Lot Nr. 1141


Hans Makart


Hans Makart - Gemälde des 19. Jahrhunderts

(Salzburg 1840–1884 Wien)
Portrait Henriette von Mankiewicz, um 1877/78, Öl auf Holz, 105 x 77,5 cm, gerahmt, (Rei)

Verzeichnet und abgebildet in:
Emmerich Ranzoni, Makarts Werke, Heliogravuren nach den Original Gemälden, P. Bayer, Dresden 1889, Abb. 44; Gerbert Frodl, Hans Makart, Monographie und Werkverzeichnis, Residenz Verlag, Salzburg 1974, S. 367, Nr. 306, Abb. 74; Gerbert Frodl, Hans Makart, Werkverzeichnis der Gemälde, Verlag der Bibliothek der Provinz, Belvedere, Wien 2013, S. 204, Nr. 360.

Provenienz:
Nachlaßauktion Hans Makart, H. O. Miethke, Wien, 26. März 1885, Lot 28,
Ankauf H. O. Miethke, Wien;
Privatbesitz, Niederlande.

Henriette Mankiewicz, Tochter des Schriftstellers Josef Samuel Tauber, war seit 1872 mit dem Dresdener Bankier und Generalkonsul Carl Mankiewicz verheiratet. Hans Makart war mit dem Ehepaar befreundet, so besuchte man zum Beispiel gemeinsam die Festspiele in Bayreuth. Die Portraitierte war künstlerisch insofern recht erfolgreich tätig als sie sogenannte Nadelmalereien auf Seide schuf, eine Kombination mehrerer Techniken wie Malerei, Stickerei und Aplik - großformatige, dekorative Kompositionen mit Landschaften und Blumen. Vielleicht waren die dekorativen Blumenstücke aus Makarts Spätwerk ihr Vorbild. Aus unbekannten Gründen verblieb Henriettes Portrait im Atelier des Malers, wurde in den Nachlass aufgenommen und im Rahmen der großen Nachlass-Auktion im Frühjahr 1885 versteigert und bei dieser Gelegenheit vom bekannten Wiener Kunsthändler H. O. Miethke erworben.
Hans Makart hat die von ihm porträtierten Damen in die von ihm geschaffene theatralische Phantasiewelt versetzt indem er sie in historischen Gewändern darstellte, die er meist seinem Fundus entnahm. Die Damen ließen es gern geschehen, denn mit sicherem Blick wählte der Maler ein zur Erscheinung der Dame passendes Kostüm sowie die entsprechenden Accessoires. Man lebte in der Zeit des Historismus, der Wiener „Ringstraßenzeit“, in einer Epoche, in der die Rückbesinnung auf alte Zeiten und Stile auf vielfältigste Weise in die Tat umgesetzt wurde, oft sogar ins tägliche Leben einfloss. Die Ringstraße, deren Architektur so gut wie alle historischen Stile herauf beschwört, ist der beste Repräsentant der Zeit auf dem Feld der Architektur. Was die bildende Kunst betrifft, ist es wohl unbestritten die Malerei Hans Makarts, welcher die Krone gebührt. Nicht umsonst spricht man heute noch von der „Makartzeit“, wenn man das Wien des späten 19. Jahrhunderts meint. Die Durchdringung des gesellschaftlichen Lebens mit historischen Tagträumen wird am allerbesten durch seine Damenporträts repräsentiert.
Das Porträt Henriettes Mankiewicz ist genauso repräsentativ, theatralisch und malerisch virtuos wie man es von dem weit über die kunstinteressierte Welt hinaus bekannten Maler erwartete und wofür man ihn schätzte. Er war ein Meister der Inszenierung sowohl was die Arrangements der Portraits betraf, also etwa die Wahl des Kostüms oder der Schmuckstücke, als auch der Maltechnik. Diese ist aus mehrerlei Gründen bemerkenswert: Stets wählte er Variationen eines bestimmten Farbklangs, die das Portrait dominieren, die seiner Einschätzung nach dem Wesen der porträtierten Dame entsprachen, Gold- und Weisstöne in unserem Bild. Zugleich hob er den Kontrast zwischen dem pastosen Farbauftrag in der Wiedergabe von Stoffen, Schmuckstücken, Bordüren etc. gegenüber der glatten, feinen Oberfläche von Gesicht und Händen auf raffinierte Weise hervor. Der reiche Schmuck, den Henriette in diesem Portrait trägt steht im wirkungsvollen Gegensatz zum glatten und weichen Inkarnat. In dem scheinbaren Widerspruch von überlegt arrangierter Komposition und großzügiger, oft bewusst achtloser malerischer Umsetzung liegt eine der großen Stärken der Malerei Hans Makarts.
Dieser war 1869 nach Wien berufen worden, nachdem er in München begonnen hatte, sich als erfolgreicher junger Maler zu etablieren. Die großen offiziellen Aufträge blieben zunächst zwar aus, doch wurde dieser Mangel bei weitem durch private Auftraggeber kompensiert. Für diese malte er nicht nur zahlreiche Portraits, sondern vor allem auch große malerische Raumausstattungen, riesige Historienbilder, Theatervorhänge etc.
Das pompöse Atelier in der Gusshausstraße entwickelte sehr schnell eine riesige Anziehungskraft und wurde zu einem gesellschaftlichen Mittelpunkt Wiens

Expertin: Mag. Dimitra Reimüller Mag. Dimitra Reimüller
+43-1-515 60-355

19c.paintings@dorotheum.at

23.04.2015 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 37.500,-
Schätzwert:
EUR 35.000,- bis EUR 45.000,-

Hans Makart


(Salzburg 1840–1884 Wien)
Portrait Henriette von Mankiewicz, um 1877/78, Öl auf Holz, 105 x 77,5 cm, gerahmt, (Rei)

Verzeichnet und abgebildet in:
Emmerich Ranzoni, Makarts Werke, Heliogravuren nach den Original Gemälden, P. Bayer, Dresden 1889, Abb. 44; Gerbert Frodl, Hans Makart, Monographie und Werkverzeichnis, Residenz Verlag, Salzburg 1974, S. 367, Nr. 306, Abb. 74; Gerbert Frodl, Hans Makart, Werkverzeichnis der Gemälde, Verlag der Bibliothek der Provinz, Belvedere, Wien 2013, S. 204, Nr. 360.

Provenienz:
Nachlaßauktion Hans Makart, H. O. Miethke, Wien, 26. März 1885, Lot 28,
Ankauf H. O. Miethke, Wien;
Privatbesitz, Niederlande.

Henriette Mankiewicz, Tochter des Schriftstellers Josef Samuel Tauber, war seit 1872 mit dem Dresdener Bankier und Generalkonsul Carl Mankiewicz verheiratet. Hans Makart war mit dem Ehepaar befreundet, so besuchte man zum Beispiel gemeinsam die Festspiele in Bayreuth. Die Portraitierte war künstlerisch insofern recht erfolgreich tätig als sie sogenannte Nadelmalereien auf Seide schuf, eine Kombination mehrerer Techniken wie Malerei, Stickerei und Aplik - großformatige, dekorative Kompositionen mit Landschaften und Blumen. Vielleicht waren die dekorativen Blumenstücke aus Makarts Spätwerk ihr Vorbild. Aus unbekannten Gründen verblieb Henriettes Portrait im Atelier des Malers, wurde in den Nachlass aufgenommen und im Rahmen der großen Nachlass-Auktion im Frühjahr 1885 versteigert und bei dieser Gelegenheit vom bekannten Wiener Kunsthändler H. O. Miethke erworben.
Hans Makart hat die von ihm porträtierten Damen in die von ihm geschaffene theatralische Phantasiewelt versetzt indem er sie in historischen Gewändern darstellte, die er meist seinem Fundus entnahm. Die Damen ließen es gern geschehen, denn mit sicherem Blick wählte der Maler ein zur Erscheinung der Dame passendes Kostüm sowie die entsprechenden Accessoires. Man lebte in der Zeit des Historismus, der Wiener „Ringstraßenzeit“, in einer Epoche, in der die Rückbesinnung auf alte Zeiten und Stile auf vielfältigste Weise in die Tat umgesetzt wurde, oft sogar ins tägliche Leben einfloss. Die Ringstraße, deren Architektur so gut wie alle historischen Stile herauf beschwört, ist der beste Repräsentant der Zeit auf dem Feld der Architektur. Was die bildende Kunst betrifft, ist es wohl unbestritten die Malerei Hans Makarts, welcher die Krone gebührt. Nicht umsonst spricht man heute noch von der „Makartzeit“, wenn man das Wien des späten 19. Jahrhunderts meint. Die Durchdringung des gesellschaftlichen Lebens mit historischen Tagträumen wird am allerbesten durch seine Damenporträts repräsentiert.
Das Porträt Henriettes Mankiewicz ist genauso repräsentativ, theatralisch und malerisch virtuos wie man es von dem weit über die kunstinteressierte Welt hinaus bekannten Maler erwartete und wofür man ihn schätzte. Er war ein Meister der Inszenierung sowohl was die Arrangements der Portraits betraf, also etwa die Wahl des Kostüms oder der Schmuckstücke, als auch der Maltechnik. Diese ist aus mehrerlei Gründen bemerkenswert: Stets wählte er Variationen eines bestimmten Farbklangs, die das Portrait dominieren, die seiner Einschätzung nach dem Wesen der porträtierten Dame entsprachen, Gold- und Weisstöne in unserem Bild. Zugleich hob er den Kontrast zwischen dem pastosen Farbauftrag in der Wiedergabe von Stoffen, Schmuckstücken, Bordüren etc. gegenüber der glatten, feinen Oberfläche von Gesicht und Händen auf raffinierte Weise hervor. Der reiche Schmuck, den Henriette in diesem Portrait trägt steht im wirkungsvollen Gegensatz zum glatten und weichen Inkarnat. In dem scheinbaren Widerspruch von überlegt arrangierter Komposition und großzügiger, oft bewusst achtloser malerischer Umsetzung liegt eine der großen Stärken der Malerei Hans Makarts.
Dieser war 1869 nach Wien berufen worden, nachdem er in München begonnen hatte, sich als erfolgreicher junger Maler zu etablieren. Die großen offiziellen Aufträge blieben zunächst zwar aus, doch wurde dieser Mangel bei weitem durch private Auftraggeber kompensiert. Für diese malte er nicht nur zahlreiche Portraits, sondern vor allem auch große malerische Raumausstattungen, riesige Historienbilder, Theatervorhänge etc.
Das pompöse Atelier in der Gusshausstraße entwickelte sehr schnell eine riesige Anziehungskraft und wurde zu einem gesellschaftlichen Mittelpunkt Wiens

Expertin: Mag. Dimitra Reimüller Mag. Dimitra Reimüller
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 23.04.2015 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 11.04. - 23.04.2015


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.