Lot Nr. 23


Antonio Maria Vassallo - ein Paar (2)


Antonio Maria Vassallo - ein Paar (2) - Alte Meister

(Genua 1617/18–1660 Mailand)
Stillleben mit einem Hund; Stillleben mit einem Fasan, einer Gans und einem Pfau,
Öl auf Leinwand, je 105 x 158,5 cm, gerahmt (2)

Wir danken Anna Orlando, die die Zuschreibung nach Prüfung des Gemäldes im Original bestätigt hat, für die Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

Das Oeuvre von Anton Maria Vassallo, „dem flämischsten aller Genueser“, gleicht einem Kaleidoskop kleiner Details des alltäglichen Lebens, in dem Protagonisten wie Hunde, Katzen, Vögel und Affen Kompositionen aus Früchten, Gemüse und Gegenständen beleben. Vassallo orientierte sich am Beispiel der in Genua tätigen flämischen Maler wie Jan Roos, Giacomo Legi und Pieter Boel und war führend bei der Herausbildung eines Geschmacks und eines Genres, das als „bewegtes flämisch-genuesisches Stillleben“ bezeichnet wird (siehe A. Orlando, Pittura fiammingo-genovese. Nature morte, ritratti, paesaggi dei Seicento e primo Settecento. Ritrovamenti dal collezionismo privato, Allemandi, Turin 2012, S. 160–175, mit vorangegangener Literatur).

Das vorliegende Gemäldepaar ist mit seiner hohen Qualität in der Wiedergabe von Details und der geglückten Gesamtkomposition ein hervorragendes Beispiel gerade dieses Aspekts in Vassallos Schaffen. Zudem war er auch ein talentierter Porträtist und Maler religiöser, biblischer und mythologischer Szenen, doch stellen seine Stillleben seinen bedeutsamsten Beitrag zur Kunstgeschichte dar.

Eine Reihe bekannter Gemälde lässt sich mit den vorliegenden Werken vergleichen. Einige sind im Format und im Reichtum sowie in der Lebendigkeit des Bildinhalts sehr ähnlich, etwa das Bild Tisch mit Pasteten neben einer Quelle (A. Orlando ebd., 2012, S. 169) und das Bewegte Stillleben in einer dänischen Sammlung (A. Orlando ebd., S. 170). In anderen Werken, die in der Größe ebenfalls vergleichbar sind, finden sich nahezu identische Elemente, etwa der weiße Truthahn in dem möglicherweise beschnittenen Bild Katze im Hühnerstall in einer Privatsammlung in Novi Ligure (A. Orlando, Anton Maria Vassallo, Genua 1999, S. 96–96) oder der Pfau in Stillleben mit Papagei, Pfau und anderen Tieren mit unbekanntem Aufbewahrungsort (A. Orlando ebd., 2012, Abb. 87, S. 170). Doch derartige Bildelemente, die sich in diesen und anderen Werken sowie im vorliegenden Gemäldepaar wiederfinden, sind zahlreich. Da der Künstler die Angewohnheit hatte, sie in unterschiedlichen Kompositionen jeweils neu anzuordnen, bilden sie eine Art Collage eines Motivvorrats. Doch wann immer sie auftauchen, erwecken sie den Eindruck, als wären sie nach der Natur gemalt.

Ein Detail in einem dieser beiden Gemälde ist von besonderem Interesse und liefert einen wichtigen Hinweis auf die hochrangige Stellung des Auftraggebers, für die auch die hohe Qualität der beiden Werke spricht. Ein Hund, der unter dem Blick des Malers wie durch Zauberhand zum Stillstand gekommen scheint, läuft durchs Bild. Er trägt ein ungewöhnliches Halsband, das nahezu in der Bildmitte erscheint. Auf einem roten Band sind zumindest drei Buchstaben deutlich erkennbar: „…VLA“. Dann ist da noch ein Wappen mit den Buchstaben „GI…“. Das Wappen ist jenes der Familie Spinola, was die Lettern „VLA“ erklärt: Sie stehen für „Spinula“, die lateinische Version des Namens einer bekannten Genueser Adelsfamilie. Die Buchstaben „GI“ neben dem Wappen beziehen sich vermutlich auf den Anfang des Namens „Gio.“ für Giovanni. Dieser wurde in vielen Adelsfamilien oft den anderen Vornamen vorangestellt, etwa bei Gio. Stefano, Gio. Andrea oder Gio. Francesco. Vor allem gilt dies für Gio. Battista, einem sehr häufigen Namen für Johannes den Täufer (Giovanni Battista), den Schutzpatron der Stadt.

Derzeit ist es schwer zu sagen, für welches Mitglied der Familie Spinola diese beiden hervorragenden Werke gemalt wurden. Sie tauchen in keinem der bekannten Inventarverzeichnisse der Werke des Künstlers auf (siehe A. Orlando ebd., 1999, S. 149–141). Dass er tatsächlich für die Familie Spinola gearbeitet hat, wird jedoch durch die Existenz eines anderen Gemäldes bewiesen, in dem das Wappen präsent ist (A. Orlando, Nature morte di Anton Maria Vassallo, in: Proporzioni, I/2000, Taf. 207).

21.04.2015 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 56.250,-
Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

Antonio Maria Vassallo - ein Paar (2)


(Genua 1617/18–1660 Mailand)
Stillleben mit einem Hund; Stillleben mit einem Fasan, einer Gans und einem Pfau,
Öl auf Leinwand, je 105 x 158,5 cm, gerahmt (2)

Wir danken Anna Orlando, die die Zuschreibung nach Prüfung des Gemäldes im Original bestätigt hat, für die Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

Das Oeuvre von Anton Maria Vassallo, „dem flämischsten aller Genueser“, gleicht einem Kaleidoskop kleiner Details des alltäglichen Lebens, in dem Protagonisten wie Hunde, Katzen, Vögel und Affen Kompositionen aus Früchten, Gemüse und Gegenständen beleben. Vassallo orientierte sich am Beispiel der in Genua tätigen flämischen Maler wie Jan Roos, Giacomo Legi und Pieter Boel und war führend bei der Herausbildung eines Geschmacks und eines Genres, das als „bewegtes flämisch-genuesisches Stillleben“ bezeichnet wird (siehe A. Orlando, Pittura fiammingo-genovese. Nature morte, ritratti, paesaggi dei Seicento e primo Settecento. Ritrovamenti dal collezionismo privato, Allemandi, Turin 2012, S. 160–175, mit vorangegangener Literatur).

Das vorliegende Gemäldepaar ist mit seiner hohen Qualität in der Wiedergabe von Details und der geglückten Gesamtkomposition ein hervorragendes Beispiel gerade dieses Aspekts in Vassallos Schaffen. Zudem war er auch ein talentierter Porträtist und Maler religiöser, biblischer und mythologischer Szenen, doch stellen seine Stillleben seinen bedeutsamsten Beitrag zur Kunstgeschichte dar.

Eine Reihe bekannter Gemälde lässt sich mit den vorliegenden Werken vergleichen. Einige sind im Format und im Reichtum sowie in der Lebendigkeit des Bildinhalts sehr ähnlich, etwa das Bild Tisch mit Pasteten neben einer Quelle (A. Orlando ebd., 2012, S. 169) und das Bewegte Stillleben in einer dänischen Sammlung (A. Orlando ebd., S. 170). In anderen Werken, die in der Größe ebenfalls vergleichbar sind, finden sich nahezu identische Elemente, etwa der weiße Truthahn in dem möglicherweise beschnittenen Bild Katze im Hühnerstall in einer Privatsammlung in Novi Ligure (A. Orlando, Anton Maria Vassallo, Genua 1999, S. 96–96) oder der Pfau in Stillleben mit Papagei, Pfau und anderen Tieren mit unbekanntem Aufbewahrungsort (A. Orlando ebd., 2012, Abb. 87, S. 170). Doch derartige Bildelemente, die sich in diesen und anderen Werken sowie im vorliegenden Gemäldepaar wiederfinden, sind zahlreich. Da der Künstler die Angewohnheit hatte, sie in unterschiedlichen Kompositionen jeweils neu anzuordnen, bilden sie eine Art Collage eines Motivvorrats. Doch wann immer sie auftauchen, erwecken sie den Eindruck, als wären sie nach der Natur gemalt.

Ein Detail in einem dieser beiden Gemälde ist von besonderem Interesse und liefert einen wichtigen Hinweis auf die hochrangige Stellung des Auftraggebers, für die auch die hohe Qualität der beiden Werke spricht. Ein Hund, der unter dem Blick des Malers wie durch Zauberhand zum Stillstand gekommen scheint, läuft durchs Bild. Er trägt ein ungewöhnliches Halsband, das nahezu in der Bildmitte erscheint. Auf einem roten Band sind zumindest drei Buchstaben deutlich erkennbar: „…VLA“. Dann ist da noch ein Wappen mit den Buchstaben „GI…“. Das Wappen ist jenes der Familie Spinola, was die Lettern „VLA“ erklärt: Sie stehen für „Spinula“, die lateinische Version des Namens einer bekannten Genueser Adelsfamilie. Die Buchstaben „GI“ neben dem Wappen beziehen sich vermutlich auf den Anfang des Namens „Gio.“ für Giovanni. Dieser wurde in vielen Adelsfamilien oft den anderen Vornamen vorangestellt, etwa bei Gio. Stefano, Gio. Andrea oder Gio. Francesco. Vor allem gilt dies für Gio. Battista, einem sehr häufigen Namen für Johannes den Täufer (Giovanni Battista), den Schutzpatron der Stadt.

Derzeit ist es schwer zu sagen, für welches Mitglied der Familie Spinola diese beiden hervorragenden Werke gemalt wurden. Sie tauchen in keinem der bekannten Inventarverzeichnisse der Werke des Künstlers auf (siehe A. Orlando ebd., 1999, S. 149–141). Dass er tatsächlich für die Familie Spinola gearbeitet hat, wird jedoch durch die Existenz eines anderen Gemäldes bewiesen, in dem das Wappen präsent ist (A. Orlando, Nature morte di Anton Maria Vassallo, in: Proporzioni, I/2000, Taf. 207).


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 21.04.2015 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 11.04. - 21.04.2015


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.

Warum bei myDOROTHEUM registrieren?

Die kostenlose Registrierung bei myDOROTHEUM ermöglicht Ihnen die komplette Nutzung folgender Funktionen:

Katalog Benachrichtigungen sobald ein neuer Auktionskatalog online ist.
Auktionstermin Erinnerung zwei Tage vor Auktionsbeginn.
Mitbieten Bieten Sie auf Ihre Lieblingsstücke und ersteigern Sie neue Meisterwerke!
Suchservice Sie suchen nach einem bestimmten Künstler oder einer bestimmten Marke? Speichern Sie Ihre Suche ab und werden Sie automatisch informiert, sobald diese in einer Auktion angeboten werden!