Jesus Rafael Soto *
(Cuidad Bolivar 1923–2005 Paris)
Progressione bianca e gialla, 1968, bemaltes Eisen, 152 x 149 x 149, (MCC)
Fotozertifikat:
Hélène Soto, Paris, 22. Juli 2008, Ref. Nr. 80672293
Provenienz:
Künstleratelier, dort erworben von der Galleria Marlborough, Rom, 1968
Galleria Marlborough, Rom - New York
C. Panicali di Montalto Sammlung, Rom
Europäische Privatsammlung
Ausstellung:
Rom, Soto, Galleria Marlborough, 1968
Bergamo Soto Galleria Lorenzelli, 1968
New York, Soto unearthed - A 1968 Film and selected early Works, Bosi Contemporary, Oktober - Dezember 2012, Ausst.-Kat. S. 46 mit Abb.
Der venezuelanische Künstler, der weltweit für seine Werke kinetischer Kunst aus Plastik, Plexiglas und anderen Materialien berühmt wurde, hat seine Skulpturen immer mit Bewegung belebt — Vibrationen, die oft von den Ausdrucksbewegungen seiner Betrachter stammten; in seinen späteren Jahren schaffte er bewohnbare Objekte in architektonischem Maßstab. Sehr bekannt wurde Soto für seine Skulpturen aus hängenden Stäben, beweglichen Röhren, durchdrungen von reinen, absoluten Farben, die oft als ausdrückliche Anspielung auf die Studien des Künstlers zu Kandinsky und Mondrian neben einem weißen Bereich positioniert wurden.
Dieses Werk hat einen quadratischen Sockel, der fast als Rechteck wahrgenommen wird. Es ist diagonal in zwei Dreiecke geteilt, in einer Gegenüberstellung von weißen und gelben garnähnlichen Elementen, nebeneinandergestellt und bereit zu vibrieren. Ein Bezug zu solchen Grundformen – das Quadrat, das Rechteck, das Dreieck – ist typisch für die Architektur der 1960er und 1970er, insbesondere für die Werke des bekannten amerikanischen Architekten Louis Kahn, der – in diesen Jahrzehnten – das Konzept hinter dem modernen Projekt durch Erhebung der Geometrie überholt. Daher ist es kein Zufall, dass die meisten visuellen Kunstwerke dieser Zeit, wie dieses von Soto, Bezug zu dieser architektonischen Epoche nehmen, indem sie sich auf die extrem reine und absolute geometrische Raumwahrnehmung stützen. Diese Formen haben auch eine klare symbolische Bedeutung: Quadrate und Rechtecke beziehen sich auf den Lebensraum – das Haus, das Gebäude; sie grenzen den Raum stark ein; sie sind eine Einladung, sich niederzulassen. Auf der anderen Seite erzeugt ein Dreieck positive Spannungen, indem es unterschiedliche Kräfte ausgleicht, die anderenfalls zusammenstoßen würden; wie Quadrate und Rechtecke absolut sind, so sind Dreiecke relativ. Aus dieser Perspektive können Quadrate und Rechtecke sowohl beschützend als auch einschränkend sein, während ein Dreieck eine dynamische Dimension hervorruft, die offen für Imperfektionen ist. Während die ersten zwei Formen Haus und Kirche hervorbringen, bildet das Dreieck ein Zelt, einen Raum menschlicher Dimension. Soto füllt seine zwei Dreiecke mit seinen garnähnlichen, anschaulichen, in weiss und gold-gelb bemalten Elementen, mit einem unmissverständlichen Hinweis auf den „Symbolwald“ von Baudelaire, mit all seinen Mysterien und Rätseln des Lebens und der Wirklichkeit.
Daniela De Angelis
Expertin: Maria Cristina Corsini
Maria Cristina Corsini
+39-06-699 23 671
maria.corsini@dorotheum.it
25.11.2015 - 18:00
- Schätzwert:
-
EUR 280.000,- bis EUR 350.000,-
Jesus Rafael Soto *
(Cuidad Bolivar 1923–2005 Paris)
Progressione bianca e gialla, 1968, bemaltes Eisen, 152 x 149 x 149, (MCC)
Fotozertifikat:
Hélène Soto, Paris, 22. Juli 2008, Ref. Nr. 80672293
Provenienz:
Künstleratelier, dort erworben von der Galleria Marlborough, Rom, 1968
Galleria Marlborough, Rom - New York
C. Panicali di Montalto Sammlung, Rom
Europäische Privatsammlung
Ausstellung:
Rom, Soto, Galleria Marlborough, 1968
Bergamo Soto Galleria Lorenzelli, 1968
New York, Soto unearthed - A 1968 Film and selected early Works, Bosi Contemporary, Oktober - Dezember 2012, Ausst.-Kat. S. 46 mit Abb.
Der venezuelanische Künstler, der weltweit für seine Werke kinetischer Kunst aus Plastik, Plexiglas und anderen Materialien berühmt wurde, hat seine Skulpturen immer mit Bewegung belebt — Vibrationen, die oft von den Ausdrucksbewegungen seiner Betrachter stammten; in seinen späteren Jahren schaffte er bewohnbare Objekte in architektonischem Maßstab. Sehr bekannt wurde Soto für seine Skulpturen aus hängenden Stäben, beweglichen Röhren, durchdrungen von reinen, absoluten Farben, die oft als ausdrückliche Anspielung auf die Studien des Künstlers zu Kandinsky und Mondrian neben einem weißen Bereich positioniert wurden.
Dieses Werk hat einen quadratischen Sockel, der fast als Rechteck wahrgenommen wird. Es ist diagonal in zwei Dreiecke geteilt, in einer Gegenüberstellung von weißen und gelben garnähnlichen Elementen, nebeneinandergestellt und bereit zu vibrieren. Ein Bezug zu solchen Grundformen – das Quadrat, das Rechteck, das Dreieck – ist typisch für die Architektur der 1960er und 1970er, insbesondere für die Werke des bekannten amerikanischen Architekten Louis Kahn, der – in diesen Jahrzehnten – das Konzept hinter dem modernen Projekt durch Erhebung der Geometrie überholt. Daher ist es kein Zufall, dass die meisten visuellen Kunstwerke dieser Zeit, wie dieses von Soto, Bezug zu dieser architektonischen Epoche nehmen, indem sie sich auf die extrem reine und absolute geometrische Raumwahrnehmung stützen. Diese Formen haben auch eine klare symbolische Bedeutung: Quadrate und Rechtecke beziehen sich auf den Lebensraum – das Haus, das Gebäude; sie grenzen den Raum stark ein; sie sind eine Einladung, sich niederzulassen. Auf der anderen Seite erzeugt ein Dreieck positive Spannungen, indem es unterschiedliche Kräfte ausgleicht, die anderenfalls zusammenstoßen würden; wie Quadrate und Rechtecke absolut sind, so sind Dreiecke relativ. Aus dieser Perspektive können Quadrate und Rechtecke sowohl beschützend als auch einschränkend sein, während ein Dreieck eine dynamische Dimension hervorruft, die offen für Imperfektionen ist. Während die ersten zwei Formen Haus und Kirche hervorbringen, bildet das Dreieck ein Zelt, einen Raum menschlicher Dimension. Soto füllt seine zwei Dreiecke mit seinen garnähnlichen, anschaulichen, in weiss und gold-gelb bemalten Elementen, mit einem unmissverständlichen Hinweis auf den „Symbolwald“ von Baudelaire, mit all seinen Mysterien und Rätseln des Lebens und der Wirklichkeit.
Daniela De Angelis
Expertin: Maria Cristina Corsini
Maria Cristina Corsini
+39-06-699 23 671
maria.corsini@dorotheum.it
Käufer Hotline
Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at +43 1 515 60 200 |
Auktion: | Zeitgenössische Kunst, Teil 1 |
Auktionstyp: | Saalauktion |
Datum: | 25.11.2015 - 18:00 |
Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
Besichtigung: | 14.11. - 25.11.2015 |