Lot Nr. 527 #


Alexej Jawlensky


Alexej Jawlensky - Klassische Moderne

(Torschok 1864–1941 Wiesbaden)
Grosse Meditation, monogrammiert unten links, datiert unten rechts AJ 36, Öl auf leinenstrukturiertem Papier auf Karton aufgezogen, 25 x 17,5 cm, rückseitig datiert und bezeichnet A. Jawlensky 1936 N 31, gerahmt, (PS)

Provenienz:
Auktion Kornfeld and Klipstein, Bern, 9. Juni 1961
Gradska Galerija, Zagreb
Beniamino Levi, Mailand
Agenzia d’Arte Moderna, Rom;
Christie‘s London 7.2.2006, Lot 319 -
dort vom jetzigen Besitzer erworben

Literatur:
M. Jawlensky, L. Pieroni-Jawlensky and A. Jawlensky, Alexej von Jawlensky, Catalogue Raisonné of the Oil Paintings, 3. Bd.,1934–1937, London, 1993, S. 253, Nr. 1965 (Abb. S. 252)

Jawlensky entdeckte schon früh sein Interesse für das menschliche Gesicht, dem er sich in der Reihe „Mystische Köpfe“ widmete. Es folgten die „Heilandsgesichter“ und schließlich die „Abstrakten Köpfe“, die in ihrer deutlichen Reduktion und in dem zunehmenden Verzicht auf individuelle Merkmale bereits als eine Vorwegnahme der späteren Meditationen gedeutet werden können.(1)
Wie allen Meditationen liegt auch bei diesem Bild eine Form zugrunde, die an Kreuz und Gesicht zugleich erinnert und Grundthemen des gesamten Oeuvre vereint. In einem Brief an Pater Verkade schreibt Jawlensky über die neuen Köpfe und den Wandel in seiner Kunst:
„Einige Jahre malte ich diese Variationen und dann war mir notwendig, eine Form für das Gesicht zu finden, da ich verstanden hatte, dass die große Kunst nur mit religiösem Gefühl gemalt werden soll. Und das konnte ich nur in das menschliche Antlitz bringen. Ich verstand, dass der Künstler mit seiner Kunst durch Formen und Farben sagen muss, was in ihm Göttliches ist. Darum ist das Kunstwerk ein sichtbarer Gott, und die Kunst ist „Sehnsucht zu Gott“. Ich habe viele Jahre „Gesichte“ gemalt. Ich saß in meinem Atelier und malte, und mir war die Natur als Souffleur nicht notwendig. Mir war genug wenn ich mich in mich selbst vertiefte, betete und meine Seele vorbereitete in einen religiösen Zustand…“(2)
Die Zeit der „Meditationen“, der kleinteiligen Tafeln bilden den Abschluss seines Werkes. Die fortschreitende Arthrose schränkte den Künstler mehr und mehr ein: „So gingen die Jahre in großer Arbeit. Und dann wurde ich krank und konnte wohl weiter arbeiten, trotzdem meine Hände immer mehr und mehr steif wurden. Ich konnte den Pinsel nicht mehr in der Hand halten, musste beide Hände dazu nehmen, immer mit großen Schmerzen. Mein Format wurde ganz klein, auch musste ich eine neue Technik finden. Drei Jahre malte ich diese kleinen Köpfe wie ein Besessener. Da fühlte ich, dass ich bald ganz aufhören musste zu arbeiten: Und so kam es auch!“(3), schreibt Jawlensky in einem Brief an den Pater Verkade über die Zeit der „Meditationen“. Im kleinen Format mit langen, durchgehenden Pinselstrichen auf Malpapier oder Karton gebracht, entwickelte Jawlensky mit dieser Methode bis zur vollständigen Lähmung im Jahr 1938 eine neue Bildsprache. Dabei sind die Variationen der „Meditationen“ nicht allein physisch als Folge körperlicher Krankheit zu begründen, sondern sie stellen vielmehr eine Möglichkeit dar, trotz schwieriger Rahmenbedingungen, die künstlerische Aussage weiter ausformulieren und variieren zu können.

(1) Vgl Katharina Cichosch, Schirn Magazin, Frankfurt 2013 o. S.
(2) Jawlensky zitiert in Schultze, Alex Alexej Jawlensky, Köln 1970, S. 39 f.
(3) Jawlensky zitiert in ebenda: S. 54

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers
+49 211 2107747

petra.schaepers@dorotheum.de

25.11.2014 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 112.985,-
Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 50.000,-

Alexej Jawlensky


(Torschok 1864–1941 Wiesbaden)
Grosse Meditation, monogrammiert unten links, datiert unten rechts AJ 36, Öl auf leinenstrukturiertem Papier auf Karton aufgezogen, 25 x 17,5 cm, rückseitig datiert und bezeichnet A. Jawlensky 1936 N 31, gerahmt, (PS)

Provenienz:
Auktion Kornfeld and Klipstein, Bern, 9. Juni 1961
Gradska Galerija, Zagreb
Beniamino Levi, Mailand
Agenzia d’Arte Moderna, Rom;
Christie‘s London 7.2.2006, Lot 319 -
dort vom jetzigen Besitzer erworben

Literatur:
M. Jawlensky, L. Pieroni-Jawlensky and A. Jawlensky, Alexej von Jawlensky, Catalogue Raisonné of the Oil Paintings, 3. Bd.,1934–1937, London, 1993, S. 253, Nr. 1965 (Abb. S. 252)

Jawlensky entdeckte schon früh sein Interesse für das menschliche Gesicht, dem er sich in der Reihe „Mystische Köpfe“ widmete. Es folgten die „Heilandsgesichter“ und schließlich die „Abstrakten Köpfe“, die in ihrer deutlichen Reduktion und in dem zunehmenden Verzicht auf individuelle Merkmale bereits als eine Vorwegnahme der späteren Meditationen gedeutet werden können.(1)
Wie allen Meditationen liegt auch bei diesem Bild eine Form zugrunde, die an Kreuz und Gesicht zugleich erinnert und Grundthemen des gesamten Oeuvre vereint. In einem Brief an Pater Verkade schreibt Jawlensky über die neuen Köpfe und den Wandel in seiner Kunst:
„Einige Jahre malte ich diese Variationen und dann war mir notwendig, eine Form für das Gesicht zu finden, da ich verstanden hatte, dass die große Kunst nur mit religiösem Gefühl gemalt werden soll. Und das konnte ich nur in das menschliche Antlitz bringen. Ich verstand, dass der Künstler mit seiner Kunst durch Formen und Farben sagen muss, was in ihm Göttliches ist. Darum ist das Kunstwerk ein sichtbarer Gott, und die Kunst ist „Sehnsucht zu Gott“. Ich habe viele Jahre „Gesichte“ gemalt. Ich saß in meinem Atelier und malte, und mir war die Natur als Souffleur nicht notwendig. Mir war genug wenn ich mich in mich selbst vertiefte, betete und meine Seele vorbereitete in einen religiösen Zustand…“(2)
Die Zeit der „Meditationen“, der kleinteiligen Tafeln bilden den Abschluss seines Werkes. Die fortschreitende Arthrose schränkte den Künstler mehr und mehr ein: „So gingen die Jahre in großer Arbeit. Und dann wurde ich krank und konnte wohl weiter arbeiten, trotzdem meine Hände immer mehr und mehr steif wurden. Ich konnte den Pinsel nicht mehr in der Hand halten, musste beide Hände dazu nehmen, immer mit großen Schmerzen. Mein Format wurde ganz klein, auch musste ich eine neue Technik finden. Drei Jahre malte ich diese kleinen Köpfe wie ein Besessener. Da fühlte ich, dass ich bald ganz aufhören musste zu arbeiten: Und so kam es auch!“(3), schreibt Jawlensky in einem Brief an den Pater Verkade über die Zeit der „Meditationen“. Im kleinen Format mit langen, durchgehenden Pinselstrichen auf Malpapier oder Karton gebracht, entwickelte Jawlensky mit dieser Methode bis zur vollständigen Lähmung im Jahr 1938 eine neue Bildsprache. Dabei sind die Variationen der „Meditationen“ nicht allein physisch als Folge körperlicher Krankheit zu begründen, sondern sie stellen vielmehr eine Möglichkeit dar, trotz schwieriger Rahmenbedingungen, die künstlerische Aussage weiter ausformulieren und variieren zu können.

(1) Vgl Katharina Cichosch, Schirn Magazin, Frankfurt 2013 o. S.
(2) Jawlensky zitiert in Schultze, Alex Alexej Jawlensky, Köln 1970, S. 39 f.
(3) Jawlensky zitiert in ebenda: S. 54

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers
+49 211 2107747

petra.schaepers@dorotheum.de


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Klassische Moderne
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 25.11.2014 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 15.11. - 25.11.2014


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

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