Lot Nr. 63 #


Peter Paul Rubens Werkstatt


Peter Paul Rubens Werkstatt - Alte Meister

(Siegen 1577–1640 Antwerpen)
Das Martyrium des heiligen Livinus von Gent,
Öl auf Holz, 68 x 52 cm, gerahmt

Rückseitig die Schlagstempel der Antwerpener Panel Makergilde und von Rubens‘ Tafelmacher Michiel Claessens.

Wir danken Hans Vlieghe, der auf der Basis einer Fotografie die Herkunft des Gemäldes aus der Rubens-Werkstatt bestätigt hat (Korrespondenz vom Dezember 2014).

Das vorliegende Gemälde war bisher unpubliziert und Vlieghe, dem Autor des einschlägigen Bandes aus dem Corpus Rubenianum (Corpus Rubenianum Ludwig Burchard, Bd. VIII, Saints, Antwerpen 1972/73), nicht bekannt. Das Bild muss vor 1637, dem Todesjahr von Michiel Claessens, entstanden sein. Er weist daraufhin, dass es zu dem Zeitpunkt entstanden sein muss, als sich das großformatige Altarbild, auf dem es basiert, noch in der Werkstatt von Rubens befand, denn die Farbgebung stimme mit der der Erstfassung genau überein. Damit ergibt sich eine Datierung um 1633, dem Entstehungsjahr des Livinus-Altars im Musée des Beaux-Arts in Brüssel, den die Genter Bürgerschaft der Jesuitenkirche St. Livinus stiftete. Zu diesem Altargemälde, dessen Komposition von einem heute verschollenen Gemälde Tizians beeinflusst ist, existieren zwei Studien, die mit dem vorliegenden Werk nicht identisch sind: eine eigenhändige Skizze von Rubens im Musée des Beaux-Arts in Brüssel (Inv. Nr. 1139) und ein Modello im Museum Boymans-van Beuningen in Rotterdam (Inv. Nr. 2515).

Hilfreich zur Identifizierung des Autors des vorliegenden Gemäldes ist eine heute verschollene Fassung auf Papier, auf der linken Seite stark beschnitten, die möglicherweise von Jacob Jordaens stammte und 1777 in Gent versteigert wurde. Der erhaltene Teil dieses Bildes entspricht in seiner Höhe exakt dem hier angebotenen Werk. Im Katalog von 1777 hieß es: „62. Jordaens, L’Esquisse du tableau de P. P. Rubens représentant Martyre de St. Liévin, fort bien rendue, Papier collé sur bois, 2T“ x i ‘8“ (67,5 x 54 cm). In den Maßen waren beide Werke somit fast identisch.

Peter Paul Rubens war einerseits hochgradig innovativ bei der Gestaltung seiner Werke, beschäftigte sich andererseits aber auch oft über einen langen Zeitraum mit einer bestimmten Komposition, ehe diese in seinem charakteristisch umfangreichen Schöpfungsprozess zu einem ausgearbeiteten Gemälde führte. So arbeitete Rubens weiter mit einer einmal für gut befundenen Komposition, etwa um sie mit der Werkstatt gemeinsam für weitere Projekte zu verwenden, als Studienobjekt oder als Vorlage für eine druckgraphische Reproduktion. Emile Verhaegen schrieb in seiner Rubens-Biographie von 1920 über das Brüsseler Altarbild: „In dem Martyrium des heiligen Livinus im Museum von Brüssel verwandelt sich gleichfalls das Schreckhafte des Dramas in Triumph. Der wilde und zornige Pinsel des Malers freut sich, die Linien hier wild durcheinander führen zu dürfen, die Tönung, die Farben so überschwenglich zu verlebendigen, dass man eher glauben könnte, eine Belustigung hier dargestellt zu sehen […], die lachenden und feisten Engel, das ungeheure weiße Pferd, das sich gegen die Wolken bäumt, reißen in einem Aufschwall von Lyrismus und Rausch alle Angst, alle Betrübnis von den Geschehnissen weg. Wiederum: weder der wahre Schmerz noch die tragische Trauer existieren für Rubens“.

Zusatzabbildung
Peter Paul Rubens, Das Martyrium des heiligen Livinius von Gent, Brüssel, Musees des Beaux-Arts

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

21.04.2015 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 73.108,-
Schätzwert:
EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-

Peter Paul Rubens Werkstatt


(Siegen 1577–1640 Antwerpen)
Das Martyrium des heiligen Livinus von Gent,
Öl auf Holz, 68 x 52 cm, gerahmt

Rückseitig die Schlagstempel der Antwerpener Panel Makergilde und von Rubens‘ Tafelmacher Michiel Claessens.

Wir danken Hans Vlieghe, der auf der Basis einer Fotografie die Herkunft des Gemäldes aus der Rubens-Werkstatt bestätigt hat (Korrespondenz vom Dezember 2014).

Das vorliegende Gemälde war bisher unpubliziert und Vlieghe, dem Autor des einschlägigen Bandes aus dem Corpus Rubenianum (Corpus Rubenianum Ludwig Burchard, Bd. VIII, Saints, Antwerpen 1972/73), nicht bekannt. Das Bild muss vor 1637, dem Todesjahr von Michiel Claessens, entstanden sein. Er weist daraufhin, dass es zu dem Zeitpunkt entstanden sein muss, als sich das großformatige Altarbild, auf dem es basiert, noch in der Werkstatt von Rubens befand, denn die Farbgebung stimme mit der der Erstfassung genau überein. Damit ergibt sich eine Datierung um 1633, dem Entstehungsjahr des Livinus-Altars im Musée des Beaux-Arts in Brüssel, den die Genter Bürgerschaft der Jesuitenkirche St. Livinus stiftete. Zu diesem Altargemälde, dessen Komposition von einem heute verschollenen Gemälde Tizians beeinflusst ist, existieren zwei Studien, die mit dem vorliegenden Werk nicht identisch sind: eine eigenhändige Skizze von Rubens im Musée des Beaux-Arts in Brüssel (Inv. Nr. 1139) und ein Modello im Museum Boymans-van Beuningen in Rotterdam (Inv. Nr. 2515).

Hilfreich zur Identifizierung des Autors des vorliegenden Gemäldes ist eine heute verschollene Fassung auf Papier, auf der linken Seite stark beschnitten, die möglicherweise von Jacob Jordaens stammte und 1777 in Gent versteigert wurde. Der erhaltene Teil dieses Bildes entspricht in seiner Höhe exakt dem hier angebotenen Werk. Im Katalog von 1777 hieß es: „62. Jordaens, L’Esquisse du tableau de P. P. Rubens représentant Martyre de St. Liévin, fort bien rendue, Papier collé sur bois, 2T“ x i ‘8“ (67,5 x 54 cm). In den Maßen waren beide Werke somit fast identisch.

Peter Paul Rubens war einerseits hochgradig innovativ bei der Gestaltung seiner Werke, beschäftigte sich andererseits aber auch oft über einen langen Zeitraum mit einer bestimmten Komposition, ehe diese in seinem charakteristisch umfangreichen Schöpfungsprozess zu einem ausgearbeiteten Gemälde führte. So arbeitete Rubens weiter mit einer einmal für gut befundenen Komposition, etwa um sie mit der Werkstatt gemeinsam für weitere Projekte zu verwenden, als Studienobjekt oder als Vorlage für eine druckgraphische Reproduktion. Emile Verhaegen schrieb in seiner Rubens-Biographie von 1920 über das Brüsseler Altarbild: „In dem Martyrium des heiligen Livinus im Museum von Brüssel verwandelt sich gleichfalls das Schreckhafte des Dramas in Triumph. Der wilde und zornige Pinsel des Malers freut sich, die Linien hier wild durcheinander führen zu dürfen, die Tönung, die Farben so überschwenglich zu verlebendigen, dass man eher glauben könnte, eine Belustigung hier dargestellt zu sehen […], die lachenden und feisten Engel, das ungeheure weiße Pferd, das sich gegen die Wolken bäumt, reißen in einem Aufschwall von Lyrismus und Rausch alle Angst, alle Betrübnis von den Geschehnissen weg. Wiederum: weder der wahre Schmerz noch die tragische Trauer existieren für Rubens“.

Zusatzabbildung
Peter Paul Rubens, Das Martyrium des heiligen Livinius von Gent, Brüssel, Musees des Beaux-Arts

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 21.04.2015 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 11.04. - 21.04.2015


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.

Warum bei myDOROTHEUM registrieren?

Die kostenlose Registrierung bei myDOROTHEUM ermöglicht Ihnen die komplette Nutzung folgender Funktionen:

Katalog Benachrichtigungen sobald ein neuer Auktionskatalog online ist.
Auktionstermin Erinnerung zwei Tage vor Auktionsbeginn.
Mitbieten Bieten Sie auf Ihre Lieblingsstücke und ersteigern Sie neue Meisterwerke!
Suchservice Sie suchen nach einem bestimmten Künstler oder einer bestimmten Marke? Speichern Sie Ihre Suche ab und werden Sie automatisch informiert, sobald diese in einer Auktion angeboten werden!