Lot Nr. 216


Cornelis Massys


Cornelis Massys - Alte Meister

(Antwerpen um 1510/1511-1556/1557)
Landschaft mit Juno und Argus,
Öl auf Holz, 64 x 86 cm, ungerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Das vorliegende Gemälde schildert in zwei in eine weite Flusslandschaft eingebetteten Simultanszenen eine Episode aus Ovids Metamorphosen. Im Vordergrund betraut Juno Argus mit der Bewachung der Io (diese hatte zuvor Jupiter, der mit ihr von seiner Gemahlin Juno in flagranti überrascht worden war, in eine Kuh verwandelt und Juno zum Geschenk gemacht). Im Mittelgrund ist Juno zu sehen, die mit den Augen des Argus, dem Merkur im Auftrag von Jupiter den Kopf abgeschlagen hatte, die Federn eines Pfaus schmückt. Darüber zeichnet sich die Silhouette der befreiten Io ab: Ovid zufolge schlug sie Juno mit Wahnsinn, woraufhin sie durch die ganze Welt irrte. Die Thematik fand auch in andere niederländische Landschaftsdarstellungen des 16. Jahrhunderts Eingang: Hieronymus Cock gab 1558 einen Kupferstich heraus, der eine Landschaft mit Merkur und Argus zeigt; dasselbe Sujet liegt auch einem Lucas Gassel zugeschriebenen Gemälde in Straßburg (Musée des Beaux-Arts) zugrunde.

Die Landschaft mit Juno und Argus steht mit ihrem erhöhten Betrachterstandpunkt und relativ hohem Horizontverlauf sowie der durch farbperspektivische Mittel suggerierten Weite ganz in der Tradition der Weltlandschaften des Joachim Patinir, des ersten niederländischen Malers, der sich auf die Darstellung von Landschaftspanoramen spezialisierte. Sowohl die vergleichsweise freie und graphische Malweise als auch die Farbigkeit, die sich von den für Patinir charakteristischen, satten türkis-blauen Farbtönen unterscheidet, sprechen allerdings gegen eine Autorschaft von Patinir selbst. Sowohl das Kolorit als auch die malerische Ausführung der Landschaft mit Juno und Argus legen vielmehr eine Zuschreibung des Bildes an den in Antwerpen tätigen Künstlers Cornelis Massys nahe. In motivischer und kompositioneller Hinsicht weist dessen Schaffen starke Parallelen zu Patinir auf, mit dem Cornelisʼ Vater Quentin Massys nicht nur (etwa an der Landschaft mit Versuchungen des heiligen Antonius im Prado) zusammenarbeitete, sondern nach dessen Tod sogar als Vormund seiner Kinder fungierte.

In Cornelis Massysʼ Schaffen als Landschaftsmaler stehen dem vorliegenden Bild insbesondere die monogrammierte und 1547 datierte Landschaft mit dem heiligen Hieronymus (Antwerpen, Koninklijk Museum voor Schone Kunsten) sowie die um 1555 datierte Landschaft mit Hirschjagd und Falkenbeize (Dessau, Anhaltische Gemäldegalerie) nahe. Die Landschaft mit Juno und Argus, die eine hochinteressante Ergänzung von Cornelis Massysʼ Oeuvre darstellt, dürfte also zeitlich um 1545/55 in das Spätwerk des Künstlers einzuordnen sein.

Burton L. Dunbar, Verfasser einer Aufstellung von Cornelis Massysʼ Landschaftsgemälden (The Landscape Paintings of Cornelis Massys, in: Bulletin Koninklijke Musea voor Schone Kunsten van België, 1974-1980, 1/3, S. 97-126), hat die Eigenhändigkeit der Landschaft mit Juno und Argus bestätigt.

Wir danken Björn Blauensteiner für die Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

Wir danken Burton L. Dunbar für die Hilfe bei der Katalogisierung des Bildes.

20.10.2015 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 10.625,-
Schätzwert:
EUR 10.000,- bis EUR 15.000,-

Cornelis Massys


(Antwerpen um 1510/1511-1556/1557)
Landschaft mit Juno und Argus,
Öl auf Holz, 64 x 86 cm, ungerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Das vorliegende Gemälde schildert in zwei in eine weite Flusslandschaft eingebetteten Simultanszenen eine Episode aus Ovids Metamorphosen. Im Vordergrund betraut Juno Argus mit der Bewachung der Io (diese hatte zuvor Jupiter, der mit ihr von seiner Gemahlin Juno in flagranti überrascht worden war, in eine Kuh verwandelt und Juno zum Geschenk gemacht). Im Mittelgrund ist Juno zu sehen, die mit den Augen des Argus, dem Merkur im Auftrag von Jupiter den Kopf abgeschlagen hatte, die Federn eines Pfaus schmückt. Darüber zeichnet sich die Silhouette der befreiten Io ab: Ovid zufolge schlug sie Juno mit Wahnsinn, woraufhin sie durch die ganze Welt irrte. Die Thematik fand auch in andere niederländische Landschaftsdarstellungen des 16. Jahrhunderts Eingang: Hieronymus Cock gab 1558 einen Kupferstich heraus, der eine Landschaft mit Merkur und Argus zeigt; dasselbe Sujet liegt auch einem Lucas Gassel zugeschriebenen Gemälde in Straßburg (Musée des Beaux-Arts) zugrunde.

Die Landschaft mit Juno und Argus steht mit ihrem erhöhten Betrachterstandpunkt und relativ hohem Horizontverlauf sowie der durch farbperspektivische Mittel suggerierten Weite ganz in der Tradition der Weltlandschaften des Joachim Patinir, des ersten niederländischen Malers, der sich auf die Darstellung von Landschaftspanoramen spezialisierte. Sowohl die vergleichsweise freie und graphische Malweise als auch die Farbigkeit, die sich von den für Patinir charakteristischen, satten türkis-blauen Farbtönen unterscheidet, sprechen allerdings gegen eine Autorschaft von Patinir selbst. Sowohl das Kolorit als auch die malerische Ausführung der Landschaft mit Juno und Argus legen vielmehr eine Zuschreibung des Bildes an den in Antwerpen tätigen Künstlers Cornelis Massys nahe. In motivischer und kompositioneller Hinsicht weist dessen Schaffen starke Parallelen zu Patinir auf, mit dem Cornelisʼ Vater Quentin Massys nicht nur (etwa an der Landschaft mit Versuchungen des heiligen Antonius im Prado) zusammenarbeitete, sondern nach dessen Tod sogar als Vormund seiner Kinder fungierte.

In Cornelis Massysʼ Schaffen als Landschaftsmaler stehen dem vorliegenden Bild insbesondere die monogrammierte und 1547 datierte Landschaft mit dem heiligen Hieronymus (Antwerpen, Koninklijk Museum voor Schone Kunsten) sowie die um 1555 datierte Landschaft mit Hirschjagd und Falkenbeize (Dessau, Anhaltische Gemäldegalerie) nahe. Die Landschaft mit Juno und Argus, die eine hochinteressante Ergänzung von Cornelis Massysʼ Oeuvre darstellt, dürfte also zeitlich um 1545/55 in das Spätwerk des Künstlers einzuordnen sein.

Burton L. Dunbar, Verfasser einer Aufstellung von Cornelis Massysʼ Landschaftsgemälden (The Landscape Paintings of Cornelis Massys, in: Bulletin Koninklijke Musea voor Schone Kunsten van België, 1974-1980, 1/3, S. 97-126), hat die Eigenhändigkeit der Landschaft mit Juno und Argus bestätigt.

Wir danken Björn Blauensteiner für die Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

Wir danken Burton L. Dunbar für die Hilfe bei der Katalogisierung des Bildes.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 20.10.2015 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 10.10. - 20.10.2015


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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