb Polke als „Alchimist“ unter den Malern Kunstgeschichte und bringt den Betrachter mit spielerischen, technisch simplen Mitteln dazu, sich in den Bereich der Phantasie zu begeben, in dem es manchmal keine definitive Deutung gibt.

Siehe: Anita Shah, Die Dinge sehen wie sie sind. Zu Sigmar Polkes malerischem Werk seit 1981, Weimar 2002.

Siehe: Götz Adriani (Hrsg.), Polke – Eine Retrospektive. Die Sammlungen Frieder Burda, Josef Froehlich, Reiner Speck, Ostfildern 2007.

Das gegenwärtige Werk wird im folgenden Werkverzeichnis von The Estate of Sigmar Polke, Köln, erscheinen.

Provenienz:
Privatsammlung, Europa seit 1990

„Ich trage Farbe und Lack auf, und auf den Leinwänden entscheiden sie selbst, wohin sie gehen wollen. […]

Das Bild bestimmt sein eigenes Schicksal, folgt seinem eigenen Weg auf eine Art, die vielleicht am besten als tanzende Tafeln in spiritistischen Sitzungen beschrieben werden kann […].“

Sigmar Polke (zitiert nach Groot/Heynen 1983, S. 276, in: Martin Hentschel, Die Ordnung des Heterogenen. Sigmar Polkes Werk bis 1986, Bochum 1991, S. 351)

„Ich bin instinktiv an den Prozessen selbst interessiert. Das eigentliche Bild ist nicht wirklich notwendig. Es ist das Unerwartete, das wirklich fesselt.“

Sigmar Polke (Erhard Klein, Farbproben – Materialversuche – Probierbilder aus den Jahren 1973-1986, Köln 1998)

Im umfassenden Oeuvre Sigmar Polkes stellen seine Schüttbilder, Farbproben und „Probierbilder“, mit denen sich der Künstler seit Anbeginn der 1970er Jahre befasste, den abstrakten Moment dar, in welchem berechnetes Chaos den Status eines Formprinzips erhält.
In solchen Arbeiten, die wie das vorliegende Werk ohne Titel bleiben, gießt Sigmar Polke synthetische Polymerfarbe auf einen Musselinsockel, den er in unterschiedlichen Geschwindigkeiten in diese und jene Richtung dreht, wodurch die farbigen Streifen kreuz und quer über den Stoff laufen, wo sie Muster und Figuren bilden, während sie sich in Tümpel, Rinnsale und Streifen verfestigen. Die bewusste Einbindung eines zufälligen Ereignisses im Entstehen des Bildes verhindert weitgehend jede Art von figurativer Interferenz mit dem Farbfluss, indem dem Bild Offenheit verliehen wird, in welche vorerst der natürliche Prozess der Entstehung des Bildes zur Schau gestellt wird. Dieser schwer kontrollierbare Farbstrom besprüht das Bildmuster der einzelnen Teile mit Mysterium und Zweideutigkeit: Die abstrakten Ergebnisse erzeugen ungewollte Assoziationen mit figurativen Motiven, während sie allesamt undefinierbar bleiben. Polke behauptet hauptsächlich an „Abwechslungen zwischen den wahrnehmbaren und den nicht wahrnehmbaren Eigenschaften der Motive, der Unentschlossenheit und den Zweifeln der Situation, dem Fehlen einer Lösung“ interessiert zu sein. Die metamorphe Natur dieses Kunstwerks ist so unfassbar wie die fließenden Formen, die in Kunstwerken von Louis Morris, Paul Jenkins oder Jackson Pollock erscheinen, dennoch besitzt Sigmar Polke sogar bedeutendere Strenge in seiner Schilderung der ästhetischen Komponenten des Zufalls. Als „Alchemist“ unter den Malern schrieb Polke Geschichte mit seinen abstrakten Werken, Schüttbildern, in denen er spielerisch, technisch nicht anspruchsvolle Methoden verwendete, um Betrachter zu ermutigen, sich ins Reich der Phantasie zu vertiefen – ein Reich, in dem eine bestimmte Interpretation nicht immer existiert.

Siehe: Anita Shah, Die Dinge sehen wie sie sind. Zu Sigmar Polkes malerischem Werk seit 1981, Weimar 2002.

Siehe: Götz Adriani (Hrsg.), Polke – Eine Retrospektive. Die Sammlungen Frieder Burda, Josef Froehlich, Reiner Speck, Ostfildern 2007.

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers
+49 211 2107747

petra.schaepers@dorotheum.de


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst, Teil 1
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 25.11.2015 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.11. - 25.11.2015


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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