(Palancato 1690–1763 Vercelli)
Prinz Vittorio Amadeo von Savoyen, später König von Sardinien, erhält Reitunterricht, dem sein Vater König Carlo Emanuele III. beiwohnt;
Eine Hirschhatz mit König und Kronprinz,
Öl auf Leinwand, 65 x 81 cm bzw. 64,5 x 82 cm, gerahmt (2)

Wir danken Arabella Cifani für die Bestätigung der Eigenhändigkeit. Ein ausführliches Gutachten (Januar 2015) liegt vor.

In eine Künstlerfamilie hineingeboren, heiratete Angela Maria Pittetti am 6. September 1711 Giovanni Felice Zenone im Turiner Dom, eine Ehe, die nicht lange hielt. Bereits 1716 trennte sich die Künstlerin von ihrem Mann und lebte fortan allein in Turin. Ihre Ausbildung erhielt sie vom wichtigsten Genremaler ihrer Generation, Pietro Domenico Olivero (1679-1755). Offenbar arbeitete sie oft für den Hof. So sind interessanterweise für das Jagdschloss Stupinigi 1740 vier Gemälde bestellt worden, wie in den Haushaltsbüchern der königlichen Verwaltung nachgewiesen werden konnte. Arabella Cifani datiert das vorliegende Paar um 1735, da Vittorio Amadeo, der 1726 geboren wurde, offensichtlich noch im Alter von weniger als zehn Jahren dargestellt ist. Möglicherweise wurden die hier angebotenen Gemälde ebenfalls zur Ausstattung eines der königlichen Jagdschlösser bestellt.

Vittorio Amadeo III. wurde als ältester Sohn König Carlo Emmanueles III. und dessen zweiter Frau Polyxena von Hessen-Rotenburg 1726 in Turin geboren. Er entwickelte früh ein Interesse an den schönen Künsten, der Literatur und der Wissenschaft, eine Neigung, die von seinem Erzieher, dem französischen Marquis Viccardel de Fleury gefördert wurde (Fleury könnte hier ebenfalls porträtiert worden sein). Auch die militärisch geprägte Erziehung eines jungen Prinzen wurde nicht vernachlässigt. Das vorliegende Gemäldepaar belegt diese sportliche Seite der Erziehung, denn die Reitausbildung wie auch die Parforcejagd dienten zwar einerseits dem Vergnügen, stellten andererseits aber auch eine militärisch-kavalleristische Schulung für den Kriegsdienst dar. Nicht umsonst galt die Jagd zu Pferde als “Präludium Belli”.

Später entwickelte sich Vittorio Amadeo zu einem streng konservativen und gläubigen Monarchen, der mit seiner Frau Maria Antonietta von Spanien eine glückliche Ehe führte und zu den beliebtesten Herrschern Piemonts gehörte. Anders als die vorliegenden Gemälde suggerieren, war das Verhältnis von Vater und Sohn kein gutes. Carlo Emanuelle beteiligte seinen Sohn später kaum an den Regierungsgeschäften. Dennoch waren gemeinsame Porträts (so unter anderem ein von Clementi geschaffenes Bildnis von Vater und Sohn, der dem König eine Karte von Mailand übereicht, heute Castello Carignano) und auch Gemälde wie die vorliegenden nach außen wichtige Darstellungen der dynastischen Kontinuität und für die Auftraggeber Ausdruck aristokratischen Selbstverständnisses.