Lot Nr. 229


Lorenzo Pasinelli


Lorenzo Pasinelli - Alte Meister

(Bologna 1629–1700)
Der Bethlehemitische Kindermord,
Öl auf Leinwand, 56,7 x 43,2 cm, gerahmt

Dieses monochrome Gemälde steht stilistisch anderen Ölskizzen Lorenzo Pasinellis nahe. Auf eine Arbeitsmethode zurückgreifend, derer sich schon sein erster Lehrer Simone Cantarini bedient hatte, bereitete Pasinelli seine Gemälde in der Regel durch zahlreiche Studien vor. Die am Beginn stehenden Zeichnungen wurden in monochromen Ölskizzen auf Papier weiterentwickelt, deren oberstes Ziel es war, die Verteilung von Licht und Schatten festzulegen. Unter den zahlreichen Beispielen, die diese Arbeitspraxis belegen und auch dazu dienen, die Autorenschaft für die vorliegende Skizze zu untermauern, seien die drei erhaltenen modelli für die ehemals in der Sammlung Pepoli befindliche Ohnmacht der Cornelia (Bologna, Pinacoteca Nazionale, Inv. 6413; Grafenau, Schlichtenmaier, 1986; Bologna, Privatsammlung: siehe C. Baroncini, Lorenzo Pasinelli, Rimini 1993, S. 343–345, Nr. 82–84), die Studie für das 1689 für San Francesco fertiggestellte und heute in San Petronio in Bologna befindliche Wunder des heiligen Antonius von Padua (Bologna, Pinacoteca Nazionale, Inv. 817: ebd., S. 347–348, Nr. 86) sowie eine weitere ehemals in der Sammlung Heim befindliche Skizze für eine unvollendete Verkündigung (ebd., S. 360, Nr. 98) herausgegriffen.

Mit dem vorliegenden Werk scheint der Künstler auf eine Bildfindung abgezielt zu haben, die deutliche Bezugnahmen auf Guido Renis viel gelobten Kindermord von 1611/12 für die Berò-Kapelle in San Domenico (heute Bologna, Pinacoteca Nazionale) aufweist. Diese zeigen sich vor allem in der flüchtenden Frau mit dem Kind im Arm rechts und in der Puttengruppe, die Kronen und Palmzweige auf die ermordeten Kinder herabwirft: Dass ein bisher noch nicht identifiziertes finales Gemälde von Pasinelli auch ausgeführt wurde, belegen zeitgenössische Quellen (N. Baldelli, Protheo vagante ammiratore delle marauigliose opere dell’immortal pennello del Signore Lorenzo Pasinelli, Bologna 1691, S. 10; Baroncini, op. cit., S. 266). Laut Baldelli wurde das Gemälde von Antonio Lorenzini auch gestochen, doch haben sich bisher keine Abzüge gefunden. Unter den nach dem Tod des Künstlers im Atelier verbliebenen und in einem von seinen Erben am 4. August 1707 erstellten Inventarverzeichnis aufgelisteten Bildern befand sich auch ein monochromes Gemälde von der Hand eines unbekannten Schülers namens Bartolomeo („Un Martirio d’Innocenti del d. o [Bartolomeo] fatt[o] à chiaro, e scuro“ [„ein Bethlehemitischer Kindermord desselben (Bartolomeos) in Helldunkelmalerei]: vgl. R. Morselli, Collezioni e quadrerie nella Bologna del Seicento. Inventari 1640–1707, Los Angeles 1998, S. 376, Anm. 17). 1783 tauchte eine Zeichnung mit derselben Komposition in der Sammlung der Contessa Angelica Teresa Zanchini Zambeccari auf („La strage degli Innocenti fatto a chiaro e scuro cavato dal pensiere del Pasinelli cornice intagliata e lastra“ [„Der Bethlehemitische Kindermord in Helldunkel ausgeführt nach der Komposition Pasinellis mit geschnitztem und paneeliertem Rahmen]: vgl. The Getty Provenance Index Databases).

Trotz einiger flüchtiger ausgeführter Passagen lassen die herausragende zeichnerische Qualität und die weiche Eleganz dieser monochromen Skizze eine sichere Zuschreibung an Lorenzo Pasinelli zu.

Wir danken Daniele Benati, der das Gemälde nach Prüfung im Original als Werk Lorenzo Pasinellis identifiziert hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Lots.

21.04.2015 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 22.500,-
Schätzwert:
EUR 6.000,- bis EUR 8.000,-

Lorenzo Pasinelli


(Bologna 1629–1700)
Der Bethlehemitische Kindermord,
Öl auf Leinwand, 56,7 x 43,2 cm, gerahmt

Dieses monochrome Gemälde steht stilistisch anderen Ölskizzen Lorenzo Pasinellis nahe. Auf eine Arbeitsmethode zurückgreifend, derer sich schon sein erster Lehrer Simone Cantarini bedient hatte, bereitete Pasinelli seine Gemälde in der Regel durch zahlreiche Studien vor. Die am Beginn stehenden Zeichnungen wurden in monochromen Ölskizzen auf Papier weiterentwickelt, deren oberstes Ziel es war, die Verteilung von Licht und Schatten festzulegen. Unter den zahlreichen Beispielen, die diese Arbeitspraxis belegen und auch dazu dienen, die Autorenschaft für die vorliegende Skizze zu untermauern, seien die drei erhaltenen modelli für die ehemals in der Sammlung Pepoli befindliche Ohnmacht der Cornelia (Bologna, Pinacoteca Nazionale, Inv. 6413; Grafenau, Schlichtenmaier, 1986; Bologna, Privatsammlung: siehe C. Baroncini, Lorenzo Pasinelli, Rimini 1993, S. 343–345, Nr. 82–84), die Studie für das 1689 für San Francesco fertiggestellte und heute in San Petronio in Bologna befindliche Wunder des heiligen Antonius von Padua (Bologna, Pinacoteca Nazionale, Inv. 817: ebd., S. 347–348, Nr. 86) sowie eine weitere ehemals in der Sammlung Heim befindliche Skizze für eine unvollendete Verkündigung (ebd., S. 360, Nr. 98) herausgegriffen.

Mit dem vorliegenden Werk scheint der Künstler auf eine Bildfindung abgezielt zu haben, die deutliche Bezugnahmen auf Guido Renis viel gelobten Kindermord von 1611/12 für die Berò-Kapelle in San Domenico (heute Bologna, Pinacoteca Nazionale) aufweist. Diese zeigen sich vor allem in der flüchtenden Frau mit dem Kind im Arm rechts und in der Puttengruppe, die Kronen und Palmzweige auf die ermordeten Kinder herabwirft: Dass ein bisher noch nicht identifiziertes finales Gemälde von Pasinelli auch ausgeführt wurde, belegen zeitgenössische Quellen (N. Baldelli, Protheo vagante ammiratore delle marauigliose opere dell’immortal pennello del Signore Lorenzo Pasinelli, Bologna 1691, S. 10; Baroncini, op. cit., S. 266). Laut Baldelli wurde das Gemälde von Antonio Lorenzini auch gestochen, doch haben sich bisher keine Abzüge gefunden. Unter den nach dem Tod des Künstlers im Atelier verbliebenen und in einem von seinen Erben am 4. August 1707 erstellten Inventarverzeichnis aufgelisteten Bildern befand sich auch ein monochromes Gemälde von der Hand eines unbekannten Schülers namens Bartolomeo („Un Martirio d’Innocenti del d. o [Bartolomeo] fatt[o] à chiaro, e scuro“ [„ein Bethlehemitischer Kindermord desselben (Bartolomeos) in Helldunkelmalerei]: vgl. R. Morselli, Collezioni e quadrerie nella Bologna del Seicento. Inventari 1640–1707, Los Angeles 1998, S. 376, Anm. 17). 1783 tauchte eine Zeichnung mit derselben Komposition in der Sammlung der Contessa Angelica Teresa Zanchini Zambeccari auf („La strage degli Innocenti fatto a chiaro e scuro cavato dal pensiere del Pasinelli cornice intagliata e lastra“ [„Der Bethlehemitische Kindermord in Helldunkel ausgeführt nach der Komposition Pasinellis mit geschnitztem und paneeliertem Rahmen]: vgl. The Getty Provenance Index Databases).

Trotz einiger flüchtiger ausgeführter Passagen lassen die herausragende zeichnerische Qualität und die weiche Eleganz dieser monochromen Skizze eine sichere Zuschreibung an Lorenzo Pasinelli zu.

Wir danken Daniele Benati, der das Gemälde nach Prüfung im Original als Werk Lorenzo Pasinellis identifiziert hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Lots.


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old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 21.04.2015 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 11.04. - 21.04.2015


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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