(Antwerpen um 1519–1570)
Bildnis eines bärtigen Mannes,
Öl auf Holz, 85 x 73,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Sir Audley Dallas Neeld (1849–1941);
Sam Burton Antiques, Cleveland, Ohio;
1954 Sammlung Dr. Paul J. Vignos (1919–2010), Hunting Valley, Ohio;
dessen Nachlassauktion Leslie Hindman, Chicago, 2. November 2010, Lot 41 (als Adriaen Thomasz Key);
Leslie Hindman, Chicago, 2. Mai 2012, Lot 420 (als Manner of Adriaen Thomasz Key);
Europäische Privatsammlung

Wir danken Carl van de Velde, der das Gemälde nach Begutachtung im Original als eigenhändige Arbeit von Frans Floris bestätigt hat.

Das vorliegende Portrait zeigt einen bärtigen Mann im Dreiviertel-Profil, der seinen linken Arm selbstbewusst in die Hüfte stützt und mit der auf einem Tischchen aufliegenden Rechten ein Taschentuch - ein für ein männliches Bildnis ausgesprochen ungewöhnliches Motiv - umfasst.

Das Bild galt in der Sammlung von Sir Audley Neeld als Werk von Anthonis Mor und wurde zuletzt dem Umkreis von Adriaen Thomasz. Key zugeordnet (siehe auch Provenienz). Allerdings stehen die freie und dynamische Malweise und das Kolorit des Porträts den Bildnissen des Antwerpener Romanisten Frans Floris näher als jenen von Mor und Key. Zu nennen sind dabei insbesondere vergleichbar frei gemalte Floris-Porträts wie der Mann mit Schwert in Kassel (Schloss Wilhelmshöhe), das Bildnis eines Gildenknappen in Wien (Kunsthistorisches Museum) und das signierte Bildnis eines Falkenjägers (Braunschweig, Herzog Anton Ulrich-Museum).

Einem Etikett auf der Rückseite zufolge sei das Gemälde in der Sammlung von Sir Audley Neeld 1567 datiert gewesen. Wenngleich keine entsprechende Bezeichnung auszumachen ist, so ist doch eine Datierung in die 1560er Jahre durchaus plausibel. Zunächst deutet das Kostüm des dargestellten Mannes auf eine Entstehung um diese Zeit hin: so trägt etwa Frans Pourbus 1564 datierter Mann mit Stirnnarbe (Kunsthistorisches Museum Wien) dieselbe Halskrause. Überhaupt handelt es sich bei der halbfigurigen Konzeption des Bildes um einen (ursprünglich freilich auf italienische Vorbilder wie insbesondere Tizian rekurrierenden) Porträttypus, der ab der Mitte des Jahrhunderts auch in den Niederlanden populär wurde und dessen sich neben Anthonis Mor und Willem Key auch Frans Floris mehrfach bediente. Hingewiesen sei dabei insbesondere auf das bereits erwähnte, 1558 datierte Bildnis eines Falkenjägers, das dem vorliegenden Porträt auch in Bezug auf das Aussehen des dargestellten Mannes nahe steht.

Wir danken Björn Blauensteiner für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.