Lot Nr. 59


Prospero Fontana

[Saleroom Notice]
Prospero Fontana - Alte Meister

(Bologna 1512–1597)
Porträt eines älteren Herren in einem Mantel mit Pelzbesatz,
Öl auf Leinwand, 113 x 97 cm, gerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Literatur:
V. Fortunati, Per la storia del ritratto a Bologna nel Cinquecento: aggiunte a Prospero Fontana e a Bartolomeo Passerotti, in: Arti a confronto. Studi in onore di Anna Maria Matteucci, Bologna 2004, S. 148, Abb. 106

In Prospero Fontanas langjährigem und vielseitigem Schaffen scheint, wie Lanzi ausführt, die Bildnismalerei einen großen Teil eingenommen zu haben: „[…] die meiste Bewunderung erhielt er für sein Porträtschaffen, das in Gemäldegalerien immer noch mehr gewürdigt wird als seine anderen Kompositionen in Kirchen“ (Luigi Lanzi, Storia pittorica dell’Italia [1789], V, Florenz 1834, S. 49).

In den Jahren, in denen Bologna unter Vasaris manieristischem Einfluss stand, fand Prospero Fontana zu künstlerischer Unabhängigkeit in der Porträtkunst. Damals zog er sich von öffentlichen Aufträgen zurück und wurde für private Auftraggeber tätig.

Bolognas Aristokratie und Oberschicht wollten vom Künstler in ihrer gesellschaftlichen Stellung würdevoll verewigt werden, wobei die Pracht und Feierlichkeit höfischer Gewänder nur eingeschränkt zum Tragen kam. Das Porträt wird zur präzisen Aufzeichnung, die sowohl privaten als auch öffentlichen Charakter hat und in die Familiengeschichte Eingang findet. Fontanas Stil der Porträtmalerei ließ sich vermutlich problemlos den strengen Vorgaben der katholischen Gegenreformation anpassen, die beim Trienter Konzil mit Unterstützung von Kardinal Gabriele Paleotti zustande gekommen war. Vera Fortunati misst dem vorliegenden Bildnis in der Geschichte der Porträtkunst der frühen Gegenreformation in Bologna große Bedeutung bei und sieht seine Entstehungszeit mit aller Wahrscheinlichkeit in den späten 1570er-Jahren, als Kardinal Gabriele Paleottis Discorso intorno alle imagine sacre et profane (1582) kurz vor der Veröffentlichung stand (siehe Literatur).

Im vorliegenden Gemälde wurde die vom Bologneser Kardinal Paleotti eingeforderte „Authentizität“ gekonnt umgesetzt. Sozialer Status verbindet sich im vorliegenden Porträt mit der geforderten Natürlichkeit. Der Realismus, der auf die Kenntnis nordeuropäischer und flämischer Vorbilder schließen lässt, geht mit einer durchdringenden psychologischen Charakterisierung einher.

Die Gestaltung des Innenraums ist ausgewogen: Die Falten eines grünen Vorhangs heben sich von der braunen Wand ab, während links ein perspektivisch dargestellter Holbein-Teppich auf einem Tisch drapiert ist, auf dem sich ein Federkiel und ein Tintenfass befinden. Bedauerlicherweise ist der Brief, den der Dargestellte in der Hand hält, nicht lesbar und daher auch nicht hilfreich bei dessen Identifizierung. Der Einsatz von Licht rückt Einzelheiten in den Vordergrund: das Fell des Mantels, die Falten des grünen Vorhangs und die „nach der Natur“ gemalten Hände. Es waren dies optische Effekte, die auch die Aufmerksamkeit der jungen Carracci auf sich ziehen sollten.

Das vorliegende Gemälde ist ein hervorragendes Beispiel für die hohe Qualität der Bildnismalerei in Bologna zwischen den 1560er- und 1570er-Jahren, als Prospero Fontana eine führende Rolle spielte.

Saleroom Notice:

Wir danken Daniele Benati für die Bestätigung der Zuschreibung an Prospero Fontana nach Begutachtung des vorliegenden Bildes im Original.

21.04.2015 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 137.200,-
Schätzwert:
EUR 100.000,- bis EUR 150.000,-

Prospero Fontana

[Saleroom Notice]

(Bologna 1512–1597)
Porträt eines älteren Herren in einem Mantel mit Pelzbesatz,
Öl auf Leinwand, 113 x 97 cm, gerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Literatur:
V. Fortunati, Per la storia del ritratto a Bologna nel Cinquecento: aggiunte a Prospero Fontana e a Bartolomeo Passerotti, in: Arti a confronto. Studi in onore di Anna Maria Matteucci, Bologna 2004, S. 148, Abb. 106

In Prospero Fontanas langjährigem und vielseitigem Schaffen scheint, wie Lanzi ausführt, die Bildnismalerei einen großen Teil eingenommen zu haben: „[…] die meiste Bewunderung erhielt er für sein Porträtschaffen, das in Gemäldegalerien immer noch mehr gewürdigt wird als seine anderen Kompositionen in Kirchen“ (Luigi Lanzi, Storia pittorica dell’Italia [1789], V, Florenz 1834, S. 49).

In den Jahren, in denen Bologna unter Vasaris manieristischem Einfluss stand, fand Prospero Fontana zu künstlerischer Unabhängigkeit in der Porträtkunst. Damals zog er sich von öffentlichen Aufträgen zurück und wurde für private Auftraggeber tätig.

Bolognas Aristokratie und Oberschicht wollten vom Künstler in ihrer gesellschaftlichen Stellung würdevoll verewigt werden, wobei die Pracht und Feierlichkeit höfischer Gewänder nur eingeschränkt zum Tragen kam. Das Porträt wird zur präzisen Aufzeichnung, die sowohl privaten als auch öffentlichen Charakter hat und in die Familiengeschichte Eingang findet. Fontanas Stil der Porträtmalerei ließ sich vermutlich problemlos den strengen Vorgaben der katholischen Gegenreformation anpassen, die beim Trienter Konzil mit Unterstützung von Kardinal Gabriele Paleotti zustande gekommen war. Vera Fortunati misst dem vorliegenden Bildnis in der Geschichte der Porträtkunst der frühen Gegenreformation in Bologna große Bedeutung bei und sieht seine Entstehungszeit mit aller Wahrscheinlichkeit in den späten 1570er-Jahren, als Kardinal Gabriele Paleottis Discorso intorno alle imagine sacre et profane (1582) kurz vor der Veröffentlichung stand (siehe Literatur).

Im vorliegenden Gemälde wurde die vom Bologneser Kardinal Paleotti eingeforderte „Authentizität“ gekonnt umgesetzt. Sozialer Status verbindet sich im vorliegenden Porträt mit der geforderten Natürlichkeit. Der Realismus, der auf die Kenntnis nordeuropäischer und flämischer Vorbilder schließen lässt, geht mit einer durchdringenden psychologischen Charakterisierung einher.

Die Gestaltung des Innenraums ist ausgewogen: Die Falten eines grünen Vorhangs heben sich von der braunen Wand ab, während links ein perspektivisch dargestellter Holbein-Teppich auf einem Tisch drapiert ist, auf dem sich ein Federkiel und ein Tintenfass befinden. Bedauerlicherweise ist der Brief, den der Dargestellte in der Hand hält, nicht lesbar und daher auch nicht hilfreich bei dessen Identifizierung. Der Einsatz von Licht rückt Einzelheiten in den Vordergrund: das Fell des Mantels, die Falten des grünen Vorhangs und die „nach der Natur“ gemalten Hände. Es waren dies optische Effekte, die auch die Aufmerksamkeit der jungen Carracci auf sich ziehen sollten.

Das vorliegende Gemälde ist ein hervorragendes Beispiel für die hohe Qualität der Bildnismalerei in Bologna zwischen den 1560er- und 1570er-Jahren, als Prospero Fontana eine führende Rolle spielte.

Saleroom Notice:

Wir danken Daniele Benati für die Bestätigung der Zuschreibung an Prospero Fontana nach Begutachtung des vorliegenden Bildes im Original.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 21.04.2015 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 11.04. - 21.04.2015


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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