Lot Nr. 25 #


Jan Kraeck, gen. Giovanni Caracca

[Saleroom Notice]
Jan  Kraeck, gen. Giovanni Caracca - Alte Meister

(Haarlem vor 1550–1607 Turin)
Bildnis der Prinzessin Maria Apollonia von Savoyen (1594-1656),
oben rechts beschriftet und datiert: Maria SAB. Princ. AET. XIII MDCVII,
Öl auf Leinwand, 96 x 76 cm, gerahmt

Saleroom notice:
Das Gemälde wurde im Printkatalog irrtümlich mit einem falschen Rahmen abgebildet.



Provenienz:
vermutlich Franz Joseph Fürst von Lobkowicz (1772–1816),
geerbt von dessen Mutter, Gabriella Fürstin von Lobkowicz, Prinzessin von Savoyen-Carignan (1748–1828);
Sammlung Lobkowicz, Schloss Raudnitz (lt. einem alten Inventarzettel);
Privatsammlung, Schweiz

Wir danken Arabella Cifani für Ihren Hinweis auf die Zuschreibung und ihre Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes (schriftliche Mitteilung)

Dieses bis dato unbekannte und unveröffentlichte Porträt ist eine interessante Hinzufügung zum bekannten Werkkorpus des in Holland geborenen Malers Giovanni Caracca. Eine zeitgenössische Beschriftung identifiziert die Dargestellte als Maria Apollonia von Savoyen, Tochter des Herzogs Karl Emanuel I. von Savoyen (1562–1630) und der Habsburgerin Katharina Michaela von Spanien (1567–1597), einer Tochter König Philipps II. von Spanien. Von Maria Apollonias Biografen Padre Bernardino Alessio stammt eine lebendige Beschreibung ihres Äußeren, insbesondere der Pracht ihrer Kleidung und ihres Schmucks. Ihm zufolge war sie „ricercata per moglie da gran principi“ und in „pregiatissimi drapi“ gekleidet, wobei ihr Haar „con centigli de diamanti“ geschmückt war; ihre Ohrringe und ihr Kragen waren bestückt mit „garantiglie di gran valore, a caricarsi il petto con raddoppiate filze di grosse perle, à stringer il fianco con isnodate piastre d’oro ben lavorato e tempestato di gemme“. Auch diese Besonderheit ihres Erscheinungsbildes hat Caracca hier festgehalten.

Maria Apollonias Vater Karl Emanuel, dem sehr an einer weiteren Legitimierung seiner Dynastie gelegen war, sah sich nach einem standesgemäßen Gemahl für seine Tochter um und versuchte sie im Zuge dessen unter anderen mit Henry Frederick, dem Prinzen von Wales (1594–1612), zu vermählen; dahingehende Anbahnungen begannen 1603, doch durch den vorzeitigen Tod des englischen Prinzen erübrigten sich weitere Verhandlungen.Maria Apollonia, die von ungewöhnlich eigenwilligem Charakter gewesen zu sein schien, lehnte sogar eine Verbindung ab, die an Prestige wohl nicht zu übertreffen war: Als Kaiser Ferdinand II. um ihre Hand anhielt, wies sie ihn zurück. Maria zog sich allmählich vom regen Leben am Hof zurück und rief 1627 in Turin ein Franziskanerinnenkloster ins Leben. Im Alter von 35 legte sie die Profess ab und trat in den Dritten Franziskanerinnenorden ein. Nachdem sie 1634 eine Zufluchtsstätte für Frauen gegründet hatte, wurden sie und ihre Schwester 1643 schließlich selbst Nonnen. Nachdem sie von Papst Innozenz X. in Rom mit höchsten Ehren empfangen worden war, verstarb sie 1656 und wurde in der Basilica dei Santi Apostoli beigesetzt. 1662 kam man ihrem Wunsch nach und überführte ihre sterblichen Überreste nach San Francesco in Assisi. Bis heute erfährt sie im Orden hohe Wertschätzung. Sie wurde zu einer „ehrwürdigen Dienerin Gottes“ erklärt –der erste Schritt auf dem Weg zu einer möglichen Heiligsprechung, der noch die Seligsprechung als zweiter Schritt vorangeht.

Maria Apollonias kirchliche Laufbahn lag noch in weiter Ferne, als dieses Porträt in Auftrag gegeben wurde. Sie ist in ihrer ganzen profanen Pracht dargestellt. Ungeachtet ihres zarten Alters ist sie als Erwachsene in spanischer Mode gekleidet. Aufgrund des Datums der Inschrift auf dem Bild wird ihr Alter mit 14 angegeben, obwohl sie 1607 eigentlich erst das 13. Lebensjahr erreicht hatte. Die Erklärung dafür mag darin liegen, dass es sich um ein Verlobungsbildnis gehandelt haben könnte, das an den zukünftigen Ehemann geschickt werden sollte. Stilistisch fügt sich das vorliegende Gemälde in eine Reihe von Bildnissen der Töchter Karl Emanuels und Katharina Michaelas im Kindesalter, die sich heute in den Uffizien befindet. Die jungen Prinzessinnen dieser Serie, die um 1604/05 gemalt wurde, sind in der Tat alle nach derselben spanischen Mode gekleidet. Abgesehen von dem erst kürzlich entdeckten vorliegenden Werk existieren nur sehr wenige Porträts von Maria Apollonia: Das erste ist Caraccas um 1595 ausgeführtes Porträt, das heute im Quirinale in Rom aufbewahrt wird und sie als Kleinkind zeigt; das zweite ist ihr Bildnis innerhalb der Serie der Uffizien; und das dritte zeigt sie schließlich im Gewand einer Nonne in einem Kupferstich Bonacinas, der in ihrer 1663 von Alessio verfassten Biografie abgebildet wurde. Und auch eine der Figuren einer heute im Louvre befindlichen Zeichnung von Francesco Vanni mag sie darstellen. Laut einem von Cifani 2006 publizierten Dokument war Maria Apollonias Hauslehrerin Marianna de Tassis die Patin von Caraccas ältestem Sohn Carlo Giovanni.

Nach einer alten Beschriftung auf der Rückseite der Leinwand befand sich das Gemälde einst in der Sammlung Lobkowitz auf Schloss Raudnitz, was hilft, eine mögliche frühe Provenienz des Werks zu rekonstruieren. Im Erbgang dürfte es ins Haus von Savoyen-Carignano, der von Maria Apollonias Bruder Fürst Thomas Franz begründeten jüngeren Linie der Familie, gelangt sein. In die Sammlung Lobkowicz könnte es dann möglicherweise als Teil der Mitgift anlässlich der Hochzeit von Gabriella von Savoyen-Carignano, einer Nachkommin von Thomas Franz, mit Fürst Ferdinand Philipp Joseph von Lobkowicz Ende des 18. Jahrhunderts gekommen sein. Der Hauptwohnsitz des Paares war Schloss Raudnitz.

Der holländische Künstler Jan Kraeck, auch Giovanni Caracca genannt, wurde 1568 in Turin von Karl Emanuel zum ersten Hofmaler ernannt, was er bis zu seinem Tod 1607 blieb. Er beherrschte den internationalen höfischen Stil in der Porträtkunst, der durch Antonis Mor, den Hofmaler Philipps II. in Madrid, Beliebtheit erlangt hatte. Kraecks zahlreiche Porträts der Mitglieder des Hauses Savoyen sollten die Ambitionen Karl Emanuels I. hinsichtlich des Aufstiegs seiner Familie unterstützen.

In Anbetracht der in der Beschriftung enthaltenen Jahresangabe mag es sich hier durchaus um das letzte Werk Caraccas handeln.

Zusatzabbildung:
Raffaello Gualterotti, ‘Giuoco del Calcio’ auf der Piazza Santa Croce, Florenz mit dem Palazzo Antella, Sarasota, The John and Mable Ringling
Museum of Art, Inv. SN36

Saleroom Notice:

Das Gemälde wurde im Printkatalog irrtümlich mit einem falschen Rahmen abgebildet. 

Provenienz:
vermutlich Franz Joseph Fürst von Lobkowicz (1772–1816),
geerbt von dessen Mutter, Gabriella Fürstin von Lobkowicz, Prinzessin von Savoyen-Carignan (1748–1828);
Sammlung Lobkowicz, Schloss Raudnitz (lt. einem alten Inventarzettel);
Privatsammlung, Schweiz

Wir danken Arabella Cifani für Ihren Hinweis auf die Zuschreibung und ihre Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes (schriftliche Mitteilung)

Dieses bis dato unbekannte und unveröffentlichte Porträt ist eine interessante Hinzufügung zum bekannten Werkkorpus des in Holland geborenen Malers Giovanni Caracca. Eine zeitgenössische Beschriftung identifiziert die Dargestellte als Maria Apollonia von Savoyen, Tochter des Herzogs Karl Emanuel I. von Savoyen (1562–1630) und der Habsburgerin Katharina Michaela von Spanien (1567–1597), einer Tochter König Philipps II. von Spanien. Von Maria Apollonias Biografen Padre Bernardino Alessio stammt eine lebendige Beschreibung ihres Äußeren, insbesondere der Pracht ihrer Kleidung und ihres Schmucks. Ihm zufolge war sie „ricercata per moglie da gran principi“ und in „pregiatissimi drapi“ gekleidet, wobei ihr Haar „con centigli de diamanti“ geschmückt war; ihre Ohrringe und ihr Kragen waren bestückt mit „garantiglie di gran valore, a caricarsi il petto con raddoppiate filze di grosse perle, à stringer il fianco con isnodate piastre d’oro ben lavorato e tempestato di gemme“. Auch diese Besonderheit ihres Erscheinungsbildes hat Caracca hier festgehalten.

Maria Apollonias Vater Karl Emanuel, dem sehr an einer weiteren Legitimierung seiner Dynastie gelegen war, sah sich nach einem standesgemäßen Gemahl für seine Tochter um und versuchte sie im Zuge dessen unter anderen mit Henry Frederick, dem Prinzen von Wales (1594–1612), zu vermählen; dahingehende Anbahnungen begannen 1603, doch durch den vorzeitigen Tod des englischen Prinzen erübrigten sich weitere Verhandlungen.Maria Apollonia, die von ungewöhnlich eigenwilligem Charakter gewesen zu sein schien, lehnte sogar eine Verbindung ab, die an Prestige wohl nicht zu übertreffen war: Als Kaiser Ferdinand II. um ihre Hand anhielt, wies sie ihn zurück. Maria zog sich allmählich vom regen Leben am Hof zurück und rief 1627 in Turin ein Franziskanerinnenkloster ins Leben. Im Alter von 35 legte sie die Profess ab und trat in den Dritten Franziskanerinnenorden ein. Nachdem sie 1634 eine Zufluchtsstätte für Frauen gegründet hatte, wurden sie und ihre Schwester 1643 schließlich selbst Nonnen. Nachdem sie von Papst Innozenz X. in Rom mit höchsten Ehren empfangen worden war, verstarb sie 1656 und wurde in der Basilica dei Santi Apostoli beigesetzt. 1662 kam man ihrem Wunsch nach und überführte ihre sterblichen Überreste nach San Francesco in Assisi. Bis heute erfährt sie im Orden hohe Wertschätzung. Sie wurde zu einer „ehrwürdigen Dienerin Gottes“ erklärt –der erste Schritt auf dem Weg zu einer möglichen Heiligsprechung, der noch die Seligsprechung als zweiter Schritt vorangeht.

Maria Apollonias kirchliche Laufbahn lag noch in weiter Ferne, als dieses Porträt in Auftrag gegeben wurde. Sie ist in ihrer ganzen profanen Pracht dargestellt. Ungeachtet ihres zarten Alters ist sie als Erwachsene in spanischer Mode gekleidet, möglicherweise im Hinblick auf eine zukünftige Vermählung. Aufgrund des Datums der Inschrift auf dem Bild wird ihr Alter mit 14 angegeben, obwohl sie 1607 eigentlich erst das 13. Lebensjahr erreicht hatte. Die Erklärung dafür mag darin liegen, dass es sich um ein Verlobungsbildnis gehandelt haben könnte, das an den zukünftigen Ehemann geschickt werden sollte. Stilistisch fügt sich das vorliegende Gemälde in eine Reihe von Bildnissen der Töchter Karl Emanuels und Katharina Michaelas im Kindesalter, die sich heute in den Uffizien befindet. Die jungen Prinzessinnen dieser Serie, die um 1604/05 gemalt wurde, sind in der Tat alle nach derselben spanischen Mode gekleidet. Abgesehen von dem erst kürzlich entdeckten vorliegenden Werk existieren nur sehr wenige Porträts von Maria Apollonia: Das erste ist Caraccas um 1595 ausgeführtes Porträt, das heute im Quirinale in Rom aufbewahrt wird und sie als Kleinkind zeigt; das zweite ist ihr Bildnis innerhalb der Serie der Uffizien; und das dritte zeigt sie schließlich im Gewand einer Nonne in einem Kupferstich Bonacinas, der in ihrer 1663 von Alessio verfassten Biografie abgebildet wurde. Und auch eine der Figuren einer heute im Louvre befindlichen Zeichnung von Francesco Vanni mag sie darstellen. Laut einem von Cifani 2006 publizierten Dokument war Maria Apollonias Hauslehrerin Marianna de Tassis die Patin von Caraccas ältestem Sohn Carlo Giovanni.

Nach einer alten Beschriftung auf der Rückseite der Leinwand befand sich das Gemälde einst in der Sammlung Lobkowitz auf Schloss Raudnitz, was hilft, eine mögliche frühe Provenienz des Werks zu rekonstruieren. Im Erbgang dürfte es ins Haus von Savoyen-Carignano, der von Maria Apollonias Bruder Fürst Thomas Franz begründeten jüngeren Linie der Familie, gelangt sein. In die Sammlung Lobkowicz könnte es dann möglicherweise als Teil der Mitgift anlässlich der Hochzeit von Gabriella von Savoyen-Carignano, einer Nachkommin von Thomas Franz, mit Fürst Ferdinand Philipp Joseph von Lobkowicz Ende des 18. Jahrhunderts gekommen sein. Der Hauptwohnsitz des Paares war Schloss Raudnitz.

Der holländische Künstler Jan Kraeck, auch Giovanni Caracca genannt, wurde 1568 in Turin von Karl Emanuel zum ersten Hofmaler ernannt, was er bis zu seinem Tod 1607 blieb. Er beherrschte den internationalen höfischen Stil in der Porträtkunst, der durch Antonis Mor, den Hofmaler Philipps II. in Madrid, Beliebtheit erlangt hatte. Kraecks zahlreiche Porträts der Mitglieder des Hauses Savoyen sollten die Ambitionen Karl Emanuels I. hinsichtlich des Aufstiegs seiner Familie unterstützen.

In Anbetracht der in der Beschriftung enthaltenen Jahresangabe mag es sich hier durchaus um das letzte Werk Caraccas vor seinem Tod in Turin im März 1607 handeln.

Zusatzabbildung:
Raffaello Gualterotti, ‘Giuoco del Calcio’ auf der Piazza Santa Croce, Florenz mit dem Palazzo Antella, Sarasota, The John and Mable Ringling
Museum of Art, Inv. SN36

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

20.10.2015 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 31.902,-
Schätzwert:
EUR 12.000,- bis EUR 15.000,-

Jan Kraeck, gen. Giovanni Caracca

[Saleroom Notice]

(Haarlem vor 1550–1607 Turin)
Bildnis der Prinzessin Maria Apollonia von Savoyen (1594-1656),
oben rechts beschriftet und datiert: Maria SAB. Princ. AET. XIII MDCVII,
Öl auf Leinwand, 96 x 76 cm, gerahmt

Saleroom notice:
Das Gemälde wurde im Printkatalog irrtümlich mit einem falschen Rahmen abgebildet.



Provenienz:
vermutlich Franz Joseph Fürst von Lobkowicz (1772–1816),
geerbt von dessen Mutter, Gabriella Fürstin von Lobkowicz, Prinzessin von Savoyen-Carignan (1748–1828);
Sammlung Lobkowicz, Schloss Raudnitz (lt. einem alten Inventarzettel);
Privatsammlung, Schweiz

Wir danken Arabella Cifani für Ihren Hinweis auf die Zuschreibung und ihre Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes (schriftliche Mitteilung)

Dieses bis dato unbekannte und unveröffentlichte Porträt ist eine interessante Hinzufügung zum bekannten Werkkorpus des in Holland geborenen Malers Giovanni Caracca. Eine zeitgenössische Beschriftung identifiziert die Dargestellte als Maria Apollonia von Savoyen, Tochter des Herzogs Karl Emanuel I. von Savoyen (1562–1630) und der Habsburgerin Katharina Michaela von Spanien (1567–1597), einer Tochter König Philipps II. von Spanien. Von Maria Apollonias Biografen Padre Bernardino Alessio stammt eine lebendige Beschreibung ihres Äußeren, insbesondere der Pracht ihrer Kleidung und ihres Schmucks. Ihm zufolge war sie „ricercata per moglie da gran principi“ und in „pregiatissimi drapi“ gekleidet, wobei ihr Haar „con centigli de diamanti“ geschmückt war; ihre Ohrringe und ihr Kragen waren bestückt mit „garantiglie di gran valore, a caricarsi il petto con raddoppiate filze di grosse perle, à stringer il fianco con isnodate piastre d’oro ben lavorato e tempestato di gemme“. Auch diese Besonderheit ihres Erscheinungsbildes hat Caracca hier festgehalten.

Maria Apollonias Vater Karl Emanuel, dem sehr an einer weiteren Legitimierung seiner Dynastie gelegen war, sah sich nach einem standesgemäßen Gemahl für seine Tochter um und versuchte sie im Zuge dessen unter anderen mit Henry Frederick, dem Prinzen von Wales (1594–1612), zu vermählen; dahingehende Anbahnungen begannen 1603, doch durch den vorzeitigen Tod des englischen Prinzen erübrigten sich weitere Verhandlungen.Maria Apollonia, die von ungewöhnlich eigenwilligem Charakter gewesen zu sein schien, lehnte sogar eine Verbindung ab, die an Prestige wohl nicht zu übertreffen war: Als Kaiser Ferdinand II. um ihre Hand anhielt, wies sie ihn zurück. Maria zog sich allmählich vom regen Leben am Hof zurück und rief 1627 in Turin ein Franziskanerinnenkloster ins Leben. Im Alter von 35 legte sie die Profess ab und trat in den Dritten Franziskanerinnenorden ein. Nachdem sie 1634 eine Zufluchtsstätte für Frauen gegründet hatte, wurden sie und ihre Schwester 1643 schließlich selbst Nonnen. Nachdem sie von Papst Innozenz X. in Rom mit höchsten Ehren empfangen worden war, verstarb sie 1656 und wurde in der Basilica dei Santi Apostoli beigesetzt. 1662 kam man ihrem Wunsch nach und überführte ihre sterblichen Überreste nach San Francesco in Assisi. Bis heute erfährt sie im Orden hohe Wertschätzung. Sie wurde zu einer „ehrwürdigen Dienerin Gottes“ erklärt –der erste Schritt auf dem Weg zu einer möglichen Heiligsprechung, der noch die Seligsprechung als zweiter Schritt vorangeht.

Maria Apollonias kirchliche Laufbahn lag noch in weiter Ferne, als dieses Porträt in Auftrag gegeben wurde. Sie ist in ihrer ganzen profanen Pracht dargestellt. Ungeachtet ihres zarten Alters ist sie als Erwachsene in spanischer Mode gekleidet. Aufgrund des Datums der Inschrift auf dem Bild wird ihr Alter mit 14 angegeben, obwohl sie 1607 eigentlich erst das 13. Lebensjahr erreicht hatte. Die Erklärung dafür mag darin liegen, dass es sich um ein Verlobungsbildnis gehandelt haben könnte, das an den zukünftigen Ehemann geschickt werden sollte. Stilistisch fügt sich das vorliegende Gemälde in eine Reihe von Bildnissen der Töchter Karl Emanuels und Katharina Michaelas im Kindesalter, die sich heute in den Uffizien befindet. Die jungen Prinzessinnen dieser Serie, die um 1604/05 gemalt wurde, sind in der Tat alle nach derselben spanischen Mode gekleidet. Abgesehen von dem erst kürzlich entdeckten vorliegenden Werk existieren nur sehr wenige Porträts von Maria Apollonia: Das erste ist Caraccas um 1595 ausgeführtes Porträt, das heute im Quirinale in Rom aufbewahrt wird und sie als Kleinkind zeigt; das zweite ist ihr Bildnis innerhalb der Serie der Uffizien; und das dritte zeigt sie schließlich im Gewand einer Nonne in einem Kupferstich Bonacinas, der in ihrer 1663 von Alessio verfassten Biografie abgebildet wurde. Und auch eine der Figuren einer heute im Louvre befindlichen Zeichnung von Francesco Vanni mag sie darstellen. Laut einem von Cifani 2006 publizierten Dokument war Maria Apollonias Hauslehrerin Marianna de Tassis die Patin von Caraccas ältestem Sohn Carlo Giovanni.

Nach einer alten Beschriftung auf der Rückseite der Leinwand befand sich das Gemälde einst in der Sammlung Lobkowitz auf Schloss Raudnitz, was hilft, eine mögliche frühe Provenienz des Werks zu rekonstruieren. Im Erbgang dürfte es ins Haus von Savoyen-Carignano, der von Maria Apollonias Bruder Fürst Thomas Franz begründeten jüngeren Linie der Familie, gelangt sein. In die Sammlung Lobkowicz könnte es dann möglicherweise als Teil der Mitgift anlässlich der Hochzeit von Gabriella von Savoyen-Carignano, einer Nachkommin von Thomas Franz, mit Fürst Ferdinand Philipp Joseph von Lobkowicz Ende des 18. Jahrhunderts gekommen sein. Der Hauptwohnsitz des Paares war Schloss Raudnitz.

Der holländische Künstler Jan Kraeck, auch Giovanni Caracca genannt, wurde 1568 in Turin von Karl Emanuel zum ersten Hofmaler ernannt, was er bis zu seinem Tod 1607 blieb. Er beherrschte den internationalen höfischen Stil in der Porträtkunst, der durch Antonis Mor, den Hofmaler Philipps II. in Madrid, Beliebtheit erlangt hatte. Kraecks zahlreiche Porträts der Mitglieder des Hauses Savoyen sollten die Ambitionen Karl Emanuels I. hinsichtlich des Aufstiegs seiner Familie unterstützen.

In Anbetracht der in der Beschriftung enthaltenen Jahresangabe mag es sich hier durchaus um das letzte Werk Caraccas handeln.

Zusatzabbildung:
Raffaello Gualterotti, ‘Giuoco del Calcio’ auf der Piazza Santa Croce, Florenz mit dem Palazzo Antella, Sarasota, The John and Mable Ringling
Museum of Art, Inv. SN36

Saleroom Notice:

Das Gemälde wurde im Printkatalog irrtümlich mit einem falschen Rahmen abgebildet. 

Provenienz:
vermutlich Franz Joseph Fürst von Lobkowicz (1772–1816),
geerbt von dessen Mutter, Gabriella Fürstin von Lobkowicz, Prinzessin von Savoyen-Carignan (1748–1828);
Sammlung Lobkowicz, Schloss Raudnitz (lt. einem alten Inventarzettel);
Privatsammlung, Schweiz

Wir danken Arabella Cifani für Ihren Hinweis auf die Zuschreibung und ihre Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes (schriftliche Mitteilung)

Dieses bis dato unbekannte und unveröffentlichte Porträt ist eine interessante Hinzufügung zum bekannten Werkkorpus des in Holland geborenen Malers Giovanni Caracca. Eine zeitgenössische Beschriftung identifiziert die Dargestellte als Maria Apollonia von Savoyen, Tochter des Herzogs Karl Emanuel I. von Savoyen (1562–1630) und der Habsburgerin Katharina Michaela von Spanien (1567–1597), einer Tochter König Philipps II. von Spanien. Von Maria Apollonias Biografen Padre Bernardino Alessio stammt eine lebendige Beschreibung ihres Äußeren, insbesondere der Pracht ihrer Kleidung und ihres Schmucks. Ihm zufolge war sie „ricercata per moglie da gran principi“ und in „pregiatissimi drapi“ gekleidet, wobei ihr Haar „con centigli de diamanti“ geschmückt war; ihre Ohrringe und ihr Kragen waren bestückt mit „garantiglie di gran valore, a caricarsi il petto con raddoppiate filze di grosse perle, à stringer il fianco con isnodate piastre d’oro ben lavorato e tempestato di gemme“. Auch diese Besonderheit ihres Erscheinungsbildes hat Caracca hier festgehalten.

Maria Apollonias Vater Karl Emanuel, dem sehr an einer weiteren Legitimierung seiner Dynastie gelegen war, sah sich nach einem standesgemäßen Gemahl für seine Tochter um und versuchte sie im Zuge dessen unter anderen mit Henry Frederick, dem Prinzen von Wales (1594–1612), zu vermählen; dahingehende Anbahnungen begannen 1603, doch durch den vorzeitigen Tod des englischen Prinzen erübrigten sich weitere Verhandlungen.Maria Apollonia, die von ungewöhnlich eigenwilligem Charakter gewesen zu sein schien, lehnte sogar eine Verbindung ab, die an Prestige wohl nicht zu übertreffen war: Als Kaiser Ferdinand II. um ihre Hand anhielt, wies sie ihn zurück. Maria zog sich allmählich vom regen Leben am Hof zurück und rief 1627 in Turin ein Franziskanerinnenkloster ins Leben. Im Alter von 35 legte sie die Profess ab und trat in den Dritten Franziskanerinnenorden ein. Nachdem sie 1634 eine Zufluchtsstätte für Frauen gegründet hatte, wurden sie und ihre Schwester 1643 schließlich selbst Nonnen. Nachdem sie von Papst Innozenz X. in Rom mit höchsten Ehren empfangen worden war, verstarb sie 1656 und wurde in der Basilica dei Santi Apostoli beigesetzt. 1662 kam man ihrem Wunsch nach und überführte ihre sterblichen Überreste nach San Francesco in Assisi. Bis heute erfährt sie im Orden hohe Wertschätzung. Sie wurde zu einer „ehrwürdigen Dienerin Gottes“ erklärt –der erste Schritt auf dem Weg zu einer möglichen Heiligsprechung, der noch die Seligsprechung als zweiter Schritt vorangeht.

Maria Apollonias kirchliche Laufbahn lag noch in weiter Ferne, als dieses Porträt in Auftrag gegeben wurde. Sie ist in ihrer ganzen profanen Pracht dargestellt. Ungeachtet ihres zarten Alters ist sie als Erwachsene in spanischer Mode gekleidet, möglicherweise im Hinblick auf eine zukünftige Vermählung. Aufgrund des Datums der Inschrift auf dem Bild wird ihr Alter mit 14 angegeben, obwohl sie 1607 eigentlich erst das 13. Lebensjahr erreicht hatte. Die Erklärung dafür mag darin liegen, dass es sich um ein Verlobungsbildnis gehandelt haben könnte, das an den zukünftigen Ehemann geschickt werden sollte. Stilistisch fügt sich das vorliegende Gemälde in eine Reihe von Bildnissen der Töchter Karl Emanuels und Katharina Michaelas im Kindesalter, die sich heute in den Uffizien befindet. Die jungen Prinzessinnen dieser Serie, die um 1604/05 gemalt wurde, sind in der Tat alle nach derselben spanischen Mode gekleidet. Abgesehen von dem erst kürzlich entdeckten vorliegenden Werk existieren nur sehr wenige Porträts von Maria Apollonia: Das erste ist Caraccas um 1595 ausgeführtes Porträt, das heute im Quirinale in Rom aufbewahrt wird und sie als Kleinkind zeigt; das zweite ist ihr Bildnis innerhalb der Serie der Uffizien; und das dritte zeigt sie schließlich im Gewand einer Nonne in einem Kupferstich Bonacinas, der in ihrer 1663 von Alessio verfassten Biografie abgebildet wurde. Und auch eine der Figuren einer heute im Louvre befindlichen Zeichnung von Francesco Vanni mag sie darstellen. Laut einem von Cifani 2006 publizierten Dokument war Maria Apollonias Hauslehrerin Marianna de Tassis die Patin von Caraccas ältestem Sohn Carlo Giovanni.

Nach einer alten Beschriftung auf der Rückseite der Leinwand befand sich das Gemälde einst in der Sammlung Lobkowitz auf Schloss Raudnitz, was hilft, eine mögliche frühe Provenienz des Werks zu rekonstruieren. Im Erbgang dürfte es ins Haus von Savoyen-Carignano, der von Maria Apollonias Bruder Fürst Thomas Franz begründeten jüngeren Linie der Familie, gelangt sein. In die Sammlung Lobkowicz könnte es dann möglicherweise als Teil der Mitgift anlässlich der Hochzeit von Gabriella von Savoyen-Carignano, einer Nachkommin von Thomas Franz, mit Fürst Ferdinand Philipp Joseph von Lobkowicz Ende des 18. Jahrhunderts gekommen sein. Der Hauptwohnsitz des Paares war Schloss Raudnitz.

Der holländische Künstler Jan Kraeck, auch Giovanni Caracca genannt, wurde 1568 in Turin von Karl Emanuel zum ersten Hofmaler ernannt, was er bis zu seinem Tod 1607 blieb. Er beherrschte den internationalen höfischen Stil in der Porträtkunst, der durch Antonis Mor, den Hofmaler Philipps II. in Madrid, Beliebtheit erlangt hatte. Kraecks zahlreiche Porträts der Mitglieder des Hauses Savoyen sollten die Ambitionen Karl Emanuels I. hinsichtlich des Aufstiegs seiner Familie unterstützen.

In Anbetracht der in der Beschriftung enthaltenen Jahresangabe mag es sich hier durchaus um das letzte Werk Caraccas vor seinem Tod in Turin im März 1607 handeln.

Zusatzabbildung:
Raffaello Gualterotti, ‘Giuoco del Calcio’ auf der Piazza Santa Croce, Florenz mit dem Palazzo Antella, Sarasota, The John and Mable Ringling
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Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 20.10.2015 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 10.10. - 20.10.2015


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

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