Lot Nr. 1


Meister der Altäre von Schnait und Stetten


Meister der Altäre von Schnait und Stetten - Alte Meister

(tätig im neckarschwäbischen Raum um 1490/95)
Die Geburt Christi,
Öl auf Holz, 100 x 92 cm, gerahmt

Provenienz:
1971 bei Anna Maria Neri, Prato, auf der Mostra Internazionale del Antiquariato im Palazzo Strozzi, Florenz, erworben;
Europäische Privatsammlung

Dem Gemälde liegt ein schriftliches Gutachten von Bernd Konrad bei (Februar 2015).

Die hier vorliegende Tafel, die zum Teil auf Kupferstichen Martin Schongauers basiert, wurde 1971 als Werk eines „Meisters von Freiburg“ erworben. Mit diesem, in der Kunstwissenschaft nicht existierenden Notnamen, war vermutlich ein Künstler aus dem schweizerischen Fribourg gemeint. Mit dem dort im späten 15. Jahrhundert tätigen „Nelkenmeister“ und dessen Werkstatt hat das Bild allerdings nichts zu tun. Auch mit Künstlern aus dem oberrheinischen Raum zwischen Freiburg und Straßburg gibt es keine Gemeinsamkeiten.

Bernd Konrad schreibt in seinem Gutachten: „Aus der Verwendung der Kupferstiche lässt sich an sich kein Rückschluss auf die lokale Einordnung der Tafel ziehen. Kupferstiche von Schongauer haben überall in Europa als Vorlagen gedient. Der Maler wird jeweils Einzelheiten seinem anatomischen Stil angepasst haben. So sind die Kopfformen bei Schongauers Marien rundlicher, weicher und somit weniger länglich. Die Anatomie des Gesichtes von Josef ist sogar gänzlich verschieden. Hier kommt, ohne allerdings letzte Gewissheit zu bieten, eher der Stil eines schwäbischen Meisters in den Blick: es ist der im Neckarschwäbischen (nördlich von Stuttgart) beheimatete ‘Meister der Altäre von Schnait und Stetten‘. Zum Vergleich soll die Darstellung der Mantelspende des heiligen Martin im Braith-Mali Museum von Biberach herangezogen werden. Er weist dasselbe längliche Gesicht auf wie Josef auf der Geburtstafel. Dass bei einer Geburt Christi desselben Malers das Kind ebenfalls von Engelchen umspielt auf dem Gewandzipfel platziert wurde, spricht ebenso für die Annäherung an diesen Werkstattbereich. Der Name ‚Meister der Altäre von Schnait und Stetten‘ steht ganz sicher für eine Werkstatt, die in sehr qualitätvoller Weise das Gebiet nördlich von Stuttgart bis östlich Richtung Ulm bedient hatte“.

Alfred Stange, der große Kenner der deutschen spätgotischen Malerei, schrieb über den Meister: „Der Maler war ein Schüler des Meisters des Ehninger Altars und dürfte in Stuttgart ansässig gewesen sein. Gesicherte Werke sind 1488 und 1497 datiert. Mit der niederländischen Kunst verbindet ihn die feinfühlige Formgestaltung. Um Schongauers Wirken, an dessen Stiche er anknüpft, wusste er genau Bescheid. Seine Phantasie übertraf die des Meisters des Ehninger Altars bei weitem“ (zit. nach A. Stange, Die deutschen Tafelbilder vor Dürer, Kritisches Verzeichnis, Band II, München 1970, S. 235, Anm. 2).

Vergleichbare Tafelbilder des „Meisters der Altäre von Schnait und Stetten“ befinden sich im Württembergischen Landesmuseum in Stuttgart (Verkündigung, datiert 1488), in der Walters Art Gallery in Boston (Christus vor dem Hohen Priester), in der St. Veitskapelle in Mühlhausen bei Stuttgart (Christus und die zwölf Apostel) und in der Kirche von Stetten im Remstal (Die Geburt Christi).

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

21.04.2015 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 47.500,-
Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 25.000,-

Meister der Altäre von Schnait und Stetten


(tätig im neckarschwäbischen Raum um 1490/95)
Die Geburt Christi,
Öl auf Holz, 100 x 92 cm, gerahmt

Provenienz:
1971 bei Anna Maria Neri, Prato, auf der Mostra Internazionale del Antiquariato im Palazzo Strozzi, Florenz, erworben;
Europäische Privatsammlung

Dem Gemälde liegt ein schriftliches Gutachten von Bernd Konrad bei (Februar 2015).

Die hier vorliegende Tafel, die zum Teil auf Kupferstichen Martin Schongauers basiert, wurde 1971 als Werk eines „Meisters von Freiburg“ erworben. Mit diesem, in der Kunstwissenschaft nicht existierenden Notnamen, war vermutlich ein Künstler aus dem schweizerischen Fribourg gemeint. Mit dem dort im späten 15. Jahrhundert tätigen „Nelkenmeister“ und dessen Werkstatt hat das Bild allerdings nichts zu tun. Auch mit Künstlern aus dem oberrheinischen Raum zwischen Freiburg und Straßburg gibt es keine Gemeinsamkeiten.

Bernd Konrad schreibt in seinem Gutachten: „Aus der Verwendung der Kupferstiche lässt sich an sich kein Rückschluss auf die lokale Einordnung der Tafel ziehen. Kupferstiche von Schongauer haben überall in Europa als Vorlagen gedient. Der Maler wird jeweils Einzelheiten seinem anatomischen Stil angepasst haben. So sind die Kopfformen bei Schongauers Marien rundlicher, weicher und somit weniger länglich. Die Anatomie des Gesichtes von Josef ist sogar gänzlich verschieden. Hier kommt, ohne allerdings letzte Gewissheit zu bieten, eher der Stil eines schwäbischen Meisters in den Blick: es ist der im Neckarschwäbischen (nördlich von Stuttgart) beheimatete ‘Meister der Altäre von Schnait und Stetten‘. Zum Vergleich soll die Darstellung der Mantelspende des heiligen Martin im Braith-Mali Museum von Biberach herangezogen werden. Er weist dasselbe längliche Gesicht auf wie Josef auf der Geburtstafel. Dass bei einer Geburt Christi desselben Malers das Kind ebenfalls von Engelchen umspielt auf dem Gewandzipfel platziert wurde, spricht ebenso für die Annäherung an diesen Werkstattbereich. Der Name ‚Meister der Altäre von Schnait und Stetten‘ steht ganz sicher für eine Werkstatt, die in sehr qualitätvoller Weise das Gebiet nördlich von Stuttgart bis östlich Richtung Ulm bedient hatte“.

Alfred Stange, der große Kenner der deutschen spätgotischen Malerei, schrieb über den Meister: „Der Maler war ein Schüler des Meisters des Ehninger Altars und dürfte in Stuttgart ansässig gewesen sein. Gesicherte Werke sind 1488 und 1497 datiert. Mit der niederländischen Kunst verbindet ihn die feinfühlige Formgestaltung. Um Schongauers Wirken, an dessen Stiche er anknüpft, wusste er genau Bescheid. Seine Phantasie übertraf die des Meisters des Ehninger Altars bei weitem“ (zit. nach A. Stange, Die deutschen Tafelbilder vor Dürer, Kritisches Verzeichnis, Band II, München 1970, S. 235, Anm. 2).

Vergleichbare Tafelbilder des „Meisters der Altäre von Schnait und Stetten“ befinden sich im Württembergischen Landesmuseum in Stuttgart (Verkündigung, datiert 1488), in der Walters Art Gallery in Boston (Christus vor dem Hohen Priester), in der St. Veitskapelle in Mühlhausen bei Stuttgart (Christus und die zwölf Apostel) und in der Kirche von Stetten im Remstal (Die Geburt Christi).

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 21.04.2015 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 11.04. - 21.04.2015


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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