Lot Nr. 53 #


Jan Brueghel I.


Jan Brueghel I. - Alte Meister

(Brüssel 1568–1625 Antwerpen)
Die Rast an der Windmühle,
Öl auf Holz, 36,2 x 48,9 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion Ader, Picard, Tajan, Paris, 14. April 1989, Lot 242 (als Jan Brueghel II.);
Galerie d’Art Saint Honoré, Paris (1990);
Auktion Sotheby’s, New York, 17. Januar 1992, Lot 32 ;
Auktion Christie’s, New York, 26. Januar 2011, Lot 23

Literatur:
K. Ertz, C. Nitze-Ertz, Jan Brueghel der Ältere, Die Gemälde, Band I, Lingen 2008, S. 326, Nr. 156

Klaus Ertz schrieb in seiner Monographie zu Jan Brueghel I. über das vorliegende Gemälde: „Als Variante zur Münchener Mühlenebene von 1611 (Kat. 155) und zur im gleichen Jahr entstandenen Dresdener Mühlenebene (Kat. 163) dürfte Jan Brueghel d. Ä. auch diese bisher unbekannte Version um 1611 gemalt haben. Wie bei den anderen Mühlenebenen sind dem Maler auch hier Stimmungswerte, die sich in Hell-Dunkel-Effekten des Himmels ausdrücken und auf der Erde ihren Widerschein finden, besonders wichtig. Das Motiv des Bauern im roten Wams vorn rechts, der das Pferd auftrenst, verwandte Jan schon in der zwei Jahre früher entstandenen Komposition Rast an der Mühle (Kat. 154)“.

In einem Gutachten von 1990 zu dem hier vorliegenden Gemälde formulierte Ertz: „Der Erhaltungszustand des Gemäldes ist als ganz hervorragend zu bezeichnen. Der für Jan Brueghel d. Ä. typische Farbenaufbau in übereinanderliegenden, durchscheinenden Lasuren, die dem Dargestellten diese eigenartige Plastizität geben, ist in perfektem Zustand vorzufinden. Die unverwechselbare, juwelenhafte Farbe strahlt in einer Art und Weise, die ich nur von eigenhändigen Originalen des Meisters her kenne. Retuschen oder Übermalungen konnte ich nicht feststellen […]“. Ertz weiter: „Die Stilmerkmale, die für diesen Künstler typisch sind, können auch für dieses Gemälde in Anspruch genommen werden: der farbliche Gesamteindruck, eines der wichtigsten Kriterien bei der stilistischen Bestimmung Janscher Bilder, entspricht vollkommen dem für Brueghels ‚Weite Landschaften‘ späterer Zeit typischen Muster. Vorder-, Mittel- und Hintergrund gehen fließend ineinander über. Die Dreifarbteilung Braun-Grün-Blau und die Hintereinanderstaffelung der einzelnen Gründe früherer Bilder ist einer einheitlichen Raum- und Farbauffassung gewichen. Der Pinsel ist allerdings nach wie vor überaus feinteilig. Mit größter Akribie und technischer Brillanz spürt Jan Brueghel d. Ä. jeder einzelnen Form nach – schafft so ein technisch wie künstlerisch kaum von einem anderen Maler übertroffenes kleines Meisterstück von allerhöchster Qualität. Obwohl Jan I. das Motiv der ‚Weiten Landschaft mit Windmühlen‘ in mehreren Variationen verarbeitet hat, ist doch jedes dieser Bilder ein eigenständiges, in seiner technischen Perfektion phantastisches kleines Kunstwerk der flämischen Malerei zu Beginn des 17. Jahrhunderts.“

Zur Untermauerung der Zuschreibung und der Datierung in das Ende des ersten Jahrzehnts des 17. Jahrhunderts vergleicht Ertz das vorliegende Gemälde mit folgenden gesicherten Werken Jan Brueghels des Älteren:

1. Landstraße mit Mühlen (Palazzo Spada, Rom, Inv. Nr. 138, signiert und datiert 1607);
2. Mühlenebene (Staatliches Museum, Schwerin, Inv. Nr. G 23, um 1607);
3. Windmühlen auf weiter Ebene (Alte Pinakothek, München, Inv. Nr. 1892, signiert und datiert 1611);
4. Windmühlen auf weiter Ebene (Gemäldegalerie, Dresden, Inv. Nr. 886, Kriegsverlust, signiert und datiert 1611)

Noch einmal Klaus Ertz: „Alle hier genannten Bilder gehören mit dem zu begutachtenden dem Landschaftstyp der ‚Weiten Landschaften‘ an. Das Auge des Betrachters durchstreift das Bild in seiner ganzen Darstellung, ohne ‚hängenzubleiben‘. Die Waagerechte dominiert vor der Senkrechten, es existiert nur noch die Unterteilung in ‚Himmel und Erde‘. Diese Gemälde stehen als Flachlandschaften reiner Ausprägung vor uns, die später in den Niederlanden in den monochromen Flachlandschaften eines Jan van Goyen oder eines Salomon van Ruysdael gipfeln. Somit ist Jan Brueghel d. Ä. auch in solch kleinen, aber für die Entwicklung der Landschaftsmalerei äußerst wichtigen Bildern der eigentliche Schöpfer der Flachlandschaft. Darin liegt seine Bedeutung für die Kunstgeschichte und die des zu begutachtenden Gemäldes“.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

21.04.2015 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 523.446,-
Schätzwert:
EUR 300.000,- bis EUR 500.000,-

Jan Brueghel I.


(Brüssel 1568–1625 Antwerpen)
Die Rast an der Windmühle,
Öl auf Holz, 36,2 x 48,9 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion Ader, Picard, Tajan, Paris, 14. April 1989, Lot 242 (als Jan Brueghel II.);
Galerie d’Art Saint Honoré, Paris (1990);
Auktion Sotheby’s, New York, 17. Januar 1992, Lot 32 ;
Auktion Christie’s, New York, 26. Januar 2011, Lot 23

Literatur:
K. Ertz, C. Nitze-Ertz, Jan Brueghel der Ältere, Die Gemälde, Band I, Lingen 2008, S. 326, Nr. 156

Klaus Ertz schrieb in seiner Monographie zu Jan Brueghel I. über das vorliegende Gemälde: „Als Variante zur Münchener Mühlenebene von 1611 (Kat. 155) und zur im gleichen Jahr entstandenen Dresdener Mühlenebene (Kat. 163) dürfte Jan Brueghel d. Ä. auch diese bisher unbekannte Version um 1611 gemalt haben. Wie bei den anderen Mühlenebenen sind dem Maler auch hier Stimmungswerte, die sich in Hell-Dunkel-Effekten des Himmels ausdrücken und auf der Erde ihren Widerschein finden, besonders wichtig. Das Motiv des Bauern im roten Wams vorn rechts, der das Pferd auftrenst, verwandte Jan schon in der zwei Jahre früher entstandenen Komposition Rast an der Mühle (Kat. 154)“.

In einem Gutachten von 1990 zu dem hier vorliegenden Gemälde formulierte Ertz: „Der Erhaltungszustand des Gemäldes ist als ganz hervorragend zu bezeichnen. Der für Jan Brueghel d. Ä. typische Farbenaufbau in übereinanderliegenden, durchscheinenden Lasuren, die dem Dargestellten diese eigenartige Plastizität geben, ist in perfektem Zustand vorzufinden. Die unverwechselbare, juwelenhafte Farbe strahlt in einer Art und Weise, die ich nur von eigenhändigen Originalen des Meisters her kenne. Retuschen oder Übermalungen konnte ich nicht feststellen […]“. Ertz weiter: „Die Stilmerkmale, die für diesen Künstler typisch sind, können auch für dieses Gemälde in Anspruch genommen werden: der farbliche Gesamteindruck, eines der wichtigsten Kriterien bei der stilistischen Bestimmung Janscher Bilder, entspricht vollkommen dem für Brueghels ‚Weite Landschaften‘ späterer Zeit typischen Muster. Vorder-, Mittel- und Hintergrund gehen fließend ineinander über. Die Dreifarbteilung Braun-Grün-Blau und die Hintereinanderstaffelung der einzelnen Gründe früherer Bilder ist einer einheitlichen Raum- und Farbauffassung gewichen. Der Pinsel ist allerdings nach wie vor überaus feinteilig. Mit größter Akribie und technischer Brillanz spürt Jan Brueghel d. Ä. jeder einzelnen Form nach – schafft so ein technisch wie künstlerisch kaum von einem anderen Maler übertroffenes kleines Meisterstück von allerhöchster Qualität. Obwohl Jan I. das Motiv der ‚Weiten Landschaft mit Windmühlen‘ in mehreren Variationen verarbeitet hat, ist doch jedes dieser Bilder ein eigenständiges, in seiner technischen Perfektion phantastisches kleines Kunstwerk der flämischen Malerei zu Beginn des 17. Jahrhunderts.“

Zur Untermauerung der Zuschreibung und der Datierung in das Ende des ersten Jahrzehnts des 17. Jahrhunderts vergleicht Ertz das vorliegende Gemälde mit folgenden gesicherten Werken Jan Brueghels des Älteren:

1. Landstraße mit Mühlen (Palazzo Spada, Rom, Inv. Nr. 138, signiert und datiert 1607);
2. Mühlenebene (Staatliches Museum, Schwerin, Inv. Nr. G 23, um 1607);
3. Windmühlen auf weiter Ebene (Alte Pinakothek, München, Inv. Nr. 1892, signiert und datiert 1611);
4. Windmühlen auf weiter Ebene (Gemäldegalerie, Dresden, Inv. Nr. 886, Kriegsverlust, signiert und datiert 1611)

Noch einmal Klaus Ertz: „Alle hier genannten Bilder gehören mit dem zu begutachtenden dem Landschaftstyp der ‚Weiten Landschaften‘ an. Das Auge des Betrachters durchstreift das Bild in seiner ganzen Darstellung, ohne ‚hängenzubleiben‘. Die Waagerechte dominiert vor der Senkrechten, es existiert nur noch die Unterteilung in ‚Himmel und Erde‘. Diese Gemälde stehen als Flachlandschaften reiner Ausprägung vor uns, die später in den Niederlanden in den monochromen Flachlandschaften eines Jan van Goyen oder eines Salomon van Ruysdael gipfeln. Somit ist Jan Brueghel d. Ä. auch in solch kleinen, aber für die Entwicklung der Landschaftsmalerei äußerst wichtigen Bildern der eigentliche Schöpfer der Flachlandschaft. Darin liegt seine Bedeutung für die Kunstgeschichte und die des zu begutachtenden Gemäldes“.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 21.04.2015 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 11.04. - 21.04.2015


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

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