Lot Nr. 701


Lucio Fontana *


Lucio Fontana * - Zeitgenössische Kunst, Teil 1

(Rosario di Santa Fe, Argentinien 1899 -1968 Comabbio)
“Concetto Spaziale, Attesa”, 1963 - 1964, rückseitig betitelt, signiert l. fontana, Acryl auf Leinwand, Weiss, 22,5 x 16,5 cm, gerahmt, (AR)


Das Werk ist bei der Fondazione Lucio Fontana, Mailand, unter der Archiv-Nr. 63–64 T 11 registriert.

Provenienz:
Sotheby’s London, 22. Februar 1990, Lot 348
Privatsammlung, London
Agnellini Arte Moderna, Brescia (2009 erworben)
Europäische Privatsammlung

Ausstellung:
Venedig, Peggy Guggenheim Collection, Carlo Cardazzo. Una nuova visione dell’arte, 1. November - 9. Februar 2009, Ausst.-Kat. Seite 252 mit Abb. (Kurator: Luca Massimo Barbero) (rückseitig Etikett)

Literatur:
Enrico Crispolti, Lucio Fontana, Catalogo ragionato di sculture, dipinti, ambientazioni, Skira, Genf-Mailand, 2006, Band II, Seite 647, Nr. 63–64 T 11 mit Abb.

Jahrhundertelang hatte die Malerei die Realität erforscht, indem sie sich jedes ihrer Geheimnisse aneignen wollte: von der Entdeckung der Perspektive im 15. Jahrhundert bis zur Suche nach einem Realismus, der ein treues Abbild der Welt schafft, vom Versuch der Impressionisten, auf der Leinwand den Lauf der Zeit zu fixieren, bis zur Zerlegung des typischen Bildes im Kubismus bzw. Futurismus. Bis zur Ankunft bei den abstrakten Zerlegungen, die fern sind von jeder objektiven Realität und die pure Form mittels der Poesie der Farben und der Geometrie der Formen suchen. Es sind dies Ziele, die die Geschichte der modernen und zeitgenössischen Kunst gekennzeichnet haben, wobei sie stets im zweidimensionalen Raum geblieben sind. Seine Leinwände zerstörend, geht Fontana darüber hinaus. Wenn man von illusionistischen Effekten absieht, so war die dritte Dimension niemals Bestandteil der Malerei gewesen; Fontana hat es hingegen nicht nur geschafft, sie zu einem solchen zu machen, sondern er ist sogar weiter gegangen, indem er auf der Leinwand mittels einer enthüllenden Geste die räumliche mit der zeitlichen Dimension vereinigt. Fontanas Schnitte sind Einschnitte in ihre Gegenwart, Risse der Materie, die über das Erkennbare hinausgehen und mit einer Geste das Unendliche verewigen wollen.

Die außergewöhnliche Kreativität, die Freude, die technische Virtuosität, die intuitive Freiheit in der Arbeit des Künstlers sind in diesem Werk aus den Jahren 1963-64 grandios vereint: Ein einziger Schnitt auf einer reinen, schneeweißen Leinwand, der den Dialog zwischen ihrem Licht und der Dunkelheit des umgebenden Hohlraumes anregt, die von diesem Riss ausgeht.
Zwei bis drei Jahre nach der Beförderung des Menschen ins Weltall ausgeführt, bezeugt das Werk ausgezeichnet die große Leidenschaft Fontanas für die Unermesslichkeit und das Mysterium dieses unbekannten und grenzenlosen Ortes, die die Gesamtheit seiner Werke kennzeichnen wird.
1966 werden einzige, weiße Schnitte wie der vorliegende bei der 33. Biennale in Venedig ausgestellt, in einem Saal, den Fontana zusammen mit dem Architekten Carlo Scarpa entworfen hat: Ein gänzlich weißer Raum mit abwechselnden reinweißen Leinwänden, die den Betrachter in einem „enthüllenden, konzeptuellen, beinahe metaphysischen“ Raum empfingen, „der den Gipfel dieser schaffenden Erfahrung repräsentiert“.
E. Crispolti

„Er hat Tradition und Akademismus aus den Angeln gehoben, die Leinwand samt jedem Rest von Rhetorik und Konventionalität mit scharfem Klingenschnitt zerrissen und sich dadurch mit zerstörerischer Kraft und Bestimmtheitin der modernen Kunstszene durchgesetzt.“
P. Bertelli in „Fontana. Luce e Colore“, Skira, Mailand 2008

Experte: Alessandro Rizzi Alessandro Rizzi
+39-02-303 52 41

alessandro.rizzi@dorotheum.it

10.06.2015 - 19:00

Erzielter Preis: **
EUR 405.600,-
Schätzwert:
EUR 160.000,- bis EUR 220.000,-

Lucio Fontana *


(Rosario di Santa Fe, Argentinien 1899 -1968 Comabbio)
“Concetto Spaziale, Attesa”, 1963 - 1964, rückseitig betitelt, signiert l. fontana, Acryl auf Leinwand, Weiss, 22,5 x 16,5 cm, gerahmt, (AR)


Das Werk ist bei der Fondazione Lucio Fontana, Mailand, unter der Archiv-Nr. 63–64 T 11 registriert.

Provenienz:
Sotheby’s London, 22. Februar 1990, Lot 348
Privatsammlung, London
Agnellini Arte Moderna, Brescia (2009 erworben)
Europäische Privatsammlung

Ausstellung:
Venedig, Peggy Guggenheim Collection, Carlo Cardazzo. Una nuova visione dell’arte, 1. November - 9. Februar 2009, Ausst.-Kat. Seite 252 mit Abb. (Kurator: Luca Massimo Barbero) (rückseitig Etikett)

Literatur:
Enrico Crispolti, Lucio Fontana, Catalogo ragionato di sculture, dipinti, ambientazioni, Skira, Genf-Mailand, 2006, Band II, Seite 647, Nr. 63–64 T 11 mit Abb.

Jahrhundertelang hatte die Malerei die Realität erforscht, indem sie sich jedes ihrer Geheimnisse aneignen wollte: von der Entdeckung der Perspektive im 15. Jahrhundert bis zur Suche nach einem Realismus, der ein treues Abbild der Welt schafft, vom Versuch der Impressionisten, auf der Leinwand den Lauf der Zeit zu fixieren, bis zur Zerlegung des typischen Bildes im Kubismus bzw. Futurismus. Bis zur Ankunft bei den abstrakten Zerlegungen, die fern sind von jeder objektiven Realität und die pure Form mittels der Poesie der Farben und der Geometrie der Formen suchen. Es sind dies Ziele, die die Geschichte der modernen und zeitgenössischen Kunst gekennzeichnet haben, wobei sie stets im zweidimensionalen Raum geblieben sind. Seine Leinwände zerstörend, geht Fontana darüber hinaus. Wenn man von illusionistischen Effekten absieht, so war die dritte Dimension niemals Bestandteil der Malerei gewesen; Fontana hat es hingegen nicht nur geschafft, sie zu einem solchen zu machen, sondern er ist sogar weiter gegangen, indem er auf der Leinwand mittels einer enthüllenden Geste die räumliche mit der zeitlichen Dimension vereinigt. Fontanas Schnitte sind Einschnitte in ihre Gegenwart, Risse der Materie, die über das Erkennbare hinausgehen und mit einer Geste das Unendliche verewigen wollen.

Die außergewöhnliche Kreativität, die Freude, die technische Virtuosität, die intuitive Freiheit in der Arbeit des Künstlers sind in diesem Werk aus den Jahren 1963-64 grandios vereint: Ein einziger Schnitt auf einer reinen, schneeweißen Leinwand, der den Dialog zwischen ihrem Licht und der Dunkelheit des umgebenden Hohlraumes anregt, die von diesem Riss ausgeht.
Zwei bis drei Jahre nach der Beförderung des Menschen ins Weltall ausgeführt, bezeugt das Werk ausgezeichnet die große Leidenschaft Fontanas für die Unermesslichkeit und das Mysterium dieses unbekannten und grenzenlosen Ortes, die die Gesamtheit seiner Werke kennzeichnen wird.
1966 werden einzige, weiße Schnitte wie der vorliegende bei der 33. Biennale in Venedig ausgestellt, in einem Saal, den Fontana zusammen mit dem Architekten Carlo Scarpa entworfen hat: Ein gänzlich weißer Raum mit abwechselnden reinweißen Leinwänden, die den Betrachter in einem „enthüllenden, konzeptuellen, beinahe metaphysischen“ Raum empfingen, „der den Gipfel dieser schaffenden Erfahrung repräsentiert“.
E. Crispolti

„Er hat Tradition und Akademismus aus den Angeln gehoben, die Leinwand samt jedem Rest von Rhetorik und Konventionalität mit scharfem Klingenschnitt zerrissen und sich dadurch mit zerstörerischer Kraft und Bestimmtheitin der modernen Kunstszene durchgesetzt.“
P. Bertelli in „Fontana. Luce e Colore“, Skira, Mailand 2008

Experte: Alessandro Rizzi Alessandro Rizzi
+39-02-303 52 41

alessandro.rizzi@dorotheum.it


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst, Teil 1
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 10.06.2015 - 19:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 30.05. - 10.06.2015


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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