Lot Nr. 2


Domenico di Francesco, gen. Domenico di Michelino


Domenico di Francesco, gen. Domenico di Michelino - Alte Meister

(Florenz 1417–1491)
Der heilige Sebastian als Ritter,
Tempera auf Holz auf Goldgrund, 51,5 x 12,6 cm, integrierter Rahmen

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Wir danken Filippo Todini, der die Zuschreibung vorgeschlagen hat.

Das vorliegende Gemälde zeigt den heiligen Sebastian im Einklang mit einer aus dem Mittelalter stammenden Bildtradition als Ritter. Diese Ikonografie ist im 15. Jahrhundert seltener als die übliche Darstellung des Heiligen als junger Mann mit entblößter Brust, der an einen Baum gebunden ist und von Pfeilen durchbohrt wird. Der Heilige ist hier stehend wiedergegeben und trägt ein elegantes grünes, in der Leibesmitte von einem Gürtel zusammengehaltenes Gewand, einen mit Eichhörnchenfell gefütterten rosafarbenen Mantel, weiße Lederhandschuhe und rote Stiefel. Mit seinen Händen hält er drei Pfeile und die Märtyrerpalme umfasst. Die Länge der Tafel weist darauf hin, dass sie vermutlich einst als Seitentafel eines Altars von beträchtlichen Ausmaßen diente.

Das von hoher Qualität zeugende und sorgfältig ausgeführte Gemälde kann mit Sicherheit Domenico di Michelino zugeschrieben und seiner frühen Schaffenszeit bald nach 1450 zugeordnet werden. Es handelt sich um jene Zeit im Schaffen des Florentiner Meisters, als er nach seiner Ausbildung in der Werkstatt Fra’ Angelicos, als dessen Schüler er von Vasari erwähnt wird (siehe G. Vasari, Lives, 1568, übersetzt von G. C. de Vere, Bd. III, London 1912, S. 36), und seiner Zusammenarbeit mit Zanobi Strozzi unter den Einfluss Filippo Lippis und Pesellinos geriet und einen sehr persönlichen und ausgesprochen dekorativen Stil entwickelte, mit dem er über die Jahre großen Erfolg hatte und der von wichtigen Auftraggebern geschätzt wurde (siehe A. M. Ciaranfi, Domenico di Michelino, in: Dedalo, VI (1925/26), S. 522–537; L. Collobri Ragghianti, Domenico di Michelino, in: Critica d’Arte, VIII–IX (1949/50), S. 363–378).

Die Präzision der Zeichnung, die bei der Festlegung der Gesichtszüge zum Einsatz kommende breite Pinselführung und die helle, lichterfüllte Farbpalette sind typisch für Domenico di Michelino, wie auch seine zwischen 1449 und 1454 entstandenen Fresken in der San-Leonardo-Kapelle in Santa Maria in Peretola bei Florenz belegen. Noch größere Ähnlichkeiten gibt es mit Tafelbildern, etwa dem Altarbild Die Madonna auf einem Thron mit sechs Heiligen in der Alten Pinakothek in München (WAF 1086) von 1458, der Madonna mit Kind auf einem Thron mit den Heiligen Antonius Abbas, Johannes dem Täufer, Margarete, Jakobus, Petrus und Maria Magdalena im Museo della Basilica di Santa Maria delle Grazie in San Giovanni Valdarno (ursprünglich entstanden für Santa Margherita dei Cerchi in Florenz), dem fragmentarisch erhaltenen Gemälde Stehende Madonna mit Kind und Johannes dem Täufer, dem Erzengel Michael, dem heiligen Christophorus und einem heiligen Bischof im National Museum of Fine Arts in Valletta (Malta) und zum Teil auch mit der späteren Madonna auf einem Thron mit Johannes dem Evangelisten und den Heiligen Cosmas, Damian und Thomas in der Chellini-Kapelle in San Domenico in San Miniato, die 1461 von Giovanni Chellini beauftragt wurde (siehe A. Bernacchioni, Committenti Sanminiatesi nell’attività di Domenico di Michelino, in: Bollettino dell’Accademia degli Euteleti, 57 (1990), S. 5–14).

Die ausgesprochen „höfische“ und profane Anmutung der Darstellung des heiligen Sebastians – eine Art Evokation des Spätgotischen, die hier in den Florentiner Realismus des frühen Quattrocento übertragen wurde – verrät auch eine singuläre Affinität im Geschmack zum Stil Benozzo Gozzolis, speziell zu dessen berühmtem Fresko mit der Prozession der Heiligen Drei Könige in der Kapelle im Palazzo Medici in Florenz, das der Künstler 1459/60 für Cosimo den Älteren und Piero de’ Medici ausführte.

Wir danken Filippo Todini für die Katalogisierung des vorliegenden Lots.

21.04.2015 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 32.500,-
Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

Domenico di Francesco, gen. Domenico di Michelino


(Florenz 1417–1491)
Der heilige Sebastian als Ritter,
Tempera auf Holz auf Goldgrund, 51,5 x 12,6 cm, integrierter Rahmen

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Wir danken Filippo Todini, der die Zuschreibung vorgeschlagen hat.

Das vorliegende Gemälde zeigt den heiligen Sebastian im Einklang mit einer aus dem Mittelalter stammenden Bildtradition als Ritter. Diese Ikonografie ist im 15. Jahrhundert seltener als die übliche Darstellung des Heiligen als junger Mann mit entblößter Brust, der an einen Baum gebunden ist und von Pfeilen durchbohrt wird. Der Heilige ist hier stehend wiedergegeben und trägt ein elegantes grünes, in der Leibesmitte von einem Gürtel zusammengehaltenes Gewand, einen mit Eichhörnchenfell gefütterten rosafarbenen Mantel, weiße Lederhandschuhe und rote Stiefel. Mit seinen Händen hält er drei Pfeile und die Märtyrerpalme umfasst. Die Länge der Tafel weist darauf hin, dass sie vermutlich einst als Seitentafel eines Altars von beträchtlichen Ausmaßen diente.

Das von hoher Qualität zeugende und sorgfältig ausgeführte Gemälde kann mit Sicherheit Domenico di Michelino zugeschrieben und seiner frühen Schaffenszeit bald nach 1450 zugeordnet werden. Es handelt sich um jene Zeit im Schaffen des Florentiner Meisters, als er nach seiner Ausbildung in der Werkstatt Fra’ Angelicos, als dessen Schüler er von Vasari erwähnt wird (siehe G. Vasari, Lives, 1568, übersetzt von G. C. de Vere, Bd. III, London 1912, S. 36), und seiner Zusammenarbeit mit Zanobi Strozzi unter den Einfluss Filippo Lippis und Pesellinos geriet und einen sehr persönlichen und ausgesprochen dekorativen Stil entwickelte, mit dem er über die Jahre großen Erfolg hatte und der von wichtigen Auftraggebern geschätzt wurde (siehe A. M. Ciaranfi, Domenico di Michelino, in: Dedalo, VI (1925/26), S. 522–537; L. Collobri Ragghianti, Domenico di Michelino, in: Critica d’Arte, VIII–IX (1949/50), S. 363–378).

Die Präzision der Zeichnung, die bei der Festlegung der Gesichtszüge zum Einsatz kommende breite Pinselführung und die helle, lichterfüllte Farbpalette sind typisch für Domenico di Michelino, wie auch seine zwischen 1449 und 1454 entstandenen Fresken in der San-Leonardo-Kapelle in Santa Maria in Peretola bei Florenz belegen. Noch größere Ähnlichkeiten gibt es mit Tafelbildern, etwa dem Altarbild Die Madonna auf einem Thron mit sechs Heiligen in der Alten Pinakothek in München (WAF 1086) von 1458, der Madonna mit Kind auf einem Thron mit den Heiligen Antonius Abbas, Johannes dem Täufer, Margarete, Jakobus, Petrus und Maria Magdalena im Museo della Basilica di Santa Maria delle Grazie in San Giovanni Valdarno (ursprünglich entstanden für Santa Margherita dei Cerchi in Florenz), dem fragmentarisch erhaltenen Gemälde Stehende Madonna mit Kind und Johannes dem Täufer, dem Erzengel Michael, dem heiligen Christophorus und einem heiligen Bischof im National Museum of Fine Arts in Valletta (Malta) und zum Teil auch mit der späteren Madonna auf einem Thron mit Johannes dem Evangelisten und den Heiligen Cosmas, Damian und Thomas in der Chellini-Kapelle in San Domenico in San Miniato, die 1461 von Giovanni Chellini beauftragt wurde (siehe A. Bernacchioni, Committenti Sanminiatesi nell’attività di Domenico di Michelino, in: Bollettino dell’Accademia degli Euteleti, 57 (1990), S. 5–14).

Die ausgesprochen „höfische“ und profane Anmutung der Darstellung des heiligen Sebastians – eine Art Evokation des Spätgotischen, die hier in den Florentiner Realismus des frühen Quattrocento übertragen wurde – verrät auch eine singuläre Affinität im Geschmack zum Stil Benozzo Gozzolis, speziell zu dessen berühmtem Fresko mit der Prozession der Heiligen Drei Könige in der Kapelle im Palazzo Medici in Florenz, das der Künstler 1459/60 für Cosimo den Älteren und Piero de’ Medici ausführte.

Wir danken Filippo Todini für die Katalogisierung des vorliegenden Lots.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 21.04.2015 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 11.04. - 21.04.2015


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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