Lot Nr. 45 #


Spanischer Hofmaler, zweite Hälfte 16. Jahrhundert


Spanischer Hofmaler, zweite Hälfte 16. Jahrhundert - Alte Meister

Bildnis des Luis de Requesens y Zuniga (1527–1576), Großkommendator von Kastilien, Gouverneur von Mailand und der Spanischen Niederlande,
oben links Namensangabe,
Öl auf Leinwand, 65 x 52,7 cm, gerahmt

Eine authentische Inschrift identifiziert den Dargestellten als Don Luis de Requesens. Sein Vater war als zweiter Sohn des Grafen von Miranda Erzieher des jungen Infanten Philipp, des späteren Königs Philipp II. Bereits als junger Mann gehörte Requesens zur engeren Umgebung Kaiser Karls V., den er auf mehreren Reisen nach Deutschland begleitete. Militärisch begabt, errang er in den 1560er Jahren bedeutende Siege über die Mauren. Er war Mentor Don Juan d’Austrias und hatte als Generalleutnant maßgeblichen Anteil am erfolgreichen Ausgang der Seeschlacht von Lepanto. König Philipp II. ernannte ihn 1571 zum Gouverneur des Herzogtums Mailand und machte ihn dann als Nachfolger des Herzogs von Alba zum Statthalter der Niederlande. 1574 gelang ihm in der Schlacht auf der Mooker Heide ein bedeutender Sieg über die Rebellen.

Es existieren nur wenige Porträts des sog. Grand Comendadors. Mindestens die Hälfte der druckgraphischen Bildnisse, die ihn entweder in Rüstung oder in Zivil zeigen, stellt ihn als Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies dar. In diesen Orden wurde er allerdings nie aufgenommen. Anzunehmen ist, dass hier wohl ein zeitgenössisches und in diesem Detail falsches Vorbild verwendet wurde. Dieses könnte das physiognomisch dem vorliegenden Bildnis sehr ähnliche Kupferstichporträt des Statthalters sein, das Frans Hogenberg, ebenfalls fälschlicherweise mit dem Goldenen Vlies, in seinen von 1560–1623 erschienenen „Geschichtsblättern“ abbildete. Bei der Datierung hilft, dass in der Inschrift keines der späteren Ämter Requesens‘ aufgeführt wird. Auf einem wohl authentischen Kupferstichporträt, das ihn mit dem Kreuz des Jakobsordens zeigt, den er bereits als junger Mann erhalten hatte, wird er als „Magnus Castellae Commendator Gubernator Belgy“ bezeichnet und auch auf weiteren Porträts wird dieses hohe Amt erwähnt. Dies könnte darauf hindeuten, dass das hier angebotene Werk vor seiner Ernennung zum Statthalter entstand. Andererseits haben Forscher darauf hingewiesen, dass es sich um ein posthumes Porträt handeln könnte, geschaffen nach seinem plötzlichen Tod (1576).

Die Ikonographie des Porträts unterstreicht die Rolle Requesens‘ als einer der wichtigsten Feldherren und Politiker der spanischen Monarchie in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Seine Rüstung weist zum einen am Hals ein stilisiertes Wappenschild auf, wohl das „Cruz de Alcoraz“, Symbol des Kampfes gegen die Mauren, und die Wappen von Aragon und Barcelona, des Geburtsorts des Dargestellten. Andererseits finden sich heraldische Anspielungen auf den Anspruch der habsburgischen Universalmonarchie als Erbe des Heiligen Römischen Reiches. Spolienbündel mit der Devise SPQR schmücken den Panzer. Eine andere Deutungsmöglichkeit eröffnet sich, wenn man das Wappen am Hals als das des Herzogtums Mailand deutet, dessen Gouverneur Requesens 1571 wurde und in dessen berühmten Plattnerwerkstätten die Prunkrüstung gefertigt worden sein könnte. Dies könnte ebenfalls ein möglicher Hinweis zur Datierung des Bildes sein.

Der Porträtist ist unter den zeitgenössischen spanischen Hofkünstlern zu suchen. Vorgeschlagen wurden Otto van Veen, Frans Pourbus d. Ä. sowie Frans Pourbus d. J. Frans Pourbus d. Ä. schuf das Porträt eines Verwandten des Dargestellten, Don Inigo Lopez de Mendoza y Zuniga (heute Kunsthistorisches Museum, Wien).

Zusatzabbildungen:
1: Luis de Requesens auf einem Stich von Frans Hogenberg, um 1580
2: Wappen des spanischen Herzogtums Mailand

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

20.10.2015 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 119.632,-
Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

Spanischer Hofmaler, zweite Hälfte 16. Jahrhundert


Bildnis des Luis de Requesens y Zuniga (1527–1576), Großkommendator von Kastilien, Gouverneur von Mailand und der Spanischen Niederlande,
oben links Namensangabe,
Öl auf Leinwand, 65 x 52,7 cm, gerahmt

Eine authentische Inschrift identifiziert den Dargestellten als Don Luis de Requesens. Sein Vater war als zweiter Sohn des Grafen von Miranda Erzieher des jungen Infanten Philipp, des späteren Königs Philipp II. Bereits als junger Mann gehörte Requesens zur engeren Umgebung Kaiser Karls V., den er auf mehreren Reisen nach Deutschland begleitete. Militärisch begabt, errang er in den 1560er Jahren bedeutende Siege über die Mauren. Er war Mentor Don Juan d’Austrias und hatte als Generalleutnant maßgeblichen Anteil am erfolgreichen Ausgang der Seeschlacht von Lepanto. König Philipp II. ernannte ihn 1571 zum Gouverneur des Herzogtums Mailand und machte ihn dann als Nachfolger des Herzogs von Alba zum Statthalter der Niederlande. 1574 gelang ihm in der Schlacht auf der Mooker Heide ein bedeutender Sieg über die Rebellen.

Es existieren nur wenige Porträts des sog. Grand Comendadors. Mindestens die Hälfte der druckgraphischen Bildnisse, die ihn entweder in Rüstung oder in Zivil zeigen, stellt ihn als Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies dar. In diesen Orden wurde er allerdings nie aufgenommen. Anzunehmen ist, dass hier wohl ein zeitgenössisches und in diesem Detail falsches Vorbild verwendet wurde. Dieses könnte das physiognomisch dem vorliegenden Bildnis sehr ähnliche Kupferstichporträt des Statthalters sein, das Frans Hogenberg, ebenfalls fälschlicherweise mit dem Goldenen Vlies, in seinen von 1560–1623 erschienenen „Geschichtsblättern“ abbildete. Bei der Datierung hilft, dass in der Inschrift keines der späteren Ämter Requesens‘ aufgeführt wird. Auf einem wohl authentischen Kupferstichporträt, das ihn mit dem Kreuz des Jakobsordens zeigt, den er bereits als junger Mann erhalten hatte, wird er als „Magnus Castellae Commendator Gubernator Belgy“ bezeichnet und auch auf weiteren Porträts wird dieses hohe Amt erwähnt. Dies könnte darauf hindeuten, dass das hier angebotene Werk vor seiner Ernennung zum Statthalter entstand. Andererseits haben Forscher darauf hingewiesen, dass es sich um ein posthumes Porträt handeln könnte, geschaffen nach seinem plötzlichen Tod (1576).

Die Ikonographie des Porträts unterstreicht die Rolle Requesens‘ als einer der wichtigsten Feldherren und Politiker der spanischen Monarchie in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Seine Rüstung weist zum einen am Hals ein stilisiertes Wappenschild auf, wohl das „Cruz de Alcoraz“, Symbol des Kampfes gegen die Mauren, und die Wappen von Aragon und Barcelona, des Geburtsorts des Dargestellten. Andererseits finden sich heraldische Anspielungen auf den Anspruch der habsburgischen Universalmonarchie als Erbe des Heiligen Römischen Reiches. Spolienbündel mit der Devise SPQR schmücken den Panzer. Eine andere Deutungsmöglichkeit eröffnet sich, wenn man das Wappen am Hals als das des Herzogtums Mailand deutet, dessen Gouverneur Requesens 1571 wurde und in dessen berühmten Plattnerwerkstätten die Prunkrüstung gefertigt worden sein könnte. Dies könnte ebenfalls ein möglicher Hinweis zur Datierung des Bildes sein.

Der Porträtist ist unter den zeitgenössischen spanischen Hofkünstlern zu suchen. Vorgeschlagen wurden Otto van Veen, Frans Pourbus d. Ä. sowie Frans Pourbus d. J. Frans Pourbus d. Ä. schuf das Porträt eines Verwandten des Dargestellten, Don Inigo Lopez de Mendoza y Zuniga (heute Kunsthistorisches Museum, Wien).

Zusatzabbildungen:
1: Luis de Requesens auf einem Stich von Frans Hogenberg, um 1580
2: Wappen des spanischen Herzogtums Mailand

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 20.10.2015 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 10.10. - 20.10.2015


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

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